Woher kommt die „Hibbeligkeit“ und „Reizoffenheit“?

  • Jein.

    Passt vielleicht eher Kriechstrommodus, um das Bild zu retten? :-)

    Ich mein eher den Strom, den du abbekommst, wenn du ne Deckenlampe anschließen willst (so richtig mit Lüsterklemme und co) und nicht die Sicherung rausgemacht hast.

    =)

  • „Angeknipst“ ist ja auch ein schwieriges Bild.


    Zumal wenn sich mit Mensch und Hund zwei Säugetiere zusammentun, die zwar eine ähnliche Sozialverhaltensstruktur verbindet, die aber kommunikativ erstmal zusammenfinden müssen. Verblüffend genug, dass das in der Regel ja legendär hinhaut ...


    Andererseits find ich's bei Hunden dann doch immer wieder erstaunlich, wie wenige Patzer man sich als Halter erlauben darf, wenn sich keine "falsche" Verhaltensstruktur bahnen soll. Es geht manchmal einfach verflucht schnell, in die erwünschte aber eben auch in die unerwünschte Richtung. So gesehen knipsen unter Umständen drei lustvoll ergaunerte Jagdausflüge (weil der Rückruf halt doch in die Binsen ging) nachhaltig den Jagdjieper an; oder knipsen fünfmal lätschert indifferent neben dem Besucher im Flur rumstehen und dem Hund den ersten Abcheck überlassen den künftigen Wachhund an. Da passt das 0-1-Bild dann doch irgendwie. Überspitzt, aber ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.



    auch wenn hier beispielsweise eine stabile Vertrauensperson in der Kindheit eine Rolle spielen könnte (wie ein Trainer, eine Nachbarin oder ein Lehrer). Letzteres deutet bei Menschen durchaus auch darauf hin, dass wir „Leitfiguren“ brauchen, um uns zu orientieren und Halt zu finden.


    Für mich ist es dadurch durchaus plausibel anzunehmen, dass insbesondere „Haltlosigkeit“ einen negativen Effekt auf die Persönlichkeitsentwicklung hat.


    Ja. Man mag's kaum sagen, weil's so doof abgestanden klingt, aber ohne Führung - was ja letztlich auch nur ein Platzhalter für Sicherheit, Anlehnung, Struktur, Verlässlichkeit ... ist - trudeln Hunde recht trostlos im Menschenorbit.

  • Andererseits find ich's bei Hunden dann doch immer wieder erstaunlich, wie wenige Patzer man sich als Halter erlauben darf, wenn sich keine "falsche" Verhaltensstruktur bahnen soll. Es geht manchmal einfach verflucht schnell, in die erwünschte aber eben auch in die unerwünschte Richtung. So gesehen knipsen unter Umständen drei lustvoll ergaunerte Jagdausflüge (weil der Rückruf halt doch in die Binsen ging) nachhaltig den Jagdjieper an; oder knipsen fünfmal lätschert indifferent neben dem Besucher im Flur rumstehen und dem Hund den ersten Abcheck überlassen den künftigen Wachhund an. Da passt das 0-1-Bild dann doch irgendwie.

    Hm, das würde ich dann vielleicht eher mit einer Art Suchterkrankung vergleichen. Wenn der Kick groß genug ist und sich dann noch verstärkt hat, ist dagegen kaum noch ein Ankommen. Eltern, die Kinder mit Suchterkrankungen, Essstörungen o.ä. haben, erleben ja auch, dass sie diese plötzlich überhaupt nicht mehr erreichen. Die Selbstbelohnung ist so groß, dass da alles in den Hintergrund tritt.


    Ich weiß, der Vergleich ist vielleicht etwas bemüht, aber ich will nur darauf hinaus, dass gegen diesen Hormoncocktail nicht nur bei Tieren kaum ein Kraut gewachsen ist.

  • Stress fördert Resilienz. Aber in welchem Maße, wann und bei wem in welcher Form? Unklar.

    Das habe ich so noch nie gehört. Und ich eigentlich ganz gut im Thema. Was meinst du damit?

