Tierschutzhund ständig angespannt


  • Ich weiß nicht, ob ich in die richtige Richtung denke, aber ich hab das Gefühl, euer neuer Freund will einfach mehr von euch. :-) Und ich finde, ihr knausert da unnötig - was seine gewaltig (!) neuen Lebensumstände für ihn nicht einfacher macht.


    Denn wenn ich das so lese, dann - ich hoffe, ich trete Dir jetzt nicht zu nahe - habe ich wirklich ein wenig das Gefühl, er hat verglichen mit seiner Pflegestelle nicht den besten Tausch gemacht. An manchen Tagen fünf Stunden alleine bleiben zu müssen, ist schon ein Brett für die kurze Zeit, die er euch kennt und bei euch lebt. Dass er nach vielen Monaten des Lebens unter Artgenossen mit Spaziergängen im Rudel usw. nun kaum noch Kontakt zu Artgenossen hat, ist auch nicht so prall. Und dass er Zuwendung und ruhige Worte vor allem dann zu bekommen scheint, wenn er bellt, erklärt das Muster der Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen ganz gut, finde ich.


    Hm, was tun? Wo siehst Du denn selbst Ansätze, etwas ändern zu können?


    Vielleicht sollen wir wieder bei A anfangen und Deckentraining machen. Es ist aber wirklich eine Geduldsprobe wenn Hund das 10. mal ohne Freigabe von der Decke aufsteht, ums Verrecken nicht mehr drauf geht und du ihn dort "hinbringen" musst.


    Ja, Deckentraining ist eine Geduldsprobe. :-) Aber nach dem ca. 25. konsequenten Durchgang ist meist Land in Sicht. :D

  • Er ist bei uns unterschiedlich lang am Stück alleine. Aber man kann sagen zwischen 2 und maximal 5 Stunden. Ein Tag in der Woche geht er zur Pension. Da trifft er dann die "Dienstagshunde" die er bereits kennt, ist dort im Rudelchen und scheint mega happy. Abends ist er da meist auch sehr ausgeglichen und am nächsten Tag sogar noch müde.

    Hervorh. v. mir



    Er scheint durch das hundetrubelige Leben bei seiner Pflegestelle in seiner Junghundphase noch recht nachhaltig auf Artgenossen in Rudelgröße geprägt zu sein. :-) Ich würde einfach schauen, was ich an guten Lösungen organisieren kann, um ihm die Umstellung zu erleichtern.

  • Er ist bei uns unterschiedlich lang am Stück alleine. Aber man kann sagen zwischen 2 und maximal 5 Stunden.

    Wenn er tatsächlich schläft, könnt Ihr es einrichten, dass er jeden Tag fünf Stunden allein ist, damit er richtig ausschlafen kann?


    In der Pension schläft er vermutlich auch nicht? Muss er da hin? Klar, ist der dann so fertig, dass er bei Euch Zuhause tot umfällt und Ihr Mal Ruhe habt. Ist aber die Frage, ob das der ganze Sache insgesamt gut tut, wenn man auf die ganze Aufregung noch mehr draufsetzt.


    Ich würde versuchen einen Schlafplatz Zuhause einzurichten, der abgeschottet ist. Für diesen Hundetyp sind die modernen, offenen Wohnungen sehr ungünstig.

  • Ich würde dir auch empfehlen dem Hund einen Schlafplatz einzurichten, wo er möglichst seine Ruhe hat vor Geräuschen, vorbeilaufenden Menschen, etc. Wenn Hunde entspannt alleine bleiben können, dann tut ihnen diese Zeit oft besonders gut, weil sie dann wirklich mal in Ruhe schlafen können und viel mehr Erholung haben, als wenn sie mit einem Ohr immer beim Menschen sind.

  • wenn ich mal ganz spontan sagen darf was ich denke... ich glaube, er reagiert ganz massiv auf EUCH. Erstmal hat er gelernt, das er Aufmerksamkeit bekommt, wenn er bellt. Da fällt mir die Frage ein: wieviel Aufmerksamkeit/Bestätigung/Lob kriegt er denn, wenn er was gut macht? NICHT bellt, obwohl es ein Geräusch gab? Auf seiner Decke bleibt für zwei anstatt nur für eine Minute?


