Was machen die Unterschiede der einzelnen Rassen aus? Wo ist ein Hund nicht gleich Hund?

  • Richtig ist was für den Hund passend ist:ka:

    Mico zB findet Spazieren gehen tatsächlich gar nicht soo geil und müde wird er davon gleich dreimal nicht. Außer ich reize es ausversehen aus, dann sprengt es ihm die Murmeln weg und ich hab ein Nervenbündel das danach zuhause vor Erschöpfung umkippt. Nachdem ich ihn da wieder auf ein normales Level gebracht hab jedenfalls. An manchen Tagen sind schon 5 Minuten Pipi machen fast zu viel, an anderen läuft er entspannt 3 Stunden. Ich muss eben auf ihn acht geben und das für ihn regeln, von selbst würde er nicht Stop sagen.

    Ähnlich beim Radfahren. Vielen Hunden hilft die gleichmäßige Bewegung ja ungemein was ich echt toll finde! Meek dreht dadurch erst richtig auf und kommt wie in einen Jagdflash.


    Dafür das spazieren ihm nicht so viel bringt meistens fangen aber seine Augen richtig an zu leuchten wenn ich das Dummy raushole:herzen1: Da ist er dann komplett auf seine Aufgabe fokussiert und der ganze Hund ist voller (positiver) Spannung. Ganz anders als beim Spaziergang.

  • Ich muss gestehen, mir ist dieses Geschrei nach "Ruhe, Ruhe, Ruhe" hier im DF auch teilweise echt too much. Jedes Problem wird hier mit "Ruhe" gelöst - und diesen Tipp finde ich manchmal genauso stumpf, wie die andere Kehrseite, wo immer nach mehr Auslastung geschrieen wird.

    Ich bin ja auch eine von denen, die schnell auf den Punkt hinweist. (Aber andererseits vor allem bei Welpen drauf pocht, dass die Hunde-, vor allem auch Spielkontakte zu Artgenossen haben sollen.)


    Ich kann gerne sagen warum das bei mir so ein Punkt ist: Ich habe damit in meinem Arbeitsalltag ganz, ganz viel zu tun. Die Erfahrung zeigt, dass die Hunde (gerade jetzt zu Corona-Zeiten, wo viele Leute viel Zuhause sind) tatsächlich mit dem normalen Alltag überlastet werden, weil den Besitzern nicht klar ist, was für die Welpen oder neuem Tierschutzhund alles anstrengend für den Kopf ist. Da, wo mir der Mensch sagt "Wir machen dann gar nichts mit ihm." ist oft ganz, ganz viel beim Hund los.


    Tatsächlich ist es ja so, dass man Hunde früher, wenn man sie von den Füßen haben wollte, in den Zwinger gepackt hat. Sie waren weg von "mitten in der Familie", hatten einen Raum, wo sie keiner unter Dauerbeobachtung hatte, weil man hier nicht dran soll, da nicht nagen darf etc ... Sie wurden auch über Stunden in Ruhe gelassen. Dass auch dabei nicht alles Gold war, was Glänzte steht außer Frage. Aber die Erwartungen an den Hund waren einfach viel, viel geringer. Heute soll das Tierchen bitte sofort ein voll integriertes Familienmitglied sein. Mit all den Anforderungen. Und das ist für die meisten Hunde schlichtweg nicht zu leisten bzw. nur mit dem Tribut, dass sie ihren Stress irgendwo loswerden müssen ...

  • Meine Meinung:


    Wenn ein Hund keine Aufgabe hat, wird er zu einer.


    Und spazieren gehen ist nun mal keine Aufgabe, sondern Hirn frei bekommen, schnüffeln, Geschäfte verrichten und durch die Gegend Gondeln.

    Wir nutzen das als Ausgleich einer stressigen Woche (mensch: Arbeit / Hund: Hundeplatz, weniger Ausgleich durch allein sein).


