Zu hohe Ansprüche oder der falsche Zeitpunkt für einen Hund?

  • Wir waren vor 2 Jahren in der gleichen Situation. Ich hatte mir schon immer einen Hund gewünscht, meinen Mann musste ich eher überzeugen. Dann haben wir gewartet bis die Kinder groß genug waren und uns gefragt: welche Rasse? Aus verschiedenen hier schon genannten Gründen sollte es ein Welpe werden, der weiße Schäferhund gefiel mir tatsächlich auch am besten. Eine Freundin hat mir zum Pudel geraten und ich war erstmal sehr skeptisch - habe mich dann aber mehr mit der Rasse beschäftigt und letztendlich ist dann vor 1,5 Jahren ein Großpudel bei uns eingezogen, die Kinder waren zu dem Zeitpunkt knapp 3 und 5 Jahre alt. Und was soll ich sagen? Er ist einfach ein Traum! Wir haben an manchen Ecken auch Glück gehabt - er war sehr schnell stubenrein, hatte bei der Züchterin schon Beißhemmung gelernt und hat wenig Jagdtrieb (wir haben aber auch von Anfang an einiges beachtet und viel Impulskontrolle geübt), und die Züchterin hat eine super Vorarbeit geleistet.

    Ich persönlich finde wirklich, dass wir keine bessere Rasse (und Züchterin?) für unsere Lebenssituation hätten aussuchen können. Ich war im ersten Jahr in der Hundeschule und habe regelmäßig geübt, sodass er schnell einen guten Grundgehorsam hatte und wir jetzt auch recht entspannt durch die Pubertät kommen (er ist jetzt etwas mehr als 1,5 Jahre alt), er kann immer (wo erlaubt) frei laufen, versteht sich mit allem und jedem (ist nur manchmal etwas aufgeregt), ist selbst bei Wildsichtung abrufbar (es gibt aber auch Großpudel mit deutlich mehr Jagdtrieb, muss man dazu sagen, aber wenn man ein paar Sachen von Anfang an beachtet, ist er so gut wie immer kontrollierbar, so wie ich das mitbekomme), kommt super mit den Kindern klar (hört auch meistens auf sie, auch auf den jetzt 4jährigen). Er ist sehr sensibel - Kasernenhofton verträgt er nicht, und wenn ich mal mit den Kindern schimpfe verlässt er schonmal den Raum - dadurch ist er aber auch leicht zu beeindrucken und sehr führig.

    Manchmal muss man ihn ein wenig zur Ruhe „zwingen“, gerade wenn Besuch da ist. Aber man kann ihn problemlos auf seinen Platz schicken, wo er dann auch entspannt.


    Für uns (wir haben keine weiteren Haustiere) war das nicht-Haaren auch ein Argument, da meine Kids viel am Boden spielen. Ich schere ihn alle 2 Monate ganz kurz, ohne Krone oder Puschel, dadurch ist das Fell sehr pflegeleicht (ich muss selten bürsten, er neigt nicht zum Filzen). Bei Matschwetter stecke ich die langen Beine nach dem Spaziergang in einen Eimer mit Wasser, so bringt er auch kaum Dreck mit ins Haus (durch die langen Beine wird der Rest kaum dreckig - er weicht Pfützen o.ä. aber auch aus, das ist sicher individuell).

    Das beste, wenn man Kinder hat, ist aber: er ist sehr genügsam, solange eine gewisse „Grundlage“ gegeben ist. Soll heißen: Er macht alles mit, liebt Dummyarbeit und Suchspielchen, man sieht ihm die Lebensfreude dabei richtig aus den Augen blitzen, er ist ein richtiger Clown. Wenn aber die Kinder krank sind, viele Termine anstehen oder wegen anderer Dinge gerade nicht so viel Zeit da ist, ist er auch für einige Tage mit Minirunden (oder Spielrunden im Garten) und Kuscheln auf der Couch zufrieden, ohne unausgelastet zu wirken.


