Die grosse Hundeschwemme

  • Wir kriegen's grundsätzlich doppelt, auch schon vor Corona: draußen Wildsau und inzwischen auch Wolf, drinnen jede Menge Städter, die aufs Land gezogen sind und sich als erstes einen Hund anschaffen, der dann aber auch alle Freiheit haben muß - wir wohnen ja im Grünen! Nur jetzt ballt es sich eben total, und dieses "Der hört nicht ,der ist noch neu!" ist so ziemlich Standard.


    Wo wir gerade bei den Anekdoten sind, irre fand ich auch das neulich: Wieder Park, wieder mein Hund angeleint und eine anstürmende Hündin, die mal kurz und herzhaft zugreifen wollte. Wieder dieser rumänische Dorfhundetyp, hier muß echt irgendwo ein Nest sein. Ich habe dann sehr wütend reagiert, sprich: sie hart angeschnauzt und sehr drohend (es lebe die gute alte Lederleine!) weggeschickt.


    Woraufhin mir Herrchen mit rotem Kopf zubrüllte: "Damit müssense leben, meiner ist größer als Ihrer!"


    Wie gesagt, sowas kennen sicher alle Besitzer kleinerer Hunde, passiert immer mal wieder - aber im Moment kommt es derart gehäuft vor, und es ist ein derart hoher Anteil erwachsener Auslandshunde beteiligt, dass es einem schon auffällt.

  • Bei den mir persönlich bekannten Züchtern ist heuer deutlich weniger gedeckt worden, etliche geplante Würfe im Frühjahr wurden nicht realisiert, weil Unsicherheit wegen Corona bestand, und wie es übers Jahr weitergeht. Dann fielen massenhaft Leistungsprüfungen und Zuchttauglichkeitsprüfungen aus, Nachwuchszuchthunde konnten nicht die Zuchttauglichkeit erreichen. Eine Freundin hat nach dem Verlust ihres Oldies einen Welpen gesucht, und obwohl sie eine langjährige Vereinstätigkeit nachweisen kann und einen wirklich guten Leumund hat, war es echt schwierig, einen kommenden, passenden Wurf zu finden.


    Hier habe ich übrigens seit Monaten keinen Welpen oder neuen Hund gesehen. Scheint regional unterschiedlich zu sein.

  • Ich fange grad an den Kopf einzuziehen, weil ich einen Rumänen habe :sweet:

    Aber, es sind ja in erster Linie die Halter, die sich wie "offene Hose" benehmen. Rumzuprollen, den "hört nix" einfach laufen zu lassen, ist no go, egal welcher der Herkunft der Hund auch immer ist.

  • Nein, natürlich will hier keiner den Hunden die Schuld geben ,es sind IMMER die Halter!


    Aber dass der durchschnittliche Rumäne griffiger zu sein scheint als z.B. die Griechen und Spanier, die hier früher den Hauptanteil der Importhunde ausmachten, fällt schon auf. Liegt aber wahrscheinlich einfach daran ,dass das Hofhunde, oft vom Spitz- oder HSH-Typus sind, während aus dem Mittelmeerraum fast nur Jagdhunde hier gelandet sind, die Artgenossen deutlich weniger widerwärtig finden.


    Und speziell hier scheint es eine Orga zu geben, die sich auf diese Hofhundetypen spezialisiert hat, die sieht man im Moment sogar mehr als Frenchies. Ich bin mal gespannt, was nach Weihnachten alles dazukommen wird, das ist hinter "nach den Sommerferien" die Haupthundeanschaffzeit hier.

  • Wir haben ein anderes Phänomen. Die wundersame Kotvermehrung.


    Es war noch in keinem Jahr so zuge... wie heuer. Erstmalig, dass ich regelmäßig Fremdhundekot von meinen Hunden kratzen muss, eigentlich täglich vom Schuh und nicht immer genau wissen will, was der braune Staub im Flur is.


    Es ist derartig widerwärtig!


    Heuer von 15 auch das erste Jahr, wo alle Hunde Würmer hatten.


    Freilauf für den mäßig hunde- und menschenverträglichen Hund heuer Mangelware. Auch zu meinen sonst immer Nischenzeiten, die maximal von Pensionisten oder Nachtschwärmern bevölkert waren, seit zig Jahren in denen ich so unterwegs bin. Frühlingslockdown war dann halt abends/nachts partybiertrinken im Hundeauslauf.


    Zufälligerweise auch heuer, dass ich 2x nen fremden Hund am Ärmel hängen hatte und 1x ins Gesicht fletschen. Das war...neu.


    Sooooo viele Welpen sieht man gar nicht, aber zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten Hunde, die nie zuvor jemand im Viertel gesehen hat.


