Überfordert mit Hund aus Rumänien

  • ......

    Ich lass sie sowieso nicht von Fremden anfassen und sag auch gleich das sie beisst und dann halten die meisten sowieso schon Abstand. Ich habe im Moment halt das Gefühl, dass sie denkt sie müsse sich um die Situation kümmern weil wir "ja nix tun" und sie dann halt nach vorne geht. Wobei nach vorne gehen eigentlich schon zu viel gesagt ist. Sie springt nicht gleich jeden an und rennt in die Leine aber fixiert und wird steif. Wir können aber an Menschen oder Radfahrern auf der ihr abgewanden Seite dran vorbei. Ich kann ihr Verhalten auch absolut nachvollziehen bei der Vorgeschichte und sie muss menschen ja auch nicht lieben, sondern einfach nur ignorieren.

    ....

    Da hast es doch schon. Ihr tut nix (die sieht nur, ihr redet mit den Personen; daß Ihr die bittet, fernzubleiben, versteht die ja nicht!). Warum zeigst Du ihr nicht einfach, daß Du ihr Problem wahrnimmst?? Und zeig ihr, wie sie sich verhalten kann, damit ihr nix passiert!


    Kommt ein Fremder und Ihr wollt quatschen, dann nimm ERST den Hund kurz und setz ihn neben Dir/hinter Dir ab. Zeig ihr aktiv, daß Du sie aus Reichweite des Fremden nimmst, daß Du siehst, sie mag das nicht. Erst, wenn sie "in Sicherheit" ist, kannst mit der Person quatschen, und das dann auch in Ruhe.


    Wenn Hundi sich unterwegs irgendwo versteift, schau, was der Auslöser ist, und gib ihr zu verstehen, daß Du den Auslöser jetzt auch gesehen hast. "Ist da ein Radfahrer? Na komm, schau mal, wenn Du rechts von mir am Zaun gehst ganz dicht, kann Dir nix passieren". Oder: "Ein Radfahrer - erschreckt der Dich? Schau mal, setz Dich neben den Baum hier". Oder einfach "Ja priiiima (weil sie Dir mit der Körperhaltung angezeigt hat, daß da was kommt!) - komm zu mir!" und bei Dir sofort bestätigen. Alternativverhalten ist das Schlagwort hier. Sie braucht ein Verhalten, das sie anstelle des von ihr gezeigten Verhaltens zeigen soll. Und welches das in der jeweiligen Situation sein kann, mußt Du ihr zeigen.


    Daß Du ihr Problem erkennst, gibt ihr Vertrauen dahingehend, daß Du sie beschützen könntest. Das Alternativverhalten ist ein ganhz konkreter Lösungsvorschlag an sie. Was ihr da am besten hift, kannst Du auch austesten. Kann sein, daß es, wenns arg eng ist, am besten wäre, umzukehren mit ihr. Evtl. steht sie neben Dir ruhig, oder aber sie fühlt sich hinter Dir sicherer. Das kann auch echt tages- oder situationsabhängig sein!


    Eine Desensibilisierung macht erst Sinn, wenn sie in Gegenwart Fremder komplett entspannt bleiben kann. Solang sie da noch schissig ist, bringst Du sie mit extra dafür provoziertem Menschenkontakt in einen bösen Konflikt, den sie u.U. nach vorn zu lösen versuchen könnte, weil sie das so gelernt hat und damit ja bisher Erfolg hatte.


    ERST lernt sie also, auszuweichen, oder irgendwas zu tun, wenn jemand auf sie zugeht, das sie aus dieser Situation rauskommt oder mit ihr leben kann mit möglichst wenig schlechtem Gefühl. Und wenn sie damit leben kann, kann man sich mal interessant für sie machen o.ä. - aber nicht heranlocken, sondern echt einfach nur testen, ob sie von sich aus herkommt, neugierig wird, schnuppert etc. Und dann - WICHTIG!- nicht einfach gleich anfassen lassen!!! Weil sie das ja nicht mag. Die soll die Erfahrung machen, auch wenn sie sich wem nähert, wird sie nicht notwendigerweise betatscht. Will heißen: übt das mit Leuten, die das verstehen können, die ihre Streichelimpulse unter Kontrolle haben, und die es nicht persönlich nehmen, wenn der Hund ausweicht oder sie ihn nicht berühren dürfen.... *gg

  • Mein Freund hatte gestern ein erfreuliches Erlebnis mit ihr. Die sind beim Gassi gehen einem uns noch unbekannten Hund (Welpe/ Teenager 5 Monate Labrador) begegnet und nach einmal kurz anschnüffeln hat sie kurz die Zähne einmal geflescht und da hat mein Freund sie gleich hinter sich genommen und sie dort sitz machen lassen. Da ist sie dann auch geblieben und er konnte sich mit den Besitzern ganz in Ruhe unterhalten. Das wäre auch das Alternativverhalten was ich gerne mit ihr trainieren möchte. Wenn sie unsicher ist, oder ihr was nicht gefällt das sie dann hinter uns geht.