    Was die Optik angeht: Schau dich doch mal im Pudelforum um, da gibt es viele Fotos von Pudeln mit den verschiedensten Schuren. Ich war wie gesagt anfangs auch skeptisch, aber rundum kurz sehen sie wirklich anders aus, als man das so im Kopf hat. Wenn man da ein bisschen offen bleibt, braucht man diese Rasse nicht sofort abschreiben.

    (Wir wohnen übrigens nicht sooo weit von Aachen entfernt, wenn jetzt nicht Corona wäre, würde ich sagen lernt unseren doch einfach mal kennen...)

  • Zur Rassewahl kann ich nicht viel beitragen. Ich kenne wenig klassische "Familienhundrassen" die nebenher laufen sollen. Ich kenne einige Familienhunde die danach ausgesucht wurden, dass die Rasse gefällt (Wesen und Optik) und dann wurde sich eben entsprechend auf den Hund eingestellt und sowohl Hund als auch Kinder passend erzogen. Und ich kenne auch Familienhunde die rein nach Optik ausgesucht wurden und eine Katastrophe sind.


    Ich möchte euch aber einen Rat geben. Setzt euch mal zusammen und überlegt wer von euch wie viel Arbeit mit dem Hund haben wird. Ich gehe nämlich stark davon aus, dass es wie bei vielen aussehen wird: der Hund wird hauptsächlich von einer Person betreut werden. Falls es wirklich 50:50 wird, sucht den Hund gemeinsam aus. Wenn aber eine Person den Bärenanteil wuppt, dann sollte diese Person auch die Rassewahl treffen. Die muss damit nämlich klar kommen. Da sollte dann auch egal sein, dass die andere Person sich nicht mit der Rassewahl identifizieren kann oder die Rasse nicht ansehnlich findet.


    Hier war das eine sehr gute Entscheidung für die wir oft belächelt wurden. Mein Freund hatte bei der Rassewahl kaum Mitsprache. Er hatte natürlich auch fast nur optische Kriterien - die "Arbeit" hab nämlich schlussendlich ich. Er hat sich da aber selbstverständlich auch zurückgenommen und hätte im Grunde alles außer Qualzuchten akzeptiert. Sein Motto war "Egal was hier einzieht, wenn das kleine Knäul erstmal da ist, hab ich es sowieso lieb". Die Optik ist bei Google Bilder und der Vorauswahl viel wichtiger als in der Realität.


    Es ist sehr schwer einen Konsens zu finden, wenn einer den Hund im Grunde nur zum angucken, kuscheln und vorzeigen hat. Der andere aber die Erziehungsarbeit und den Alltag mit dem Hund verbringt. Vieles ist wesentlich leichter, wenn sich die Person, die kaum Arbeit mit dem Hund hat auch entsprechend zurücknimmt bei ihren Wünschen.


    Das gilt natürlich auch die für Auswahl eines Tierschutz-Hundes.


    Viel Erfolg bei der Suche nach dem richtigen Hund für euch :smile:

  • danke für Deine Antwort.


    Das mit den Kindern ist absolut machbar. Sie werden ja zumindest schon mal mit Katzen groß und da gibt es ja auch Regeln. Meine Tochter, 3, ist sehr sehr liebevoll und fürsorglich. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie Tiere ärgern würde oder ihnen absichtlich weh tut. Sie wird wahrscheinlich viel kuscheln wollen aber sie wird verstehen, dass wenn der Hund zB auf der Decke liegt, er dann in Ruhe gelassen werden muss. Mein Sohn, bald 7, ist zwar von Natur aus ein echter "Wildfang", aber trotzdem sehr vernünftig. Als er kleiner war hat er die Katzen oft geärgert, ist ihnen hinterher gerannt, das haben wir aber konsequent "behandelt", sodass er das heute nicht mehr macht. Er interessiert sich aber weniger für Tiere als meine Tochter. Er findet die Idee mit dem eigenen Hund natürlich spannend aber ich glaube nicht, dass es "sein" Hund werden wird. Also emotional gesehen. Aber ich mache mir wirklich keine Sorgen, dass einer der beiden den Hund bedrängen würde oder grob zu ihm sein wird. Das wird ja auch defintiv als Regel bei uns aufgestellt!!!

