Junghund ist apathisch und uninteressiert an allem

  • Ja, ich hatte die anderen Beiträge noch nicht gelesen. Dass blöde und auch unfreundliche Antworten kommen das war mir schon klar die werde ich auch nicht weiter kommentieren oder beachten.

    Was fandest du denn so blöd und unfreundlich?


    Und warum findest du denn ein "Couchpotato" schlimm? Das sind die meisten Hunde - drinnen. Und so soll es sein! Hunde brauchen viel Schlaf und Ruhe.

    Solange der Hund draußen aktiv ist, ist es doch gut.


    Die Einstellung "wir machen nicht viel - nur 3x Gassi am Tag" finde ich ein bisschen bedenklich. du hast ja beschrieben, dass der Hund dabei öfter mal Angst und Stress zeigt. Vermutlich sind eure 3 Gassigänge für ihn ganz schön heftig.

    Könnt ihr an ruhige Orte gehen? Kürzere Runden, mehr Routine, weniger Neues auf einmal?


    Wenns um Tierschutzhunde geht, muss die Devise immer sein: Hund annehmen, wie er ist, eigene Bedürfnisse zurücknehmen. Für den Hund da sein, aber ohne Erwartungen.

  • Ich habe keinen einzigen Hund aus dem Tierschutz. Kenne ich mich damit also überhaupt nicht aus.

    Aber ich habe einen Hund geschenkt bekommen, meinen Dritten, den kleinen Amun. Der kam von der Züchterin (wo er als Deckrüde lebte) zu einer Bekannten, wo es leider nicht passte. Und nach einer Woche brachte sie ihn er zu mir. Der hatte also "eigentlich" nix wirklich Schreckliches erlebt - könnte man denken. Zwei Wechsel innerhalb kürzester Zeit, aber von einem liebevollen Zuhause ins nächste.

    Und trotzdem hat der bei mir die ersten Wochen nur geschlafen und geschnarcht, dass die Wände gewackelt haben. Echt, ich wusste nicht, dass so ein kleiner Hund so laut schnarchen kann. Der hatte Stress pur gehabt und brauchte seine Zeit, um den wieder abzubauen und runterzukommen.


    Und jetzt stell dir vor, was dein Hund in einem viel längeren Zeitraum alles mitgemacht hat. Der braucht noch viel viel mehr Zeit, um alles zu verdauen, zu beobachten, sich zu orientieren.

    Lass ihn einfach in Ruhe ankommen.


    Oder wäre es dir lieber, er würde dir die Sessel zerfetzen oder vor Stress alles vollpinkeln? Sei doch froh, dass er so eine unauffällige Strategie gefunden hat, sich in seinem neuen Leben zu orientieren.

    Er wird bestimmt noch auftauen und lebhafter werden.


    Mein Amun ist ein immer fröhlicher, quicklebendiger Hund geworden. Sauschnell und quirlig, wenn der vor Freude durch die Wohnung oder durch den Garten juchzt, kann man ihn mit den Augen kaum folgen...


    Gib deinem Hund die Chance anzukommen.

  • Was uns aber alle sehr verunsichert ist sein Verhalten im Haus.


    Das was du beschreibst finde ich auch ungewöhnlich für einen jungen Hund. Aber wenn Blutbild etc. (Reiseprofil?) ok waren, dann würde ich auch drauf tippen, dass ihn alles draußen so stresst, dass er froh ist zu Hause auf seinem Sofa zu sein. Dass er in eurer Anwesenheit schlafen und entspannen kann, sehe ich als gutes Zeichen. Meiner Meinung nach muss er schon viel Vertrauen in euch haben, dass er sich streicheln lässt und dabei keine Anstalten macht vom Sofa zu flüchten.


    Meine Hündin ist seit über 2 Jahren bei mir und ich kann sie noch immer nicht umarmen. Dann haut sie sofort ab. Sie kommt von selber, legt ihren Kopf auf meine Knie und möchte gerne gestreichelt werden, aber nicht die Arme um sie legen und an sich ranziehen, das ist ihr nicht geheuer. Schön wäre, wenn euer Hund draußen seine Angst verliert, dann braucht er evtl. auch zu Hause nicht mehr so viel Ruhe als Ausgleich. Aber ich denke ihr macht das schon, eure Einstellung finde ich genau richtig und mit der Zeit traut er sich dann sicher auch draußen immer mehr zu.

