extrem ängstlicher Tierschutzhund

  • Hat er denn sonst Angst in der Wohnung, also sagen wir mal ihr seit da und beachtet ihn aber nicht, kommt er dir dann trotzdem total panisch vor? Wenn nicht, ließe sich darauf ja aufbauen.
    Ist er denn so aufgewachsen wie auf diesem Tierschutzhof, wo du ihn hingeben möchtest? Würden die dir vielleicht "im Tausch" einen anderen Hund vermitteln, der besser zu dir passt?

  • Grundsätzlich musst du das ja nicht alleine machen, es gibt Trainer, die einen unterstützen und rausfinden was für Beide gut ist...


    Angst beim Hund oder Menschen ist ein interessantes Thema. Die Ausschüttung der Bodenstoffe wie Cortisol bzw. deren Abbau dauern mehrere Tage. Heißt deinem Hund steckt der Schock des Einzugs auch noch körperlich in den Knochen. Dazu kommen die neuen Überforderungen. Der kann noch nicht zeigen wer er wirklich ist.


    Aber es klingt schon stark danach, dass du dir es nicht zutraust. Wenn es nicht passt, dann muss man sich Fehler eingestehen und Verantwortung für die Vermittlung übernehmen.

  • Zwar schmust er mit mir und lässt sich kraulen, aber sobald ich etwas von ihm 'will' fängt die panische Angst an und er zittert vor Schreck am ganzen Körper.

    Dass er mit Dir schmust , ist schon mal eine gute Voraussetzung, um Bindung aufzubauen. Vor Dir hat er also nicht die absolute Panik, so dass ich es auch beim Schmusen belassen wurde. Kommt er freiwillig, schmuse mit ihm, kommt er nicht, auch gut

    Darf ich dich mal Fragen, wie genau du mit Faro umgegangen bist? Hast du ihn anfangs komplett in Ruhe gelassen?

    Klar, darfst Du das wissen. Wir haben Faro im Haus gewähren lassen, heißt, lag er irgendwo rum, ließen wir ihn liegen, kam er, um zu schmusen, schmusten wir .

    Wir versuchten, nur das zu machen, vor dem er keine Angst hatte. Staubsaugen oder Kehren machte ich dann, wenn mein Mann mit den Hunden draußen war, denn vor dem Besen und Staubsauger hatte Faro richtig Angst.

    Autos kannte er nicht. Im Auto hatte er nie Probleme, im kofferraum fühlte er sich sicher, aber an ihm vorbei fahrende Autos fand er spooky, also stellte ich mich mit ihm an die Hauptstraße, die hier durch's Dorf geht und wir guckten Autos. So lernte er, die tun nichts.


    Fremde Menschen ließ ich gar nicht an Faro heran, da er sie überflüssig fand und panisch wurde.


    Round about: die ersten Wochen war Ruhe angesagt, es wurde allerdings viel mit ihm gespielt, um die Bindung zu stärken. Du kannst mal in meinem alten Thread lesen, wenn Du magst und es Dir nicht zu mühsam ist.

    Faros Anfänge


    Autos gucken

    3eebd95775cefe0308416cb33d69647fb838bac1.jpg

  • Hallo ihr Lieben,


    erstmal vorweg möchte ich euch Danken für eure tollen Antworten. Es hilft immer die Sache mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und vor allem sich auszutauschen und Erfahrungen von anderen einzuholen.

    Was mir besonders geholfen hat war die Aussage 'Erstmal Ruhe!' Sowohl für Rick als auch für mich.

    Irgendwie dachte ich nämlich, ich wäre eine miese Hundehalterin wenn ich nicht sofort mit dem Training beginne und anfange ihn zu 'erziehen'... Das hatte sich so in mein Hirn verfestigt, das ich mich da total drauf versteift habe und durch seine Panik hat nichts so geklappt wie ich es mir natürlich vorgestellt hatte.. Ergo fingen meine Zweifel an und ob ich denn die Richtige für ihn bin.


    @Ixabel

    Wenn er in der Wohnung ist, ist er in der Regel recht entspannt. Er legt sich zu uns auf die Couch, verfällt aber auch nicht in große Angst wenn wir ihn runter schicken - dann pflanzt er sich halt auf seine Decke.

