Woher kommt die „Hibbeligkeit“ und „Reizoffenheit“?

  • Ich finde, zum Thema Hibbeligkeit kann man nur ganz schwer was sagen. Denn was unter hibbelig fällt, ist doch sehr von der einzelnen Person abhängig. Ein Molosserhalter empfindet einen Golden Retriever vielleicht als hibbelig, der Goldiehalter eher den Mali. Umgekehrt mag ein Halter mit einem eher temperamentvollen Hund einen anderen, der etwas ruhiger ist, als langweilig empfinden, weil er eben seinen Hund als Maßstab nimmt, oder sein eigenes Temperament. Überhaupt, werden temperamentvolle Hunde mit einem Haufen Energie gern als "hibbelig" abgestempelt von Haltern ruhigerer Rassen. Jeder hat also ein anderes Verständnis von "hibbelig"...

    Daher sage ich: nein, ein Jagdterrier ist nicht hibbelig, der hat nur Energie für zwei..... ???

    Hibbelig wäre für MICH: nervös, hektisch, nicht zur Ruhe kommen könnend... Und das war und ist bisher keiner meiner Terrier.

    Ist ein Terrier hibbelig, dann hat das einen Grund: in der Zucht, in der Aufzucht, in überforderung oder unterforderung. Da muß man dann halt die Situation genau betrachten. da kann man nicht pauschal sagen das kommt von x oder y, es können auch mehrere Gründe kombiniert vorkommen. Ein Hund kann auch einfach nur situativ bedingt den Stress vom Halter wahrnehmen und aufnehmen, und damit mit hibbeligkeit reagieren.

    Zum Thema Reizoffenheit beim Terrier, die ja erwünscht ist, wurde schon genug geschrieben, muß ich nicht wiederholen ?

  • Ist einiges schon genannt worden. Ich denke, da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.


    1. Zucht auf andere Eigenschaften als Arbeits-/ und charakterliche Brauchbarkeit.

    2. Hunde mit gewünschter erhöhter Aufmerksamkeit für bestimmte Reize in Händen, in denen diese Fähigkeiten nicht abgefragt, nicht ausgebildet und nicht genutzt werden (sprich: Arbeitsrassen, mit denen nicht gearbeitet wird. Die rassespezifischen Eigenschaftennals „Reizoffenheit“ zu bezeichnen fällt auch nur da ein, wo sie nicht genutzt werden. Bzw. wo man in die Analyse gehen muss, um Anderen das Wesen des eigenen Hunds zu erklären).

    3. Ein hektischer und lauter werdendes Umfeld (ich hatte hier im Dörfchen mit Abstand von 25 Jahren Angsthunde. Da ich selbst ein sehr „reizoffener“ Mensch bin, höre ich sehr stark „mit den Ohren meiner Hunde“. Was sich da in dieser Zeit an permanentem Einkloppen auf die Sinne getan hat, ist der Wahnsinn).

    4. Subjektiv beobachtet: Mehr Hektik, Ungeduld, Reizbarkeit, Nervosität und erhöhtes Anspruchsdenken bei den Menschen. Spiegelt sich.

    5. Unklare Strukturen, unklare Anforderungen an den Hund. Auch subjektiv beobachtet: Dass viele Menschen „verlernen“, Körpersprache und Mimik authentisch zur Kommunikation einzusetzen.

    6. Ganz einfach auch der heutige Anspruch, für alles eine gute Erklärung zu haben :smile:


    Gibt bestimmt noch viel mehr. Das fiel mir so spontan ein.

  • Es gibt halt Hunde die ne räumliche Begrenzung brauchen . Kann man negieren , ist aber nunmal so. Fällt halt auf wenn man Hunde im Haus hält die sonst eher in Zwingerhaltung sind :ka:


    Was genau meinst Du? Es gibt Deiner Ansicht nach Hunde, deren rassetypisches Merkmal es ist, ihre Bedürfnisse am besten in Zwingerhaltung befriedigt zu bekommen / räumliche Begrenzung zu brauchen - und die man deshalb auch in einer Wohnungshaltung mit Gitterstäben eingrenzen sollte? Falls Du das meinen solltest: wie kommst Du zu dieser Einschätzung?


