Beißen oder Schnappen? Was genau ist das?

  • Anlässlich einer Diskussion in einem anderen Teil des Forums möchte ich alle Interessenten zu einem Austausch zum Thema „Beißen oder Schnappen“ einladen.


    Wie unterscheidet ihr, ob ein Hund „schnappt“ oder „beißt“?


    An der Absicht - Abwehr vs. Angriff?


    An der Stärke und/oder Vorhandensein von Kontakt zu den Zähnen oder Verletzungen?


    Wie würdet ihr das Schnappen zwischen Hunden in der Kommunikation einordnen?


    Erlaubt ihr euren Hunden das Schnappen? Oder ist es ebenso wie Beißen Tabu?


    Würde mich über Beiträge freuen!

  • Interessante Frage.


    Für mich ist es so - beißen setzt beabsichtigten Zahnkontakt voraus, und zwar mit mehr als ein, zwei Zähnen und nicht als ‚Haps‘, sondern mit Halten. Verletzungen (auch Blutergüsse/deutliche Abschürfungen) gehören für mich auch dazu.


    Schnappen gibts als A) abschnappen wo gar kein Zahnkontakt beabsichtigt ist, sondern wo‘s mehr ein „Zähneaufeinanderschlagen“ als Warnung ist, und das ist für mich total akzeptabel, allerdings will ich meinen Hund so führen, dass sie das nicht braucht.

    Oder B) Schnappen als ‚Streifen mit den Zähnen‘, was wie Beißen nicht vorkommen sollte, aber in der Intensität noch davor kommt.


    Ich sehe das als ernsthafte Warnungen, die ich unbedingt berücksichtige. Verbieten würde ich Schnappen nie (sondern eben eher vermeiden), nachdem ich lange mit einem Hund gearbeitet habe, der in unangenehmen Situationen mit Menschen genau eine Sekunde lang die Lefzen kräuselt bevor er (durch)beißt, hält und je nach Gliedmaß schüttelt.

  • Fuer mich ist (ab)schnappen, wenn es keine Verletzungen gibt. Sobald diese da sind, ist es fuer mich beissen. Nein, das heisst nicht, dass es Beschaedigungsabsicht war/ist. Aber wenn es kein dummer Zufall, war die Verletzung gezielt und somit fuer mich beissen - zumindest bei adulten Hunden die ihre Zaehne sehr wohl im Griff haben und dosiert einsetzen koennen..


    Hier ist gar nichts tabu. Meine Hunde haben es schlicht und ergreifend nicht noetig zu beissen. Abgeschnappt wird immer mal, gerade auch gegenueber Welpen die die Regeln der einzelnen Hunde erst noch lernen muessen oder aber gucken ob der andere Hund sein drohen auch ernst meint. Gegenueber Menschen kommt das im Grunde nicht vor (Ausnahme bei wirklich starken Schmerzen. Da versuchen sie auch zu beissen. Beides ist fuer mich nachvollziehbar).


    Mit fremden Hunden haben meine Hunde im Grunde keinen Kontakt, also gibts da kein schnappen/beissen. Kommt es zu Kontakt, dann ist das unerwuenschter Kontakt. Da wuerden sie schnappen und ggf. auch beissen (je nach Hund und Situation). Duerfen sie nur nicht, ausser es waere ein richtiger Angriff..

  • Den Bereich des spielerischen Schnappens trenne ich hier mal völlig ab. Wiewohl auch das mMn sorgfältig beobachtet gehört.


    „Schnappen“ sehe ich in der Reaktion auf einen Schreck- oder Schmerzreiz und in Form von Luftschnappen als noch (leidlich) höfliche Verwarnung. Mit unterschiedlicher Gründen für die Verwarnung. Graduell stärker, wenns um „drohendes Verwarnen“ geht (wie es meine jüngere Hündin z. B. bei aufdringlichen Rüden an den Tag legt - wenn nicht nur einmal geschnappt , sondern in schneller Folge nachgesetzt wird. Ähnlich für Murmelchen ist Beißen da für mich erreicht, wo es Körperberührung gibt. Und Schnappen ist für mich nicht essenziell anders als Beißen, sondern graduell.


    Wenn bei den Hunden hier untereinander abgeschnappt wird - zweimal passiert - dann, weil ich gepennt und nicht schon bei den ersten Warnzeichen eingegriffen habe. Da bin ich recht strikt.


    Tabu ist hier in der Kennenlernphase nichts, ich will meine Hunde ja kennenlernen. Heißt allerdings nicht, dass ich da einen veritablen Anschiss ausschließen würde, je nach Hintergrund und Motivation.


    Insbesondere bei unserer Angsthündin habe ich mich sogar gefreut, als sie damit ihr extrem eingeschränktes Repertoire erweitert hat. Unabhängig davon habe ich ihr natürlich trotzdem vermittelt, dass diese Taktik bei uns nicht zum Erfolg führt (allerdings nicht mit Anschiss, sondern damit, dass ich es völlig habe abtropfen lassen). Unsere Althündin, die wir seit der Welpenzeit haben, gabs nie ein Schnappen in unsere Richtung. Bei Gassihunden habe ich es als Warnung betrachtet und mich entsprechend vorsichtig verhalten.


