Ehrliche Meinungen/Erfahrungen zum Malinois

  • Danke nochmal für eure Berichte. Sehr spannend zu lesen!


    Probewohnen bietet das Tierheim gar nicht an, aber ich finde das auch bedenklich. Wobei es auf die Zeit ankommt. Ich finde z.B. 2 Wochen oder mehr viel zu lange, aber 1 Wochenende würde ich nicht so tragisch sehen. Ich sehe das Problem eher bei uns. Ich bin mir fast sicher, dass wir sie nicht mehr zurückgeben könnten, wenn sie erstmal ein paar Tage bei uns wohnen würde. :tropf:


    Wir tendieren momentan sehr stark dazu sie uns aus dem Kopf zu schlagen, weil es einfach so klingt als wären wir nicht die richtigen Personen für so einen Hund. Es hört sich so an als wären Malis doch etwas für spezielle Menschen mit spezifischen Anforderungen (nicht negativ gemeint).


    Eigentlich wollen wir es uns nicht gleich am Anfang so schwer machen. Wir wollen einfach einen Hund der uns nicht gleich an die Grenzen treibt. Da wir aber keine spezielle Rasse möchten und lieber einen aus dem Tierheim kann man uns da wohl nicht wirklich Tipps geben. Wir wissen nur, dass wir wohl Abstand von Gebrauchshunden und deren Mischlingen nehmen werden.

  • Man muss sich halt VORHER im Klaren sein ob man im Zweifelsfall wirklich für Jahre sein Leben einschränken will.

    Banales Beispiel: Mit Lucca ist es undenkbar mal eben in die Stadt zu gehem. Durch seine Wesennschwäche ist das alles nur nicht entspant. MIR macht das nix. Aber hätte ich da einen Drang zu...joa...

  • Zum Mali kann ich so gar nichts beitragen, aber wenn ihr das prinzipiell mögt und mit dem Hund arbeiten wollt:

    Sie ist absolut liebenswert, sehr verschmust, klug, witzig, aber sehr sehr hibbelig und voller Energie.

    könnte ein Tierschutz-Mix aus der gemäßigten Jagdhund- oder Hütehund-Ecke passen. Ihr klingt sehr reflektiert und findet mit Sicherheit den passenden Begleiter!


    Mein einer Australian Shepherd bringt auch viel Agressionspotential mit und löst schnell aus und muss sehr eng geführt werden. Das ist kein Spaß... Unsere Aussie-Hündin dagegen ist vom Grundtyp her ein souveränes Lamm. Man kann immer solche und solche Vertreter einer Rasse erwischen, aber gerade bei einem 9 Monate alten Hund bei Hundeanfängern würde ich auch eher dazu raten, einen Hund zu wählen, bei dem die Chancen einfach deutlich besser stehen, dass es auch in Zukunft gut passt, ohne dass sich alle verbiegen müssen. Das Alter ist so komplett zwischen allen Stühlen. Und wenn du schon schreibst "sie ist sehr aufgeregt" bei bestimmten Reizen. Das kann in jede Richtung umschlagen.

  • Eigentlich wollen wir es uns nicht gleich am Anfang so schwer machen. Wir wollen einfach einen Hund der uns nicht gleich an die Grenzen treibt. Da wir aber keine spezielle Rasse möchten und lieber einen aus dem Tierheim kann man uns da wohl nicht wirklich Tipps geben. Wir wissen nur, dass wir wohl Abstand von Gebrauchshunden und deren Mischlingen nehmen werden.

    Finde, das ist eine sehr vernünftige und reflektierte Entscheidung. :respekt:

    Würde z.B. dann bei der Suche auch gleich angeben, dass ihr Euch eher etwas unkompliziertes, familientaugliches als "Einsteigermodell" vorstellt.


    Vll. überhaupt mal so eine Aufzählung machen, wie Ihr Euch bei einen Hund vorstellt (also wie er so sein sollte) und war Ihr ihm bieten wollt. U.u. gibt es dann hier schon ein paar Rassevorschläge (oder man macht mit diesen Vorstellungen einen neuen Thread auf).