  • Es gibt natürlich solche Hunde, die super in die Familie passen. (Wenn auch keiner soooo perfekt ist, wie er hier gesucht wird, aber das ist ja auch nur die Idealvorstellung. Irgendwas ist dann doch immer.,)


    Da steckt aber immer viel, viel Zeit und Erziehung drin. Die Hunde, die ich so kenne, perfekt oder nicht, würden auf keinen Fall ins Tierheim gehen, sondern in der Familie oder im Freundeskreis einen neuen Platz finden, oder über Mundpropaganda im Umfeld. Kein einziger würde in den Kleinanzeigen oder gar im Tierheim auftauchen. Da bin ich sicher.


    Wenn man den für sich selbst (nahezu) perfekten Hund sucht, dann muss man diese Zeit und Arbeit meistens selbst investieren.

  • Das mit den Kindern ist absolut machbar. Sie werden ja zumindest schon mal mit Katzen groß und da gibt es ja auch Regeln. Meine Tochter, 3, ist sehr sehr liebevoll und fürsorglich. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie Tiere ärgern würde oder ihnen absichtlich weh tut. Sie wird wahrscheinlich viel kuscheln wollen aber sie wird verstehen, dass wenn der Hund zB auf der Decke liegt, er dann in Ruhe gelassen werden muss. Mein Sohn, bald 7, ist zwar von Natur aus ein echter "Wildfang", aber trotzdem sehr vernünftig. Als er kleiner war hat er die Katzen oft geärgert, ist ihnen hinterher gerannt, das haben wir aber konsequent "behandelt", sodass er das heute nicht mehr macht. Er interessiert sich aber weniger für Tiere als meine Tochter. Er findet die Idee mit dem eigenen Hund natürlich spannend aber ich glaube nicht, dass es "sein" Hund werden wird. Also emotional gesehen. Aber ich mache mir wirklich keine Sorgen, dass einer der beiden den Hund bedrängen würde oder grob zu ihm sein wird. Das wird ja auch defintiv als Regel bei uns aufgestellt!!!

    Damit hast du auf jeden Fall schonmal die richtige Einstellung zu dem Thema - ich kann dir aber aus eigener Erfahrung sagen, dass mit kleinen Kindern und Hund/Welpe definitiv viel Management und Beaufsichtigung nötig ist. Auch verständige und vernünftige Kinder wissen nicht (ebenso wie viele Erwachsene...), dass Hunde verdammt viel Schlaf brauchen... um auf die benötigten Stunden zu kommen, braucht ein Hund auch in der Zeit, wo Kinder wach und zuhaus sind, ziemlich viel Schlaf - und dafür müssen die Erwachsenen sorgen, auch wenn Kinder gerade gern den Welpen knuddeln würden.
    Ich war (und bin) bei uns zuhaus immer der "Spielverderber" - habe zig mal ermahnt, erinnert, Kinder vom Hund fern gehalten, gemeinsames Spiel beaufsichtigt und angeleitet und nach kurzer Zeit wieder beendet etc. - darauf würde ich mich bei so kleinen Kindern einfach einstellen.
    Hund und Katze sind da auch nur begrenzt vergleichbar.

  • Besonder darauf dass der Hund allein bleiben kann, kann man sich nicht verlassen. Oft verhalten sich die Hunde diesbezüglich anders. Man darf auch nicht vergessen dass sie sehr Orts und personenbezogene lernen. Nur weil er in Familie A brav alleine blieb heißt es nicht dass er es bei euch auch macht.

  • habt ihr euch schon überlegt einen Hund von privat zu übernehmen? Um ehrlich zu sein, jeder Hundebesitzer der seinen Hund liebt wird ihn versuchen selbst zu vermitteln auch bei Scheidung, berufswechsel, etc.

    Natürlich muss man da aufpassen, den Hund mehrmals besuchen etc. Aber das fehlt in euren Überlegungen.

    Ja absolut. Das fiel jetzt jetzt mich auch in die Kategorie "Second Hand Hund". Da hatte ich auch 2x mich auf sehr dürftig beschriebene Inserate gemeldet und nicht mal eine Antwort bekommen

  • danke für Deinen ausführlichen Bericht. Das klingt ja wirklich toll bei Euch. Und unsere Situationen sind ja echt sehr ähnlich.