    Beim Training würde ich betrachten, wie der Hund meines Kenntnisstands nach aufgewachsen ist, welche Kommunikationsmöglichkeiten oder Möglichkeiten zur Konfliktlösung mit dem Menschen man überhaupt voraussetzen kann, was die (vermutete) Motivlage (oder Mischmotivlage) war, ob der Hund fokussiert oder im Hormontunnel zugebissen hat.


    Nebenher ist Beißen für mich auch ein ganz natürlicher Bestandteil hündischer Kommunikation.


    Bei dem Ausgangsthread für die Frage sehe ich übrigens keinen „Angstbeißer“ und keinen Hund mit überstarker Menschenfixierung und Vereinsamungsängsten wegen des Verlusts von menschlicher Zuwendung. Gegen Zweiteres spricht für mich die Herkunft und statistisch wahrscheinliche Entwicklungsgeschichte des Hunds, gegen Ersteres das Verhalten gegenüber Besuchern, das im Eingangsbeitrag geschildert wurde.

  • Ich finde es einen sehr guten Ansatz, das Schnappen-Beißen als Kontinuum zu sehen! Ich sehe es tatsächlich ähnlich. Sehr schön hast du das „nachdrückliche“ Schnappen beschrieben, mehrmals hintereinander - dies würde ich sogar als einen Schritt weiter als nur Abschnappen betrachten, das ist eine Korrektur, oder? Meine Große setzt das gegenüber den Junghunden ein, wenn sie sie zu sehr belästigen (sie mag aufgrund ihres Alters nicht mehr soviel spielen wie die Kleinen wollen würden). Dabei wird teilweise die gesamte Schnauze nach Schnauzenbissart ins Maul genommen, aber eine Verletzung entstand dabei nie.


    Was den Ursprungsthread angeht - ich sehe da gar kein definitives Bild. Einfach zu wenig Info. Wir wissen nicht, ob der Hund bereits Besitzer hatte vorher oder auf der Straße lebte, auch nicht was für Erfahrungen er im Tierschutz/Tierheim gemacht hat (auch da geht es nicht allen Hunden gut). Ich kann nur sagen, meine Große kam aus dem Auslandstierschutz und entpuppte sich als komplett ausgebildeter Hund, der sämtliche Befehle kannte - nur in einer Sprache, die bei ihr beim Tierschutz keiner ausprobiert hatte ? Deswegen hatte ich ja die ganzen Fragen gestellt... Es hilft, genauer nachzudenken. Was hätte ich mir mit der Großen an Leinenführigkeitstraining ersparen können, wenn ich gleich zu Beginn gewusst hätte, dass sie Bei Fuß kann ?

  • Ist jetzt vielleicht ein bisserl kurz und nicht so ausgeschmückt.....

    Ich sehe ein schnappen als (Vor)Warnung oder auch als Zeichen, dass dem Hund etwas nicht behagt, sei es durch Bedrohung, Schmerzen etc.

    Beißen ist für mich eine Beschädigung durch Zähne und das mit Absicht.

  • „Korrektur“ wäre für mich kein Wort, mit dem ich hündisches Verhalten erklären würde. Auch nicht „Beschädigungsabsicht“. Die gehören für mich eher in den menschlichen Kontext. Mag aber Wortklauberei sein, ich habe da eine Verarbeitungsbesonderheit.


    Das Nachsetzen wäre für mich eine Eskalationsstufe mit mehr Nachdruck. Wobei das Abschnappen ja auch schon eine Eskalation ist. Mit dem Wunsch, dass das Gegenüber das lässt, was es da tut, aber nich ohne den Wunsch, in den ernsthaften und möglicherweise verletzungsgefährlichen Konflikt zu gehen.


    Beißen als Mittel zum Zweck - da ist für mich der Zweck nicht, dass der Gegner hinterher „beschädigt“ ist, sondern das lässt, was auch immer er vorhatte oder getan hat. Ggf. noch mit dem Nachdruck dahinter, dass er auf so eine krause Idee bitte auch nie mehr kommen soll. Bei der „kommunikativen“ Beißerei.


    Wenn die nicht mehr kommunikativ ist - also entweder im Tunnel oder mit „bewusstem“ Wunsch auf eine finale Lösung - dann würde ich allenfalls von Tötungsabsicht sprechen.

  • Abschnappen zwischen meinen Hunden ist hier ganz normal. Das ist hier einfach ein hündischer Abbruch ans gegenüber.

    Mit beißen haben die drei hier kein Thema.

    Piero war durchaus recht wehrhaft auch Menschen gegenüber, aber auch bei dem gab es da noch eine Zwischenstufe zwischen abschnappen und bewusst verletztend beißen.

    Ich würde es jetzt als zuschnappen bezeichnen, mit zahnkontakt aber ohne zubeißen, halten, schütteln

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