Welpe macht sich selbstständig, läuft allein zum Haus zurück und macht dort Theater

  • Ganz normal, der Welpe fühlt sich in fremder Umgebung total unsicher, will ins Vertraute zurück. Das sagt ihm sein Überlebensinstinkt, und da liegt er erstmal total richtig. Was dann allerdings absolut nicht normal ist ist, so eine Zwerg dafür anzumotzen/zu ignorieren, ihm also massiv den Schutz zu verweigern ,den er gerade sucht und unbedingt braucht.


    Um mit in die noch unheimliche neue Umgebung zu gehen, braucht der Welpe vor allem Vertrauen zu dir und zu seiner neuen Umgebung - und das gewöhnst du ihm gerade systematisch ab. Was du da aufbaust, ist fürchterliche Angst.

  • Und noch was: das ist ein relativ großer, also eher spätreifer Welpe, kein "was kostet die Welt?" - Jungterrier, der in dem Alter schon keck durch die Gegend spaziert.


    Kann gut sein, dass dein Kleiner mit acht Wochen einfach noch nicht reif für Spaziergänge ist - die Bindung zu dir ist noch nicht da, die neue Umgebung noch allzu bedrohlich, und alle seine Instinkte sagen ihm, am halbwegs sicheren Wohnort festzuhalten. Du hast ja gesehen, wie heftig er in Panik gerät.


    Ich würde mit ihm erstmal im Garten bleiben, ihn erkunden lassen, loben, loben, loben und fürs Rankommen belohnen, kurz: Vertrauen aufbauen. Mit zehn, zwölf Wochen ist es immer noch reichlich früh genug zum Spazierengehen.

  • Ich hab heute mehrmals versucht einfach im Garten zu bleiben, so dass er mich nicht sieht und ich ihm nicht das Gefühl gebe ich würde ihm hinterherlaufen. Er saß dann vor der Terrassentür und hat angefangen laut rumzuheulen. Ich hab das dann so 10 bis 15 Minuten ignoriert weil ich ihm im Jammern nicht bestätigen wollte.Aber er hat dann leider angefangen ganz schön an der Terrassentür zu kratzen und dann bin ich doch hin und musste ihn auch relativ streng maßregeln, dass er aufhört. Ich hab es dann zumindest so gemacht, dass ich ihn erst mal nicht direkt rein gelassen habe, auch als die Tür auf war, wobei er aber auch ganz schön "frech" wurde und immer an mir vorbei wollte. Als er sich dann wieder etwas beruhigt hatte sind wir zusammen ins Haus.


    Man liest bei dir raus, dass du irgendwo Infos zur Erziehung her hast: Diverses Verhalten nicht bestätigen etc. Aber am Anfang steht eure Verbindung im Vordergrund. Sicherheit geben, Vertrauen schaffen, Spaß haben. :gut: Du verlangst sehr viel, bau erst einmal eine Basis zwischen euch auf. Essen zuhalten, sich verstecken und schimpfen bewirken leider das Gegenteil. Erst einmal muss sich der Welpe bei dir sicher und geborgen fühlen. Erst danach wird er sich überhaupt auf dich einlassen und sinnvoll auf Dauer mitarbeiten.


    Das mit dem nicht vorhandenen Vertrauen sehe ich natürlich ein.

    Infos zur Hundeerziehung habe ich nicht direkt, aber (da die Frage hier mehrmals aufkam) ich habe mich natürlich schon bei dem "Züchter" (Ein Bauernhof hier in der Umgebung), bei unserem Tierarzt und bei der Hunde/Welpenschule hier erkudigt, worauf ich am Anfang achten muss.
    Mir wurde natürich gesagt, dass man es mit den "Ausflügen" nicht übertreiben soll und die Faustregel von 5 Min pro Lebensmonat ist.
    Mir wurde aber auch von allen Seite gesagt, dass es wichtig ist diese 10 Minuten im Garten bzw Wald auch wirklich zu nutzen in der gesamten Zeit zwischen 8 bis12 Monaten.

