Unterwerfen? Nackengriff? Was mache ich mit meinem Rüppel?

  • Hallo ihr lieben Foris;


    ich brauche dringend Hilfe,
    So siehts aus:
    mein Hundi ist knappe 10 Monate,
    eigentlich ein ganz ruhiger und gemütlicher Rüde.
    Aber vorgestern, als ich sah,
    dass er im Garten etwas frisst,
    wollte ich danach schauen,
    was das ist, biss er mich in die Hand.
    Ich war aus allen Wolken, ziemlich erschrocken,
    denn es war überhaupt noch nie der Fall...
    Also habe ich nicht locker gelassen,
    habe ihm einfach aus der beissenden Schnauze
    den Stinkeknochen rausgenommen,
    habe mich wortlos umgedreht und weggegangen.
    Beim Knochen rausnehmen habe ich ihn
    aber am Nacken gehalten, einfach,
    weil mir zu dem Zeitpunkt nichts besseres einfiel...
    Gestern habe ich die Situation wiederholt,
    habe doch den Stinkeknochen aufgehoben gehabt,
    und er biss mich wieder... habe ihn aber nicht festgehalten beim rausnehmen.
    Bei der dritten Provokation ein paar Stunden später
    gab er den Knochen ohne zu beißen her.
    Heute im Hundeverein hat unsere Trainerin
    das auch angesrochen,
    dass mein Hund zu dominant sei,
    und ich werde von ihm nicht als Chef akzeptiert.
    Wir haben Agility gemacht
    und ich habe den Hund wie immer ableinem müssen.
    Sofort hat er sich auf eine "Ehrenrunde" begeben,
    hat mich gar nicht beachtet, war mir richtig blöd zumute.
    Seit 2 Wochen ist er an der Schleppe, er achtet auf die Richtung,
    hat ofters Blikkontakt,
    die Unterordnung klappt einfach super...
    Und haut mir vom Agilityplatz ab.
    Also, nach seiner "Ehrenrunde" war er wieder bei mir,
    hat knappe Minute gedauert,
    war aber verdammt lange Minute.
    Darauf fragte mich unsere Trainerin,
    wie ich ihn eigentlich bestafe.
    Durch ignorieren, habe ich gesagt.
    Sie meinte, bei meinem Hund,
    der sowieso zu dominant ist,
    ist das unter umständen zu wenig.
    Sie riet mir, ihn am Nachen zu packen
    und auf den Rücken zu drehen,
    so dass er schön ruhig liegen bleibt.
    Ich weis, sie meint es gut mit uns,
    aber
    gibts vielleicht was anderes, was ich machen könnte?!
    Ich mache viel mit dem Hund,
    Unterordnung, Agility, Clicker...
    Alledings haben wir seit Wochen
    einen Loch im Zaun,
    daher muss er auch im Garten
    immer angeleint/ angekettet bleiben.
    Er liegt so auf der Terrasse und pennt
    und ich mache meine Sachen.
    Einmal am Tag gehen wir auf Tour,
    zu Fuß oder mit dem Rad,
    es sind immer so an die 5-6 km,
    Auslauf hat er genug.
    Am Tag verteilt machen wir kleine Übungen.


    Wie werde ich denn seine richtige Cheffin?!


    Heute hat es bei Agility doch nicht schlecht geklappt,
    aber die Trainerin hat mit der Schleppe immer uns hinterher laufen müssen. Denn es kann sein, er macht 3 Hürden hintereinander,
    und vor der 4. biegt er ab und geht zum schnüffeln...


    Bin grad ziemlich von mir selber enttäuscht.
    Was mache ich blos falsch?

  • Vielleicht ist das in Berlin kein Problem, aber bei uns auf der Alb sind sie sehr dünn gesäht... Man bedient sich mit dem, was da ist.
    Nicht persönlich nehmen! ;)

  • Jo, kann ich verstehen, dass das auf dem Lande etwas schwierig und umständlich ist.


