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Ich meinte damit, dass gewisse Stressoren auch den Umgang mit denselbigen trainieren.
Du meinst Frusttoleranz und Impulskontrolle?
Dann ist das für mich unglücklich formuliert.
Weil nur den Stressoren ausgesetzt zu sein bringt keinen Lernerfolg, oder nur zufälligen.
Man lernt sozusagen Coping-Strategien, die man dann in anderen Situationen abrufen kann.
Aber nur, wenn man die Möglichkeit Hatz lernen, was ja im Stress per se schwierig ist. Also benötigt man ein Umfeld, welches Lernen ermöglicht .
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- Vor einem Moment
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Bei einer konkreten Hilfeanfrage haben solche Interpretationen immer das Geschmäckle einer Ferndiagnose. Das finde ich unangenehm und ohne die Person geschweige denn die Situation überhaupt persönlich erlebt zu haben, empfinde ich es meist als übergriffig.
Wenn es dagegen in so einem Rahmen wie hier stattfindet, sehe ich das nicht ganz so eng, weil ich da erstmal keinen Schaden erkennen kann.
Für völlig spekulativ halte ich diese Vergleiche trotzdem nicht, weil man die biochemischen Vorgänge im Körper ja nicht leugnen kann. Richtig ist natürlich, dass es rein hypothetisch auch andere Gründe dafür geben kann, warum ein Hund jagen geht und da bei manchen der Schalter umgelegt wird. Nachdem ich mal so einen Hund in diesem Modus erlebt habe, fiele mir da aber tatsächlich nicht mehr viel ein, außer dem Selbstbelohnungsargument. Schau dir mal Hunde auf der Rennbahn an - die wirken wie auf Speed.
Klar ist ein hormonelles Geschehen (Dopamine, Endorphine usw.) oder auch ein neurologisches Korrelat darstellbar, wenn ein Hund jagt - wie wir das ja bei allen Vorgängen annehmen können, die sich mit geeigneten Apparaturen und biochemischen Messeinrichtungen abbilden, modellieren oder nachvollziehen lassen.
Bei "Sucht" allerdings ist eben immer auch der Bewertungshorizont mitgemeint, der auf dringende Abhilfe zielt. Weil wir uns das zwanghafte Verlangen nach einem Erlebniszustand, der immer wieder aufgesucht werden möchte oder muss, nicht ohne Leid (früher oder später) vorstellen können. Bei Menschen würden wir sagen, eine Sucht untergräbt unsere Willensfreiheit, also das, was wir eigentlich autonom wollen sollen "müssten", um uns als Persönlichkeiten frei entfalten zu können. Weshalb wir, wenn wir von einer Suchtgeschichte erfahren, Hilfestellungen aufbieten, damit sie möglichst leidfrei endet.
Und das finde ich im Zusammenhang mit hündischem Jagen - für mich ein, nein das arttypische Merkmal des Hundes - eine zweifelhafte Übertragung. Hm, Problemverschiebung trifft es vielleicht eher. Dass wir damit schlecht klar kommen, wenn ein Hund, den wir in städtischen Verhältnissen bei uns haben möchten, ungebremst jagen würde, wenn er könnte, ist eine Sache (ich habe das Problem). Es zu pathologisieren (mein Hund hat das Problem) - ist für mich eine andere.
Okay, den Ansatz verstehe ich zu 100 Prozent und da schließt sich dann auch wieder der Kreis zu dem vorhin von mir angesprochenen normalen hündischen Verhalten, das eben nur vom Halter zu einem Problem gemacht wird, weil es nicht in diese Lebenswelt passt. Da spinnt dann nicht der Hund und ist auch nicht „drüber“, sondern er tut eigentlich nur das, worauf er ursprünglich selektiert wurde.
Danke für deine Erläuterung!
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Du meinst Frusttoleranz und Impulskontrolle?
Dann ist das für mich unglücklich formuliert.
Weil nur den Stressoren ausgesetzt zu sein bringt keinen Lernerfolg, oder nur zufälligen.
Ja, grundsätzlich schon. Deshalb meine Ergänzung, dass ein positiver Umgang damit gelernt werden muss. Das war vielleicht unklar ausgedrückt.
Ergänzen will ich trotzdem noch eines: Bereits Welpen lernen durchaus sehr früh Stress kennen, dafür sorgt schon die Mutterhündin. Sie verlässt zeitweilig die Wurfkiste, sie lässt die Welpen irgendwann nicht mehr jederzeit an die Milchbar etc.
Mit diesen „Stressoren“ haben sich bereits die Welpen abzufinden, ganz ohne Belohnung. Würdest du sagen, dass sie daraus nichts mitnehmen oder lernen?
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Ich meinte damit, dass gewisse Stressoren auch den Umgang mit denselbigen trainieren.
Du meinst Frusttoleranz und Impulskontrolle?
Dann ist das für mich unglücklich formuliert.
Weil nur den Stressoren ausgesetzt zu sein bringt keinen Lernerfolg, oder nur zufälligen.
Man lernt sozusagen Coping-Strategien, die man dann in anderen Situationen abrufen kann.
Aber nur, wenn man die Möglichkeit Hatz lernen, was ja im Stress per se schwierig ist. Also benötigt man ein Umfeld, welches Lernen ermöglicht .
Versteht man darunter Stress auf dem Level eines "Trainingsreizes", also als moderate Überforderung, kann ich dem Resilienz-Gedanken in dem Zusammenhang durchaus etwas abgewinnen. Klar gehören in dieses Konzept dann auch Erholungsphasen.