    Von den Züchtern/Verkäufern wurde mir gesagt, dass die Hunde dann draußen ganz viele Eindrücke sammeln und zu Hause dann ruhige wären, was wiederum dabei hilft, dass sie ihr Zuhause als Ort der Ruhe wahrnehmen und sich dort entspannen können. Wenn man das nicht nutzt wären die Welpen dann zu Hause deutlich aufgedrehter und kommen oft auch allein garnicht mehr zur Ruhe was in der Zeit schädlich wäre, da sie bis zu 16+ Stunden schlaf brauchen aber dann zu wenig schlafen.


    Auch unser Tierarzt hat uns empfohlen mit dem Kleinen das Stück in den Wald zu gehen und die 10 Minuten wirklich auch zu nutzen. Angeblich ist die Zeit von 8 bis 12 Wochen wohl sehr wichtig für das immunsystem bzw die Bildung des Immunsystems. Und seiner Erfahrung nach hätten Hunde mit allen möglichen Allergien, Durchfall etc. in den vergangenen Jahren stark zugenommen, weil viele Welpen in dieser Lebensphase eben nicht genug draußen und auch nicht im Wald waren. In der Natur nehmen die Welpen in der Zeit wohl viele Bakterien aus der Umgebung auf durch Kot von anderen Tieren, aus der Umgebung und natürlich auch durch das rohe Fleisch, was die Mutter nach Hause bringt. Die Bakterien sind dann Grundlage für das zukünftige Immunsystem des Tieres und das Beste, was man drum heute machen könnte, wäre ab der 8. Woche mit ihm diese 10 Minuten in den Wald zu gehen und ihn alles mal anlecken zu lassen.

    Und sogar die Hundeschule hatte uns geraten mit unserem Welpen in der "Sozialisierungsphase" wirklich die Zeit draußen auch zu nutzen und nicht gleich nach dem Pipi wieder rein zu gehen, weil das schon der erste Schritt für die Sozialisierung wäre weil in der Natur Wölfe in der Zeit auch die Höhle verlassen. Außerdem würde es der Welpe generell als Belohnung empfinden wenn man nach dem Pipi noch eine Weile mit ihm draußen verbringt. Eigentlich wollten wir mit unserem Welpen darum auch zeitig in die Welpen Stunde in der Welpenschule, aber da weiß man ja aktuell nicht wie das wegen Corona weiter geht...

    Darum bin ich davon ausgegangen, dass man dem Welpen wirklich sehr viel schaden kann, wenn er nach dem pipi direkt wieder ins Haus flitzen darf und dann nur ein Minute draußen war:???::???::???:

  • Nun ja.


    Zum Einen ist es ein Lebewesen, das die Idealvorstellung bei Entstehung nicht gelesen hat. Will sagen: Er ist ein Individuum (wie heißt er eigentlich?). Und er braucht im Augenblick einfach etwas mehr Sicherheit und will die Welt langsamer erkunden. Was hat er denn in seiner vorherigen Umgebung kennengelernt?


    Zum Anderen wollen neue Eindrücke verarbeitet werden. Und sein Gehirn ist in einer Umbauphase. Es kann nur einen bestimmten Teil an Verarbeitung leisten. Wenn darüber hinaus zu viele neue Sinnesreize kommen, dann macht die Festplatte dicht, dann wird überhaupt nichts mehr verarbeitet. Und mit etwas Pech resultiert daraus eine länger dauernde Lernblockade.


    Theoretisches Wissen ist wichtig. Aber schau auch auf Deinen Hund, was der Dir ganz individuell zu sagen hat, ist noch wichtiger.


    Für die Theorie empfehle ich mal das Buch „Hoffnung auf Freundschaft“.

  • Wie oft, wo und wie lange ist denn der "Züchter" mit dem Welpen Gassi gegangen? Daran sollte man sich orientieren.