  • Dass 3,5 Wochen nicht viel Zeit sind ist mir sehr wohl klar aber ich kenne im ganzen Umfeld keinen Hund der so passiv ist und überhaupt kein Interesse an der Umgebung zeigt. 95% der Hunde in unserem Freundeskreis sind aus dem Tierschutz

    Ich würde einfach abwarten :smile:


    Unsere Hündin kam nach mehreren Jahren auf der Straße und 2 Jahren in einem rumänischen Shelter letztes Jahr in ein deutsches Tierheim, dort war sie dann 3 Wochen, bis sie schließlich bei uns einzog.

    Sie hat auch locker die ersten 4 Wochen, eher mehr, absolut nichts gemacht, außer wie ein Stein zu schlafen (sie hat vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben in Ruhe schlafen können) und, wenn sie wach war, uns zu beobachten. Sie wollte weder mit ins Schlaf- noch ins Wohnzimmer, sondern hatte sich einen Platz an der Eingangstür auserkoren, der mehrere Fluchtmöglichkeiten und eine gute Sicht auf uns bot, und den hat sie nur ganz selten mal verlassen.

    Im Gegenzug haben auch wir mit ihr erst mal praktisch nichts gemacht.


    Mittlerweile ist sie ein anderer Hund. Sie liegt immer bei uns im Wohnzimmer, mit einer bestimmten Decke auch auf der Couch, und geht jede Nacht mit ins Schlafzimmer. Auf ihrem Aussichtspunkt liegt sie überhaupt nicht mehr.

    Im Haus ist sie nach wie vor kaum zu bemerken, dafür draußen voller Energie.


    Ich weiß, dass es auch TS-Hunde gibt, die direkt nach ihrer Ankunft schon nach dem Motto "hallo, hier bin ich"-agieren. Und dass es Leute gibt, denen unser Hund im Haus zu ruhig wäre. Ich glaube, viele Leute sind es einfach nicht gewöhnt, dass Hunde auch einfach ruhig sein können und nicht ständig angefasst oder angesprochen werden möchten :tropf:

    Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich mit dieser ruhigen Art. Das Alleinsein bspw. war nie ein Problem, weil sie einfach auch mit sich allein klarkommt.

    Ich würde an eurer Stelle einfach abwarten und mich über den unkomplizierten Hund freuen.

    Doch besser so, als einen unruhigen Hibbel, einen Kontrolletti oder sonstige Probleme - oder?

  • Mein DSH Rüde kam von Mallorca zu einer Pflegestelle und dann zu uns. Er war so erschöpft und erledigt als er von der Pflegestelle zu uns kam, dass er die ersten zwei Wochen fast nur geschlafen hat. Locker 20Std. am Tag. Mindestens so viel wie ein Welpe. Er hat nicht einmal reagiert als Handwerker kamen. Kurz Augen geöffnet > weitergeschlafen. Danach war er weitere 2-3 Monat sehr ruhig und hat sich so unauffällig wie möglich verhalten. Seine Überlebenstaktik war, bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wir fanden das angenehm (gibt deutlich schlimmeres) und haben ihn einfach in Ruhe gelassen. Haben ihn auch nicht viel gestreichelt oder Aufmerksamkeit gegeben, denn das war ja genau das was er vermeiden wollte. Im Prinzip haben wir sein Verhalten nur durch Worte und Tonfall bestätigt, oder sanft aber konsequent korrigiert. Nach einigen Monaten ist er dann aufgetraut weil er Vertrauen gefasst hat und gelernt dass wir ihn "ernst" nehmen und unser Verhalten berechenbar für ihn ist. Das halte ich persönlich für am wichtigsten für einen Tierschutzhund. Ihr müsst berechenbar für ihn sein. Wenn ihr berechenbar für ihn seid, kann er auch Vertrauen fassen und auftauen.


    Draussen war er ein anderer Hund, draussen war er eine Arschkrempe der jeden anderen Hund gerne maßregeln (=vermöbeln) und kontrollieren (=einschüchtern) wollte. Keiner der ihn draussen erlebt hat, hätte auch nur vermutet wie er sich zuhause verhält.

  • Die ersten drei Monate lag meine Hündin zuhause nur an einem Ort und hat sich vom Tierheimstress erholt. Später hab ich ihr ein zwei Suchspiele mühselig beigebracht, damit wir etwas QualityTime Zuhause haben konnten. Heute leben wir oft in getrennten Zimmern außer Betti hat mir zu berichten wer draußen rumläuft. Oder findet ich saß jetzt lange genug am Schreibtisch. Oder ich lade sie zu mir ein.

    Habe das Ruhen von Anfang mitbelohnt, weil es die Alleinebleibenchancen bestärkte.


    Solange dein Hund nicht verkrampft daliegt mit aufgerissenen Augen oder ständig Schmerzposen macht, würde ich ihn einfach ein paar Wochen in Ruhe lassen. Auch nicht bestreicheln.