  • Um sowas im TH zu finden, ist man als Stammgassigänger meines Erachtens am perfekten Platz. Wenn „was Gutes“ reinkommt kriegt man es mit, die TH-Leute kennen dich und so weiter.

    Da ist die Rasse dann sekundär.

  • Hallo :)


    Wir haben gemacht, wovon alle abraten und aus spontaner Verliebtheit heraus einen Herdermix (50% Hollandse Herder, Großvater- oder -mutter belgischer Schäferhund/vmtl. Mali) aus unserer Nachbarschaft zu uns geholt. Ich habe mich unter anderem deshalb bisher noch nicht groß getraut, hier zu schreiben, sondern war bisher eher stiller Mitleser, zumal wir über den kritischen Punkt, an dem viele dieser Hunde abgegeben werden, noch längst nicht hinweg sind. Ich glaube aber, dass es evtl. Sinn macht, nochmal aus meiner Perspektive etwas zum Thema beizutragen.


    Vieles von dem, was man hier liest, nimmt man wahrscheinlich zur Kenntnis, ohne es wirklich zu verstehen. Ich schätze, das ist der Grund, weshalb auf der einen Seite diese Hunde immer wieder gekauft werden und auf der anderen Seite erfahrene Hundeführer das Gefühl haben, gegen Windmühlen zu reden. Wie man dieses Missverstehen eigentlich klarer Worte vermeiden kann, überlege ich jetzt schon, seitdem unser Hund bei uns ist. Denn natürlich haben wir uns vor dem Kauf belesen, darüber diskutiert und abgewogen, und die Entscheidung fiel trotzdem auf ihn. Und in der Theorie wusste ich, was auf uns zukommt. Praktisch steht man aber dann, sobald der Hund da ist und man die ersten Erfahrungen in der Familie, der Hundeschule und mit anderen Hundebesitzern macht, allein auf ziemlich weiter Flur. Denn diese Hunde sind - und das wird zu Recht ja auch immer wieder betont - einfach anders.


    Letztlich sind die Probleme, die wir bisher hatten, natürlich die gleichen, die auch unsere Freunde mit ihrem gleichalten Hund haben. Das Alleinebleiben funktioniert anfangs noch nicht so, Leinenführigkeit ist ein großes Thema, die Beißhemmung wollte erlernt werden, jetzt langsam fangen sie an, ein bisschen unhöflich und rüpelig zu werden. Nur dass Mozarts Kumpel traurig schaute und vielleicht ein bisschen wimmerte, wenn er alleine bleiben musste und Mozart gegen Türen rannte und schrie, sobald man nur in einen anderen Raum ging und die Tür schloss. Bei Spaziergängen waren ihm Autos lange egal, dann wurde er größer und sie interessierten ihn plötzlich, etwa zeitgleich mit Fahrrädern und Joggern, weil er Bewegungsreize jetzt ganz anders wahrnahm. Vor ein paar Wochen haben wir mit ihm einen Spaziergang im Wald gemacht, ging super und er war ein entspannter zufriedener Hund. Ein paar Tage später wollten wir das mit meinen Eltern zusammen wiederholen, die er sehr gut kennt und mag, aber das war irgendwie ein Tropfen zu viel für sein Fass - Ergebnis war purer Stress für alle Beteiligten (am meisten natürlich ihn selbst), er fiddelte, zog den ganzen Spaziergang über an der Leine wie ein Schlittenhund, um irgendwie den angestauten Druck abzubauen. Also wieder ein paar Schritte zurück und jetzt trainieren wir solche für ihn anscheinend extrem aufregenden Situationen, indem wir alle paar Tage mit dem Auto ein paar Meter fahren, aussteigen, ihn an die Leine nehmen, ein paar Schritte gehen und dann wieder nach Hause fahren. Waldspaziergang mit anderen ist erstmal wieder abgehakt. Von der Sache mit der Beißhemmung fange ich jetzt gar nicht an - bei euch gehts ja auch nicht um einen Welpen, was ich nur sagen will ist; immer wenn man glaubt, irgendwas müsste einfach so funktionieren, lässt einen der Hund mit diesem Gedanken im Regen stehen.


