Tierschutzhund ständig angespannt

  • Da ich mit der alten Pflegefamilie im sehr guten Kontakt stehe, habe ich mal ein paar zusätzliche Dinge nachgefragt. Eigentlich machen wir das Ganze nicht so viel anders. Der allergrößte Unterschied ist natürlich dass er dort drei andere Hunde hatte, womit er Spielen konnte..! Die Dame sagte mir dass sie ihm auch öfters auf seiner Decke geschickt habe, er dann aber davon geschlichen ist um die anderen zum Spielen zu animieren. Sie hat ihn dann konsequent gestoppt und zurückgeschickt, notfalls angeleint. Er ist dann zur Ruhe gekommen.


    Wir machen das jetzt eigentlich (ohne es gewusst zu haben) sehr ähnlich. Zurückschicken zur Decke vielleicht nicht konsequent genug. Aber auch wenn er dann dort mal liegt, dauert es nur 20 oder 30 min bis er wieder aus dem Nichts los bellt.

    Die Pflegedame war fast immer mit ihrem Rudel spazieren, also ohne anderen Hunden(kumpels). Wir spazieren seit kürzem im Schnitt einmal die Woche mit anderen Hunden.


    Wir finden das Bellen mittlerweile nur noch nervig und haben je nach Laune jedes mal einen anderen Umgang damit. Einfach weil nix zu helfen scheint :ka: Er zeigt sich bei allem sehr unbeindruckt.


    Er liegt jetzt zum Beispiel im Flur damit er mal zur Ruhe kommt und schlafen kann, aber bellt jede 20min für ein paar mal auf. Am Geräusch zu hören bellt er ganz deutlich zur Wohnzimmertüre und nicht zur Haustüre. Wir versuchen es jetzt jedes mal komplett zu ignorieren, aber penetrant ist das schon und für die Nachbarin auch ägerlich.


    Ich habe das Inhouse bellen jetzt mal beobachtet und dabei folgendes festgestellt:

    - wenn er bellt schaut er uns währenddessen nicht an und blickt nach einem Bellen auch nicht auf.

    - er bellt eigentlich nur wenn wir da sind. Ist er alleine zu Hause ist es (fast) immer leise. So hatte die Nachbarin vor einiger Zeit mal berichtet und habe ich auch mal mit dem Handy aufgenommen.

  • Wie hast Du es hingekriegt, dass Schluss auch wirklich Schluss bedeutet? Und funktioniert das auch wenn Du Dich im anderen Zimmer bist? Wenn wir "Nein" sagen, dann werden wir angeschaut und wird weitergebellt und dabei hin und her gelaufen.

  • Ihm mit Fußstupsen abzubrechen - hmh. Bietet Ihr ihm ein Alternativverhalten an? Wie bestätigt Ihr seine Ruhe in dem Moment. Nimmt er da überhaupt Leckerchen?


    Wenns nur der reine Abbruch ist, dann ist das einfach nur frustrierend für den Hund und untergräbt Sicherheit. Und es ist letztlich eine Strafe, ohne dass der Hund eine Chance hat zu verstehen, wofür. Und sie damit auch nicht vermeiden kann :( :

    Mein Partner hat da eine, finde ich, super Reihenfolge. Abbruch mit Fußstupsen und danach direkt ein munteres weiter und / oder ein Handtouch. Das Bellen hört dann eigentlich direkt auf, auch der Touch macht der Hund dann gut bei ihm.


    Ich bin da leider nicht schnell genug und der Hund verfängt sich bei mir im "Belltunnel".

  • Ob er die ganze Zeit über schläft wie ein Stein weiß ich nicht, aber es ist leise und kommen wir zurück von der Arbeit sind die Äuglein ganz klein und wird gereckt und gestreckt. Also gehe ich schon davon aus dass er schläft.

  • Er liegt jetzt zum Beispiel im Flur damit er mal zur Ruhe kommt und schlafen kann, aber bellt jede 20min für ein paar mal auf. Am Geräusch zu hören bellt er ganz deutlich zur Wohnzimmertüre und nicht zur Haustüre. Wir versuchen es jetzt jedes mal komplett zu ignorieren, aber penetrant ist das schon und für die Nachbarin auch ägerlich.