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Klar ist ein hormonelles Geschehen (Dopamine, Endorphine usw.) oder auch ein neurologisches Korrelat darstellbar, wenn ein Hund jagt - wie wir das ja bei allen Vorgängen annehmen können, die sich mit geeigneten Apparaturen und biochemischen Messeinrichtungen abbilden, modellieren oder nachvollziehen lassen.
Bei "Sucht" allerdings ist eben immer auch der Bewertungshorizont mitgemeint, der auf dringende Abhilfe zielt. Weil wir uns das zwanghafte Verlangen nach einem Erlebniszustand, der immer wieder aufgesucht werden möchte oder muss, nicht ohne Leid (früher oder später) vorstellen können. Bei Menschen würden wir sagen, eine Sucht untergräbt unsere Willensfreiheit, also das, was wir eigentlich autonom wollen sollen "müssten", um uns als Persönlichkeiten frei entfalten zu können. Weshalb wir, wenn wir von einer Suchtgeschichte erfahren, Hilfestellungen aufbieten, damit sie möglichst leidfrei endet.
Und das finde ich im Zusammenhang mit hündischem Jagen - für mich ein, nein das arttypische Merkmal des Hundes - eine zweifelhafte Übertragung. Hm, Problemverschiebung trifft es vielleicht eher. Dass wir damit schlecht klar kommen, wenn ein Hund, den wir in städtischen Verhältnissen bei uns haben möchten, ungebremst jagen würde, wenn er könnte, ist eine Sache (ich habe das Problem). Es zu pathologisieren (mein Hund hat das Problem) - ist für mich eine andere.
Okay, den Ansatz verstehe ich zu 100 Prozent und da schließt sich dann auch wieder der Kreis zu dem vorhin von mir angesprochenen normalen hündischen Verhalten, das eben nur vom Halter zu einem Problem gemacht wird, weil es nicht in diese Lebenswelt passt. Da spinnt dann nicht der Hund und ist auch nicht „drüber“, sondern er tut eigentlich nur das, worauf er ursprünglich selektiert wurde.
Danke für deine Erläuterung!
Hm. Ein Problem wird Jagdverhalten doch erst dann, wenn es unkontrollierbar ist.
Viele HH sehen ja nicht mal, dass ihr Hund jagt (sich dabei sehr schön selbst belohnt), weil für sie Jagen erst bei Hetzen von Wild anfängt. (Die HH die mit hetzenden Hunden kein Problem haben, lass ich mal bewusst außen vor).
Für Glücksgefühle muss der Hund ja nicht mal ne Fährte bis zum Ende absuchen.
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Hm. Ein Problem wird Jagdverhalten doch erst dann, wenn es unkontrollierbar ist.
Viele HH sehen ja nicht mal, dass ihr Hund jagt (sich dabei sehr schön selbst belohnt), weil für sie Jagen erst bei Hetzen von Wild anfängt. (Die HH die mit hetzenden Hunden kein Problem haben, lass ich mal bewusst außen vor).
Für Glücksgefühle muss der Hund ja nicht mal ne Fährte bis zum Ende absuchen.
Ich nehme meist ein recht striktes Verständnis von „Huch, mein Hund ist jagdsüchtig“ wahr. Im Sinne von: Jagt er, ist er nicht bei mir, außerhalb meines Kontrollbereiches, ist schlecht, muss weg. Schon diese Ausgangslage führt, wenn ich das richtig sehe, die meisten in den nächstgelegenen Anti-Jagd-Kurs.
Was Du beschreibst, ist für mich das Ideal: Formen (aus dem Funktionskreis) des Jagens finden und in die Hundehaltung integrieren, die manche Jagdsequenzen ablaufen lassen - und manche nicht.
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Ergänzen will ich trotzdem noch eines: Bereits Welpen lernen durchaus sehr früh Stress kennen, dafür sorgt schon die Mutterhündin. Sie verlässt zeitweilig die Wurfkiste, sie lässt die Welpen irgendwann nicht mehr jederzeit an die Milchbar etc.
Mit diesen „Stressoren“ haben sich bereits die Welpen abzufinden, ganz ohne Belohnung. Würdest du sagen, dass sie daraus nichts mitnehmen oder lernen?
Kenn ich aus eigener Erfahrung ganz gut.
Klar, wenn du das meinst, kenne ich.
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Interessanterweise ist Lucca ein Hund, dertrotz Reizoffenheit und Wesensschwäche total ruhig und ausgeglichen ist Bei ihm zeigt es sich in erstarren. Ohren sind dann auf Halbacht, Augen groß und man sieht förmlich wie die Reizd ungebremst auf ihn einprasseln. Irgendwann folgt dann der Fluchtmodus
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Ich denk auch, dass vielen Menschen heute einfach nicht bewusst ist, was ein "normaler" Junghund so an Energie hat. Sowohl meine Mutter als auch ein guter Freund finden meine 9 Monate alte Xolo-Hündin "schon extrem aktiv", dabei zeigt die einfach ein normales Junghundverhalten - Da wird schon enmal mehr das Spielzeug geschüttelt und durch den Garten gerannt, aber sie ist weder hibbelig noch überaktiv, im Gegenteil, sie hatte noch nie ein Problem, zur Ruhe zu finden.
Klar, im Vergleich zu meinem Rüden (5,5 Jahre alt) ist sie aktiver, aber wär ja auch traurig, wenn nicht.
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