    Magst Du mir erzählen, wieso Du Dich letztendlich gegen den weißen Schäferhund und für den Pudel entschieden hast? Oder hattest Du Dich mit dem WSS doch nicht so eingehend befasst?


    Hast Du es jemand ernsthaft bereut, einen Welpen zu den Kindern zu holen?


    Ich hatte ja 4 Tierheime angeschrieben, von zweien habe ich heute schon Rückmeldung bekommen, dass sie aktuell keinen passenden Hund für uns haben.


    Mittlerweile tendiere ich tatsächlich zum Welpen. Und ich komme vom weißen Schäferhund nicht los. Hat noch jemand Meinungen dazu?

  • Ich hatte tatsächlich weit vor dem für uns passenden Zeitpunkt hier im Forum einen Rassesuch-Thread eröffnet, und dort auch über den weißen Schäferhund diskutiert. Manche sahen das gar nicht sooo abwegig. Letztendlich hatte ich Bedenken, ob das nicht doch eine Nummer „zu groß“ (nicht im körperlichen Sinne) für uns gewesen wäre - es ist immernoch ein Schäferhund, und der hat eher mal die Tendenz nach vorn zu gehen als ein Pudel (ich hoffe, da liege ich nicht völlig falsch jetzt). Tatsächlich war das Nichthaaren dann auch ein Argument mit großem Gewicht. Und Pudel sind auch eine Gewichtsklasse leichter, unseren könnte ich ohne Probleme tragen und wenn mal ein Kind angerempelt wird, fällt es nicht gleich um (er hat es trotzdem schon paar Mal geschafft :D ).

    Wenn ich das im Pudelforum so höre, ist diese Genügsamkeit tatsächlich auch pudeltypisch, und das ist mit kleinen Kindern für mich mittlerweile wirklich das allerbeste an diesem Hund (das wurde mir auch erst im Laufe der Zeit so richtig klar, wie wichtig es ist, dass der Hund ohne zu leiden auch mal zurückstecken kann)


    Ich habe es nie bereut, einen Welpen genommen zu haben. Allerdings war er als Welpe auch wirklich einfach, wie gesagt, da passten Gene und Vorarbeit der Züchterin einfach perfekt. Natürlich war es trotzdem Arbeit und anfangs habe ich sehr regelmäßig (wohldosiert) geübt. Rückruf, Impulskontrolle und „aus“ war mir am wichtigsten. Aber Pudel lernen schnell und in der Hundeschule war er immer einer der besten. Wobei sie ihre Intelligenz natürlich auch gern zu ihrem Vorteil einsetzen :D

    Beim Grenzen lernen ist die Sensibilität auch von Vorteil - ich musste ein „nein“ wenn überhaupt nur wenige Male wiederholen, dann wusste er was Sache ist. Was nicht hieß, dass er sich auch bei Abwesenheit unsererseits immer dran hält, und jetzt in der Pubertät scheinen manche Sachen (wie, dass die Kinderzimmer schon immer Tabu sind!) plötzlich vergessen... Aber ich zumindest stelle mir das mit einem wirklich sturen Hund anstrengender und nerviger vor.


    Das ist er:

    Code
    [img]https://up.picr.de/39838523ie.jpeg[/img]
    Code
    [img]https://up.picr.de/38796488rt.jpeg[/img

    (Muss gleich noch gucken, wie das hier mit den Fotos klappt, muss weg)

  • Vom Wesen würde ich sagen, der typische Familienlabbi, wie man ihn kennt und sich vorstellt (ich weiß, dass nicht alle Labbis dem typischen Bild entsprechen): liebt alle Menschen, findet Kinder toll, tut für Leckerchen (fast) alles, schwimmt gerne, macht einen zufriedenen Eindruck. Ihr wisst sicher, was ich meine.

    Dazu passt ein WSS halt eher nicht, finde ich.

    Was spricht denn gegen eine nette Golden oder Labrador SL? Man muss sich das Leben ja nicht schwerer machen als es so schon ist :smile:

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