    Ich habe das Inhouse bellen jetzt mal beobachtet und dabei folgendes festgestellt:

    - wenn er bellt schaut er uns währenddessen nicht an und blickt nach einem Bellen auch nicht auf.

    - er bellt eigentlich nur wenn wir da sind. Ist er alleine zu Hause ist es (fast) immer leise. So hatte die Nachbarin vor einiger Zeit mal berichtet und habe ich auch mal mit dem Handy aufgenommen.


    Ich find's hilfreich, dass Du jetzt ein paar mehr Informationen zu seinem Vorleben hast. Ich halte es nicht für abwegig, dass ihm das Leben mit Artgenossen fehlt, wenn er es rund zehn Monate so kannte. Nun wirst Du deshalb keinen weiteren Hund aufnehmen können (oder wollen), aber im Hinterkopf behalten würde ich das schon. Habt ihr denn zusammen auch Spielmomente abseits seiner Ruhephasen? Also in denen Du mal mit dem Kleinen balgst? Ihn mal ein bisschen foppst und um ein Stück Seil "streitest" o.ä.

    Nicht, um jetzt täglich das große Bespaßungsprogramm zu starten, sondern so, dass er immer mal wieder in vertraute Bewegungsmuster kommt - und nebenbei natürlich auch die Bindung und das Vertrauen zu euch festigen kann.


    Weshalb habt ihr ihn im Flur liegen? Möglicherweise unterschätzt ihr schlicht das Gehör eines Hundes und er bekommt doch deutlich mehr vom Leben der Nachbarn und den Geräuschen im Hausflur mit, als euch selbst auffällt? Ich würde ihm probehalber mal einen abgelegeneren Ruheplatz einrichten.


    Tja, das Bellen ... Irgendwas scheint sich als Verknüpfung eingeschlichen zu haben. Er macht das nicht von Beginn an, oder? Hm, nur 'ne vage Idee: könnte es sein, dass er vor allem dann Aufmerksamkeit von euch erhält, weil ihr auf das Bellen reagiert und Ruhe fordert? Steht ihr dann auf, geht zu ihm hin, ruft ihr ihm was zu? Oder wie sieht euer Maßregeln in solchen Situationen aus?


    Ansonsten fänd' ich sinnvoll, das Deckentraining nochmal klar und in aller Ruhe aufzubauen.

  • Ob er die ganze Zeit über schläft wie ein Stein weiß ich nicht, aber es ist leise und kommen wir zurück von der Arbeit sind die Äuglein ganz klein und wird gereckt und gestreckt. Also gehe ich schon davon aus dass er schläft.


    Sorry, falls ich das irgendwo auf den sieben Seiten überlesen habe, aber wie lange ist er denn alleine, wenn ihr arbeiten müsst?

  • Weshalb habt ihr ihn im Flur liegen? Möglicherweise unterschätzt ihr schlicht das Gehör eines Hundes und er bekommt doch deutlich mehr vom Leben der Nachbarn und den Geräuschen im Hausflur mit, als euch selbst auffällt? Ich würde ihm probehalber mal einen abgelegeneren Ruheplatz einrichten.


    Tja, das Bellen ... Irgendwas scheint sich als Verknüpfung eingeschlichen zu haben. Er macht das nicht von Beginn an, oder? Hm, nur 'ne vage Idee: könnte es sein, dass er vor allem dann Aufmerksamkeit von euch erhält, weil ihr auf das Bellen reagiert und Ruhe fordert? Steht ihr dann auf, geht zu ihm hin, ruft ihr ihm was zu? Oder wie sieht euer Maßregeln in solchen Situationen aus?

    Zum Schlafplatz muss man wissen, dass die Wohnung relativ klein ist: wir haben nur ein sehr großes, offenes Wohnzimmer, unser Schlafzimmer und eben der Flur. Das Haus ist tatsächlich relativ hellhörig deshalb könnte es schon sein dass er immer (minimal) was hört. Einen abgelegeneren Ruheplatz gibt es daher leider nicht. Er legt sich seit neuestem immer öfters hinter dem Esstisch, welches zum Vorteil hat dies in einer Ecke ist an dem wir weniger vorbeilaufen als sein jetztiges Plätzchen beim Sofa. Dafür aber direkt neben dem Kühlschrank :headbash:


    Das mit der Aufmerksamkeit und das Bellen könnte schon so sein ja. Wir haben Anfangs versucht ihm zu beruhigen, denn so hat es auch die Pflegedame gemacht wenn es dann mal vorgekommen ist, dass er Inhouse bellt. Also ein "alles ist gut". Das hat anfangs gut funktioniert. Irgendwann hat er trotzdem weitergebellt. Nach ein paar mal fängt man dann halt an Ssst oder nein zu sagen. Funktioniert aber auch nicht mehr.