    Meinen Hunden (als sie noch gesund waren -Gebrauchshunde im IGP Sport) hätte ich auch auftrainiert bekommen dass sie zweimal täglich mind 1h Stunden spazieren gehen wollen plus Hundeplatz.

    Habe ich aber nie gemacht, weil ich darin keinen Sinn oder Vorteil für den Hund sehe.


    Ich frage mich auch wie man dafür Zeit hat?

    Mein Tag unter der Woche würde das gar nicht zu lassen, außer ich schlafe nur noch 5 Stunden oder so in der Nacht |)



    Meine Hunde sind es so gewöhnt wenn wir 1 Stunde +/- unterwegs sind in Wald und Flur, ist danach Ruhe angesagt und das für mindestens 2-3 Stunden. Da schlafen sie wirklich tief und fest.

    Wenn ich dann wie ein nerviger Animateur im Urlaub ankommen würde und sagen würde so jetzt gehen wir Fährten, würden sie sicherlich mitkommen aber beide im Auto wieder schlafen.

    Und glaube mir meine Hunde sind aktiv aber sie haben einfach gelernt Ruhe aus zu halten und auch zu genießen. Gerade bei Malis, DSH und Dobermännern (die meist von Geburt aus recht Gaga im Kopf sind) finde ich es von Anfang an extrem wichtig dass sie lernen wie schön auch nichts tun und einfach nur schlafen sein kann.



    Ich denke die Kern Aussage der anderen User welche das viele spazieren gehen nicht befürwortet haben ist: es bringt nichts für den Hund, wenn man zweimal am Tag je 1 Stunde spazieren geht und sonst den Hund nicht adäquat beschäftigt.

    Weil erstens der Hund Kondition aufbaut und ihm dann auch das irgendwann nicht mehr reicht, weil es ja wie gesagt keine Aufgabe ist sondern nur stumpfe körperliche Auslastung.


    Gutes Beispiel:

    In dem Ort in dem eine Freundin von mir wohnt gibt es einen Mann der hat zwei Malis.

    Man sieht diese Hunde immer nur am Fahrrad laufen, meine Freundin hat ihn dann mal gefragt wie viel er mit den Hunden raus geht, die Antwort war schockierend.

    Er meint damit die Hunde ausgelastet sind fährt er morgens 15 km Fahrrad und am Nachmittag 15 km und das jeden Tag! Erst dann sind sie einigermaßen ruhig.

    An rassegerechte Auslastung und geistige Auslastung denkt dieser Mann nicht mal.

  • Gerade komme ich von 90 Minuten Spaziergang zurück. Morgendämmerung, Regen und Matsch, durch Wald und Felder. Mein Hund lief frei, ich hab kein einziges Kommando benutzt.

    Mein Hund hat die meiste Zeit die Umgebung mit allen Sinnen beobachten, da viel Wild unterwegs war, war das mächtig spannend. Hunde und Menschen haben wir nicht getroffen. Und wenn wäre es uns egal gewesen.

    Mein Hund ist in allen seinen natürlichen Gangarten gelaufen, vom Schlendern bis zum Speed Galopp. Meistens aber im gesunden Trab.

    Wir haben miteinander kommuniziert, auf einander gewartet und uns über den Weg verständig. Mit anderen Worten, wir haben das getan, was Hunde und Menschen schon immer getan haben: wir waren miteinander unterwegs. Das selbe tun Wölfe und Wildhunde, es gehört zum natürlichen Verhalten von Hunden.

    Was ich sagen will: meiner Ansicht nach sollte jeder Hund dazu in der Lage sein, ohne zu überdrehen. Ich finde es nicht okay, Hunderassen so zu züchten, dass sie bei so etwas Normalen durch knallen.

    Hat man so einen Hund, muss man natürlich damit umgehen. Aber es sollte kein Zuchtziel sein.

  • Da ich die Diskussion sehr interessant und gut finde, geh ich mal auf den Anfang ein.


