Die grosse Hundeschwemme

  • Ja und ja. Und daraus folgt? Jetzt gar nicht böse gemeint, aber: Auf was richtet sich das Argument?


    Kastrieren und Aussetzen ist zumindest in Osteuropa nicht. Mit Südeuropa kenne ich mich nicht aus, aber in Osteuropa heißt einmal Shelter immer Shelter, wenn nicht vermittelt wird (was inländisch höchst unwahrscheinlich ist). Und ggf. mal eine staatlich forcierte oder unter der Hand passierende „Säuberung“. Und das wird halt nicht mitbedacht, wenn man so schön sagt, dass sie es da, wo sie waren, doch besser hatten als hier. Für Einzelfälle mag das zutreffen.


    Und ebenso wenig kann man bei einem internationalem Markt den Leiten verbieten, eine Ware - und das ist ein Hund nach unseren Regularien nunmal - zu importieren, wenn die geltenden Rechtsverordnungen im Einfuhr- und Ausfuhrland eingehalten werden.


    Dass die Kombi Mist ist, wenn weder Verein noch Interessenten wissen, was sie tun, keine Frage, wie gesagt.

  • Naja, es ging doch im Kontext um den Import von völlig ungeeigneten Auslandshunden, die dank Corona-Welle mit völlig falschen Vorstellungen in irgendwelche Familien vermittelt werden. Ich denke das darf man schon mal kritisch hinterfragen und auch kritisieren. Nein - für diese Hunde ist der stressige Import und "Eingliederung" in ein Vorstadthäuschen eben nicht die Lösung und auch nicht mit ein "bisschen Liebe" zu bewältigen.

  • Klar kann man das kritisch hinterfragen, da sage ich ja auch gar nichts dagegen. Es ist halt nur meiner Erfahrung nach - ob vor oder während Corona - nicht der Regelfall. Was kommt, sind hier zumindest meistens die kniehohen jüngeren Multimischungen und nicht der ausrangierte Herdenschützer von der Kette (und das schon lange vor Corona). Und von den Leuten, die ich kenne, tun es die Wenigsten für einen Heiligenschein. Unbedarft teils schon, ja. Aber es kommen etliche Leute unbedarft zum Ersthund, egal auf welchem Vertriebsweg.


    Und hier hat doch niemand von ein bisschen Liebe gesprochen?

  • Naja ... ich sehe das halt ein bisschen anders. Ich hab zum Teil echt verzweifelte "Neubesitzer" ihres angeblichen "Labbimischlings", der sich optisch dann als HSH heraustellt und der sich weder anfassen lässt, noch behandeln lässt und wild um sich keifend den Besitzer angeht. Da hilft keine Liebe und gutes Zureden. Die haben einen handfesten "Problemhund" an der Leine und wissen teils gar nicht, wie sie das handeln sollen.


    Natürlich gibt es auch viele mit recht unproblematischen Auslandshunden, aber ich würde jetzt nicht sagen, dass die Problemfälle ganz vereinzelte Ausnahmen sind. Grad was aktuell alles aus Osteuropa zu uns rüberkommt, empfinde ich als wirklich problematisch. Die Leute glauben, sie bekommen nen "fertigen Familienhund" und sind mit dem Paket, was sie dann an der Leine haben oft überfordert. Und teilweise sind das nicht nur Hunde mit kleinen Defiziten, sondern wirklich Hunde, die meiner Meinung nach überhaupt nicht in eine Wohnung gehören!


    Auch bzgl. der Auslandskrankheiten wird seitens der Vermittler scheinbar kaum aufgeklärt. So viele Herzwurmfälle, Leishmaniose und Babesioe/Ehrlichiose, die wir in den letzten Wochen hatten, hatten wir die letzten Jahre definitiv nicht. Das dürfte wohl kein Zufall sein. Und wenn man dann fragt, ob das nicht vorher mal getestet wurde, dann heißt es immer: "Noch nie gehört" oder im besten Fall "Ja, das haben die gesagt, sollen wir dann mal irgendwann bei Ihnen machen".


    Ich bin kein genereller Gegner von vernünftigen Auslandstierschutz. Aber das, was da aktuell stattfindet, hat in meinen Augen nichts mit Tierschutz zutun.