    Was er nur wirklich hat ist Trennungsangst - aber vielleicht ist das jetzt nach dieser Zeit auch noch normal?
    Wobei ich finde das es heute morgen schon etwas besser ist. Er verlässt das Wohnzimmer zB ohne meinen Mann und mich und geht alleine auf Erkundungstour.

    Außerdem hat er heute morgen nicht gejault..Das hat er zB die letzten Tage gemacht. Er schläft bei uns im Schlafzimmer, aber auf dem Boden in seinem eigenen Körbchen. Als ich aufgestanden bin um mit ihm in den Garten zu gehen damit er sein Geschäft machen kann, bin ich danach wieder ins Bett gestiefelt. Natürlich ist er hinterher - dann aber aus dem Schlafzimmer raus und ins Wohnzimmer und fing da an bitterlich zu jaulen. Das war heute nicht der Fall, sondern er ist einfach auch wieder in sein Körbchen und hat noch ne Stunde geschlafen.

    Dazu kommt noch das ich heute den Eindruck hatte das er sogar auf seiner Decke einfach liegen bleibt, wenn einer von uns den Raum verlässt. Das war die ersten Tage auch nicht so.


    BettiFromDaBlock

    Ich habe mich gestern mal Intensiv mit dem Thema Welpen- bzw Hundeblues auseinander gesetzt. Und ich glaube das ist es was mich wirklich total erwischt hatte. Dieses Gefühl hatte ich bei Bianca überhaupt nicht - fragt mich nicht wieso, ich kann es nicht erklären. Vielleicht war sie wirklich umgänglicher als Rick, oder aber ich hatte mir mit meinen 18 Jahren damals einfach wesentlich weniger Gedanken gemacht und mehr 'aus dem Bauch heraus' gehandelt.

    Bei Rick wollte ich nun auf Gedeih und Verderb von Anfang an alles richtig machen und habe mich doch sehr selbst unter Druck gesetzt.


    Es ist aber wirklich schön und beruhigend zu hören das ich uns erstmal Ruhe gönnen soll/darf.

    Ich habe mich dazu entschieden ihn zu behalten - der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Ich liebe Tiere wirklich - und ich glaube wir brauchen einfach Zeit uns aneinander zu gewöhnen.Denn ich habe wirklich einfach viel zu viel erwartet.


    Ich bin mir jedoch Sicher das ich mich in Zukunft bestimmt nochmal Ratlos an euch wenden werde :xface:

  • Wir haben Ende Mai eine Schäferhündin aus einem rumänischen TH übernommen. Insofern sind meine eigenen Erfahrungen und Gedanken noch ganz frisch. Auch ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, ob wir diesem Hund gerecht werden können oder ob wir ihn lieber wieder abgeben sollten.


    Als Erstes überlege dir bitte Folgendes: Das Leben mit deiner verstorbenen Hündin erscheint dir in der Erinnerung als entspannt und sorgenfrei. Doch bedenke, dass diese Erinnerungen vermutlich vor allem aus ihren letzten Jahren stammen, als sie schon älter und ruhiger und vor allem lange bei dir war. Wie war denn die erste Zeit mit ihr? Gab es da eventuell auch stressige Situationen und Zeiten, wo du erstmal mit ihr arbeiten musstest, damit es gut läuft?


    Unsere ersten vier Wochen mit Sally bestanden nur aus Management. Dieser Hund war von zwei Jahren TH, dem Transport und der neuen Umgebung dermaßen stressgeflutet, dass sie nicht entspannen konnte. Und ein gestresster Hund kann nichts lernen. Wir haben also versucht, durch Ruhe, Regelmäßigkeit und keinerlei Ansprüche an sie, dafür zu sorgen, dass das Stresslevel runter geht. Es war eine sehr anstrengende Zeit für uns, aber zum Glück brachte sie auch viele gute Eigenschaften mit, die uns diese erste Zeit und die Sorgen, die wir uns gemacht haben, erleichtert haben. Sie war von Anfang an sehr kuschelbedürftig und hat sich in einer fast verzweifelten Art und Weise vom ersten Tag an uns geklammert. Wir haben also wirklich drei, vier Wochen lang abwechselnd mit ihr verbracht, alles andere liegen lassen, und ihr beim Ruhen und Schlafen Körperkontakt oder zumindest unsere Anwesenheit gegeben. Sie musste auch in der Zeit nie alleine sein. Besuch gab es außer unserer Tochter keinen, ebenso keine Unternehmungen, keine Versuche, ihr irgendwas beizubringen. Sie wollte ständig aus dem Garten ausbrechen, hatte große Angst vor Autos, so dass man kaum an der Straße entlang laufen konnte, hat Personen angebellt, hat an der Leine gezerrt, wie nix Gutes, kurz, sie war heillos überfordert mit allem wund wir mit. Sehr gut an ihr war jedoch dass sie selbst im größten Stress niemals aggressiv gegen uns oder unseren kleinen Ersthund wurde. Und das ist auch ein Tipp für dich: Konzentriere dich auf die guten Eigenschaften deines Kleinen und sei dankbar dafür!