    Ich würde auch gern "schau" mit ihr trainieren, allerdings weiß ich nicht so richtig wie. Wir fangen meistens im Haus an zu trainieren und da ist aber das "Problem" das sie einen sowieso immer anglotzt. Wie kann ich dann da "schau" trainieren? thinking-dog-face

  • Ich würde auch gern "schau" mit ihr trainieren, allerdings weiß ich nicht so richtig wie. Wir fangen meistens im Haus an zu trainieren und da ist aber das "Problem" das sie einen sowieso immer anglotzt. Wie kann ich dann da "schau" trainieren? thinking-dog-face

    Das Belohnungsleckerlie auf den Boden werfen, so dass sie es aufsammeln muss und danach wieder die Möglichkeit hat, dich anzuschauen. Kurz bevor sie wieder hochguckt das Signal geben, nächstes Leckerchen auf den Boden werfen usw.

  • Denkt ihr Desensibilisierung gegen Menschen würde jetzt schon was bringen, oder sollten wir das lieber erst später anfangen? Wir haben hier einen schönen Hundestrand und da könnte man sich einfach in die Dünen setzten und die anderen Menschen und Hunde beobachten ohne das einer zu nah kommen kann.

    Ihr habt euch einen Hund mit"vergangenheit " ins Haus geholt. Nicht nur du bist überfordert, der Hund wird es auch sein.


    Habe ich das richtig verstanden und sie ist um die 8 oder 9 Jahre alt?

  • Ja genau. Sie ist zwischen 7 oder 8 Jahre. Das mit der Desensibilisierung haben wir ja erstmal ad akta gelegt und gehen das Thema erst sehr viel später irgendwann mit Trainer an.

  • So heute kam der Maulkorb von chick und scharf und mit Futter hatte sie da gar keine Probleme ihren Kopf richtig reinzurammen. Ich konnte ihr den probeweise auch schon ummachen ohne ihn zuzumachen und habe ein bisschen das Gefühl das er eventuell zu groß ist. Also das er ihr in die Augen rutscht. Muss ich nochmal genau gucken wenn er zu ist. Im Moment wird der natürlich noch schön gefüttert.

  • Eure Geschichte erinnert mich sehr an unsere, wir haben uns vor 3 Jahren einen Tierschutzhund aus Ungarn geholt. Er hat zwar nicht geschnappt, aber ansonsten haben ihn anfänglich sämtliche Begegnungen sehr aufgeregt, er ging nach vorne, verbellte entgegenkommende Leute, sprang in die Leine, alles hat ihn komplett überfordert. Und vor kurzem haben wir uns den zweiten geholt, jetzt geht alles wieder von vorne los grinning-dog-face


    Ihr braucht jetzt vor allem Geduld und einen langen Atem. Es ist bei uns viel besser geworden, und wird es bei euch sicher auch. Im nachhinein weiß ich, dass ein solcher Hund gerade als Anfänger eine große Herausforderung ist. Ich habe vor kurzem diesen Text gelesen, den ich dir wirklich empfehlen und ans Herz legen kann, um deine Hündin besser zu verstehen:
    https://www.nicht-nur-hund.de/…l-auf-den-kopf-f%C3%A4llt


    Was ich ein wenig seltsam finde, ist dass eure Trainerin den "Angriff" eurer Hündin nicht bemerkt hat. Unsere hat die Hunde eigentlich ständig im Auge und liest ihre Körpersprache, und das ist gerade bei solchen Hunden besonders wichtig, weil sie wenig Menschenkontakt hatten und wenig Gelegenheit, sich auf die menschliche Körpersprache einzustellen. Ihr müsst also euren Hund gut "lesen" lernen und auch eure eigene Körpersprache bewusst einsetzen. Und daher wäre vielleicht eine Trainerin besser, die mit Hunden aus dem Auslandstierschutz Erfahrung hat. Therapiehunde ausbilden ist ein völlig anderes Thema, da arbeitet ja man mit Hunden, die von vornherein extrem viel Gelassenheit mitbringen müssen, also das genaue Gegenteil.


    Alles Gute!

  • Danke Bollena für den Artikel. Der ist wirklich aufschlussreich.

    Ja wir werden die Trainerin auch wechseln. Haben hier ja eine Empfehlung bekommen und probieren die später auch noch aus. Im Moment will ich einfach nur die Bindung/Vertrauen stärken und sie nicht weiter mit Training belasten.

    Ich hab hier noch zwei Bilder von heute wo man den Spitz denke ich ganz gut erkennt


    Sie hat inzwischen auch etwas abgenommen und wir müssen ihr Geschirr mal ne Nummer kleiner kaufen bzw. eins was besser gepolstert ist, aber weiterhin so gut einstellbar.

  • Bald kommt der Winterplüsch, da passt das Geschirr wieder ;)


    Drücke euch die Daumen. Es wird vorangehen, ich hätte nicht geglaubt wie weit ein Hund noch lernen kann. Alles gute euch.

  • Vielleicht magst du auch mal bei den Sicherheitsgeschirren gucken - die haben hinten einen zweiten Bauchgurt der verhindert, dass der Hund rausrutscht beim rückwärtsgehen. Das geht ratzfatz und das will man nicht haben, speziell nicht, wenn die Bindung noch nicht bombenfest ist.


    Anny X hat ein ganz gutes.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!