    Im übrigen hatte meine Hündin mehr Kapazitäten als ich das Draußenprogramm deutlich runtergefahren habe. Mal zwei Tage nichts gemacht und sie kam mal gucken und streicheln. Da wusste ich, warum sie zuhause sonst ihre Ruhe brauchte.


    Kann auch bei euch sein, dass durch das frühe Shelterleben ein leichtes Deprivationssyndrom vorliegt...


    Dein vorheriger Hund hat eben in dein Bild von Leben mit Hund gepasst. Jetzt hast du die Chance eine andere Art Hund kennenzulernen. Nicht jeder Hund findet Menschen prall oder braucht das Zusammenleben mit Menschen. Da gibt es dann später andere Möglichkeiten zusammenzuwachsen. Wir Verlangen echt viel von so einem Lebewesen.

  • Hi, ich möchte nochmal kurz hervorheben, dass du schreibst, der Hund kam mit 6 Wochen schon von der Mutter weg und wurde ausgesetzt.


    Ein Hund, der sich schon so jung allein irgendwo wiederfindet, dann mehrfach hin und her geschoben wird und nirgendwo richtig zu Hause war, muss Strategien entwickeln, um zu überleben. Gleichzeitig hat er viele positive Dinge nie lernen und verknüpfen können.


    Das mit dem weißen Auto kann auch aus dieser Zeit kommen, vielleicht hatte die TS- Organisation oder das Shelter einen weißen Kleintransporter.


    Dass ein verunsicherter Hund gerne auf einem erhöhten Liegeplatz ruht, um um sich herum alles im Auge zu behalten, finde ich nicht ungewöhnlich. Lasst ihm dort doch seinen Rückzugsort und nehmt ihn so an, wie er ist.


    Wenn ihr arge Zweifel habt, körperlich wurden Mittelmeerkrankheiten abgeklärt? Auch der Kot auf Parasiten untersucht? Frisst er gut und säuft? Vielleicht wurde er auch mehrfach geimpft in sehr kurzer Zeit, um ihn reisefertig zu machen. Nicht jeder Organismus verkraftet all diese Veränderungen und Eingriffe so einfach.


    Lasst ihm seine Zeit und seid nicht allzu enttäuscht, denn das spürt ein Hund. Lasst ihm die Zeit, die er braucht, um sich zu sortieren und verlangt nichts von eurem Hund das er (jetzt noch) nicht leisten kann.


    Alles Gute für euch :winken:

  • Hallo, mir ist gerade mein Posting von damals eingefallen und ich dachte mir ich muss einfach mal ein Update geben :-)

    Wenn ich das ganze rückblickend sehe dann war Buddy vor Angst einfach nur versteinert. Er wusste nicht - bleibe ich jetzt hier oder werde ich wieder woanders hingekarrt, wie geht es weiter...

    Das Verhalten von ihm ist auch rückblickend immer noch heftig und für mich auffällig aber da fehlt mir natürlich auch die Erfahrung, wir hatten ja nur einen Hund und wie erwähnt habe ich so ein Verhalten auch bei keinem anderen Hund im Bekannten-Freundeskreis.

    Wir hatten noch eine lange Durststrecke aber zum Glück hat sich alles zum guten gewendet. Wir haben durch andere Hundehalter eine Hundewiese entdeckt die für uns zum damaligen Zeitpunkt Gold wert war. Am Anfang war er völlig verschüchtert und hat sich hinter uns versteckt aber Stück für Stück ist er immer weiter aufgetaut und hat sich unglaublich viel an Sozialverhalten von den anderen Hund abgeschaut. Nach einiger Zeit ist er völlig selbstbewusst über die Wiese geflitzt, hat gespielt, gebuddelt und getobt. Zu dieser Zeit waren damals wirklich nur sehr gut sozialisierte Hunde und große Streitigkeiten wie ich hier schon gelesen habe gab es zum Glück nicht, allerdings hat sich die Stimmung dort dann doch verändert so dass wir uns lieber privat mit den Hunden zum Gassigehen getroffen haben.