    Oder meinst Du, dass ein Hund, der direkt aus einer Zwingerhaltung übernommen wird, in der Wohnung erst allmählich an "körperliche Unbegrenztheit" und körperliche Bewegungsfreiheit gewöhnt werden sollte? Falls Du das meinst, wäre ich da völlig mit einverstanden, und es spricht in solchen Fällen mE nichts gegen eine vorläufige Gitterumgebung, die nach und nach abgebaut wird.

    Beim Hund meiner Schwester merke ich extrem, dass ihm die geschlossene Box sehr gut tut.


    Er wird regelmäßig von mir im Homeoffice gesittet.

    Ist ein lieber Kerl, ein kleiner Mischling aus Osteuropa.


    Wenn er überreizt ist, wird er "grantig" und kann schlecht abschalten.

    Er geht dann für ca 1/2 Stunde zum Schlafen in die Box, die neben meinem Schreibtisch steht, und ist danach merklich entspannter (auch entspannter wie wenn er im Korb (nicht) geschlafen hätte).

    Er kommt so einfach besser zur Ruhe.

    Und läuft freiwillig rein in die Box auf Kommando, da es dann 1 Leckerli gibt.


    Für Kira benutze ich die Box gar nicht.

  • Nachtrag: Für mich ist halt die Frage: was ist überhaupt gemeint mit Reizoffenheit beim Hund? Die ungefilterte Reizwahrnehmung oder der Tunnelblick? Ein Wort das auf beide Extreme angewendet wird, ist nämlich arg verwirrend.

    Ich hab viel mit Patienten mit ADS und ADHS zu tun.
    Auch bei Menschen mit und am Rande einer Psychose spricht man Reizoffenheit.

    Auch Menschen mit Hochsensibilität sind reizoffen/reizempfänglich.

    Mein Verständnis für Reizoffenheit von Hunden ist eher bei dem Typ "hochsensibel".

    Hoch "sensibel" (=feinfühlig) auf leise Töne und Gesten reagierend, so kenne ich den Border Collie zum Beispiel. Aber auch andere Hunde, wie den Jagdterrier habe ich so erlebt. In ganz anderer Ausrichtung.

    Reizoffen bedeutet für mich, Vieles gleichzeitig wahrnehmen zu können.

    Das kann auch mal zu viel werden. Sich davor zu schützen kann bedeuten, dass man Kopfhörer trägt um Geräusche auszublenden, oder sich bewusst Auszeiten nimmt, die Ruhe der Natur sucht, achtsam ist ect. Für sich sorgt.


    Ich denke, es gibt viele Menschen, die sensibel auf unsere Aussenwelt reagieren. Krach, Hektik die Geräuschkulisse grosser Städte, wo man immer und immer zum Beispiel Feuerwehrsirenen hört. Das ist nicht jedermanns/fraus Sache.


    Reizoffenheit ist genetisch bedingt. Im meinen Augen ist es auch nichts Krankes. Es ist ein Symptom, was auch beim ADHSler auftritt, aber deshalb hat nicht jeder, der reizoffen ist ADS/ADHS. Auch ist es ein Symptom einer Psychose, dennoch hat nicht jeder, der reizoffen ist, eine Psychose.


    Als ich meinen ersten BC bekam, habe ich aber ehrlicherweise auch an ADHS gedacht. Aber das habe ich wieder verworfen.


    So und nun ein Novum für mich.

    Ich verlinke zu "uns Martin". Der Artikel trifft es aber für mich zu 100 %

    https://www.martinruetter.com/…aege/dogs-expertenbeitrag


    Ich habe alle Bücher zum Thema gelesen und verfolge die weitere Forschung.

    In dem Artikel wird über den hyperaktiven Hund geschrieben. Egal: Lesen! :lol:

    .. Die rassespezifischen Eigenschaftennals „Reizoffenheit“ zu bezeichnen fällt auch nur da ein, wo sie nicht genutzt werden.

