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Ich habe "reizoffen" nie als was schlechtes empfunden. Ich finde es eher als eine Gabe. Ein Vorteil.
Ich bin echt erstaunt, dass das so negativ besetzt ist.
"Hohe Aufmerksamkeit" versus "Reizoffenheit".
Ich glaub, wir schreiben ein wenig aneinander vorbei. Solltest Du mich meinen. Ich halte Reizoffenheit nicht für was Schlechtes oder negativ besetzt. Im Gegenteil. Die mir bekannten Leute, die hier mit Hütern und Jagdhunden arbeiten (alle noch „alter Schlag“) auch nicht. Die würden nur nicht das Wort „reizoffen“ benutzen. Nicht, weil es negativ besetzt wäre, sondern weils einfach nicht im Sprachgebrauch ist.
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@Vakuole reizoffenheit ist nicht gleich Außenorientiert.
Ein Hund kann sehr wohl nach innen orientiert sein, aber auf Reize anspringen.
Allerdings ist da das Anleiten, mit den Reizen umzugehen, in meinen Augen deutlich leichter, als bei einem Hund, dessen Fokus und Interesse generell nach außen gelagert sind.
So mal allgemein zum Threadtitel:
Ich hatte es, glaub ich, in nem anderen Thread schon mal geschrieben, dass gerade das schnelle Anspringen und Reagieren auf Reize bei einigen Rassen ja genetisch veranlagt und überdies auch gewünscht ist. Ein BC oder nen Jagdterrier, die wie Rantanplan reagieren und agieren, mit denen ist die Arbeit so umzusetzen, wie es sollten, nicht wirklich möglich.
Diese genetisch veranlagte Reizoffenheit war aber früher tatsächlich nicht das Problem, wenn man sich erinnert, wie genau diese Spezialisten früher gehalten wurde (Farm im Nirgendwo, Forsthaus am Waldrand .... also mal ganz weit zurückgegangen)... erst nach und nach wurde ja im Rahmen der Urbanisierung erst bis ans Forsthaus rangebaut (inzwischen liegen die ja zT mitten im Ort), die Schäfer, die wirklich eine Farm mit ausreichend Weideland drum herum haben, sind auch in der Minderheit.
In der heutigen Zeit, mit der heutigen Gesellschaft und den Anforderungen an die Hundehaltung prasseln also ungleich mehr Reize auf diese Gehirne ein.
Abschalten kaum noch möglich.
Hohe Reizschwelle und niedrige Reizschwelle findet man ja durchaus als Schlagworte bei Rassebeschreibungen und das kommt auch nicht von ungefähr.
Würde ein HSH auf jeden Reiz anspringen, kann er seinen Job einfach ned machen, da die Arbeitsweise/Arbeitszeit eines HSH sich zb deutlich von der eines Hütehundes unterscheidet.
Und dann kommen wir zum zweiten Punkt: Nervenstärke.
Ganz, ganz knapp formuliert/überspitzt: der Nervenstarke kann abschalten, dem nicht ganz so nervenstarken Hund muss man es beibringen.
Das gibts dann in Ausprägung von -100 bis +100.
Wie bei uns Menschen auch. Es gibt Menschen, die auch unter Stress über eine mentale, stabile Stärke verfügen und Menschen, die sehr, sehr schnell hektisch werden.
Dann hätten wir noch die Außenorientierten Hunde und die eher nach innenorientierten Hunde, auch da in verschiedenen Kombinationen.
Es gibt Hunde, die zwar nach außen orientiert sind, aber eben dabei auch cool bleiben und dann gibts Hunde, die schon mit ihrer eigenen kleinen Welt überfordert sind.
Außen/innenorientierung würde ich es eher Richtung Charakter zuordnen. So nen bissl wie Introvertiert und Extrovertiert. Wobei auch da Gene eine Rolle spielen. Allerdings wohl weniger wichtig als zb bei dem superfeinen Gehör eines BCs.
Dann gibts noch das Thema Temperament. Auch eine Deutsche Dogge kann Temperament haben, allerdings ist sie natürlich aufgrund Körpergröße und Gewicht weniger spritzig und agil als ein kleiner Terrier.
