Unser Welpe wird plötzlich aggressiv, bellt, knurrt und schnappt nach uns und unseren Gegenständen, wenn er etwas nicht darf. Was tun?

  • Ich frage deshalb, weil ich mir einbilde, dass mein Welpe eben auch merkt, dass ich mich nach einem NEIN mit ihm beschäftige sprich "ich knabber jetzt mal kurz das Stuhlbein an, dann bekomme ich kurz Aufmerksamkeit" (weil ich nach dem Nein ihn ja zur Decke führe oder ihm ein anderes Alternativverhalten zeige.

    Da sind wir wieder bei dem Thema "Wer bewegt wen". Wer erzieht hier eigentlich wen und wer bringt den anderen dazu, zu tun, was von ihm gewünscht ist? :smile:

    Hunde, besonders die intelligenten Exemplare, haben das ganz schnell raus, wie sie ihre Menschen dazu bringen, sich mit ihnen zu beschäftigen und das zu tun, was Herr Hund gerade will.


    An und für sich ist dagegen in Maßen nichts einzuwenden, wenn man sich vom Hund mal zu einer Runde Kuscheln oder Spiel oder anderem "verleiten" lässt.

    Ist es aber so, dass der Hund den ganzen Tag davon ausgeht, dass ich dazu da bin, ihn zu beschäftigen und zu bespaßen, wird es mühsam und auch ungesund für den Hund, der mit einer andauernd erhöhten Erregungslage durch die Erwartungshaltung herumläuft.


    Ich fand die beiden Gassivideos von flying-paws recht aufschlussreich. Da passiert nämlich im Grunde nichts. Man läuft vor sich hin, die Hunde halt irgendwo um sie herum, aber keiner verlangt jetzt von ihr irgendwie bespaßt und bespielt zu werden.


    Zu Hause kann man das ganz genauso halten. Zu Hause wird geruht und ab und an gespielt, aber immer nur kurz und dann beendet der Mensch das Spiel auch schon wieder, bevor der Welpe drüber ist.


    Ein Welpe, der die Tischbeine ankaut oder Schuhe klaut, muss natürlich das Feedback erhalten, dass das nicht geht.

    Man kann da unterschiedlich ran gehen.

    Verlange ich zb ein Herbringen und ein "Aus" und belohnen mit Leckerli, wird ein kluger Kandidat immer wieder an Tisch und Schuhe gehen, um Leckerli abzugreifen.

    Dann hilft es, nicht zu tauschen oder Leckerli fürs Bringen zu verteilen, sondern gut aufzuräumen und Sachen, die angeknabbert werden könnten, wirklich zu einem Tabu zu machen mit entsprechender Ansage. Dazu muss man halt den Welpen gut im Blick behalten und schnell sein.


    Und wegen der Frage im Zitat oben, wenn der Welpe vom Tischbein weggenommen wird, kann man das auch ohne Aufmerksamkeit schenken machen.

    Dazu geht man mit abgewandtem Blick zum Welpen, nimmt ihn wortlos am Geschirr oder Hausleine und führt ihn zu seinem Korb. Dort lässt man ihn abliegen und geht wortlos und ohne ihn anzuschauen wieder weg, weil anderes sozusagen wichtiger ist.


    Meine Aufmerksamkeit ist eine kostbare Ressource ;). Die bekommen meine Hunde im Idealfall nur, wenn sie was Gutes machen und nicht, wenn sie Blödsinn anstellen :lol:

    Aber nobody's perfect, auch ich nicht.

    Die lieben Hundekinder wickeln uns trotzdem immer wieder um ihre kleinen Käsefüßchen xD

  • Der Welpe, der den Herd annagen will, bekommt keine Alternative und auch kein Lecker. Auch später nicht. Aber er weiß, dass es Ärger gibt, wenn man nach diesem Wort nicht abbricht und sich trollt.

  • Aber er weiß, dass es Ärger gibt, wenn man nach diesem Wort nicht abbricht und sich trollt.

    das sich entfernen ist in der Regel schon eine Alternative. Ich sag hier zum Beispiel wirklich ganz selten Nein sondern oft nur geh weg oder weg da.