    Warum wird bei zwei Menschen mit vergleichbar schlimmen Lebensgeschichten aus dem einen ein Anwalt und aus dem anderen ein Serienmörder? Solche Fragen sind bis heute nicht zur Gänze beantwortet, auch wenn hier beispielsweise eine stabile Vertrauensperson in der Kindheit eine Rolle spielen könnte (wie ein Trainer, eine Nachbarin oder ein Lehrer). Letzteres deutet bei Menschen durchaus auch darauf hin, dass wir „Leitfiguren“ brauchen, um uns zu orientieren und Halt zu finden.


    Für mich ist es dadurch durchaus plausibel anzunehmen, dass insbesondere „Haltlosigkeit“ einen negativen Effekt auf die Persönlichkeitsentwicklung hat.


    Ganz so ist das nicht.

    Aber ich finde das passt hier auch nicht her und ist auch zu umfangreich. Denn das sind dann die menschlichen Persönlichkeitsstörungen.

  • Ich meinte damit, dass gewisse Stressoren auch den Umgang mit denselbigen trainieren.


    Man lernt sozusagen Coping-Strategien, die man dann in anderen Situationen abrufen kann.


    Habe ich eine schwierige Situation gemeistert oder erfahren können, dass sich am Ende alles positiv auflöste, stärkt diese Erfahrung das Vertrauen in mich selbst.


    Zum Rest:

    Ja, du hast Recht. War sehr plakativ und der Serienmörder auch als doofes Beispiel gewählt. Ersetze es durch Kleinkrimineller oder Drogenabhängiger, Schulabbrecher o.ä. und dann wird vielleicht klarer, was ich ausdrücken wollte.


    Edit:

    Ich wollte auch keine OT-Diskussion lostreten. Nur manchmal wird es an menschlichen Verhaltensweisen deutlicher - gerade dort, wo wir wenig vom Verstand gesteuert agieren, sondern durch äußere Umstände geprägt werden.

  • Hm, das würde ich dann vielleicht eher mit einer Art Suchterkrankung vergleichen. Wenn der Kick groß genug ist und sich dann noch verstärkt hat, ist dagegen kaum noch ein Ankommen. Eltern, die Kinder mit Suchterkrankungen, Essstörungen o.ä. haben, erleben ja auch, dass sie diese plötzlich überhaupt nicht mehr erreichen. Die Selbstbelohnung ist so groß, dass da alles in den Hintergrund tritt.


    Ich weiß, der Vergleich ist vielleicht etwas bemüht, aber ich will nur darauf hinaus, dass gegen diesen Hormoncocktail nicht nur bei Tieren kaum ein Kraut gewachsen ist.


    Mir leuchtet das Prinzip der Selbstbelohnung - und wie es Erziehungsbemühungen bei Hunden torpedieren kann ;-) - gut ein. Ich finde nur, je länger ich Diskussionen um problematisch gewordene Hunde verfolge, wir sind inzwischen recht fahrig darin geworden, Kategorien aus Therapiekontexten von und für Menschen in unsere Sicht auf Hunde zu übertragen. AD(H)S, Suchtproblematik ... schwierig. Nenn mich stur, aber ich überleg's mir lieber 17 Mal und verwerf's im Zweifel dann doch, ehe ich solche Begriffe "kidnappe", um sie auf problematische Mensch-Hund-Verhältnisse anzuwenden. :smile:

  • Mir leuchtet das Prinzip der Selbstbelohnung - und wie es Erziehungsbemühungen bei Hunden torpedieren kann ;-) - gut ein. Ich finde nur, je länger ich Diskussionen um problematisch gewordene Hunde verfolge, wir sind inzwischen recht fahrig darin geworden, Kategorien aus Therapiekontexten von und für Menschen in unsere Sicht auf Hunde zu übertragen. AD(H)S, Suchtproblematik ... schwierig. Nenn mich stur, aber ich überleg's mir lieber 17 Mal und verwerf's im Zweifel dann doch, ehe ich solche Begriffe "kidnappe", um sie auf problematische Mensch-Hund-Verhältnisse anzuwenden. :smile:

    Ich stimme dir da vollkommen zu.


    Persönlich differenziere ich da für mich möglichst klar nach einer konkreten Problemstellung eines Hundehalters und so einer eher abstrakten Diskussion wie wir sie hier gerade führen.