  • Und das ist alles völlig richtig, da widerspreche ich Dir gar nicht. Es gibt Vereine, die echt miese Arbeit auf dem Gebiet leisten. Und es gibt auch als Tierschutz verbrämten Hundehandel. Ganz unabhängig von Corona. Und über übertragbare Krankheiten, die hier nicht verbreitet sind, aber eingeschleppt werden, muss man ganz klar reden. Die Vereine, die ich kenne, klären darüber aber durchaus sehr sorgfältig auf. Und testen selbst, so wie es machbar ist und weisen die Besitzer auf fällige Nachtests hin. Bei meiner Hündin waren die Wurmkuren sogar im Impfpass mit eingetragen, da hab ich noch bei der Nachkontrolle einen milden Rüffel bekommen, weil ich das nicht gemacht habe :smile:


    Was die Zahl der „Problemfälle“ angeht: Da würde ich schon differenzieren zwischen „Familie ist (erstmal) überfordert“ und „Hund ist tot oder im Shelter besser dran als hier“. Aber ja: Ein guter Tierschützer ist gefordert zu gucken. Und ein guter Interessent ist gefordert, sich Gedanken zu machen und vielleicht auch mal von seinen optischen Ansprüchen wegzugehen. Wenns an Beidem hapert, dann ist das unglücklich.


    Nur die Alternative - die sehe ich gerade nicht wirklich. Die Nachfrage ist da. Verweigern kann man es Keinem. Den Tierschutz „einzudämmen“ hieße vermutlich, dem Massenhundehandel die Türen weiter zu öffnen.


    Ansetzen müsste man bei der Vernunft des Einzelnen. Wie gesagt, die Vereine, die ich kenne, leisten da viel. Was übrigens auch regelmäßig zu empörten Aufschreien führt, Stichwort unverschämte übergriffige Tierschützer :smile:

  • Hier geht der umtausch von "Coronahunden" schon los. 3 hunde, die sich angeschafft wurden weil man ist ja grad im HO, hat doch genügend Zeit und sowieso, warum soll ich da beim Züchter anfragen und warten, bei ebay ist ein so toller hobbyzüchter und der wird mir da auch helfen.... hmmm, komisch, der meldet sich nicht mehr... weisst du jemanden, der einen 6 Monate alten, "temperamentvollen" dalmi rüden will... Papiere, nein, will ja nicht züchten.....


    Also stehen hier jetzt 3 Hunde (1 dalmi, 1 doggenmix, 1 jagdmix) zur Verfügung.... weil, man hätte ja nicht gedacht das Erziehung und spazieren gehen so anstrengend ist....


    Kosten... Ja also natürlich würden sie schon gerne den (überteuerten) Preis wieder raus haben + wenn es geht halt den Aufwand den sie bereits in die liebevolle Ausbildung gesteckt haben...


    3 Unterhaltungen die ich eher unfreiwillig dieses Wochenende geführt habe....

  • Das Thema ist doch auch gar nicht pro oder contra Tierschutz. Sondern ganz klar Hundeschwemme zu Coronazeiten - zumindest dachte ich das. Mir geht es hier um keine Grundsatzdiskussion, sondern um die Blüten der aktuellen Hundeschwemme.


    Und der Bedarf an Hunden wird einfach aktuell auch zu einem großen Teil aus dem Ausland bedient, und das leider nicht besonders seriös. Und mit Problemfällen meine ich NICHT die Hunde, die "etwas überfordert sind", sondern die, die in blinder Panik um sich beißen, tagelang nicht fressen, die sich nicht anfassen lassen, die vor Angst unter sich machen und Menschen stellen. Das ist für mich ein bisschen mehr, als nur "überfordert".


    Aber jeder sieht das eben aus einem anderen Blickwinkel und wie gesagt, mir geht es gar nicht um pro oder contra Tierschutz.

    Meine Familie hat erst vor zwei Wochen einen rumänischen Auslandshund aufgenommen. Aber mit vernünftiger Orga dahinter! Mit Kennenlernen vor Ort, mit gesundheitlichem Check-Up und so weiter. So, dass man einschätzen kann, was man da aufnimmt und ob es eine realistische Chance gibt, dass da alle Parteien glücklich werden.


    Was jedoch aktuell alles ohne Verstand nach Deutschland gekarrt wird, sorry ... da muss ich mich schon echt auf die Finger setzen. Das ist für mich die gleiche Stufe wie Welpenmafia.


    EDIT: Ich sag mal so, von den letzten 20 osteuropäischen Auslandshunden, die mir zum "Check-up" nach "Adoption" vorgestellt wurden, war genau einer dabei, wo die Papiere alle stimmten bzw. vollständig waren was Impfung und Wurmkur angeht und wo sogar von der Orga im Vorfeld ein komplettes Reiseprofil gemacht wurde mit dem Hinweis, wann nachgetestet werden soll. Einer von 20 !!! Finde ich jetzt schon irgendwie mickrig.

  • Aber einfach per se zu entscheiden, dass das nun ein unmöglicher Weg wäre und der Hund gefälligst da zu sterben hat, wo er jetzt ist, weil ... ja warum eigentlich? WEil er dann hier in Deutschland mehr leiden muss? Unter einem warmen Dach, Medizninischer Versorgung, Bewegung und deutlich mehr Ruhe als in jedem Shelter.

    Wenn es jeder so machen würde....

