Was macht einen souveränen Hund aus?

  • Der souveräne Hund. Doch was macht diesen aus?


    Ich schaue oft im Tierschutz und Sätze wie "Hund XY passt am besten zu einem souveränen Ersthund."

    Dann überlege ich immer, ob mein Hund eigentlich souverän ist oder eher nicht.


    Sie ist sehr cool in vielen Lebenslagen. Lärm, Autos, Staubsauger, im Café oder in neue Situationen -> cool.

    Sie ist irgendwie nicht selbstsicher, wenn es um Lebewesen geht. Fremde Hunde und Menschen -> skeptisch. Also doch nicht souverän?

    Edit: Sie kläfft Besuch an. Laut Hundetrainerin allerdings nicht aus Angst, sie agiert schon sehr eindringlich. Souverän, weil sie den Eindringling verbissen loswerden will? Unsouverän, weil sie als Kläffer überreagiert?


    Was ist für euch ein souveräner Hund? Ist so ein Hund überall einfach cool drauf, passt sich schnell an oder ist ein Vorbild?

  • Ein souveräner Hund ist für mich ein gelassenes Tier, ebenso sicher im Umgang mit seiner Außenwelt wie mit Artgenossen. Der, der praktisch sofort ranghoch ist, ohne dafür jemals einen Aufriß veranstalten zu müssen, und der Nervosität oder Aggressivität einfach nicht nötig hat.


    Und natürlich ist so einer das beste Vorbild, das ein junger/unsicherer Hund überhaupt kriegen kann. Wir hatten das Glück, so einen in der Nachbarschaft zu haben, und er hat den quirligen kleinen Terrier wirklich bestens erzogen.


  • Souverän ist ein Hund der selbstbewusst aber nicht überzogen auf seine Umwelt, Menschen und Hunde reagiert.


    In Bezug auf Menschen kann das sowohl freundlich (nicht fiddelig!) bedeuten als auch neutral bis ablehnend solange es nicht aus der Unsicherheit heraus entsteht.


    Hunden gegenüber sind souveräne Hunde die, die die Bühne betreten und die anderen Hunde respektieren sie sofort. Einfach durch das Auftreten und die Ausstrahlung.

    Ein souveräner Hund hat es nicht nötig den dicken Max zu spielen und alle unterzubuttern oder sich in jeden Streit einzumischen. Es wird nicht wegen Kleinigkeiten ausgerastet. Oft haben souveräne Hunde auch eine ziemlich lange Zündschnur. Sie deeskalieren idR lange und bieten dem Gegenüber freundlich an zu unterlassen was ihn stört.

    Kommt es doch mal zur offenen Auseinandersetzung ist das Geschrei der Halter oft groß weil diese Hunde das nicht halbherzig tun mit ein bisschen kläffen und abschnappen sondern es wird sich durchgesetzt und erst dann aufgehört wenn der unterlegene Hund es verstanden hat.

    Der souveräne Hund tritt dann aber nicht nach. Ist die Situation geklärt, dann wars das auch.


    Souverän zu sein heißt aber nicht, dass diese Hunde jeden anderen mögen. Aber man kann sich Artgenossen ja auch vom Hals halten ohne gleich auszuflippen und hysterisch schnappend und kreischend auf das Gegenüber loszugehen. Oder zu fiddeln, zu flüchten oder einzufrieren.

    Diese Hunde sind sehr klar in ihrer Kommunikation, auch unsichere Hunde können oft gut mit ihnen.


    Oft schließen sich andere Hunde sehr schnell einem souveränen Hund an, vor allem Junghunde werden da schnell zu Groupies und folgen (in gebührenden Abstand) und machen alles nach.




    Mein jüngerer Rüde ist auf dem besten Weg ein souveräner Hund zu werden. Altersentsprechend kann er das natürlich nicht vollumfänglich leisten, das wird in den nächsten Jahren noch kommen.

    Aber er entspricht eigentlich allen Kriterien.

    Lange Zündschnur, deeskaliert, steckt seine Grenzen sehr deutlich ab und maßregelt bei Bedarf knackig aber fair. Vor allem junge Rüden schließen sich ihm sofort an wenn er auftaucht. Er hat keinen Bock auf Kontakt mit jedem; macht das auch deutlich und ist aber tolerant solange der Mindestabstand gewahrt wird. Dann können die Junghunde ihm auch im Pulk hinterherlaufen und alles nachmachen solange sie nicht nerven.