  • das sich entfernen ist in der Regel schon eine Alternative. Ich sag hier zum Beispiel wirklich ganz selten Nein sondern oft nur geh weg oder weg da.

    Das ist bei meinen Hunden ein Unterschied. Abbruch heißt, der Hund soll an dieser Stelle etwas lassen, ein wenig Distanz vergrößern und es lassen. "Geh weg" heißt bei meinen, dass sie viel weiter weg müssen und aus dem sozialen Kontext raus sollen. (Nutze ich z. B. gern im Kontext beim Sozialerhalten - Rüde soll läufige Hündin meiden oder der Spitz soll der Wurst auf dem Grill ganz, ganz fern bleiben ...)

  • Mal zum Vergleich: Wenn ich sehe, dass ein Hund im Freilauf aufgeregt wird, anfängt zu scannen etc., dann unterbreche ich das Verhalten, rufe zurück - und dann leine ich doch an und erwarte nicht, dass der Hund sagt: Ach so ja, dann lasse ich es.


    nicht unbedingt...


    ich leine meine jagdlich sehr ambitionierte Hündin zb nicht an, wenn ich ihr Jagdverhalten abgebrochen habe.

    Aber für sie heißt es eben auch nicht nur 'hör auf, Jagdvehalten zu zeigen' sondern viel mehr 'hör auf, dich in Jagdstimmung zu bringen'


    Also ich verbiete nicht nur das Verhalten, sondern ich will auch, dass sie aufhört, sich so 'aufzuregen'.


    Daher reicht es mir zb nicht, wenn sie einfach nur aufhört, der Spur hinterher zu gehen. Sondern ich will, dass sich ihre Körpersprache vom Jagdmodus wieder in den normalen Modus ändert.

  • Also ich verbiete nicht nur das Verhalten, sondern ich will auch, dass sie aufhört, sich so 'aufzuregen'.

    Ja genau. Das will der TE ja auch. Wollen wir das nicht alle?

    Das erreicht man aber eben nicht mit einem einfachen Trick, dazu braucht es eine Menge Zeit und Übung, und situationsbedingt klappt das auch nicht immer (also bei mir nicht, bei den Profis hier bestimmt, will ich gar niemandem in Abrede stellen).

    Schon gar nicht mit einem Welpen.


    Hier geht es um viele verschiedene Sachen. Erst mal "Hör mit dem auf, was du gerade tust" , zweitens "geh auf Abstand" und drittens "beruhige dich".


    Muss man alles erst mal vermitteln. Und je nach Hunde- und Menschentyp läuft das auch nicht immer gleich. Mit einem sehr sensiblen Hund läuft das anders, als mit einem Draufgänger, mit einem gemütlichen Typ anders als mit einem Aufregerchen, mit einem Hund mit kurzer Zündschnur anders als mit einem dickfelligen.


    Da gibt es einfach kein "Funktioniert" oder "Funktioniert nicht". Man muss es sich erarbeiten - es wird mit der Zeit immer besser.


    Eigenen Frust und Stress aussen vor lassen, ist schwer aber wichtig. Gutes Timing - im richtigen Moment ganz deutlich sein. Klare Linie, nicht rumprobieren.


    Wie ich das in dem konkreten Fall machen würde, habe ich ja schon mehrfach beschrieben. Erst mal "Pause im Körbchen" etablieren, und von da aus weiter.


    Ich finde diese Hundemama-Vergleiche, wenn auch eindrucksvoll und einleuchtend, auch ein bisschen irreführend. Die Dinge, die wir erreichen wollen, sind nun mal nicht so verständlich aus Hundesicht, wie das was die Hundemama will. Keine Hundemutter schert sich drum, ob einer am Tischbein kaut, solange sie das Tischbein nicht gerade selbst will. Keine Hundemama macht Yoga vor den Welpen. Und die Beziehung zwischen Mensch und Hund ist einfach auch eine andere. Als Mensch möchte ich eine Bindung aufbauen, zu einem Mitglied einer anderen Spezies. Die Hundemutter ist die Hundemutter, die Bindung ist schon da (und muss nur bis zum Heranwachsen halten). Die muss sich keine Sorgen machen, ob sie sich verständlich ausdrückt, oder ob sie den Welpen so stark verunsichert, dass er das Vertrauen verliert.