    Ich persönlich kann von meinen Malis sagen:


    Die gehen gern spazieren, die gehen auch gern lang spazieren und die würden auch nicht durchdrehen, wenn ich täglich 2x2 Stunden mit denen einfach nur spazieren gehen würde.

    ABER - das liegt daran WIE sie spazieren gehen. Und daran wie sie allgemein geführt werden. Wenn sie spazieren gehen, dann rennen sie - wenn das für mich passt - zu Beginn ein bisschen mit Speed rum und kriegen sich aber nach 5 Minuten so ein, dass sie in einem Radius von ca 30-40 Metern maximal um mich herumgurken, meist deutlich näher. Die drehen nicht hohl, fahren sich nicht hoch, tun halt so Hundedinge wie schnüffeln, rumgondeln und so.


    Aber wo einem diesen Zustand sehr viele deutlich gemäßigtere Rassen "schenken", oder es sich "auswächst" oder ein bisschen Rückruf reicht, dass es dem Hund zu doof wird, immer wieder hochzufahren und damit mehr Bewegungsdrang zu haben und dadurch weiter weg zu sein, ist das beim Mali eben nicht so.

    Und: Wo es vielen reicht, einfach mal "schön müde" zu sein, weil die Muskeln lange in Aktion waren, schenkt einem diesen Zustand der Mali nicht von selbst. Auch das muss er im Normalfall von seinem Menschen lernen.


    In dem Ursprungsthread ging es darum, dass eine unerfahrene Halterin versucht hat, mit viel Bewegung und Bespaßung den Hund müde zu machen, damit er endlich lieb ist. Und genau da kommt die Rasse ins Spiel. Trieblich so hoch gelagert und mit so einer niedrigen Reizschwelle, wie die meisten Malis nun mal rassebedingt sind, schlägt das ins Gegenteil um.

    Sie sind dazu gezüchtet im Trieb weit über ihre Grenzen zu gehen, wenn es weh tut erst recht weiter zu machen. Und damit muss man sich nun mal als Halter auseinandersetzen.


    Meine Hunde - um mal bei meinen Erfahrungen mit eigenen zu bleiben (auch wenn ich mit einigen Malis auch so gearbeitet hab, oder Aufzuchtwelpen da hatte) - kommen rein bewegungstechnisch mit ner guten Stunde am Stück gemütlichem Gassi am Tag völlig aus. Das, was dann wichtig ist, damit die Hunde emotional ausgeglichen sind, ist, dass sie etwas mit ihrem Menschen arbeiten können. Auch hier ist das Maß wichtig, siehe oben. Aber zB eine Fährte ist nun wirklich keine Auslastung über Bewegung. Nichtsdestotrotz ist der Hund danach müde und glücklich. Die wollen ihren Besitzer stolz machen, "Mamas Bester" sein und sie gehuldigt fühlen. So sind sie halt.

    Finde ich also nicht das richtige Maß aus Regulation für den gesamten Alltag, brauch ich mit dem Rest nicht mal starten. Malis die extrem schlechte Nerven haben, oder die eben nicht so geführt werden, dass sie wirklich gelernt haben, nicht dauernd nur hochzufahren bzw viele Reize auch mal Reize sein zu lassen, sind daher aber mit langen Spaziergängen leicht überfordert. Und das äußert sich beim Mali dann halt in den meisten Fällen darin, dass sie immer aufgedrehter, ggf auch grantig werden.


    Wenn man bei Rassen bestimmte Eigenschaften haben will, sind diese nun mal immer da - nicht nur in der gedachten Arbeit, sondern ebenso im Alltag. Ein Hund, der neuronal sehr schnell ist, wird das eben nicht nur sein, wenn es um die Obedience Weltmeisterschaft geht, sondern ebenso bei allen Dingen im Alltag.