    Ein großer Punkt war für uns noch der Campingplatz auf dem wir im Sommer immer sind. Wir hatten große Bedenken dass das klappt und haben ihn ganz vorsichtig darauf vorbereitet (diesbezüglich war Corona ein Segen für Buddy). Mittlerweile ist es so dass er sich auf dem CP unglaublich wohl fühlt, komplett ohne Leine ist und wie selbstverständlich ins Bierzelt geht, vor der Küche brav auf sein Stück Schinken wartet, vor dem Pizzawagen Männchen macht weil er weiß auch da fällt immer ein Stück Schinken ab :beaming_face_with_smiling_eyes: er ist (auf dem CP) unglaublich selbstbewusst geworden, super sozial mit anderen Hunden. Er spielt für sein Leben gerne, klaut seinen Hundekumpels die Spielsachen und gräbt Löcher wie ein wilder :upside_down_face: ich bin seine absolute Bezugsperson und wenn er mich auf dem CP begrüßt (komme meist etwas später als mein Mann) dann kommt er wie ein irrer angerast und kriegt sich fast nicht mehr ein :smiling_face_with_hearts: Meinen Mann und meine Tochter liebt er auch sehr aber vor unserem Sohn hat er leider immer noch große Angst (generell vor männlichen Teenagern ab 12/13 bis Anfang 20 ).

    Drinnen im Haus ist es allerdings immer noch schwieriger und angespannter als draußen. Kein Vergleich zum Anfang aber ich glaube er ist einfach eher ein "draußen" Hund und wird im Haus immer reservierter sein. Das ist aber auch ok, Hauptsache er ist angekommen und fühlt sich wohl und jetzt im Winter wenn wir nicht auf dem CP sind haben wir ja viiiieeel Zeit ihm auch das Haus schmackhaft zu machen :grinning_squinting_face:

    Ich genieße es übrigens mittlerweile sehr dass er nicht so ganz temperamentvoll ist - gestern war sein bester Kumpel bei uns zu Besuch - puuuuh das ist eine andere Hausnummer, der hat wirklich ALLE Quietschespielsachen strapaziert bis zum geht nicht mehr, auch das versteckteste Quietschteil entdeckt und das ohne Pause... ist in alle Räume, selbst auf das Wasserbett unseres Sohnes gehüpft, eine ganz andere Hausnummer. Da wurde mir wirklich bewusst wie pflegeleicht unser Buddybär ist :beaming_face_with_smiling_eyes:

    Ach ich könnte noch so viel schreiben, er hat sich einfach toll entwickelt. Klar, ein paar "Baustellen" haben wir immer noch aber das hält sich absolut in Grenzen und vieles wird sich im Laufe der Zeit noch geben. Eine Grundangst wird er immer behalten aber das ist auch ok. Ein Bekannter von uns hat zeitgleich mit uns einen Welpen bekommen der nah kürzester Zeit Sitz, Platz, Männchen und wahrscheinlich auch durch einen brennenden Reifen springen konnte ... wenn er mir das so schön unter die Nase gerieben hat habe ich nur gesagt: Unser Hund hat etwas gelernt was viel wichtiger ist - er hat gelernt uns zu vertrauen und der Rest kommt irgendwann. :smiling_face_with_heart_eyes:

  • Danke, dass du nochmal berichtet hast. Freut mich, dass es bei euch so gut läuft und ihr als Team zusammenwachst und euch von dem Gegenwind Eingangsposts nicht unterkriegen habt lasst.


    Oftmals ist die Stimmung im Dogforum leider etwas pessimistisch. Ich kann es vielen Leuten auch nicht verübeln... da man hier den ganzen Tag von Negativbeispielen und schlimmen Geschichten/Diagnosen/Vorfällen liest.


    Mir tut es gut auch mal eine Geschichte zu lesen, die ein Happy End hat! Würd mich freuen, wenn ihr weiter von eurer Reise berichtet.

  • Dankeschön :relieved_face:

    Manche Tipps waren wirklich top aber wir mussten dann erstmal selbst alles sacken lassen. Wir sind rückblickend gesehen viel zu naiv an alles rangegangen.

    Unseren ersten Hund haben wir quasi direkt von der Straße geholt nachdem wir ihn im Urlaub „kennengelernt“ und mitbekommen haben wie er misshandelt wurde. Er war auch sehr ängstlich aber auf eine ganz andere Art und Weise und wir dachten einfach „kein Problem“ bei Buddy.

    Mittlerweile haben wir alle viel dazugelernt und lernen immer weiter und sind mit einem tollen sehr lustigen Hund belohnt worden :smiling_face_with_hearts:

    Ich habe heute durch Zufall eine Folge von „Rütters Team“ gesehen da war auch ein Angsthund der witzigerweise auch Buddy heißt… ich habe viele Parallelen zu unserem Buddy gesehen und kann so gut nachvollziehen wie glücklich man über jeden kleinen Fortschritt ist…

    Ich wollte gerade noch ein bild einfügen das hat leider nicht geklappt aber da schau ich mal wie das funktioniert

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!