TS-Hund - "und nach 3 Monaten packt er aus"

  • Viel hängt halt auch da vom Hund und seiner Vorgeschichte ab: Ein psychisch robuster Hund mit entspannter Vorgeschichte wird sich wahrscheinlich im neuen Zuhause sehr schnell komplett "zeigen". Es gibt aber auch genug andere, die sind erst mal völlig mit neuen Eindrücken überladen, können noch gar nicht so recht sortieren wo sie gelandet sind, und von daher gehen bei denen erst mal sämtliche Kapazitäten fürs Beobachten drauf. Gerade von unerfahrenen Haltern wird das dann schnell interpretiert als "haben schon eine super Bindung" (weil der Hund sich nicht von seinem neuen Menschen, dem einzigen etwas weniger unbekannten Faktor in der fremden Welt, wegbewegt), "will total gefallen" (wer er sich nicht zutraut irgendwas aktiv zu tun), "ist soooo brav" (weil er das fremde Gebiet noch gar nicht als sein Territorium ansieht und den möglichen Reviereignern gegenüber erst mal kleine Brötchen backt), etc.... Da finde ich den Hinweis, das wars noch nicht, da kommt noch was!, absolut angebracht. Auch dann, wenn er ausdrücklich warnend gemeint ist.


    Wobei ich das Bild mit dem Köfferchen gar nicht schlecht finde: Der zieht hier ein, und seine Sachen hat er in einem Köfferchen dabei. Ist der Hund ein offener Typ, packt er möglicherweise sofort alles aus und räumt die Regale ein; ist er sehr vorsichtig, oder sich einfach noch nicht sicher ob das wirklich sein Zuhause ist, lebt er lieber erst mal eine Zeit lang aus dem Koffer. In diesem Fall sieht man schon das eine oder andere vorblitzen, so man denn einen Blick dafür hat. Manchmal kann man auch aus der Art des Koffers (Rasse zum Beispiel) schon schließen, was in dem Koffer wohl drin ist. Manchmal aber auch nicht, dann muss man eben abwarten bis der Hund sich wirklich zuhause fühlt und "fertig auspackt", bis man wirklich weiß, was alles im Gepäck ist. Und ob man das eher angenehm oder eher schwierig findet.

  • nö hab ich nicht erlebt. hier gelten aber auch ab tag 1 regeln.

    Geht es denn darum, ob man das selbst erlebt hat oder geht es darum, dass es unter verschiedenen, ineinander greifenden Voraussetzungen (recht) regelmässig (bei anderen, versteht sich) vorkommt?

  • nö hab ich nicht erlebt. hier gelten aber auch ab tag 1 regeln.

    Die gibt es auch in anderen Haushalten und trotzdem kommt es vor, dass Hunde nicht ab Tag eins ihr ganzes Verhaltensspektrum zeigen.


    Macht auch je nach Hund und Geschichte Sinn, dass sie sich erstmal zurückhalten.

    Das hat nichts mit Unfähigkeit der Halter zutun, es geht darum die ersten Ansätze zu erkennen und je nachdem was gezeigt wird, das in entsprechende Bahnen zu lenken. Wer frühzeitig erkennt was im Köfferchen so schlummert hat leichteres Spiel, das ist klar.

  • Es kommt ja auch darauf an von wo nach wohin welche Art Hundecharakter kommt.

    Beim Gassigehen im Tierheim (7mal) hat sich nicht gezeigt, was für ein Paket Arbeit ich mit nach Hause nehme. Für das Tierheim anscheinend auch nicht. Aber klar, Tierheim war auf dem Land und ein Hund der panische Angst vor anderen Hunden hat, macht im Tierheim nicht auf großen Angriff. Da wurden kleine Brötchen gebacken. Im neuen Heim dann beim eins zu eins die großen.


    Ich finde allerdings den Begriff "auspacken" überhaupt nicht negativ besetzt sondern sehr neutral. Transformation des Hundeselbst durch die neue Umgebung und Eingewöhnungszeit.