    Dass Individuen unterschiedlich sind, steht für mich außer Frage. Daher ist die "Rassebrille" für ich auch nur ein "grober Vorschlag" für Verhaltensweisen, bei dem es zu überprüfen gilt, ob das wirklich Rasse ist. Bzw erhöhen Rassen einfach die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Talente, Vorlieben und Verhaltensspecials.

  • Wenn ich Leistung bei arbeitshunden haben möchte, ist die immer da, nicht nur wenn ich die brauche. Also ist es meine Aufgabe, als Besitzer solcher reizempfänglicher Hunde, für ihr gesundes nervenkostüm zu sorgen und Reize entweder gering zu halten, für sie zu filtern, genug Auszeiten zu schaffen und die Hunde eben nicht zu überfordern. Und die Hunde so zu halten zu führen, dass sie gut leben können. Wer dies nicht möchte, nicht das Umfeld hat, kann sich duzende rassen anschaffen, die nicht so reizempfänglich sind.


    Lg

  • Gerade komme ich von 90 Minuten Spaziergang zurück. Morgendämmerung, Regen und Matsch, durch Wald und Felder. Mein Hund lief frei, ich hab kein einziges Kommando benutzt.

    Mein Hund hat die meiste Zeit die Umgebung mit allen Sinnen beobachten, da viel Wild unterwegs war, war das mächtig spannend. Hunde und Menschen haben wir nicht getroffen. Und wenn wäre es uns egal gewesen.

    Mein Hund ist in allen seinen natürlichen Gangarten gelaufen, vom Schlendern bis zum Speed Galopp. Meistens aber im gesunden Trab.

    Wir haben miteinander kommuniziert, auf einander gewartet und uns über den Weg verständig. Mit anderen Worten, wir haben das getan, was Hunde und Menschen schon immer getan haben: wir waren miteinander unterwegs. Das selbe tun Wölfe und Wildhunde, es gehört zum natürlichen Verhalten von Hunden.

    (Hervorh. v. mir)



    Danke! für diesen gelungenen Zoom auf das, was hier gern und immer wieder als "stumpfer Spaziergang" oder "Gaga-Gassi" bezeichnet wird. Mir ist ehrlich ein Rätsel, wie sich eine solche Bewertungsverschiebung in einem Hundeforum durchsetzen konnte.

  • wenn wir das alle machen würden ... du hast gelesen dass der Hund frei lief, es viel wild gab und dass es auch ansonsten viele Aussenreize gab die eben nicht jeder HUnd so einfach wegsteckt. Vielleicht einfach aus dem Grund dass es Jagdtrieb gibt? Du kannst gerne weiter auf deiner Theorie rumreiten dass Bewegung ein Allheilmittel ist davon wird es aber nicht richtiger

  • LPaxx, antworte dann doch auch einfach mal auf Beiträge die hier geschrieben werden, anstatt stumpf sich an irgendwas wie "Gaga-Gassi" oder "stumpfer Spaziergang" hochzuziehen (wo auch immer du deine Interpretation des Geschriebenen hier rausliest).


    Ich versteh immer noch nicht, wo du den Mehrwert von mehreren Stunden Spaziergang am Tag siehst.

  • Danke! für diesen gelungenen Zoom auf das, was hier gern und immer wieder als "stumpfer Spaziergang" oder "Gaga-Gassi" bezeichnet wird. Mir ist ehrlich ein Rätsel, wie sich eine solche Bewertungsverschiebung in einem Hundeforum durchsetzen konnte.

    Mich beschleicht ein bisschen das Gefühl, dass du dich persönlich angegriffen fühlst, wenn Leute schreiben, dass diese Art Gassi eben nichts mit Auslastung für ihren Hund bzw. ihre Rasse zu tun hat und- ohne entsprechende Regulation sogar noch Blöd im Kopf macht - weil für dich und deinen Hund "nur" Gassi eben komplett ausreicht.

    Anders kann ich mir es ehrlich nicht erklären, dass du dich an den Worten so echauffierst und es immer wieder zur Sprache bringst.

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