    Auf der Decke schicken und selber "gucken gehen" funktioniert auch nur bedingt weil er einem dann hinterherlaufen will. Mit einem sehr strengem "Bleib", ich gehe gucken und sage ihm danach "alles ist gut" war er dann aber tatsächlich leise.


    Gerade eben haben wir ihn ignoriert und nach einer Minute bellen ist dann leise. Jetzt seit 20min.


    Wie ihr sieht, sind unsere Maßregeln also leider relativ unterschiedlich.. :mute:


    Vielleicht sollen wir wieder bei A anfangen und Deckentraining machen. Es ist aber wirklich eine Geduldsprobe wenn Hund das 10. mal ohne Freigabe von der Decke aufsteht, ums Verrecken nicht mehr drauf geht und du ihn dort "hinbringen" musst.

  • Sorry, falls ich das irgendwo auf den sieben Seiten überlesen habe, aber wie lange ist er denn alleine, wenn ihr arbeiten müsst?

    Kein Ding, der Thread ist jetzt doch sehr lang geworden..


    Er ist bei uns unterschiedlich lang am Stück alleine. Aber man kann sagen zwischen 2 und maximal 5 Stunden. Ein Tag in der Woche geht er zur Pension. Da trifft er dann die "Dienstagshunde" die er bereits kennt, ist dort im Rudelchen und scheint mega happy. Abends ist er da meist auch sehr ausgeglichen und am nächsten Tag sogar noch müde.

  • lori90


    Unabhängig davon, ob Ihr scheinbar nicht viel „anders“ macht, als die Pflegestelle: Es ist für den Hund etwas komplett Anderes, ob er in einem festen Gefüge als vierter Hund einfach mitlaufen kann, oder ob er einziger Hund in der Familie ist, die bisher noch nicht auf Hund eingerichtet war, wo er mehr im Fokus steht und wo sich das Gefüge erst finden muss. Letzteres stellt ungleich höhere Anforderungen an sein Adaptionsvermögen.


    An Euch ja auch: Ihr müsst Euch erst auf das Lebewesen Hund einstellen. Zum Beispiel beim „auf den Platz schicken“: Das wird sich bei Menschen, die das Konzept kennen und die Anforderung an den Hund auch mit ganz klarer Haltung und Körpersprache (klar aus Hundesicht) geben - flankiert von Hunden, die das Kommando kennen und umsetzen - ganz anders darstellen als bei Hundeanfängern. Obwohl Ihr „das Gleiche macht“.


    Wenn das Bellen Ausdruck von körperlicher Unruhe und Stress ist, dann kann er in dem Moment nicht anders. Er tut das nicht, um Euch zu ärgern, sondern verschafft sich so Ausdruck und wahrscheinlich auch ein Stück weit Erleichterung.


    Ist schon klar, dass das tierisch nervt. Nur macht Ihr den Stress und die Unklarheit nicht geringer, wenn Ihr uneinheitlich und genervt reagiert, dass erschwert es dem Hund ja nochmal mehr, in Ruhe zu kommen.


    Nochmal von der anderen Warte aus: Der Hund braucht die Möglichkeit, sich auszuruhen und zu entspannen. Dazu gehört, dass er sich sicher fühlt, nicht überfordert wird, Gelegenheit bekommt, seine Umgebung zu beobachten und verstehen zu lernen, die Erwartungen an ihn nicht höher sind, als er leisten kann. Ruhige souveräne und freundliche, wohlwollende (um nicht zu sagen liebevolle) Führung. Mit der Erkenntnis, dass es sich für ihn lohnt, dieser Führung zu folgen. Und dass er einen Abbruch erkennt und akzeptiert. Und einen Ausgleich.


    Im Augenblick wird Euch, denke ich, vor allem liebevolle Geduld helfen. Wie einem Kleinkind gegenüber, das Vieles einfach nicht kennt und versteht.

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