Ängstliche Hündin aus dem Tierschutz

  • Hallo ihr Lieben,


    seit 2 Wochen ist die süße Maya bei uns. Eine Mischlingshündin aus dem Tierschutz.

    Anfangs war sie total verschreckt und ängstlich und hat nur hinter der Schlafzimmertür gelegen, dann haben wir sie ins Wohnzimmer gebracht, damit sie uns und unseren Alltag etwas besser mitbekommt und beobachten kann. Sie lässt sich streicheln und tragen (was notwendig ist um rauszugehen, weil wir im 3. Stock wohnen und sie die Treppe natürlich nicht kennt) und mittlerweile frisst sie sogar aus der Hand.

    Manchmal versuchen wir sie mit einer Spur aus Leckerchen aus ihrem Körbchen bzw. aus dem Wohnzimmer zu locken. Darauf springt sie auch an, allerdings nur wenn wir nicht im Zimmer sind. Wenn sie dann an der Tür steht und man an ihr vorbei geht oder sie quasi 'erwischt' wie sie durchs Wohnzimmer geht, dann rennt sie zurück in ihr Bett. Aber wenn man sich neben sie setzt und ihr etwas leckeres gibt, dann nimmt sie es an, aber eben nur wenn sie dabei in ihrem 'Versteck' ist.

    Sie läuft nachts viel in der Wohnung rum. Solange sie merkt dass wir wach und anwesend sind bleibt sie liegen. Eigentlich liegt sie seit 2 Wochen fast nur und bewegt sich sehr wenig.


    Vor ca. einer Woche haben wir angefangen mit ihr rauszugehen, das gestaltet sich so: Wir gehen 3 mal am Tag zu den selben Zeiten für jeweils ca. 15 Minuten auf die Wiese vor unserer Haustür. Da wird sie von meinem Freund hingetragen und abgesetzt, aber sie ergreift direkt die Flucht und rennt zur nächsten Wand und sucht dort Schutz. Die ersten Male haben wir sie das machen lassen, aber dann haben wir überlegt, dass das vielleicht nicht das sinnvollste ist, weil sie dann niemals merken wird, dass es auf der Wiese nicht gefährlich ist. Sie kriegt aber einfach Panik wenn sie so schutzlos daliegt.


    Also suche ich jetzt mal Rat bei euch:
    Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten beim Spaziergang? Weiterhin zur Wand laufen und einfach 15 Minuten da sitzen bleiben und abwarten bis sie von alleine läuft? Ich will nicht dass sie denkt, sie sei nur dort sicher, aber ich will sie auch nicht quälen indem ich sie an der Leine zerrend auf der Wiese halte.

    Und was sagt ihr zu dem Wohnungsthema? Einfach weitermachen und abwarten? Oder habt ihr Ideen und Tipps?

    Klar dauert das alles seine Zeit und sie muss erstmal auftauen, aber ich habe oft das Gefühl, dass man ihr einen kleinen Anstoß geben muss, weil sich viele Dinge gebessert haben, wenn wir sie etwas aus ihrer Komfortzone rausgeholt haben.

    Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen und freue mich auf einen Austausch!

    Ganz lieben Gruß,

    Annika

  • Abwarten und nichts fordern und niemals bedrängen und vor allem nicht ableinen. Zwei Wochen sind nichts für einen so ängstlichen Hund.

    Meine erste Hündin aus dem Tierschutz hat Monate gebraucht um Vertrauen auf zu bauen. Daheim hat sie wochenlang nur herum gelegen und war eigentlich eher unsichtbar. Ich habe ihr die zeit gegeben die sie brauchte um an zu kommen.

    Ich bin mit ihr mehrmals täglich an stillen Orten gelaufen und anfangs immer die gleichen Wege.

    Bei Unbekanntem haben wir anfangs viel Abstand gehalten und uns später erst so langsam genähert das sie noch keine Angst zeigte.

    Sie war nach ca. einem Jahr bereit mir ihr Vertrauen zu schenken und hat mich über 16 Jahre begleitet. Sie ist sogar erfolgreich im Hundesport gelaufen.:winken:


    LG Terrortöle

  • Einen pauschalen Rat gibts da denke ich nicht. Das hängt echt vom Hund ab. Gibt Hunde die brauchen es das man sie so ein bisschen da raus holt und bei anderen macht es das nur sehr viel schlimmer. Ich würde vielleicht draußen schauen das sie nach und nach ein ministück von der Wand weg kommt usw. Im Haus würde ich sie einfach lassen.