    Der Vorschlag deiner Hundetrainerin ist einfach mal daneben. Ich denke mal, du machst nichts gravierendes falsch, nur lauter Kleinigkeiten. Du musst halt immer konsequent sein. Und das durchsetzen, was du von dem Hund willst, was er tun oder lassen soll. Aber bitte nicht brutal werden. Das verschlimmert nur die Sache.


    Und .. ihr macht Agility mit der Schleppleine? Wie das?

  • Zitat

    Bin grad ziemlich von mir selber enttäuscht.
    Was mache ich blos falsch?


    Ich glaube, Du willst einfach schon ein bisschen zu viel von dem Hund. Er ist doch erst 10 Monate alt, dafür finde ich Agilitytraining und 5-6km Radfahren ganz schön heftig. Üb lieber erstmal weiter den Gehorsam, zeig Deinem Hund, dass es toll ist, mit Dir zusammenzuarbeiten. Dann hat er auch keinen Grund mehr, auf dem Agilityplatz abzuhauen.


    Und üb mit Deinem Hund, das Objekt seiner Begierde (den Knochen also) gegen was anderes leckeres zu tauschen, nicht einfach wegzunehmen. Es ist völlig normal, dass ein Hund das Futter, das er hat, zu verteidigen. Das muss er lernen, dass es ok ist, wenn Du ihm was wegnimmst, das weiß er so einfach nicht. Und fang nicht an, mit dem besten, was er finden kann zu üben, sondern mit was, was er zwar frisst, aber nicht soooooo toll findet.


    Alles in allem denke ich dass eure Probleme weniger mit Dominanz als viel mehr mit mangelnder Erziehung zu tun haben. Du sagst zwar, bei der UO ist alles ok, aber vielleicht ist da einfach nichts interessanteres. Bzw. er ist an der Leine, da kann er auch nicht rumrennen. Mit "mangelnder Erziehung" meine ich natürlich nicht, dass Du versagt hast oder so. Er ist einfach noch ein junger Hund, der naturgemäß jetzt anfängt zu testen, ob Du Deine Kommandos auch wirklich ernstmeinst und durchsetzt. Üb weiter, dann wird das auch, ohne dass Du Deinen Hund auf den Boden werfen musst. :gut:

  • Hi,


    Schleppleine find ich in dem Alter grundsätzlich eine gute Idee. Da können die Racker grad in ihrer "ich-probier-alles-mal-aus-Zeit" weniger Erfolgserlebnisse haben.
    Wie das beim Agility klappt, kann ich schlecht beurteilen. Sowas mach ich selber nicht.


    Zu der Dominanzgeschichte: mal ganz unabhängig von den üblichen Diskussionen ("Gibt es dominante Hunde?") seh ich das so:


    Den Hund als Ursache kann man nicht ändern. Deshalb ist die Aussage 'der Hund ist zu dominant' unbrauchbar. Du kannst dein Verhalten ändern. Die Trainerin hätte also besser gesagt 'du musst dich konsequenter verhalten'.


    Du kannst nicht durch Rückendrehen aus einem 'dominanten' Hund einen 'braven' Hund machen.
    Du musst lernen ruhig, konsequent und klar mit deinem Hund umzugehen.


    Versuche trotz der Trainerin herauszufinden, wie dein Hund dich am besten versteht und wie er deine Handlungen aus Hundesicht interpretiert. Das ist ausgesprochen nützlich. (Auf der dünnbesiedelten Alb helfen dir evtl. Bücher? ;) 'Die Welt in seinem Kopf' oder 'Das andere Ende der Leine' sind dafür große Klasse!)


    Versuche deinen Hund ohne Anfassen und ohne Anschreien zu erziehen. Egal, was die Trainerin sagt. Das ist nicht unbedingt leicht, je nach Temperament. Ich hab gestern (nach einem Jahr Eigenarbeit) auch mal wieder schreiend vor meinem armen Hund gestanden, mir geht sjetzt noch schlecht :ops: ) aber es ist ein lohnenswertes Ziel.


    Und Lina hat recht, mach sonst etwas weniger. 10 Monate ist ziemlich jung.


