Tierschutzhund ständig angespannt

  • Und das obwohl wir heute Morgen ausnahmsweise mit seinem besten Hundefreund 1,5 St. spazieren waren und von Unterforderung demnach nicht die Rede sein dürfte.

    Überforderung. Das ist viel zu lang für so einen Hund. Der war drüber.


    Diese Hunde sind Erregungsbeller. Wenn sie was aufregt, bellen sie. Es ist sinnvoller daran zu arbeiten den Hund entspannter zu bekommen als sich über das Bellen zu streiten, denn das regt sie auf und sie sind ja Erregungsbeller.

    Ich kann mir dann aber nicht erklären, warum er jede halbe Stunde im Wohnzimmer aus dem Nichts aufbellt. Und dass ohne einen für uns hörbaren Geräusch. Wir sitzen dann ganz ruhig aufs Sofa.. Was könnte da aufregend sein? :ka:

  • Der Hund ist drüber. Ein einhalbstündiger Spaziergang ist für so einen Hund schwere Arbeit. Zu schwer. Um das abzubauen, was da erlebt wurde und er hormonell wieder im Lot ist, braucht es gut sechs Tage Ruhe. (Würde nur klappen, wenn zwischendurch kein neuer Aufreger dazukommt.)

  • Okay. Wenn ich jetzt richtig gerechnet habe, ist der Hund jetzt 2 Monate bei Euch. Er kommt ursprünglich von der Straße und ist im Shelter völlig reizarm Junghund geworden. Kam mit 5 Monaten auf eine Pflegestelle, bei der er sich scheinbar wohlgefühlt hat?, und dann mit 15 Monaten zu Euch.


    Eine wirkliche Verständigungsbasis ist nicht da (wäre auch viel verlangt nach der Zeit). Aber der Hund kann schon Kommandos ist ist schon gut über eine Stunde draußen unterwegs.


    Ich würde mal vermuten, der ist völligst überfordert und verunsichert und das schafft sich ein Ventil. Ein sehr Nettes übrigens. Und ihn mit Fuß-Nichttritten da zu unterbrechen dürfte nicht für weitere Sicherheit sorgen.


    Wie hat er sich denn in der Pflegestelle gezeigt? Gab es da andere Hunde?

  • Ja, das "Vorher" wäre auch mein nächster Ansatzpunkt.


    Lori, ich würde mich mit der Pflegestelle - und wenn es sich irgendwie in Erfahrung bringen lässt, mit allen, die den Hund bisher kannten und erleben konnten - in Verbindung setzen und sie freundlich löchern. Alltagserfahrungen, Welpen- Junghundzeit, Prägungen all das. Einfach um besser zu verstehen, was der Hund bisher erlebt hat, was an Bewegungs- und Aktivitätspensum er kennt usw.


    Manchmal geht da was mit ein wenig hartnäckiger Recherche. Manchmal endet's schon bei der ersten Anfrage mit einem schnöden "Nope, wissen wir gar nix drüber". Aber einen Versuch wäre es mir wert.

  • Bei aller Recherche muss man bei diesem Hundetyp im Kopf haben, dass selbst bei optimalster Aufzucht die Kapazitäten für Alltagsdinge rechte begrenzt sind.



    Ich hab Deinen Punkt verstanden, flying-paws. Mir würde, wäre ich Lori, dennoch daran liegen, diesen Hund als diesen Hund verstehen zu lernen. Und hierfür finde ich Informationen zu seinem Vorleben und bisherigen Erfahrungen nicht überflüssig.

  • Mir ginge es beim „Vorher“ vor allem um etwas, was ich jetzt bei Tierschutzhunden gerade aus dem Ausland häufiger gesehen habe: Dass die sich auf einer routinierten Pflegestelle anders zeigen als im neuen Zuhause. Was auch irgendwo klar ist.


    Meistens sind auf erfahrenen Pflegestellen andere Hunde und es gibt einen eingespielten Ablauf, in den sich der Neuankömmling ein Plätzchen zugewiesen bekommt - und dabei die anderen Hunde beobachten und sich was abgucken kann. Es gibt also quasi schon eine Struktur. Klar verändert die sich, aber es ist eine Basis da, die es dem Hund einfacher macht, sich einzufügen.