    Vielleicht wird im Forum ab und zu recht scharf gewarnt. Aber wenn ich meine TH Hündin ansehe, dann manchmal zurecht.

  • Hm...... Muß nicht sein, daß der Hund erst nach 3 Monaten "auspackt". Gemeint ist meist, daß er sich bis dahin nicht traut, so ganz "er selbst" zu sein, weil er mit den neuen Eindrücken so beschäftigt ist, und nicht weiß, was auf ihn zukommt, wenn er bestimmte Verhaltensweisen zeigt..... Nach drei Monaten (mal mehr, mal weniger) ist er in der Lage, die Leute um ihn herum einigermaßen einzuschätzen und zu erahnen, was er sich bei wem leisten kann, und zeigt dann u.U. auch, was in ihm steckt. Also quasi, wenn er "angekommen" ist....


    Das muß aber nicht immer nur negativ sein. Mein Faro zB war im Tierheim so gestreßt, daß die überhaupt nicht sicher waren, was von seinem Verhalten er "draußen" zeigen würde, und wie wir zurechtkommen würden. Fakt ist: er hat sich drei Jahre lang im Tierheim nicht anfassen lassen, ohne nach vorn zu gehen. Fakt ist aber auch: ich konnte ihn am zweiten Tag bei mir daheim überall anfassen und durchknuddeln. Im Tierheim ist er ausgerastet, wenn er nen Maulkorb auch nur sehen konnte. Bei mir daheim nach 4 Wochen saß er einfach nur gechillt da und hat geguckt, als ich mich endlich getraut habe, das in Frage zu stellen, und sich das Anziehen desselben gefallen lassen. In unserem Fall war es also extrem, dadurch, daß der Tierheim-Streß weggefallen war, hat er sich hier ganz anders gezeigt als erwartet. "Ausgepackt" im positiven Sinne. Aber deswegen ist er jetzt auch kein Lamm: Fremden gegenüber gebärdet er sich (noch) genau wie angekündigt und im Tierheim gefestigt; schließlich ist er drei Jahre lang mit der Masche "ich mach den Larry und alle lassen mich in Ruhe" durchgekommen...... *gg

    Nachdem er von 2 Radlern fast zusammengefahren worden wäre, zeigt er hier auch ein Verhalten, das bis dato nicht vorgekommen war (anfangs war er da komplett gechillt): er fällt Radler an, die zu schnell vorbeifahren, wenn ich ihn nicht vorher zu mir auf die Seite nehme und kurz fasse... Aber das resultiert aus seiner Unsicherheit, und war scheinbar vorher (man erinnere sich: 3 Jahre Tierheim) einfach nicht vorgekommen. Hat er also neu "ausgepackt", das Nachvorngehen steckte aber schon in ihm und wird hier quasi jetzt zusätzlich in einer Situation gezeigt, in der es vorher nicht vorkam.

    Aber egal - wir werden gucken, ob wir das Ein oder Andre davon wieder in den Koffer zurücklegen und Selbigen zusperren können *gg Dann werfen wir ihn einfach über Bord..... Wer braucht schon Koffer.... halo-dog-facehalo-dog-face

  • Hab zwar keine TS-Hunde, aber Secondhand-Hunde, bzw bei Max war es schon dritte Hand.


    Dexter war eigentlich von Anfang an so, wie er eben ist. Unsicher, leicht hysterisch - er wurde vorher kaum angeleitet, musste viel allein regeln, womit er überfordert war.


    Max war doch ein kleines Überraschungspaket. Gesagt wurde, dass er Autos/LKW etc verbellt bzw jagen möchte. Kein Thema, wars auch nicht wirklich. Das hatten wir relativ schnell im Griff, weil es nur ein Symptom war für ein Grundproblem.

    Ansonsten war er unverträglich mit jüngeren Kindern - die Kinder der Vorbesitzerin waren der Grund :/ und es hat eine Weile gedauert, bis er zu mir so weit Vertrauen hatte, dass wir ganz entspannt an Kindern vorbei gehen konnten.


    Nach zwei recht entspannten ersten Wochen hat er "ausgepackt".