    Er spielt mit Junghunden, erzieht aber auch sehr gezielt.

    Er ist selbstbewusst aber kein Arsch. Auf Schwächere geht er toll ein ohne aufdringlich zu sein und kippt höchstselten ins Mobben. Die Interaktionen die ich deshalb abbrechen musste in seinem Leben kann ich an meinen Fingern abzählen.

    Gegen prollige Hunde hält er gegen und gibt nicht klein bei, ist aber immer bereit zu deeskalieren und würde nie auslösen und eine Klopperei anfangen.


    Ich denke in zwei Jahren wird er genau das sein, was ich mir unter einem souveränen Althund vorstelle.

  • Im Prinzip ist es ähnlich, wie bei den Menschen!


    Derjenige, der ruhig ist, und auch gelassen bleiben kann, obwohl sein Gegenüber keift.

    Der einfach in sich ruhg, der weiß, was er kann, und wann es nötig ist, zu handeln.

    Jemand, zu dem alle quasi sofort aufschauen, und ihm blind folgen, auch wenn er nichts gesagt hat.



    Die haben dann auch bei Gefahren irgendwie noch einen coolen Kopf und wissen genau, wann sie was JETZT machen müssen.

  • Für mich wurde das meiste schon gesagt.


    Ergänzen möchte ich noch, dass ein souveräner Hund für mich ein fairer Hund ist. Er zieht nicht einfach durch sondern passt sich durchaus seinem Gegenüber an, wenn es angemessen und notwendig ist.

  • Zitat

    vor allem Junghunde werden da schnell zu Groupies und folgen (in gebührenden Abstand) und machen alles nach.

    Und das ist noch milde gesagt - für meinen Terrier blieb der große Ersatzvater zeitlebens sowas wie eine Kreuzung aus Gottvater und Popstar. Auf ihrer Verehrungsskala kam nichts Zwei- oder Vierbeiniges auch nur in seine Nähe - er wirklich das Maß aller Dinge. Ähnlich reagierte meine erste Hündin auf den auch sehr souveränen Rüden ,der sie im Rudel großgezogen hatte, und wenn die sich Monate nicht gesehen hatten. Das ist schon sehr putzig zu beobachten.


    Am Größten ist es natürlich, wenn der Übervater einen auch noch assistieren läßt. Hier wird gemeinsam gewacht:



    Und was ich bei souveränen Hunden immer besonders nett finde: die lassen ihre Zöglinge auch mal gewinnen - das sind wirklich begnadete Pädagogen:


  • Sunny mag andere Hunde beim Erstkontakt meist nicht sonderlich. Sie bevorzugt wenig Kontakt und mal leicht Nachschnuppern. Aber in ihrem Leben gab es jetzt exakt drei Rüden, da fiel ihre Reaktion komplett anders aus. Sie schlich wie ein kleines Mäuschen hinterher und suchte gezielt auch den Kontakt. Immer souveräne und selbstständige große Hunde, die wirklichen sehr entspannt ihres Weges gingen (und sie mal mehr oder weniger beachteten). Das souveräne scheint wirklich anziehend zu sein.


    Dann ist meine Hündin definitiv weg von einem guten Vorbild und braucht eher selbst eins. :tropf:

  • Ich unterschreibe alles, was bisher gesagt wurde, außer der Sache mit der Führungsposition, da stimme ich nur eingeschränkt zu.


    Man kann meiner Meinung nach auch ohne Führungskompetenz souverän sein. Man kann sich und seine Fähigkeiten souverän einschätzen und entsprechend handeln. Auch ein Hund, der der besseren Führungspersönlichkeit folgt, kann ein souveräner Hund sein. Aber (und deshalb stimme ich euch trotz der Einschränkung zu): wenn für einen unsicheren Tierschutzhund ein souveräner Ersthund gewünscht wird, dann vermutlich einer, der souverän führt und nicht einer, der souverän folgt.


    edit tantematilda

    Ich würde sagen: beides. Wie bei allem, was das Verhalten eines Hundes ausmacht.


    Es gibt angeborene Eigenschaften, die einem souveränen Handeln entgegenstehen. So ein Hund wird dann nur unter absolut optimalen Bedingungen zu einem souveränen Tier heranwachsen. Ein Hund kann aber auch die perfekten angeborenen Eigenschaften mitbringen und durch ungünstige Umstände dann doch nicht wirklich souverän werden.

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