    Und wenn ich jetzt von meinem Hund erzähle und die Aufgaben mit ihm irgendwie in Worte fassen will, dann fühle ich mich ein bisschen wie ein Alien gegenüber anderen Hundebesitzern oder meiner Familie, die dann sagen "Och ja er ist ja auch noch klein, das kommt mit der Zeit", weil ich weiß, dass bisher keines unserer Probleme sich von selbst gelöst hat und auch in Zukunft immer wieder neue Baustellen aufkommen werden, denen wir uns in höchster Intensität annehmen müssen, damit unser Hund ein halbwegs tauglicher Alltagsbegleiter wird. Und dann kommt später noch die rassegerechte sportliche Auslastung hinzu, ohne die es nicht geht und ohne die man nochmal neue Probleme schafft. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Man muss sich eben darauf einstellen, dass Dinge, die man im Zusammenleben mit Hunden für selbstverständlich hält, bei so einem Hund zum Thema werden. Irgendwie möchten doch die meisten einen Begleithund(!), der sich mit anderen verträgt, der nicht zuviel bellt, der den Einbrecher aber nicht den Postboten meldet und den man überall mit hinnehmen kann, und zwar ohne dass all diese Dinge zur Mammutaufgabe werden und man den Hund bei jedem Schritt anleiten muss, weil er sonst irgendwas ziemlich Unvorhergesehenes tut und das schneller als man gucken kann.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Ob ich aus meiner Perspektive jetzt von diesem Hund abraten würde, kann ich nicht sagen, weil unser Hund selbst noch sehr jung ist. Was ich glaube ich aber schon mit ziemlicher Sicherheit sagen kann, ist: Es wird genauso sein, wie hier beschrieben und es wird doch ganz anders sein, als ihr es euch in euren kühnsten Träumen vorgestellt habt; und damit meine ich in erster Linie: viel schlimmer, extremer, nervenaufreibender (denn die schönen Momente, die kommen mit jedem anderen Hund auch). Dazu kommt, dass eure Kandidatin aus fremder Hand kommt. Ich bin sehr froh darüber, dass wir unseren Hund seit kleinauf haben und jede Entwicklungsstufe mit ihm zusammen erlebt haben, gerade weil er auch so schon eine Wundertüte ist und teilweise Themen wieder auspackt, die ich eigentlich schon für gegessen hielt (aber immerhin die Vorgeschichte dazu schon kenne!). Ich liebe meinen Hund wie verrückt, aber er ist auch verrückt, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Würde ich mir nochmal so einen Welpen holen? Das beantworte ich, wenn er drei ist.

  • Sorry für den Doppelpost: Ich habe solange für's Schreiben gebraucht, dass ich euren letzten Beitrag noch nicht gesehen habe, in dem die Entscheidung ja schon ein wenig gefallen ist. :) Sorry dafür. Vielleicht hilft es dem Nächsten, der ähnliche Überlegungen hat.

    Ihr werdet sicher den für euch perfekten Hund finden, es gibt so viele tolle Hunde und ihr seid ja quasi schon an der Quelle.

  • es wurde ja schon viel gesagt, aber ich will auch noch mal =)


    ich habe mir vor 4 Jahren einen Mali-Rüden gekauft. Schlicht und ergreifend, weil ich einige Malis kennen lernen konnte und ich den Typ Hund sehr mag und gut damit zurecht komme.

    Ich habe die Entscheidung auch nie bereut. Er ist (für mich) einfach der perfekte Hund. Ich mag seine Art sehr und komme auch immer noch, auch wenn es mein eigener Hund ist, für den ich jetzt ganz allein verantwortlich bin, wirklich sehr gut damit zurecht.

    ich muss aber auch fairerweise dazu sagen, dass er sicher zu den 'einfacheren' Malis gehört. Er ist jetzt 4 Jahre alt (also erwachsen) und findet Menschen, auch fremde Menschen, immer noch super. Er lässt sich problemlos anfassen und genießt das auch sehr. Auch mit anderen Hunden hat er kein Problem. Wobei er sich allerdings nicht gefallen lässt, wenn er angegriffen wird. Da wehrt er sich schon. Aber von sich aus fängt er keinen Streit an.


    Er ist aber auch schon als 8 Wochen alter Welpe bei mir eingezogen. Seinen Grundcharakter hatte er schon als Welpe und den Rest hat dann Erziehung erledigt.