    Viel Erfolg und Spaß
    Christine


    P:S: Konsequent bedeutet nicht Gewalt, sondern dass du alles was du vom Hund forderst auch durchsetzt und darauf achtest, dass du es auch wieder auflöst und nicht der Hund. (Sagst du z.B. Sitz, muss der Hund solange sitzen bleiben, bis du sagst 'und lauf' oder irgend ein anderes Auflösewort. Steht er auf, innerhalb von 1 Sekunde korrigieren.)

  • :winken: ....
    Christine hat ja schon alles gut geschrieben.
    Nur in dem Punkt,das jeder Hund verschieden ist
    muß ich persönlich zustimmen. So wie wir Menschen(ich will
    nicht vermenschlichen,neeeein ;)) haben auch
    Hunde verschiedene Charaktäre,auf die man dann auch
    speziell eingehen muß.
    Kommt immer auch darauf an,wie und was ihm
    von Anfang an anerzogen wurde.
    Da spielen viele Faktoren eine Rolle.Aber
    in meinen Augen haben Hunde sicherlich alle
    einen verschiedenen Charakter.Das kann man
    einfach nicht bei der Erziehung ausschließen.
    Und dann heißt es,mit dem Hund erstmal auf eine
    Wellenlänge zu kommen.Vertrauen ist das A und O.
    Nackengriff mit umwerfen halte ich für eine völlig
    absurde Maßnahme..was würden die vielen Großhund-
    besitzer dann machen müßen :???:
    Soo einfach isses nu nicht.Dadurch kann man sich ganz
    viel versauen. Und wie das eine Trainerin behaupten kann
    weiß ich auch nicht(mal nichts gegen sie persönlich) aber
    normal müßten da andere Vorschläge von
    Leuten vom Fach kommen :/

  • Hi,
    ich schwitze auch immer ein wenig auf dem Platz, wenn es ums Arbeiten ohne Leine geht. Meiner ist unkastrierter Rüde und würde am liebsten erstmal alles gnadenlos niedermarkieren, ist aber nicht erlaubt. Außerdem ist es sowieso eine etwas selbständige Rasse... Gestern ist er mir auch aus dem Parcours gepest, um am Zaun einen ankommenden Hund zu begrüßen :| Wegen sowas würde ich ihn aber niemals im Leben am Nacken packen oder umdrehen. Mir tut das Herz schon weh, wenn er sich wegduckt, wenn ich ihn böse anrede.
    Bei der Arbeit musst du darauf achten, ihn immer gedanklich bei dir zu haben, er muss sich sehr konzentrieren. Trainiert ihr da die ganze Stunde lang? Bei uns ist es so, dass nur abwechselnd der Parcours mit oder ohne Leine gelaufen wird und zwischendurch auch nicht gespielt oder rumgelaufen wird. Das ist vielleicht mit 10 Monaten etwas viel verlangt? Kenne ja den Hund nicht. (Auch das Fahrradfahren erscheint mir ziemlich viel, aber wie gesagt, aus der Ferne schwierig zu sagen.)
    Sprich mit ihm, während du arbeitest, flüstere, tu ganz geheimnisvoll. Und ich würde das Kommando "guckmal" üben, damit du seine Aufmerksamkeit bekommst, zB beim Start oder auch wenn er abgeleint ist. BEVOR er zu einer Ehrenrunde lostrabt ;)


    Viel Spaß noch
    Silvia

  • Hallo Aliona,


    Dein Hund ist gerade mal 10 Monate alt, also sozusagen im Übergang vom Junghund in einen erwachsenen Hund. Dieses Alter haben sicherlich viele Hundebesitzer noch in "bester Erinnerung". Der Hund beginnt seine Grenzen auszutesten, er wird oft aus heiterem Himmel total ängstlich, er hat auf viele Sachen, um es salopp auszudrücken keine Lust. Das alles hat nicht das Mindeste mit Dominanz zu tun.
    Im Gegenteil: nun ist der Halter gefordert: er muß beweisen, daß er im Stande ist ein Vorbild für den Hund zu sein. Er muß dem Hund zeigen, daß er souverän und konsequent handelt. Mit Dingen wie den Hund auf den Rücken schmeißen und Gewalt an sich wirst Du sehr schnell diese Vorbildfunktion verlieren. Falls Dein Hund tatsächlich dominant ist riskierst Du irgendwann einen Gegenangriff, falls er es nicht ist, hast Du im schlimmsten Fall einen völlig verunsicherten Hund. Überlege Dir gut, ob das Dein Ziel ist.