    Inzwischen sind elf Wochen vergangen und alle Sorgen und Gedanken, ob und wie wir das Leben mit dieser wilden Maus hinbekommen werden, sind weg. Klar, sie ist erst vier Jahre alt und keine Schlaftablette und deshalb wollen wir mit ihr im Herbst auch in die Hundeschule gehen. Trotz des chaotischen Anfangs hat sie in den letzten Wochen eigentlich alles Wichtige gelernt, was sie für das Leben bei uns so braucht: halbwegs ordentlich an der Leine gehen, keine Angst mehr vor Autos und Menschen, ruhig dabei sitzen, wenn man sich mal draußen mit jemandem unterhält, keine Leute anbellen, gesittet im Auto mitfahren usw. usf. Letztens wurde uns in einem Biergarten sogar gesagt, wass wir doch für einen hübschen und vor allem wohlerzogegen Schäferhund hätten. Wer hätte sowas vor elf Wochen für möglich gehalten? Wir jedenfalls nicht ;) Also, durchhalten lohnt sich und höchstwahrscheinlich wird dein Kleiner sich in den nächsten Wochen ganz erstaunlich gut entwickeln.


    Alles Gute für euch!

  • Was genau hat der Hund denn an extremen Ängsten, irgendwie erschließt sich mir das aus dem Anfangsbeitrag nicht so ganz.

    Dass einem ein grad eingezogener TS-Hund erst mal ständig hinterher dackelt, finde ich soweit normal. Auch dass der erst mal eingeschüchtert ist, wenn du irgendwas mit ihm trainieren willst oder auch noch Besuch kommt, finde ich jetzt erst mal nicht so extrem. Immerhin wurde vor kurzem die gesamte Welt des Hundes auf den Kopf gestellt und er kennt das alles vermutlich überhaupt nicht.


    Du schreibst, er kommt schmusen, nimmt also sogar von sich aus Kontakt auf, das ist doch schon mal toll! Wie ist er sonst in der Wohnung, wenn ihr in einem Zimmer seid? Ständig auf der Flucht oder kann er einigermaßen entspannen? Wie ist es draußen?


    Weil für mich liest sich der erste Beitrag gar nicht nach einem Angsthund, sondern einfach nach zu viel in zu wenig Zeit vom Hund verlangt. Könnte mir vorstellen, wenn ihr den erst mal in Ruhe ankommen lasst, in nächster Zeit nichts übt außer normalem Alltag leben und möglichst erst mal auf Besuch, Ausflüge etc. verzichtet, dass der Hund keine Lebensaufgabe wird. Ideal wäre es natürlich, wenn sich ein Trainer, der Erfahrung mit Angsthunden hat, sich das vor Ort mal angucken und einschätzen kann.


    Zum Thema TS-Hunde allgemein: ja, es gibt leider Leute, die das komplett und undifferenziert schlecht machen (bevorzugt solche, die selber zwar niemals einen Hund aus dem TS übernehmen würden, aber ja da von der Großtante der Arbeitskollegin mal was negatives gehört haben |)). Klar, nicht alles, wo TS drauf steht, ist auch welcher drin und natürlich hat ein Hund aus 2. Hand eine Vorgeschichte, aber wenn man sich dessen bewusst ist, warum dann kein Hund aus dem TS? Auf alle Fälle sollte es nicht den Ausschlag für eine eventuelle Abgabe des Hundes geben, dass irgendwelche Leute der Meinung sind, TS ist Sch...