    Er ist aber dennoch kein immerdabei-Hund den man ständig mit ins Restaurant nimmt oder so. Also das würde schon mit ihm gehen, wir haben das auch schon gemacht und er liegt dann auch brav neben dem Tisch. Aber ich lasse ihn trotzdem lieber zu Hause..

    Es ist für ihn auch einfach angenehmer..


    Was man nicht vergessen darf: so ein Mali ist halt ein sehr reaktiver Hund. Nicht umsonst werden Malis ja so gerne als Diensthunde eingesetzt. Da müssen sie immer einsatzbereit sein, immer auf zack sein, schnell reagieren, auch mal eigene Entscheiden treffen und die dann auch bei Gegenwehr durchsetzen.

    So ungefähr ist ein Mali dann halt auch im Alltag.


    Mein Rüde ist wirklich nett und hat auch draußen eine Reihe von antrainierten Verhaltensketten, die mir das spazieren gehen erleichtern, aber dennoch muss ich immer ein Auge auf ihn haben. Im Zweifel hat man beim Mali nämlich immer die Gefahr, dass er eine Situation falsch einschätzt und nach vorne geht. Was natürlich überhaupt nicht geht im Alltag.


    Was man auch gerne unterschätzt ist die Geschwindigkeit. Früher dachte ich, meine Hündin wäre schnell.. :lol: Meine Rüde ist noch viel schneller. Und damit meine ich nicht nur, die reine Bewegungsgeschwindigkeit, sondern auch die Geschwindigkeit, in der er Situationen einschätzt und Entscheidungen trifft.


    Ah und ganz wichtig: die Malis, die man draußen sieht, sind die, die in 'belebteren' Gegenden gut zurecht kommen und sich da gut führen lassen. Die, bei denen das nicht geht, werden höchstwahrscheinlich so abseits spazieren geführt, dass man sie nicht zu Gesicht bekommt. Das verzerrt dann etwas die Wahrnehmung.

    Oftmals sind Malis auch nicht von sich aus so brav, sondern werden von ihrem Besitzer schlicht nur gut kontrolliert. Ist bei meinem Rüden auch so. Einfach machen lassen kann ich den auch nicht.


    Mein Rüde gehört auch übrigens zu den Malis, die kein IGP machen. Wir machen hin und wieder Mondioring, da auch Schutzdienst, aber sein Schwerpunkt liegt im Agi und im Obi. Und gerade fürs Agi brennt er auch richtig. Das macht ihm nicht weniger Spaß als Schutzdienst.


    wohnst du vlt in meiner Nähe? wir kommen aus dem Saarland. Dann könnte ich dir ein Treffen anbieten zum Rasse kennen lernen.

  • Sorry für den Doppelpost: Ich habe solange für's Schreiben gebraucht, dass ich euren letzten Beitrag noch nicht gesehen habe, in dem die Entscheidung ja schon ein wenig gefallen ist. :) Sorry dafür. Vielleicht hilft es dem Nächsten, der ähnliche Überlegungen hat.

    Ihr werdet sicher den für euch perfekten Hund finden, es gibt so viele tolle Hunde und ihr seid ja quasi schon an der Quelle.

    Also ich fand Deine Schilderungen gut und nützlich.

    Denn es scheitert ja in der Tat oft daran, dass man mit den Aussagen von Fachleuten nicht immer gleich das richtige anfangen kann bzw. sich etwas ganz, ganz anderes darunter vorstellt. Insoweit waren Deine Ausführungen bisserl so etwas, wie eine Übersetzung :smile:

  • Eigentlich wollen wir es uns nicht gleich am Anfang so schwer machen.

    Ohne mich mit Malis auszukennen - aber genau DAS finde ich den richtigen Ansatz.


    Die Umstellung von Nicht-Hundehalter zu Hundehalter ist groß genug - es ist unklug es sich dann noch zusätzlich schwer zu machen. Deswegen rate ich jedem, der den ersten eigenen Hund plant, zu einer "einfachen" Rasse, bei der auch Fremdbetreuung und "Mitnehmen-im-normalen-Alltag" verhältnismäßig einfach möglich sein sollte.

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