    Nun zu Deinen Problemen:
    Hast Du mit Deinem Welpen geübt, daß Du ihm etwas wegnehmen kannst? Ich vermute nicht, denn sonst dürfte es kein Problem sein, dem Hund den Knochen wegzunehmen. Wie schon beschrieben, biete ihm was im Tausch an.


    Dein Hund läuft im Agility davon und Deine Trainerin rät Dir als Bestrafung, den Hund auf den Rücken zu drehen? Ich glaube es nicht. wann sollst Du das denn machen? Wenn er wiederkommt? Oder per Fernwirkung, wenn er unterwegs ist. Eine Strafe muß quasi im Ansatz des Fehlverhaltens vom Hund erfolgen, denn sonst wird sie mit etwas völlig Anderem verknüpft. (z.B. mit dem Wiederkommen). Und wie gesagt, bei einem wirklich dominanten Hund möchte ich ihn nicht auf den Rücken drehen müssen.




    Zitat

    Bin grad ziemlich von mir selber enttäuscht.
    Was mache ich blos falsch?


    Für meine Begriffe machst Du falsch, daß Du mit 10 Monaten zu viel von Deinem Hund forderst und zu viel von ihm erwartest. Laß ihn doch erst mal erwachsen werden, sein Gleichgewicht finden. Du schreibst doch, daß er Blickkontakt zu Dir hält, daß er eine gute Unterordnung macht. Das ist doch ein super Ansatz, der ausgebaut werden kann.


    ich glaube durch Deine hohen Ansprüche ist Dein Hund enorm unter Streß. Gerade auf dem Agilityplatz. Für mich ist das Weglaufen,


    Zitat

    Denn es kann sein, er macht 3 Hürden hintereinander,
    und vor der 4. biegt er ab und geht zum schnüffeln...


    und das Schnüffeln reine Beschichtigungssignale. Ganz einfach, weil es ihm zu viel wird, weil die Atmosphäre angespannt ist, weil Du voller Erwartung bist.


    ich würde das ganze Programm etwas zurückschrauben, weiter am Grundgehorsam arbeiten, tauschen üben, und am Agilityplatz den Hund halt nur über 3 Hürden springen lassen. Aber das freudig und mit einem tollen Erfolgserlebnis.
    Und ich würde ganz sicher die Hundeschule wechseln.


    Noch ein Tipp: besorge Dir die Bücher: Streß bei Hunden" von Martina Nagel und Beschwichtigungssignale von Turid Rugaas.


    Grüße Christine

  • Halli, hallo


    ich kann zwar nicht so gut mitreden, da wir noch keine Hundeschule besuchen( kommt erst jetzt dran, da sie ja erst gute 2 Wochen bei uns ist) aber wenn ich deinen Artikel lese fällt mir eins auf, wann darf er denn mal so richtig alles beschnüffeln und seine Umgebung beschnüffeln. Ich denke das das Fahrradfahren garnicht so schlimm ist, doch da läuft er und so richtig erkunden kann er doch garnichts. Unsere kann erstmal, beim Sparziergang, alles beschnüffeln und dann arbeiten wir, weil sie dann viel Konzentrierter mit mir arbeitet. Meiner Meinung arbeitest du zwar sehr viel mit deinem Hund, doch wenn er Freizeit hat, ist der Hund wahrscheinlich sooo kaputt, das er zu nichts mehr richtig Lust hat. Das holt er dann beim Arbeiten nach, also das Erkunden und schnüffeln. Vielleicht hat dein Hund soviel Energie, das du vor deiner Arbeit mit ihm schonmal spielen solltest und als Abschluß Arbeiten. Vielleicht ist er dann nicht mehr so drauf besäßen, was anderes zu Erkunden.
    Ist nur so eine Idee, da ich selbst noch nicht soooviel Erfahrung darin habe

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