    Er ist ein Kontrolletti, und war die ersten Monate bei uns sehr ruhelos. Daraus haben sich mehrere Probleme ergeben, weil er einfach dadurch enorm schnell am Limit war, sehr reizoffen.


    Er hatte vorher gelernt, dass warnen/knurren nichts bringt, und hat sofort heftig zugebissen.

    Die vorherigen Halter sind dem großteils aus dem Weg gegangen, indem er fast ständig ausgesperrt war. Im Garten, Keller oder Flur.


    Also ja, ich denke das gibt es, aber es muss nicht immer so sein. Wie halt bei vielen Dingen kann man schlecht pauschalisieren.

  • nö hab ich nicht erlebt. hier gelten aber auch ab tag 1 regeln.

    Geht es denn darum, ob man das selbst erlebt hat oder geht es darum, dass es unter verschiedenen, ineinander greifenden Voraussetzungen (recht) regelmässig (bei anderen, versteht sich) vorkommt?

    ich hab auf die fragestellung der TE geantwortet. darum geht es, so denke ich.

    ich habe dabei auf meine eignen erfahrungen zurückgegriffen sowie auf die im freundes / bekanntenkreis. ist mir im wirklichen leben eben nie begegnet die pauschale kofferauspackerei nach x monaten. online des öfteren.

  • Geht es denn darum, ob man das selbst erlebt hat oder geht es darum, dass es unter verschiedenen, ineinander greifenden Voraussetzungen (recht) regelmässig (bei anderen, versteht sich) vorkommt?

    ich hab auf die fragestellung der TE geantwortet. darum geht es, so denke ich.

    ich habe dabei auf meine eignen erfahrungen zurückgegriffen sowie auf die im freundes / bekanntenkreis. ist mir im wirklichen leben eben nie begegnet die pauschale kofferauspackerei nach x monaten. online des öfteren.

    Ich glaube niemand hat hier über eine "pauschale Kofferauspackerei" geschrieben. Nur, dass es sie gibt und man dies im Kopf haben sollte.

  • Natürlich spielt es auch eine riesige Rolle, in welches Sozialgefüge der Hund kommt, ob da schon gleich ein passendes Plätzchen für ihn frei ist und er sich mit kundiger Anleitung dort auch gut einfinden kann, oder ob sich erstmal alles mit dem Neuankömmling auch neu arrangieren muss.


    Und wie flexibel man selbst ist - ob man schon mit sehr festen Erwartungen an den Hund geplant hat, oder erstmal alles auf sich zukommen lässt und guckt, was ist. Ob man weiß, mit welchen Verhaltensweisen man bei einem Hund einfach immer rechnen muss (grundsätzlich und speziell rasse- oder herkunftsbedingt), oder ob man seine Erfahrungen aus dem unkomplizierten Kindheitsbegleiter oder dem wohlerzogenem Nachbarshund rekrutiert.


    Aber ich finde es schon wichtig darauf hinzuweisen, dass sich der Hund nach Ankunft in seinem neuen Zuhause anders zeigen kann, als im Tierheim, Shelter oder einer erfahrenen Pflegestelle. Dass er im Tierheim nie was kaputtgemacht hat, muss nicht heißen, dass er auch im neuen Daheim die Kissen in Ruhe lässt (der zukünftige Besitzer wird ja nun eher nicht in einem Zwinger leben). Dass er das Katzengehege nicht beachtet, muss nicht heißen, dass er die Nachbarskatze im eigenen Garten duldet. Dass er sich in einer festen Hundegruppe eingeordnet hat und dort kleine Brötchen backt, muss nicht heißen, dass er dem Ersthund willig auf Dauer die besten Ressourcen überlässt ...


    Für mich hat das nichts Negatives. „Auspacken“ assoziiere ich aber auch eher eben mit dem Köfferchen oder einem Geschenk - oder dem Aufblühen einer Blume (und auch die kann dabei ja auch mal kräftig stinken). Im besten Fall wächst der Hund an der neuen Umgebung, der Besitzer am Hund und die Beziehung sowieso. Dazu gehört aber die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.

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