    Es ist sehr sehr einfach, einen jungen Hund so einzuschüchtern, dass er Angst bekommt und künftig auf Abstand bleibt... das will man aber auch nicht. Das richtige Mass zu finden, das ist schwer, erst recht für einen Anfänger. Das ist einfach so.

  • Also ich verbiete nicht nur das Verhalten, sondern ich will auch, dass sie aufhört, sich so 'aufzuregen'.

    Ja genau. Das will der TE ja auch. Wollen wir das nicht alle?

    Das erreicht man aber eben nicht mit einem einfachen Trick, dazu braucht es eine Menge Zeit und Übung, und situationsbedingt klappt das auch nicht immer (also bei mir nicht, bei den Profis hier bestimmt, will ich gar niemandem in Abrede stellen).

    Schon gar nicht mit einem Welpen.


    Wobei ich sagen muss dass ich dabe von Cesar Millan einen guten Denkanstoß gehört habe.
    Ein Freund hatte mir eine Staffel auf DVD ausgeliehen. Ich war von der Sendung her geteilter Meinung, ist ja alles sehr reißerisch und manches würde ich mir beim besten Willen nicht abgucken wollen.


    Aber an einer Stelle hat er mal einen Halter darauf hingewiesen, nicht nur das Handeln vom Hund zu Loben oder zu korrigieren, sondern auch immer auf die Energie zu achten.
    Das war in dem Fall ein wohl ein Hund mit irgend einer Verhaltensstörung, der sich in irgend was reingesteigert hatte. Der Halte hat ihn dann immer erst mal Sitz machen lassen und gleich gelobt. Er hat aber dann den Hinweis bekommen, dass der Hund auch im Sitz immer noch total aufgeregt sei und er darum mit dem Lob immer noch warten soll, bis er auch zeigt, dass er sich zumindest etwas beruhigt hat, damit der Hund das Sitz auch gleichzeitig mit einem "fahr mal etwas runter" verknüpft.


    Das Konzept fand ich persönlich sehr interessant. Wobei man natürlich als Anfänger oft die Energie seines Hundes noch nicht korrekt einschätzen kann..

  • Das Konzept fand ich persönlich sehr interessant. Wobei man natürlich als Anfänger oft die Energie seines Hundes noch nicht korrekt einschätzen kann..

    Du kannst deinen Hund ja bisher noch gar nicht einschätzen und zu Herrn Milan kann man nur sagen dass der in Deutschland mit all seiner Energie und seinen netten Knöpfen nicht umsonst verboten ist.

    Natürlich hat der Typ an einigen Stellen auch schon mal war Richtiges gesagt aber das ist doch wirklich selten und als Anfänger solltest du dir das besser gar nicht erst anschauen. Lernen tut man dabei nur wie man es nicht machen sollte.


    Klar muss man den Hund immer insgesamt anschauen und natürlich kann man das Energie nennen, oder Aura oder eben seine Rudelstellung hintenlinks A4 oder wie auch immer im Endeffekt bleibt es dabei dass man sich den Hund anschauen muss und wie er reagiert und das lernst du nicht aus Büchern. Da brauchst du Anleitung vor Ort durch einen Trainer und was auch immer hilf ist sich auch mal ohne Hund hinzustellen und beim Training anderer genau zu zuschauen

  • Milan hat ein gesundes Halbwissen über Hunde. Problem für Einsteiger in Sachen Hundeerziehung: Du kannst unmöglich beurteilen, welche Hälfte Quatsch ist und welche nicht, weil du das erforderliche Wissen noch nicht hast. Hättest du's, würdest du einen besseren Hundetrainer wählen.


    Diese konkrete Situation klingt allerdings nachvollziehbar. Man soll nur das Verhalten belohnen, was man wirklich will. Also ruhiges Verhalten, wenn man Ruhe will.


    Wobei man bei Milan immer aufpassen muß, wenn er behauptet, ein Hund habe sich jetzt beruhigt. Oft hat er sich nicht beruhigt im Sinne von entspant, sondern ist aufgrund harter Maßnahmen in eine Starre verfallen, siehe auch: erlernte Hilflosigkeit.


    Dagmar & Cara

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