Das Leben der Verona ... ein Traum endet
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Hallo,
Ende August. Eine schwere Zeit, seltsame Zahlenkombinationen.
An einem 26. 8. stirbt Dino. An einem 27. 8. kommt Jimmy zu uns und
er stirbt an einem 28.6. An einem 28.8 stirbt Verona, meine große Hunde-
Liebe.
Es war der 28. 8. letzten Jahres, als Verona uns verließ. Ich wollte ihr einen
Nachruf schreiben, es ging aber nicht.
Ich wusste, wenn sie gehen wird, wird es einer meiner traurigsten Tage sein.
Seltsamerweise empfand ich aber nur eine sprachlose Leere.
Vielleicht sogar etwas Erleichterung, nun da sie zum ersten Mal seit vielen
Jahren ohne Schmerzen war und ich ohne Sorgen ihretwegen.
Seit Freitag ist's wieder mal ganz schwer, wenn ich an sie denke...
Verona, mein Wunderhund.
Ja, ich weiß. Jeder Hund ist etwas Besonderes und für seinen Halter einmalig.
Aber Verona hat wirklich ein kleines Wunder vollbracht. Ein ganz Großes gar
für mich. Etwas was mein Leben verändert hat.
So kam sie zu uns:
Aufgrund dieses Bildes habe ich mich in sie verliebt und sie aus Griechenland
zu uns einfliegen lassen.
Jung, Bildschön, frech, stur, liebenswert und ihr Leben lang ein treuer Partner
unseres Jimmy. Sie waren unser Dream-Team.
All die Jahre gab es nicht ein mal Streit zwischen den beiden. Kein Knurren, kein
Neid. Sie fraßen sich gegenseitig die Näpfe leer. Es herrschte Eintracht und Vero
bemutterte ihren Jimmy wo es nur ging.
[Externes Medium: https://www.youtube.com/watch?v=XZ_9yrVAtsU]Sie kam zu uns und sie war zuhause.
Drei Monate später geschah es dann:
Wir wollten in Urlaub fahren. Veronas erster Urlaub. In die Normandie sollte es
gehen. Das Auto war fix und fertig gepackt. Unser Gepäck im Dachkoffer, die
Rückbank umgelegt und zusammen mit dem Kofferraum des Kombi hatten
Jimmy und Vero ein schönes großes Reiseabteil.
Fraule wollte noch eine Pipi-Runde mit den beiden gehen, ich sollte noch etwas
schlafen, denn die Fahrt ist eine Lange.
Plötzlich schreckte ich auf. Hörte schreckliche Schreie. Rannte zum Fenster
und da kam auch schon die Karawane der Mühseligen.
Unsere Nachbarin hatte den Jimmy an der Leine. Fraule hatte Verona an der
Brust und hielt sie nach oben. Während Vero mit den Hinterläufen noch selbst
tapfer laufen konnte, baumelte ihr rechtes Vorderbein haltlos hin und her.
Vero hatte den Hund unseres türkischen Nachbarn gesehen, war aus dem
Geschirr geschlüpft und über die Straße gerannt, wo gerade unser serbischer
Nachbar mit dem Auto längs kam und sie erwischte.
Wir verluden Verona ins Auto und fuhren zu unserem Tierarzt. der offene
Bruch wurde notfallmäßig versorgt, dann fuhren wir zur Tierklinik wo Verona
operiert wurde.
Zuhause entluden wir das Auto, der Urlaub war vorbei, bevor er begonnen
hatte. Das Urlaubsgeld floss der Tierklinik zu und wir verbrachten die freien
Tage zuhause als Krankenpfleger für das Verönchen.
Am folgenden Wochenende saßen wir gelangweilt im Wohnzimmer. Ich
stöberte im DogForum. Fraule schaute Fern. Die Sendung 'Vermisst' lief
gerade. Verona und Jimmy schliefen.
Mit einem Ohr hörte ich der TV-Sendung zu. Dort suchte eine Frau ihren
Vater. Er war englischer Soldat und in Deutschland stationiert gewesen.
Kurz nachdem die Frau geboren wurde, ging der Vater zurück nach England und
die Mutter wollte nicht aus Deutschland weg und mit der Zeit brach der Kontakt
zum Vater ab.
Als ich das so hörte, musste ich plötzlich an meinen Vater denken. Er war
englischer Offizier gewesen und als der Krieg vorüber war, heuerte er bei
militärischen Abwehr an und kam auf der ganzen Welt rum.
In Baden-Baden lernte er meine Mutter kennen und na ja. Ihr wisst schon.