    Zu dem Kot fressen und Dinge anlecken fällt mir gerade nix ein. Da denkt man, man hat an Humbug schon alles mal gehört und dann taucht doch wieder was Neues auf.


    Das Immunsystem hängt stark mit der Ernährung und Stress zusammen.

  • Welpen kommen mit einem eigenen Rhythmus im neuen Heim an. Die hatten (so sie nicht in einem Verschlag aufgewachsen sind) ihre Geschwister zum spielen und erwachsene Hunde für Grenzen und einen Lebensraum, den sie langsam erweitern konnten.


    Hier lebt aktuell der 8. Welpe, wenn man Aicha in meiner Jungend nicht mitzählt, der 7.


    Die Züchter haben sehre unterschiedlich viel gemacht mit den Welpen, aber ich fand nie, dass das groß eine Rolle gespielt hat (sorry an die "man muss viel machen" ambitionierten Züchter da draußen).


    Die kannten einfach erkunden und "drinnen" und "draußen" und fertig. Joey dabei viel mehr als das (Züchter die sehr viel gemacht haben), Smilla wohl am wenigsten. Einen Unterschied hab ich nie wirklich gemerkt. Peaches hat es nun 1 zu 1 getroffen (beim Züchter wie bei uns), Abenteuergarten, mehrere andere Hunde, viel Freiheit. Enya ähnlich, auf Resthof.


    Ich muss ehrlich sagen, ich kenne das nicht, so bange sein bei einem Welpen. Ich lese es immer nur in der Theorie und finde es nachvollziehbar so theoretisch beschrieben. Smilla war die einzige, die quasi nur drinnen kannte, aber selbst sie ist fröhlich mit 8 Wochen in die Welt gestürmt. Enyas erste Erfahrung nun war nach 6 Stunden Fahrt mit 8 Wochen ein kreischend auf sie zustürmendes Kind auf einem Bobby-Car (unserer Mieter) und sie nahm es gelassen.


    Also nicht falsch verstehen, wenn mein Welpe signalisiert, er braucht Schutz und ist überfordert, dann bekommmt er den! Und ganz sicher würde ich den dafür nicht maßregeln. Aber mich schon ein wenig fragen, was beim Züchter schief gelaufen ist oder ob ich da nicht mit deutlich weniger Erwartungshaltung anfange. Manche Hunde sind einfach Sensibelchen und denen hilft man nicht, indem man sie im Regen stehen lässt

  • Atme tief durch und versuche, mal etwas mehr nach Gefühl, statt nach grauer Theorie zu handeln.

    Tat dir das nicht leid, als der Zwerg jammernd vor der Tür saß? So ein nahegelegener Wald kann für einen so jungen Hund durchaus gruselig sein mit seinen Gerüchen und Geräuschen. Setz dich doch einfach mit dem kleinen an den Waldrand auf eine Decke, Welpe an die Leine und kuschle ne Runde. Wenn er wirklich dringend rein will, dann geh wieder rein. Einfach jeden Tag probieren...das braucht nur ein wenig Geduld und viele Kuscheleinheiten.

    Wurde ja auch schon geschrieben....vielleicht ist dem Kleinen auch einfach nur kalt und er will darum schnell wieder rein. Pullover an den Hund und mal so probieren.

    Oder du nimmst das Lieblinsspielzeug mit raus und spielst auf der Terrasse mit ihm und gehst immer weiter Richtung Wald.

  • In deinen Augen ist der Wald gleich nebenan, aber in den Augen deines Welpen ist er offenbar zu weit weg von der sicheren Höhle. Der Instinkt, nah bei der sicheren Höhle zu bleiben, ist überlebenswichtig für junge Caniden. Es ist nicht der Wald als solcher, sondern daß du ihn von der sicheren Höhle wegziehst, was seine Angst weckt. Durch Zwang wirst du seine Angst nur verstärken.