    Auch hier im städtischen Raum sehr sehr viele Tierschutzhunde. Dass es kaum noch Spanier oder Griechen sind, ist aber schon ne Weile so.


    "Mein" Verein vermittelt derzeit nicht mehr. Die hatten ab Frühling so viele Importe, dass man schon ein wenig skeptisch werden konnte und nun einige Rückläufer, und dafür hat wohl kaum ein Verein wirklich genug Pflegestellen. Angeblich gab es aber massenhaft Anfragen, jedoch durchwegs von zweifelhafter Qualität. Momentan schauen sie nur, "alte Hunde" von letztem Jahr und heuer erfolgreich wieder zu vermitteln und importieren nicht mehr. Klingt recht vernünftig.


    Dafür hauen die Vereine mit "Tierheimzulassung", die in Österreich auch über Onlineportale vermitteln dürfen, scheinbar raus, was geht. Scheinbar geht der Trend wieder zur Direktvermittlung (Ich bin so bös und behaupte, dass das einfacher für die Vermittler ist und billiger bzw gewinnbringender und vorallem keine Leute mit Know How auf Pflegestellen braucht, sondern ein "Hund verkauft. Der Rest ist Dein Problem" ist. )

  • Asphalt_Adel Es geht nicht darum, dass einige Menschen sich hier prinzipiell schlecht fühlen sollen, sondern dass die Situation aktuell Leute auf den Plan ruft, die die Gelegenheit nutzen, Hunde unters Volk zu bringen. Ob nun dubiose Züchter, Nureinmalwelpenhaben-Menschen oder diverse unseriöse TS Orgas.

    Da die Anfragen gerade stark sind, wird gerade teilweise sehr unselektiert gekauft und verkauft. Teilweise ist das wie mit den Listenhunden, bestimmte Hunde ziehen ein bestimmtes Klientel an. Wo die Staffs und Co gern in gewissen Milieus gehalten werden (was den Hunden überhaupt nicht gerecht wird), da werden Frenchies, Möpse und TS Hunde aus Rumänien und Spanien wieder von einem bestimmten Klientel geholt (was den Hunden auch nicht gerecht wird).


    Jetzt einen Hund zu haben ist ja auch schön. Man hat Zeit, man ist viel zuhause, man kann sich die freie Zeit besser einteilen... Und einen Hund zu haben als Hobby, ist ja immer auch toll. Was bin ich froh, meine Hunde zu haben und täglich zumindest raus zu kommen oder sich auf Gassidates zu treffen. Da brauche ich nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man sich draußen und mit Abstand trifft. Ich würde durchdrehen, wenn ich jetzt nicht wenigstens meine Hunde hätte, um raus zu kommen.


    Wer aktuell von Corona nicht beruflich stark betroffen ist, der kann durchaus diese Situation nutzen. Da ist ja auch völlig legitim... Geht doch auch Züchtern so, dass ein Wurf dann vielleicht besser realisierbar ist. Wenn ein Züchter nicht gerade sein Leben nur drauf ausgerichtet hat, ist es nun auch nicht ganz so easy, sich diese Zeit (das sind ja eigentlich schon gut 3 Monate) frei zu räumen.


    Es geht um die Leute, die ziemlich unbedacht und plötzlich jetzt einen Hund haben möchten oder Hunde mit kruden Versprechen auf den Markt bringen. Und die laufen aktuell vermehrt herum.

    Das Problem ist, man kann jedem nur vor den Kopf gucken. Blöde Hundebegegnungen gibt es immer, aber mit steigender Zahl von Neuhundehaltern häufen sich halt die Fälle, wo man aneinander rasselt. Und gerade die Besucher im Umland ("bin extra raus gefahren, damit der Hund weit laufen kann") benehmen sich wie offene Hose mach dem Motto: mir doch egal, ich leb ja hier nicht.

    Ich kann deswegen die Bauern und Jäger auch voll verstehen. Die erzählen, dass sie seit 6 Monaten so viele Probleme haben mit Spaziergängern und Hundehaltern wie noch nie zuvor. Und trotzdem finde ich echt mies, dass ich mit denen in eine Schublade gesteckt werde, weil wir im Frühjahr aufs Land gezogen sind, hier noch niemanden kennen (dank Corona) und ich darum bitte, mir ein bisschen Gelände zur Verfügung zu stellen, wobei meine Hunde nie auf Weiden oder Felder dürfen, nie auch nur den Weg verlassen dürfen, nicht Wildspuren hinterher gehen dürfen und ich deren Hinterlassenschaften immer wegräume, sofern wir uns auch nur halbwegs in der Zivilisation bewegen. Ja, find ich auch echt unfair.