    Nein.


    Denn diese Eigenschaft, die ich beim BC gerne als "reizoffen" beschreibe, ist die angezüchtete "hohe Aufmerksamkeit" .

    Grundwissen zur Rasse sollte man schon haben. Auch als Käufer.

  • Mehrhund


    Da widerspreche ich Dir gar nicht. Was ich meinte, ist: Wenn ein Schäfer oder Jäger über die gewünschte Reizempfänglichkeit seines jeweiligen Einsatzhunds spricht, dann nennt er den nicht reizoffen, dann sagt er „Der taugt was!“ :smile: Jedenfalls meine Erfahrung :lol:

  • Ich habe "reizoffen" nie als was schlechtes empfunden. Ich finde es eher als eine Gabe. Ein Vorteil.

    Ich bin echt erstaunt, dass das so negativ besetzt ist.

    "Hohe Aufmerksamkeit" versus "Reizoffenheit".

  • Meinen Balou würde ich, im Vergleich mit meinen anderen Hunden, als reizoffen bezeichnen. Das war schon immer so aber als er jünger war noch mehr ausgeprägt als jetzt wo er bald 10 Jahre alt wird.

    Bei Balou zeigt sich die Reizoffenheit dadurch, dass er schnell auf Geräusche draußen reagiert wie z.B. die Autotür, die der Nachbar laut zuschlägt oder das klappernde Hoftor vom Nachbarn. Ich bin der Meinung, dass er das nicht zu melden hat. Wenn unser Hoftor geöffnet wird schlagen alle drei Hunde an und das finde ich völlig okay aber normale Geräusche in der Nachbarschaft müssen nicht durch bellen kommentiert werden. Und dann ist Reizoffenheit anstrengend weil ich Balou zeigen muss, dass ich die Verantwortung übernehme und ihn das nichts angeht.


    Mehrhund Die von dir verlinkte Seite von Martin Rütter kann leider nicht aufgerufen werden.

  • Ich habe "reizoffen" nie als was schlechtes empfunden. Ich finde es eher als eine Gabe. Ein Vorteil.

    Ich bin echt erstaunt, dass das so negativ besetzt ist.

    "Hohe Aufmerksamkeit" versus "Reizoffenheit".

    Für mich ist „reizoffen“ generell mal neutral. Ich denke, wenn die Reize nicht richtig verarbeitet werden können oder der HH nicht weiß, wie er mit dem reizoffenen Hund richtig umgeht und sich dann ungewollte Verhaltensweisen ergeben, wird es erst negativ.

  • Woran erkenn ich den ob ein Hund "reizoffen" ist?

    Hier schreiben ja einige, dass die Hunde das schon mitbringen und ja auch positiv ist, aber woran erkenn ich das?


    Ist Reizoffen das selbe wie Aussenfokusiert, oder ist das wieder etwas komplett anderes?

  • Meinen Balou würde ich, im Vergleich mit meinen anderen Hunden, als reizoffen bezeichnen. Das war schon immer so aber als er jünger war noch mehr ausgeprägt als jetzt wo er bald 10 Jahre alt wird.

    Bei Balou zeigt sich die Reizoffenheit dadurch, dass er schnell auf Geräusche draußen reagiert wie z.B. die Autotür, die der Nachbar laut zuschlägt oder das klappernde Hoftor vom Nachbarn. Ich bin der Meinung, dass er das nicht zu melden hat. Wenn unser Hoftor geöffnet wird schlagen alle drei Hunde an und das finde ich völlig okay aber normale Geräusche in der Nachbarschaft müssen nicht durch bellen kommentiert werden. Und dann ist Reizoffenheit anstrengend weil ich Balou zeigen muss, dass ich die Verantwortung übernehme und ihn das nichts angeht.


    Mehrhund Die von dir verlinkte Seite von Martin Rütter kann leider nicht aufgerufen werden.

    https://www.martinruetter.com/…eraktivitaet-beim-hund-3/


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