  • Versuche euch einfach mal den Druck rauszunehmen. Nur kleine Routinerunden draußen und ansonsten den Kleinen beobachten lassen.


    Es gibt hier auch einen Thread für (rumänische) Tierschutzhunde, da kann man sich mit Leuten austauschen. Auch wenn der Hund von woanders kommt ;) Schönes und Schweres - zeigt Eure Rumänen


    Ich war bei meinem Überraschungspaket die ersten zwei Monate kaum ansprechbar. Sie hat nur umsich gebissen, vor allem Panik und sich selbst verletzt. Kann also nachvollziehen, wenn man da vor einer Aufgabe steht und sich fragt, ob man überhaupt was richtig macht.

    Lasst euch Zeit. Routine. Und fragt euch was der Hund und ihr wirklich braucht. (Thema Ruhe lernen, Alleinsein oder Rückzugsort)


    Viel Erfolg und genießt es ein wenig.

  • Hier noch eine Stimme für Hund erstmal in Ruhe lassen.


    Bei meiner Schissbüx war das am Anfang ähnlich und nun ist er ein selbstbewusster Kerl mit nur noch ein paar Special Effekts.



    Gib ihm und auch dir Zeit in eure Partnerschaft reinzuwachsen.


    Ich hatte anfangs auch Sorge das nicht hinzubekommen.

  • @Clover

    Die Angst zeigt sich bei ihm darin, dass er total versteift und zittert wie Espenlaub. Eben wie schon erwähnt dann, wenn ich mit ihm 'Üben' wollte, oder der Besuch gestern kam. Ich habe mir ja nichts böses dabei gedacht. Dazu noch das Jaulen wenn wir nur im anderen Zimmer sind - obwohl er ja locker einfach auch ins Schlafzimmer hätte gehen können.. Wobei er das sogar getan hat: Kam ins Schlafzimmer, hat uns angesehen, umgedreht ist ins Wohnzimmer und fing an zu Jaulen.



    Nichtsdestotrotz beruhigt es mich ungemein das es auch Menschen gibt, die diesen Fellsnasen wie ich eine Chance geben und gut damit gefahren sind. Bin ich ja bei meiner ersten Hündin auch.


    Die Erkenntnis das ich in zu wenig Zeit zu viel verlangt habe, habe ich ja dank euch nun auch:verzweifelt:


    MissEllie

    Danke dir für deinen tollen Beitrag! Wie gesagt, es hilft wirklich unheimlich sich Ratschläge und andere Perspektiven einzuholen! Vor allem von jemandem zu hören, der ebenfalls mit den selben Gefühlen gekämpft hatte wie man selbst.



    Das gilt natürlich auch für den lieben Rest. Ich bin soooo beruhigt nicht alleine damit zu stehen und zu lesen das es anderen genauso ging wie mir und es nicht bereut haben weiter gemacht zu haben!

  • Wie schon geschrieben wurde, ist eine Woche nichts.

    Und Kommandos sind für die Tonne, momentan.

    Hier lebten schon etliche Angsthunde, eigene, sowie Pflegehunde.

    Die einen ließen bei Blickkontakt alles laufen, Kot, Urin.

    Andere wiederum fingen bei jeder Bewegung an zu schreien.

    Alles egal, alle die hier reinkommen, müssen mal überhaupt nichts.

    Der Alltag ging normal weiter, es wurde gefüttert, es gab Ansprache.

    Wer mit Gassi wollte, ging mit, wer nicht, blieb zuhause.

    Die Hunde haben Wochen-, Monatelang nur beobachtet.

    Und irgendwann von sich aus was angeboten, wenn die Zeit dazu reif war.

    Nach meiner Erfahrung klappt es mit einem Angsthund nur, wenn ich ihm die Zeit gebe anzukommen, egal wie lange das dauert.

    Wenn ich einen Hund möchte, mit dem ich gleich „starten“ kann, also Biergarten, Freunde, Hundeschule o.ä., dann bin ich mit einem Angsthund schlecht beraten.

    Daran scheitert es hier auch ganz oft mit Interessenten, weil die Leute einen Hund wollen, der halt so ist, wie man sich das Leben mit einem Hund vorstellt.

    Du musst in dich hören und dich fragen, wie stellst du dir das Leben mit einem Hund vor.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!