    Selbstverständlich gibt es Züchter, die ihre Interessenten trotz mega Anfragen immer noch ganz genau aussuchen oder Leute, deren Hund zB gestorben ist und die einfach nur einen Nachfolger suchen. Ich kenne sogar Züchter, die sich selbst Auflagen auferlegt haben, zB dass die Interessenten zur jetzigen Zeit keine Ersthundehalter sind, um auszuschließen, dass der Wunsch ganz plötzlich da ist. Und ich kenne eine ganze Reihe von Menschen, die tolle Ersthundehalter sind und sich mega freuen, dass sie wegen Corona endlich ihren Traum erfüllen können. Und leider kenne ich auch genug Leute, die ganz verzweifelt suchen, obwohl sie dem richtigen Hund ein ganz ganz tolles Zuhause geben würden, aber leider keinen Hund herkriegen.

    Man muss das schon alles ein bisschen differenzierter betrachten als nur die Augen zu rollen, dass Hinz und Kunz nun alle einen Hund haben müssen. Was hab ich denn zu verurteilen, dass manche Leute einen Hund schon besitzen oder besessen haben und deswegen die Berechtigung schon haben, und andere wiederum nicht? Da muss man schon ein bisschen differenzieren und tiefer wühlen...

    Da sind auch die seriösen Verkäufer (egal ob Züchter oder Ts) gefragt, die Leute richtig auszusuchen. Und ja, natürlich kann man da auch einem vom Pferd erzählen, diese Gefahr besteht aber immer. Auch vor Corona wurden Hunde zum Züchter zurück gegeben oder mit 1 Jahr bei Pubertätsbeginn wieder verkauft.

  • Meiner Erfahrung nach war es früher so, dass hauptsächlich Spanier, Griechen und Italiener vermittelt wurden.

    Jetzt sind es mehr die osteuropäischen Hunde.

    Bei uns hieß es früher immer, die Spanier etc sind so soziale Hunde. Die leben in Gemeinschaft auf der Strasse und kommen mit Betteln gut über die Runden.


    Die osteuropäischen Hunde sind härtere Bandagen gewöhnt, da ist nix mit Betteln, sie werden oft auch noch grausamer behandelt als zb Span Hunde, die auch von den Touristen leben


    Ich hab immer befürchtet, dass der Tierschutz-Import irgendwann mal in China ankommt und es losgeht mit den armen nur zum Essen gezüchteten Hunden ...

  • Ich denke das hat noch andere Gründe. Sehr viele "südliche" Hunde sind keine direkten Straßenhunde sondern ausgesetzte, abgegebene Rassehunde und Mischlinge von Rassen, die halt doch halbwegs freundlich und kooperativ sind (Podenco, Galgo, Vorstehhundmischlinge, Bodegueros Ratoneros usw.) Ein Verein für den ich auch Pflegestelle gemacht habe, kriegt regelmäßig relativ unproblematische Rassehunde rein, die Leute geben sie halt kurz vor dem Urlaub in der Tötung ab...


    Die Hunde aus Osteuropa sind oft tatsächlich Abkömmlinge von länger auf starke Territorialität (Haushunde) und Menschenskepsis (Straßenhunde) selektiert und ne ganz andere Nummer.

  • Zitat

    Ich hab immer befürchtet, dass der Tierschutz-Import irgendwann mal in China ankommt und es losgeht mit den armen nur zum Essen gezüchteten Hunden ...

    Passiert schon längst.


    Überhaupt n schräges Phänomen, die Tierschutzglobalisierung. Die Amerikaner importieren aus China, während die Österreicher Hunde aus der Slowakei retten, retten die Slowaken Hunde aus Irland. Die Ungarn nehmen Spanier auf. Die Deutschen italienische Hunde, die Italiener englische und so weiter im Kreis. Hunde aus Dubai war jetzt auch grad in.

    Zwar oft rassespezifisch, jedoch nicht minder skuril. Nüchtern betrachtet.

  • Zitat

    Ich hab immer befürchtet, dass der Tierschutz-Import irgendwann mal in China ankommt und es losgeht mit den armen nur zum Essen gezüchteten Hunden ...

    Passiert schon längst.


    Überhaupt n schräges Phänomen, die Tierschutzglobalisierung. Die Amerikaner importieren aus China, während die Österreicher Hunde aus der Slowakei retten, retten die Slowaken Hunde aus Irland. Die Ungarn nehmen Spanier auf. Die Deutschen italienische Hunde, die Italiener englische und so weiter im Kreis. Hunde aus Dubai war jetzt auch grad in.

    Zwar oft rassespezifisch, jedoch nicht minder skuril. Nüchtern betrachtet.

    Wer nimmt denn die deutschen Hunde?

    Komisch irgendwie, das alles

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