    Ich finde sehr auffallend, das er zu Ruhe zu kommen scheint, wenn ihr nicht da seid. Also seid ihr das "Problem". Ich denke, es wäre auch wichtig, das ihr euch mal runterbringt, erst dann könnt ihr den Hund runterbringen. Und was die geräuschempfindliche Nachbarin anbelangt... vielleicht hilft mal ne Flasche Wein zur Besänftigung oder ähnliches. Und Offenheit bezüglich der Trainingssituation. Wenn die sich entspannt, entspannt ihr euch und dann kann der Hund sich entspannen.

  • "Nein" und "Schluss jetzt" ist bei uns der Abbruch allgemein.

    Also was ich bei allen Dingen benutze und das versteht sie dann eben auch in Bezug auf "laut sein".


    Letztendlich habe ich das körperlich aufgebaut.

    Also das Spielzeug weggenommen, aber eben mit Ansage "Schluss jetzt" vorher.

    Wenn sie an der Terassentür randaliert hat, habe ich mich dazwischen gestellt und gesagt "Schluss jetzt".

    Wenn sie draußen einer Katze hinterher wollte, gesagt "Nein", hat sie dann randaliert noch ein strenges "Schluß jetzt" hinter her.

    Wenn mir das Spielen der Beiden in der Wohnung zu heftig wird, sage ich "Schluß jetzt" und stelle mit dazwischen.

    Und so weiter und so fort


    Also alles was sie nicht sollen ist NEIN oder SCHLUSS JETZT.

    Wenn´s klappt LOB


    Das braucht aber eben Zeit und Vertrauen.

    Und es klappt auch bei uns nicht 100%.

    Aber Grundlage ist ja, dass der Hund lernt, was er nicht soll.

    Also was wir gut und richtig finden und was nicht.

    Dann ist es auch auf andere Situationen übertragbar/ generalisiert.


    Sie kommt z. B. manchmal abends nicht zur Ruhe.

    Also Boris liegt schon und verdreht genervt die Augen und sie tigert noch rum.

    Eine Weile lass ich sie machen, aber wenn es zu lange wird, sage ich "nun ist aber Schluß".

    Dann geht sie auf ihr Kissen und schläft 2 Minuten später.


    Aber das braucht Zeit und Geduld und viel Gewohnheit (man könnte auch schick sagen Struktur:lol:)

  • Hallo,

    wir haben unserem wachsamen Hund das Bellen im Haus und Garten folgendermaßen abgewöhnt:

    Bellt er, stehen wir auf, bauen uns extrem auf (so Bodybuildermäßig?, hauptsache Körper ist komplett angespannt), und gehen dorthin gucken wo er hinbellt. Stellen uns z.B. ans geschlossene Fenster und schauen betont die Straße rauf und runter.

    Danach entspannen wir uns komplett und machen da weiter wo wir aufgehört haben.

    Den Hund beachten wir in der Zeit nicht!

    Ausnahmen:

    Läuft er hinter uns mit, ist das ok. Bellt er weiter wird er auf die Decke geschickt und weiter nicht beachtet (wir müssen ja grad das Rudel bewachen und absichern).

    Stellt er sich am Fenster direkt neben uns, wird er abgedrängt.


    Das machen wir konsequent immer so, wenn er was meldet. Auch heute noch. Durch dieses Vorgehen haben wir jetzt einen Hund, der kaum noch unnötig was meldet. Vorher wars gefühlt nonstop.


    Das wirklich Wichtige war, ihn nicht zu beachten. Vorher hatten wir ihm nach dem gucken auch immer ein "alles gut" gesagt. Unsere Trainerin meinte, wir sollen ihm keine Rückmeldung mehr geben. Damit er auch versteht, dass die Verantwortung nach dem melden komplett. bei uns liegt und es ihn einfach nichts angeht. Und das hat den Unterschied gemacht.