Das Ganze mit den Bienchen und Blümchen und später kam dann ich dazu.
Aufgrund seines Jobs herrschte Geheimhaltung über seine Herkunft. Uns
hat er gesagt, er käme ursprünglich aus Kanada, war Vollwaise seit seiner
Kindheit und es gäbe keine anderen Familienangehörigen.
Punkt.
Er starb schon 1979 und für mich war die Sache mit England damit erledigt.
Ich weiß nicht warum.
Als ich das von der Frau hörte, die nach dem Vater forschte, machte ich das
DF zu, öffnete Google und gab den Namen meines Vaters ein, das Geburts-
Datum und den Geburtsort.
Bingo. Ein Treffer.
In einem Genealogen-Forum in England suchte ein Mann für seinen Cousin
nach dessen Vater. Gleiche Daten, wie die, die ich eingegeben hatte.
Der Mann wäre in den 50er Jahren nach Deutschland gegangen und seither
verschollen.
Ich schrieb eine Antwort und trug zum Abgleich die Namen der Eltern meines
Vaters ein.
Keine Antwort.
Abends erzählte ich meiner Mutter davon. Sie reagierte sehr einsilbig, schien
etwas wütend zu sein. Na ja...
Am nächsten Tag saßen wir nachmittags beim Kaffee.
Telefon.
Fraule ging dran, bracht mir den Hörer, sagte: 'Kenn' ich nicht, spricht Englisch.'
Eine Männerstimme. Ob ich ich sei, ob mein Vater der wäre und ob wir mal da,
mal dort gewohnt hätten.
Ich fragte erst einmal, wer denn da dran sei.
'Oh, entschuldige. Klar. Nicht erschrecken. Ich bin's, Brian. Dein Bruder.'
Mir zog es den Boden unter den Füßen weg. War geplättet.
Wir unterhielten uns lange.
Mein Vater war verheiratet gewesen und hatte einen Sohn, Brian.
Als er seinen Posten beim MI6 bekam, verließ er die Familie, sagte man würde
sich nie wieder sehen. Er ging einfach.
Brian hatte jahrelang versucht ihn zu finden. Stattdessen hat er nun seinen
Halbbruder gefunden.
Von meinem Vater lebten noch drei Geschwister. Die Älteste 102 Jahre alt
und topfit. Und ich habe Familie, Cousins und Cousinen in England und in
Neuseeland.
Als das alles raus war, brach meine Mutter regelrecht zusammen. Sie schien
in Minuten um Jahre gealtert.
Sie wusste das alles. Vater hatte ihr alles auf dem Sterbebett erzählt und ihr
das Versprechen abgenommen mir niemals was davon zu erzählen.
Sie bat mich um Verzeihung, meinte ich müsse sie doch jetzt hassen...
Nein. Ich war ihr nicht böse. Sie hatte es versprochen. Ist halt so.
Traurig war ich, ja. Enttäuscht.
Es ist nicht schön herauszufinden, sein ganzes Leben lang belogen worden
zu sein. Und mir und Brian fehlen schlicht und einfach 29 Jahre.
Als mein Vater starb, war ich gerade 18. Hätte ich von meiner Familie in GB
gewusst, ich wäre nach England gegangen. So sicher, wie das Amen in der
Kirche.
Brian und ich sind beste Freunde. Wir haben uns hier und in England getroffen
und wir skypen jede Woche.
Das Hauptproblem ist, dass er sehr viel älter ist, als ich. Er ist 84 und sehr
krank...
Viele Pläne werden wir nicht mehr zusammen schmieden.
Für mich war das alles ein großer Zufall. Durch Vero's Unfall waren wir nicht im
Urlaub, sondern sahen Fern. So fand ich Brian.
Brian hingegen ist unglaublich abergläubig.
Er sagt, das war kein Zufall. Das war Schicksal, von unseren Vater gelenkt.
Wie sonst, soll eine Hündin von der kleinen Insel Aegina in Griechenland
nach Deutschland kommen, dort einem türkischen Hund nachlaufen und
einem serbischen Mann ins Auto laufen, damit wir nicht nach Frankreich
fahren und dafür einen Bruder in England finden?
Hach, Brian...
Egal wie. Für mich hat sich durch Verona so viel geändert und ich habe
einiges erlebt und viele Leute kennengelernt. Alles das wäre mir ohne
Verona fremd geblieben und ich hätte niemals meine Herkunft erfahren.
Sie ist einfach mein Wunderhund, meine wunderbare Verona.
Was hatten wir nicht alles für lustige Erlebnisse mit ihr, sie war der Clown,
wo Jimmy eher stoisch, fast hochnäsig wirkte (was aber täuschte).