Was sich natürlich auch in der subjektiven Wahrnehmung und Bewertung des Temperaments niederschlägt.
Ein aufgeregter Elefant wirkt ja irgendwie weniger aufgeregt, als ne aufgeregte Maus, auch wenn sich für beide die Aufregung gleich anfühlt.
Dann haben wir noch den Punkt Züchter...
- möglichst schnell für Agi/flyball weiß der Geier was
- Rasse xy muss so
- die persönliche Vorliebe wie ein Hund zu sein hat steht über der Frage, ob dieser Hund der Zucht wirklich gut tut
- optische Vorlieben
- bedient die Nachfrage, nach aktiven Hunden
Und da haben wir dann den Punkt Käufer.
Schlaftabletten will ja keiner. Der Welpe, der als Erstes auf einen zu kommt, der aufgeschlossen, aufgeweckt, aktiv, blaundblubb ist - der soll es sein.
Der aktive Familienhund/Durchschnittshund soll 3 Stunden am Tag Gassi gehen, am Wochenende 6 Stunden wandern, 30km Radtour, mit in die Stadt und am Besten mit dem anderen Familienhund noch durch den Garten toben, 2x die Woche Agi, Obi, Treibball, Mantrailen, Dogdancing, Dummytraining und weiß der Geier was.... Dafür muss der Hund also aktiv sein, da kann dann interessanterweise der Hund, der einfach so schlafen kann, der selbst zur Ruhe kommen und im größten Trubel abschalten kann - sowieso schon mal nicht in Frage kommen. Nicht aktiv genug.
Dementsprechend sucht Käufer sich also 1. ne als aktiv beschriebene Rasse
2. den aktivsten, nach außen orientiertesten Hund
Alles in einen Topf schmeißen, funktioniert nicht, weil Rassepräposition, subjektive menschliche Wahrnehmung und Bewertung von Aufregung und nicht zuletzt das Individuum Hund, lassen den gleichen Hund in unterschiedlichen Umgebungen und bei unterschiedlichen Menschen
1. sich unterschiedlich entwickeln
2. unterschiedlich auf andere wirken
Mein Fazit wäre: Zucht und Nachfrage entwickeln sich in Richtungen, die keiner Rasse gut tun.
Natürlich gibt es Ausnahmen, nicht jeder Züchter schmeißt jeden Hund in die Zucht, nicht jeder Käufer informiert sich nicht und sucht sich den falschen Hund....
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Meinen Balou würde ich, im Vergleich mit meinen anderen Hunden, als reizoffen bezeichnen. Das war schon immer so aber als er jünger war noch mehr ausgeprägt als jetzt wo er bald 10 Jahre alt wird.
Bei Balou zeigt sich die Reizoffenheit dadurch, dass er schnell auf Geräusche draußen reagiert wie z.B. die Autotür, die der Nachbar laut zuschlägt oder das klappernde Hoftor vom Nachbarn. Ich bin der Meinung, dass er das nicht zu melden hat. Wenn unser Hoftor geöffnet wird schlagen alle drei Hunde an und das finde ich völlig okay aber normale Geräusche in der Nachbarschaft müssen nicht durch bellen kommentiert werden. Und dann ist Reizoffenheit anstrengend weil ich Balou zeigen muss, dass ich die Verantwortung übernehme und ihn das nichts angeht.
Mehrhund Die von dir verlinkte Seite von Martin Rütter kann leider nicht aufgerufen werden.
https://www.martinruetter.com/…eraktivitaet-beim-hund-3/
Jetzt?
super Seite! (Ich bin überrascht! )
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Danke!
Hohe Aufmerksamkeit sind nich „die Nerven“ oder das Wesen. Hohe Aufmerksamkeit muss jedes Wildtier haben. Jedes Reh. Und dennoch sehe ich selten, Rehe wie geistesgestört rumrennen. Weil sie bewerten.
Sogar mich und meine Hunde. Die kennen uns, bewerten uns als schleichende Schnarchnasen und rennen nur weg, wenn wir aus Versehen, über sie drüber stolpern.