    Im Leben eines Wolfswelpen gibt es keinen solchen Bruch wie im Leben eines Hundewelpen. Der kleine Wolf darf seinen Bereich im eigenen Tempo zusammen mit den Geschwistern Schritt für Schritt erweitern. Der kleine Hund wird dagegen aus seiner Stammfamilie herausgerissen und muß sich mit fremden Bezugspersonen und in einer fremden Umgebung ganz neu zurechtfinden. Das ist eine Situation, die schon Urängste erwecken kann.


    Die 5-Minuten Regel für Welpen bezieht sich lediglich darauf, daß die Kleinen noch nicht nicht über längere Stecken angeleint im Tempo des Menschen mitmarschieren sollen und können. Also das, was viele Menschen unter einem Spaziergang mit Hund verstehen. Sie bezieht sich ausdrücklich nicht auf den gesamten Aufenthalt draußen, der ruhig länger sein darf.


    Faustregel: kurze, gerne auch langweilige Gassigänge dicht am Haus, damit der Hund sich lösen kann, und einmal am Tag ein längerer Ausflug, damit der Welpe die Welt entdecken darf (Sozialisierung). Beides ganz entspannt. Glaube nicht, du müßtest die ganze Sozialisierung in 10-Minuten-Schnipsel hineinzwingen - das kann nur schiefgehen.

    Unter Ausflug ist keine strammes Marschieren zu verstehen, sondern mehr ein Aufenthalt an einem interesanten Ort - zB einer Wiese - den der Welpe im eigenen Tempo mit Rückendeckung seines Menschen erkunden darf. Schnüffeln, Gucken, sich nach Belieben bewegen, sich ausruhen. Im Sommer würde man sagen: Setz dich auf eine Bank, an ein Teichufer oder auf die Wiese und laß deinen Welpen mal machen. Beobachte ihn, unterstütze ihn und genieße die gemeinsame Zeit. Du mußt kein Programm abarbeiten. In der kalten Jahreszeit wird es vielleicht eher auf ein Spazierenstehen hinauslaufen, aber der Sinn bleibt der Gleiche.


    Um die angeborene Hemmung auszutricksen, nimm den Welpen, setz ihn ins Auto und fahre an einen etwas weiter entfernten Ort. Er darf nicht das Gefühl haben, daß du ihn zwingst, sich auf eigenen Pfoten vom Heim wegzubewegen, dann wird er sich weigern, dir zu folgen. Wenn er wegtransportiert wird und nicht mehr weiß, wo die Höhle liegt, wird er viel entspannter sein und nicht nach Hause streben.

    Die angeborene Hemmung verliert sich in einigen Wochen von selbst, da mußt du nichts wegtrainieren. Das wäre auch gar nicht möglich.


    Letztendlich mußt du lernen, vor allem auf deinen Hund zu hören. Wenn ein Welpe heult und an der Türe kratzt, will er dich nicht ärgern, sondern er drückt damit ein Bedürfnis aus. Dein Hund ist der beste Lehrer in Hundefragen, den du hast.


    Dagmar & Cara

  • Angeblich ist die Zeit von 8 bis 12 Wochen wohl sehr wichtig für das immunsystem bzw die Bildung des Immunsystems. Und seiner Erfahrung nach hätten Hunde mit allen möglichen Allergien, Durchfall etc. in den vergangenen Jahren stark zugenommen, weil viele Welpen in dieser Lebensphase eben nicht genug draußen und auch nicht im Wald waren. In der Natur nehmen die Welpen in der Zeit wohl viele Bakterien aus der Umgebung auf

    Bei Kindern weisen die neueren Forschungen in genau diese Richtung. So ist das Immunsystem von Kindern aus Waldkindergärten sehr viel besser aufgestellt als das von Stadtkindern. In einem Experiment wurde Waldboden in die Außenspielbereiche von Stadkindergärten gebracht, und das Immunsystem dieser Kinder profitierte nachweislich von der Auseinandersetzung mit dem Naturboden.


    Es liegt schon nahe, daß Welpen und Kinder sich da nicht allzusehr unterscheiden.


    Dagmar & Cara

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