Und beim Essen...
Verona legte ich neben den Esstisch, beobachtete uns. Irgendwann sprang
sie dann auf und starrte uns an. Dann blies sie leicht die Lefzen auf und zog
die Nase hoch. Die Lefzen bildeten dann ein Dreieck.
Dann ging das los. Woo. Woooh! Wooouuuh!
Selber Schuld.
Eines Tages gab es Leber und das Tönchen war seeehr interessiert.
Ich hielt ihr ein Stück hin und sagte: 'Sag woou!'
Sie begriff rasch und bekam Leber.
So schnell hatte ich ihr noch nie was beigebracht.
Und das hat sie sich gemerkt.
Sie war ein tolles Mädchen und sie war der erste Hund, der 'mein' Hund war.
All die Rüden waren 'Mama'-Hunde. Vero war vom ersten Moment an auf mich
fixiert.
Hach. mein Tönlein.
Leider blieb sie von Unglücken und Unfällen nicht verschont. Im Urlaub rannte
Jimmy sie um und sie riss sich beide Kreuzbänder hinten ab.
Das konnte zwar operiert werden, aber infolge dessen bekam sie Arthrose
und lebte jahrelang nur noch mit Schmerzmitteln.
Sie bekam überall Lipome und allerlei gesundheitliche Probleme.
Wenn es irgendwo was gab und es erwischte einen Hund, es traf immer die
gute alte Vero.
Aber sie blieb fröhlich, klagte nie (typisch Jagdhund) und war verfressen
und diebisch bis zum Schluss.
Als Jimmy ganz plötzlich von einem auf den anderen Tag verstarb, zerbrach
das liebe Tönchen. Sie wurde richtig depressiv, lethargisch und sie baute
unglaublich ab.
Doch sie blühte noch einmal auf, als der ulkige Clown Robin zu uns kam. Sie
hat ihm alles gezeigt, ihn eingeführt und ihm die wichtigsten Unarten beige-
bracht.
Sie war sehr gut mit ihm, hat auch ihn betüddelt, es wurde aber nie so, wie mit
Jimmy. Sie hat ihm auch gleich unmissverständlich gezeigt, dass junge bekloppte
Schlappohren nicht mit älteren, steifen Damen spielen dürfen und werden.
Vor einem Jahr dann. hat sie es genau so gemacht, wie ihr alter Freund Jimmy.
Sie wurde einen Tag lang schwer krank und am Abend des Tages ließen wir sie
gehen.
Beide Hunde starben an einem Darmverschluß infolge unerkannt geblieben Krebses.
Ist nicht immer von Vorteil, wenn dieses Jagdhundgesindel keine Schmerzen anzeigt.
Das letzte Foto:
Eine Stunde später war alles vorbei.
Wir werden sie niemals vergessen.
Danke für alles!
liebe Grüsse ... ein sehr nachdenklicher Patrick
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Hi
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Ein liebevoll geschriebener Nachruf für einen einmaligen Hund.
Alles Gute für euch.
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So schön geschrieben Patrick. Mein Beileid zum Verlust deines Seelenhundes. Und was für eine wundervolle Geschichte, wie du so deinen Bruder gefunden hast. Hab doch glatt ein Tränchen verdrückt.
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Soviel Liebe.... ❤
Eine wunderschöne Geschichte!
Alles Gute.
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Da hat man Hunde, mehrere. Und man hat sie alle sehr, sehr lieb. Und dann gibt es diese besonderen. Ich fühle mit Dir.
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Oh Mann, was für eine Geschichte. Und wieder einmal der Beleg . es gibt keine Zufälle. Ich wünsche Dir ganz sehr, dass - wenn Du eines Tages den Weg alles Irdischen gehst - nicht nur Deine Hunde auf Dich warten, sondern auch alle bekannten und unbekannten Familienmitglieder. Das wäre doch das schönste Happy End, das man sich vorstellen kann.
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Eine besondere Familienzusammenführung durch einen besonderen Hund für einen besonderen Menschen
Es tut gut zu wissen, dass es dich, deine liebe Frau und eure tollen Hunde gibt
Und ja du hast recht, das Jagdhundgesindel ist ein starkes Gesindel, das kaum Schwäche oder gar Schmerzen zeigt ...
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Ach, Patrick...
So traurig ihr Tod ist, es ist wunder-wunderschön, was ihr füreinander gewesen seid.
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Meine aufrichtige Anteilnahme!
So toll geschrieben!
Für einen so tollen, ganz besonderen Hund!
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