    In einem neuen Zuhause mit ihm als einzigen Hund ist die Anforderung ungleich höher. Und wenn kein anderer Hund da ist und zum Menschen keine Vertrauensbasis, dann fehlt Anleitung, die es vereinfachen würde. lori90 Ich weiß nicht, ob Ihr schon Hundeerfahrung habt. Aber wenn nicht, dann ist es auch erstmal ein Lernprozess für Eich, Euch mit Hunden zu verständigen und ihm die Anleitung zu geben, die er braucht.


    Und so lange ist das Kerlchen halt bei Euch und weiß nicht recht, wie ihm geschieht. Das erzeugt Anspannung und die kanalisiert sich im Bellen.


    Je nachdem, wie reizarm er tatsächlich aufgewachsen ist, wird er sich ein Leben lang mit dem Lernen und dem Generalisieren von Erfahrungen schwertun. Solche Hunde lernen viel über Wiederholung und Routine. Und deshalb tun sie sich mit neuen Situationen schwerer als andere und es dauert länger. Ihr macht im Moment wahrscheinlich wirklich einfach zu viel mit ihm. Mehr, als er verarbeiten kann.


    Geduld und Verständnis, Einfühlungsvermögen und viel Routine und Gewohnheit, das hilft. Vertrauensaufbau. Gemeinsame Entspannungsübungen. Ruhe und viel Schlaf. Gemeinsame ruhigere Beschäftigungen wie eine gemeinsame Leckerchensuche stärken das Vertrauen und kleine Erfolgserlebnisse stärken das Selbstbewusstsein.


    Ihm mit Fußstupsen abzubrechen - hmh. Bietet Ihr ihm ein Alternativverhalten an? Wie bestätigt Ihr seine Ruhe in dem Moment. Nimmt er da überhaupt Leckerchen?


    Wenns nur der reine Abbruch ist, dann ist das einfach nur frustrierend für den Hund und untergräbt Sicherheit. Und es ist letztlich eine Strafe, ohne dass der Hund eine Chance hat zu verstehen, wofür. Und sie damit auch nicht vermeiden kann :( :

  • Es gibt aber auch einfach unterschiedliche Hunde.

    Meine Rüden haben kaum gebellt. Bei Max dachte ich schon er kann gar nicht.


    Das Mädchen bellt und spricht und brummelt und fiepst - bei ihrer Bandbreite an Lautäußerungen wird jeder Opernsänger neidisch.

    Und es geht ihr zu 90 % wirklich einfach um Kommunikation/ Mitteilung.

    Boris hat sich angepasst und macht auch viel mehr Töne als, als er alleine war.


    Inzwischen weiß sie, dass bei "Schluss jetzt" Schluss ist, aber sie soll sich ja auch durchaus äußern.

    Mit dem Abbruch verknüpft ist aber auch, dass sie weiß, das ich begriffen habe, worum es geht und mich kümmere.

    Sie meldet z. B. auch zuverlässig an, dass die Katze auf die Terrasse kommt. Da muss ich dann eben füttern:ugly:


    Ich habe meine Nachbarn immer von Anfang an mit einbezogen.

    Also gesagt, kommt ein neuer Hund muss sich aber erst eingewöhnen, ich weiß noch gar nicht, wie er drauf ist....

    Sie sollen mich gern ansprechen, anrufen...

    Das nimmt viel Stress, dass ich nicht jedes Mal auch noch gedacht habe "Oh jeh die Nachbarn."

    Und die Nachbarn gehen eben auch gelassener damit um, und wissen ja, dass sie mich ggf. anmeckern können, wenn aus ihrer Sicht erforderlich.

    Ich mache aber auch den Weihnachtsmann und Osterhasen (Kleinigkeiten) und hole Blumenerde für die eine Nachbarin...


    Das ersetzt die Arbeit am problem natürlich nicht, nimmt aber eine Stresskomponente raus.

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