Najaaaaa.. Rehe die wie gestört rumrennen werden schlicht und ergreifend nicht alt. Da greift dann einfach die natürliche Selektion ein, die fehlt bei unseren Hunden
Najaaaaa, manche erkennen, wenn etwas humorig überzogen ist, damit’s auch jeder versteht, manche nehmen alles für bare Münze
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Ich hab das sehr wohl erkannt. Aendert nix daran, dass 'gestoerte' Wildtiere einfach aussortiert werden.
Aber hauptsache meckern, wenn es jemand wagt mehr zu tun als zu lachen...
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Da sagst du was - als mein Terrier jung und auf dem Höhepunkt der Rennbegeisterung war, galt sie bei besorgten Mitspaziergängern mit sehr ruhigen Hunden als "hyperaktiv", und wir wurden gern mal darauf verwiesen ,dass das Tierchen schleunigst therapiert gehört. Dabei war das nichts als ein rassetypisch fröhlicher Jungterrier, der es zwar draußen gern mal krachen ließ, zuhause aber selig entspannt ins Körbchen plumpste und nie unangenehm auffiel..
Ich fand das ja noch ganz amüsant, einen einjährigen Russel an einem uralten Golden zu messen. Aber ein junger Westiemix ,der auch recht sprittig war (dabei aber wirklich in keiner Weise unnormal, der rannte nur lieber als die älteren Westies im Revier), wurde nach solchem Gerede tatsächlich zum Therapeuten geschleppt. Was die arme Besitzerin nicht nur gut Geld kostete, sondern irgendwann damit endete, dass der Terrier sein Frauchen erst ins Handgelenk biß, wenn sie ihn zum -zigsten Mal per Nackengriff "zur Ruhe zwingen" wollte und später dann beim Anleinen.
Ja sowas meine ich. Ist doch klar, dass ein junger gesunder Hund ein höheres Aktivitätslevel als mein 10jähriger Terrier mit Arthrosen und Platte im Bein hat. Und dann wünscht man sich "genau so einen", aber unbedingt einen Welpen, weil die so süß sind
An genau sowas musste ich auch denken. Eine Bekannte hatte erst einen genügsamen Labbi. Meine Hunde fand sie immer furchtbar überdreht und anstrengend.
Labbi ist gestorben, jetzt hat man sich einen Hüti geholt. Plötzlich sind meine Hunde ganz fad und der (in meinen Augen deutlich überdrehte) Hüti ist das was man als Normalität empfindet
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Ich hab das sehr wohl erkannt. Aendert nix daran, dass 'gestoerte' Wildtiere einfach aussortiert werden.
Aber hauptsache meckern, wenn es jemand wagt mehr zu tun als zu lachen...
Besserwisserer hat immer so einen komischen Tatsch.
Nix für ungut, du hast natürlich recht.
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Plötzlich sind meine Hunde ganz fad und der (in meinen Augen deutlich überdrehte) Hüti ist das was man als Normalität empfindet
Ist doch auch immer eine Frage der Perspektive... Man lernt auch selbst dazu und gewöhnt sich selbst auch daran, mit offenen Augen aufmerksam spazieren zu gehen.
Oder wie mir grad an Weihnachten gesagt wurde: "du hast ja auch 2 langweilige nette Hunde, die nicht jagen".
Joa klar, kennst ja auch die Alte nicht von vor 7, 8, 9 Jahren... Und siehst nur das Ergebnis von 2 Jahre Antijagdtraining und mehrmaliger Auslastung pro Woche auch im Kopf. Dann hab ich auch gut erzogene ruhige langweilige Hunde, die einfach nur Gassi gehen, Fremde nicht anpöbeln, nicht dem Wild auf den Feldern hinterher gehen usw. Sieht dann halt voll langweilig aus...
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Super interessanter Artikel, danke für den Link! Mehrhund
Auf Bobby trifft keiner der Punkte zu. Ich würde den Begriff "hyperaktiv" ja ziemlich synonym zu "hibbelig" verwenden, oder seht ihr das anders?
Grad gesehen, dass es ein anderer Artikel ist, als den ich eigentlich meinte....aber auch ganz gut.
Den hier meinte ich und find ich besser:
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