    Was ich so sehe sieht leider anders aus.

    Der Hund aus sonstwoher, der kaum was kennt bei der Familie mit Kleinkindern mit Vorgärtchen. Der nach 4 Monaten verschwunden war....

    Der Hund aus sonstwoher, der kaum was kennt bei dem jungen Paar mit Eigentumswohnung in der Innenstadt unseren kleinen Städtchens. Wo halt immer viel los ist und das nächste Grün der ebenfalls viel frequentierte Kurpark ist. Der blieb immerhin fast 2 Jahre, danach war er weg. (Glücklich war der in den 2 Jahren aber nicht, der kroch bis zum Schluß fast aufm Bauch sobald man das Haus verließ. In der Wohnung lebte er in einer Ecke im Gästezimmer, hatte immer Angst vorm Anfassen, und wenn Besuch kam pinkelte er, im Gästezimmer mit geschlossener Tür, unter sich vor Angst.)

    Oder der Hund aus sonstwoher der schon humpelnd hier ankam. Aber weil der sich beim ersten Tierarztbesuch einpinkelte, mitten im Wartezimmer, ging man nicht wieder zum Tierarzt. Weil das ja soooo peinlich war! Und circa 6 Wochen später sah man den Hund das letzemal, seitdem nie wieder.

    Oder der Hund aus sonstwoher, der mit deutlicher Beule an der Bauchseite ankam. Aber das arme kleine Mausilein war doch so verschreckt und aaaaarm, das musste erst feste geliebt werden bevor er die Welt kennenlernen sollte. Tja, blöd nur das der Tumor das anders sah, 3 Monate später war das Mausilein zwar immer noch arm und verschreckt, die Beule aber inzwischen größer als ein Tennisball und jeder flehte die Besitzer an zum TA zu gehen. Machten sie dann auch, um ohne Hund wieder nach Hause zu kommen. Der Tumor war innen noch größer als draußen, schon im Magen. Der Hund wurde direkt nach dem Röntgen eingeschläfert. War ein schnellwachsendes Ding, wären sie gleich zum TA hätte man wohl noch was machen können....

    Oder, oder, oder, oder.

    Hatten die es hier also wirklich besser?

    Die kleine Maus vermutlich, denn die wurd immerhin eingeschläfert. Die anderen? Wohl kaum, die kamen vom Regen in die Traufe.


    Ich sehe das so oft das die Leute halt glauben das es nur genug Liebe braucht. Und das ist einfach falsch! Es braucht sehr viel mehr!

    Besonders für einen alten Hund der garnichts kennt. 16 Jahre alt! Muss eingefangen werden, kennt wirklich garnichts.

    Und nach dem einfangen, dem Verpacken in eine Box und wohl stundenlanger Autotransport (oder Flieger) wird der Hund dann eben nicht bei jemand landen der weiß was er tut.

    Bei jemand der ein passenden Umfeld bieten kann. Der sich drauf eingestellt hat das es nicht so leicht werden wird.

    Sondern bei jemand der glaubt das Liebe ausreicht.

    Ich bleibe dabei, das ist ein armes Vieh das nun komme was wolle noch verscherbelt wird. Und ja, wer den an ein unpassendes Zuhause vermittelt gehört in den Ameisenhaufen.

    Warum du nun unbedingt in den Ameisenhaufen willst, wo du es doch anders machst weiß ich nicht. Der Schuh passt dir doch garnicht, warum ziehst du ihn dir denn dann an?


    Und ob ein Heiligenschein dem Hund dann noch was hilft? Oder irgendeinem Hund?

    Aber hey, wenn ich mir nen Heiligenschein aufsetzen darf weil ich ausschliesslich für mich und mein Leben passende Hunde auswähle damit keiner von uns irgendwie ledet, ui danke! Dann hab ich nun nen Heiligenschein. Gibts die auch in pink?

  • Bonadea Wie gesagt, da widerspreche ich Dir nicht. Den Zusammenhang mit Corona sehe ich hier tatsächlich eher nicht, diese Kritikpunkte treffen den Auslandstierschutz schon seit Jahren.


    Ich habe noch nicht so viele Zahlen zu der Entwicklung der Haustierhaltung in 2020 gesehen. Aber - ohne Gewähr, wie gesagt, wirklich Stichhaltiges habe ich noch nicht. Die, die ich gesehen habe, deuten eher darauf hin, dass man eher von einer kleinen „(Papier-)Welle“ als von einer richtigen „Schwemme“ sprechen kann. Es gibt eine erhöhte Nachfrage. Die kurbelt aber vor allem die Preise an, soweit ich das bisher verfolgen konnte.


    Hier mal ein Beispiel für frei Verfügbares (aber noch nicht wirklich Aussagekräftiges):


    Statista.com - Umfrage Haustiere Hunde nach Zahlen

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