    Bei einer konkreten Hilfeanfrage haben solche Interpretationen immer das Geschmäckle einer Ferndiagnose. Das finde ich unangenehm und ohne die Person geschweige denn die Situation überhaupt persönlich erlebt zu haben, empfinde ich es meist als übergriffig.

    Wenn es dagegen in so einem Rahmen wie hier stattfindet, sehe ich das nicht ganz so eng, weil ich da erstmal keinen Schaden erkennen kann.


    Für völlig spekulativ halte ich diese Vergleiche trotzdem nicht, weil man die biochemischen Vorgänge im Körper ja nicht leugnen kann. Richtig ist natürlich, dass es rein hypothetisch auch andere Gründe dafür geben kann, warum ein Hund jagen geht und da bei manchen der Schalter umgelegt wird. Nachdem ich mal so einen Hund in diesem Modus erlebt habe, fiele mir da aber tatsächlich nicht mehr viel ein, außer dem Selbstbelohnungsargument. Schau dir mal Hunde auf der Rennbahn an - die wirken wie auf Speed. :flucht::D

  • Bei einer konkreten Hilfeanfrage haben solche Interpretationen immer das Geschmäckle einer Ferndiagnose. Das finde ich unangenehm und ohne die Person geschweige denn die Situation überhaupt persönlich erlebt zu haben, empfinde ich es meist als übergriffig.

    Wenn es dagegen in so einem Rahmen wie hier stattfindet, sehe ich das nicht ganz so eng, weil ich da erstmal keinen Schaden erkennen kann.


    Für völlig spekulativ halte ich diese Vergleiche trotzdem nicht, weil man die biochemischen Vorgänge im Körper ja nicht leugnen kann. Richtig ist natürlich, dass es rein hypothetisch auch andere Gründe dafür geben kann, warum ein Hund jagen geht und da bei manchen der Schalter umgelegt wird. Nachdem ich mal so einen Hund in diesem Modus erlebt habe, fiele mir da aber tatsächlich nicht mehr viel ein, außer dem Selbstbelohnungsargument. Schau dir mal Hunde auf der Rennbahn an - die wirken wie auf Speed. :flucht::D


    Klar ist ein hormonelles Geschehen (Dopamine, Endorphine usw.) oder auch ein neurologisches Korrelat darstellbar, wenn ein Hund jagt - wie wir das ja bei allen Vorgängen annehmen können, die sich mit geeigneten Apparaturen und biochemischen Messeinrichtungen abbilden, modellieren oder nachvollziehen lassen.


    Bei "Sucht" allerdings ist eben immer auch der Bewertungshorizont mitgemeint, der auf dringende Abhilfe zielt. Weil wir uns das zwanghafte Verlangen nach einem Erlebniszustand, der immer wieder aufgesucht werden möchte oder muss, nicht ohne Leid (früher oder später) vorstellen können. Bei Menschen würden wir sagen, eine Sucht untergräbt unsere Willensfreiheit, also das, was wir eigentlich autonom wollen sollen "müssten", um uns als Persönlichkeiten frei entfalten zu können. Weshalb wir, wenn wir von einer Suchtgeschichte erfahren, Hilfestellungen aufbieten, damit sie möglichst leidfrei endet.


    Und das finde ich im Zusammenhang mit hündischem Jagen - für mich ein, nein das arttypische Merkmal des Hundes - eine zweifelhafte Übertragung. Hm, Problemverschiebung trifft es vielleicht eher. Dass wir damit schlecht klar kommen, wenn ein Hund, den wir in städtischen Verhältnissen bei uns haben möchten, ungebremst jagen würde, wenn er könnte, ist eine Sache (ich habe das Problem). Es zu pathologisieren (mein Hund hat das Problem) - ist für mich eine andere.

  • Resilienz wir übrigens keineswegs durch Stress gefördert

    Ist das eine Tatsache? Ich ging bislang davon aus, dass Eustress einen sehr positiven Einfluss hat.

    Selbst Distress wird im Rahmen der Theorie des posttraumatischen Wachstums indirekt als Auslöser für Resilienzentwicklung diskutiert.


    Aber gerne per PN, langsam gleitet es hier echt ab. ;)

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