    Und der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung im Körper.


    Ach, und das wir Fahrradfahrer und die Müllabfuhr "verscheucht" haben, hat mit Sicherheit auch nicht geschadet ?.


    Zu dem Rest kamen ja schon sehr viele gute Ratschläge.

  • Danke für die zahlreichen Reaktionen. Nachdem ich eigentlich nur über das Negative berichtet habe, sieht es ja fast so aus als sind wir zwei zu Hause zwei Diktatoren :rotekarte:


    Dem ist natürlich nicht so. Ich würde fast behaupten wir sind in vielen Dingen zu lieb bzw. zu wenig konsequent mit ihm. Es wird immer mal wieder zu ihm gesprochen, gemeinsam mit ihm gespielt oder geübt oder natürlich einfach nur schön gestreichelt und gekuschelt. Letzteres will er aber immer erst abends.


    Draußen wird sehr viel gelobt. Nämlich wenn er von sich aus zu uns schaut, nicht an der Leine zieht oder beim Suchspiel

    sein Leckerli (fast) gefunden hat. Auch wenn er einen Jogger anschleicht, aber nicht ins Bellen verfällt wird gelobt oder nach dem Weiterlaufen einer unruhigen Hundebegegnung.


    Inhouse vergessen wir ihn tatsächlich manchmal fürs Ruhig sein zu loben. Wenn wir das aber tun, meint er oft aufstehen zu müssen und denkt er bekommt was Leckeres von uns..

  • Auch wenn er einen Jogger anschleicht, aber nicht ins Bellen verfällt wird gelobt

    Anschleichen ist Jagdverhalten. Ich finde es nicht so gut dem Hund Jogger als Beute anzutrainieren.

    Inhouse vergessen wir ihn tatsächlich manchmal fürs Ruhig sein zu loben. Wenn wir das aber tun, meint er oft aufstehen zu müssen und denkt er bekommt was Leckeres von uns..

    Es wäre besser, der Hund erwartet gar nix.


    Ich vermute, dass für diesen Hund das Zusammensein mit Mensch arbeiten, arbeiten, arbeiten bedeutet. Da muss man irgendwie von wegkommen. Das geht aber nur, wenn der auch genug Schlaf bekommen kann.


    Ich glaube, ich würde mit dem mal so zwei Wochen gar nicht Gassi gehen - bloß zum Machen raus, ihn jeden Tag fünf Stunden allein lassen und auch sonst keine Beschäftigung etc ... nur das, was ihm Rahmen des Miteinanders anfällt. Gleichzeitig würde ich einen Ruhebereich etablieren, der wirklich abgeschottet ist im Haus.



  • Tschuldige, falls meine Anmerkungen auf Dich so gewirkt haben sollten.


    Mir ging's vor allem um die gewaltige Umstellung seines Lebens, die euer Neuzugang zu packen hat. Vom trubeligen Hunderudelhaushalt der Pflegestelle mit vermutlich großzügigerem Raumangebot und wenig Zeit, die ganz alleine verbracht werden muss - zu euch in eine, wie Du schreibst, recht hellhörige Zwei-Zimmer-Wohnung mit aus seiner Perspektive "plötzlichen" Alleinebleibzeiten von bis zu 5 Stunden. Alles das an Veränderung geht natürlich - theoretisch - für einen Hund, Anpassungskünstler, der er ja ist. Aber ich meine, ihr könntet ihm die Umstellung durchaus an der ein oder anderen Stelle erleichtern.


    Fürs Ruhigsein loben, finde ich nicht nötig. Aber für ruhige Strukturen zu sorgen, allemal. Du hast inzwischen ja zahlreiche praktische Tipps bekommen. Deckentraining, wenigstens eine halbwegs abgelegenere Ruhezone als den Flurplatz, Maßnahmen, die das Bellen reduzieren helfen ... usw.


    Ich wünsch' euch bei all dem, was neben einem besseren Kennenlernen an gemeinsamer Arbeit ansteht, trotzdem auch leichte, lustige, alberne Momente zusammen. :smile:

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