    Ich habe auch seit 2 Wochen eine Hündin aus dem Ausland. Sie hatte panische Angst vor Treppen. Allerdings war die Angst vor dem Tragen mindestens genauso groß. Irgendwie mussten wir aber die Treppe hoch kommen. Mit Leckerlies kamen wir nicht weiter, also habe ich sie einfach auf die Treppe "gezogen" bis sie mit allen 4 Füßen drauf stand. Leine locker und gewartet. Dann hochgelaufen. Sie kam anstandslos mit. Die nächsten male war sie noch unsicher (unsere Treppen sind offen) aber es ging. Mittlerweile läuft sie ohne Probleme. Gleiches habe ich beim Auto gemacht. Erst mit Leckerlies probiert, gab aber auch nach 3 oder 4 Tagen keinen Fortschritt. Dann flott drauf zugelaufen mit ihr, hochgehoben und rein gesetzt. Auf Kommando wieder aussteigen lassen. Wieder zum Auto hin gelaufen und mit der Leine gegen gehalten. Kurzes Zögern und Schwups sprang sie rein. Sie braucht das in manchen (!) Situationen einfach so. Allerdings ist sie zwar ein unsicherer Hund aber bei weitem nicht so ängstlich wie eure. Das könnte bei euch also auch gewaltig schief gehen, daher würde ich dazu nicht raten. Es scheint ja mit dem Tragen vorrübergehend zu klappen. Dann habt ihr da ja auch keinerlei Druck. Lasst sie in Ruhe ankommen. Das dauert oft deutlich länger als 2 Wochen. Gebt ihr Zeit sich an euch zu gewöhnen. Das wird schon :)


    Achtet nur darauf um ihre Unsicherheit und Panik nicht zu viel Tamtam zu machen und sie somit unbewusst darin zu bestärken.

  • Ich würde es situativ entscheiden. Dinge, die für Euer Leben wichtig sind (z.B. Auto fahren und auch Gassi gehen) würde ich schon mit leichtem Druck durchsetzen, bei anderen Dingen würde ich ihr die Zeit geben, die sie braucht.


    Unsere Leni ist anfangs keine Treppen gelaufen, da habe ich sie eben getragen (Schlafzimmer ist oben), nach einer Woche war das Thema durch. Für die Treppe in den Keller hat sie ein Jahr gebraucht. Da mir das nun nicht wichtig war, hab ich sie zu nichts gedrängt.


    Sie hatte panische Angst vor Autos, auch parkenden, an denen mussten wir aber nun mal vorbei um ins Feld zu kommen. Also Leine kurz, abgewandte Seite und Bögen gelaufen und einfach dran vorbei. Hat auch nur ein paar Wochen gedauert, bis das Thema durch war. usw.


    Ich würde an Deiner Stelle mal nach einem Trainer schauen, der Erfahrung mit Tierschutzhunden mit fehlender Sozialisation hat. Meine Trainerin hat mich da sehr schön unterstützt und wir haben einiges erreichen können. Ihr habt natürlich nach so kurzer Zeit noch keinerlei Bindung, das muss erst alles wachsen und dann wird es Schrittchen für Schrittchen besser.


    Wichtig ist, dass sie ganz viel schläft und ruht, um die ganzen neuen Eindrücke und den Stress verarbeiten zu können.

  • Abwarten und nichts fordern und niemals bedrängen

    Da sich das nicht vermeiden Lässt geht es doch eher darum , dass man sich keinen Vormacht und bewusst Situativ agiert.

    Ob es dem Hund oder der Bindung schadet , wird sich zeigen.

  • Hi,


    erstmal: Geduld, Geduld, Geduld. Je nach dem, was sie bisher mitbekommen hat, braucht die einfach etwas länger zum Lernen. Da werden Fortschritte und Entwicklungen kommen, aber es kann etwas dauern, und die Zeit muss man dem Hund einfach geben - und sie so lange akzeptieren und schätzen, wie sieist. Wie heißt es so schön: Das. Gras wächst nicht schneller davon, dass man daran zieht.


    Bei allem, was sein muss, würde ich die Führung übernehmen und nicht frei machen lassen. Sondern durch die doofen Situationen an Geschirr und Halsband mit Doppelsicherung (souverän und locker durchführen). Je nachdem, ob sie Belohnungen nimmt, mit Belohnungen. Aber ohne sie allzu viel zuzutexten.


    Ungesichert würde ich sie nur in doppelt und dreifach gesicherten Ausläufen lassen. Über die Wiese würde ich sie an der Leine mal kurz drüberführen. Bewegung hilft, Stress abzubauen. Und kritische Situationen/Begegnungen von ihr wegblocken. Aber für den Anfang sind kurze, gewohnte Wege bei den meisten ängstlichen Hunden die bessere Wahl.


    Ansonsten daheim ein sicheres Umfeld, stabile verlässliche Zeiten bieten. Den Hund kommen lassen und nicht bedrängen, beim Vorbeigehen schöne hochwertige Leckerchen fallen, aber nicht locken, den Hund nicht körperlich oder mit Blicken bedrängen. Körperkontakt ist vielen Hunden erstmal eher unangenehm, sobald sie nicht (oder nicht mehr) in der „Klebephase“ stecken. Die kann natürlich auch noch kommen, bitte verwechselt das nicht mit Bindung, wenn sie Euch aus Unsicherheit auf Schritt und Tritt verfolgt.


    Wenn es Zeit fürs Anleinen oder irgend etwas wie Medikamentengabe etc. ist: Souverän und freundlich/bestimmt. Ohne großes Brimborium.


    Beim Tierarzt könnt Ihr mal ansprechen, ob medikamentös was gemacht werden kann und das auch angeraten ist.


    Sobald sie ein bisschen was mit Euch macht: Viel Lob und Bestätigung, um das Selbstvertrauen aufzubauen.


    Wisst Ihr, wo sie herkommt? Habt Ihr schon Vorerfahrung mit ängstlichen Hunden, oder Lektüre dazu?

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