Lucy ignoriert "nein" und reagiert mit Knurren auf "Korrektur"

  • Mir ist auch gleich Lucys Alter aufgefallen. Eddy hatte in dem Alter auch eine Diskussionsphase, allerdings anders gelagert. Hier war es ein draußen nicht mehr hören wollen, weshalb es dann Leinenknast gab. Hab das auch schon häufiger gehört, dass das in dem Alter gerne nochmal auftritt. Hochheben oder allgemein anfassen würde ich sie in der Situation nicht, das wäre zumindest für meinen Hund zu viel Konflikt. Ich würde eine Schnur als Hausleine dran machen, Kommando geben und wenn das ignoriert wird, es halt mit Hilfe der Hausleine durchsetzen. Wirkt dann nicht so „körperlich maßregelnd“. Eventuell könnt ihr vorher nochmal „nein“ ein bisschen neu üben, damit das ganze aufgefrischt ist und der Hund auch positive Erlebnisse haben kann.

    Danke!

    Diese Info hilft mir sehr - weil ich diesen Punkt nicht im Hinterkopf gehabt habe, bis ihr darauf eingegangen seid.


    Ich habe schon mal kurz gedacht, ob es vielleicht am Alter liegt - es dann aber verworfen, weil ich dachte, dass es dafür zu spät ist.

    Und weil Lucy vor ca. 1 Jahr einen ganz großen Schub gemacht hat, den ich als "jetzt ist sie erwachsen" interpretiert hatte.


    Aber ich behalten nun auf jeden Fall im Hinterkopf, dass es vielleicht eine allgemeine Diskussionsphase ist.

    Das Wort finde ich übrigens sehr schön :smile:

    Hört sich viel positiver an, als andere Bezeichnungen, die es dafür gibt - und impliziert, dass es zumindest die Möglichkeit zur Diskussion gibt :lol:



    Hausleine ist auch ein gutes Stichwort - danke!

    Das hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, weil Lucy im Haus immer ohne Halsband und Geschirr ist.

  • Ich würde erstmal sehr über Lucys Pfiffigkeit lachen und den Ansatz positiv sehen: Einmal zeigt sie dir, dass sie zu den wirklich Schlauen gehört, zum anderen ist ihr das, was du ihr bieten kannst, offenbar wichtiger als die Beute. Das finde ich doch schon mal einen tollen Ansatz: Meine alte Kümmel hätte eine fellige Beute garantiert nicht für ein blödes Leckerchen im Stich gelassen, sondern wäre damit einfach abgehauen - nicht ohne einen "Du spinnst wohl?"-Blick in meine Richtung.


    Der Nachfolgerin, die ihre Prioritäten zum Glück etwas anders setzt, habe ich irgendwann beim Müllaufheben ein so deutliches "AUS!" verpaßt, dass sie sich unverrichteter Dinge zu mir drehte - und dann konnte ich das Abwenden belohnen, und eben nicht das Apportieren (was vorher natürlich mein Fehler gewesen war). Das hat sich dann im Laufe der Zeit eingeschliffen, sie brauchte immer weniger Ermahnungen, und irgendwann ließ sie die Sammelei dann bleiben. Ist aber auch ein deutlich gefälligerer Hund als ihre Vorgängerin.

  • Hmmm - nehmen "dürfen" sollte sie es nicht - aber ich fände es verständlich, wenn Lucy z.B. den Stoffteddy unten im Wohnzimmer klaut, während ich im 1. Stock beim Wickeln bin.


    Wenn ich aber direkt neben ihr stehe und ihr schon zum 2. Mal ein sehr deutliches "nein" gegeben habe und sie trotzdem völlig ungerührt Spielzeug aus dem Laufgitter zieht, finde ich das deutlich "schlimmer".



    Aber ja - es ist bestimmt nicht einfach, das als Hund zu verstehen.


    Wobei - wenn mir Essen runterfällt, nimmt Lucy es auch - und trotzdem nimmt sie es nicht vom Tisch, obwohl sie dran kommen würde.

    Und schon gar nicht würde sie auf den Tisch springen, wenn ich daneben stehe.



    Am liebsten wäre mir, wenn Kinderspielzeug einfach komplett tabu wäre (das denke ich auch nochmal durch - danke!)

    Aber vor allem wäre mir wichtig, dass sie zumindest dann, wenn ich "nein" sage, auf mein "nein" hört.

  • Nun muss ich mir nur noch überlegen, wie ich verhindere, dass Lucy absichtlich ein "nein" provoziert...

    (Für Idee bin ich natürlich dankbar!)

    Denke, den hast Du schon gefunden:

    Da ich Lucy mittlerweile recht gut lesen kann, haben wir es dann aber einigermaßen hinbekommen - und auf "provozierende" Spielzeug-Klau-Versuche habe ich dann mit "schade" reagiert.

    Also für die erste Übungseinheit bin ich ganz zufrieden.

    Fast schon klar, dass sie es ausprobieren würde. Aber ich denke, sie wird den Unterschied schon verstehen, nur nicht von jetzt auf gleich. Würde die Übung "Nein" zusätzlich nicht nur auf diese Spielzeug-Kiste beschränken, sondern vorrangig an neutraleren Anlässen aufhängen. Also Gelegenheiten nutzen, die sie selbst so einfach nicht herbeiführen/entschlüsseln kann. Ein "Nein" zu verschiedenen Situationen, damit sie den Fokus nicht auf komplexe (aber für sie leicht verständliche) Abläufe legt, sondern beim "Nein" erst mal aufhört zu tun, was sich gerade als Idee in ihrem Kopf gestaltete. Kann man grundsätzlich an allem möglichen aufhängen, sei es aufstehen, losrennen, schnüffeln, beim Ableinen ... what ever, also flexibler ansetzen.


    Dann bekämst Du die Möglichkeit, beim Spielzeug den Weg schon dorthin mit einem "Nein" zu belegen (also auch den Zeitpunkt immer früher setzen, verkürzen quasi und dann schon bestätigen). Wenn sie es trotzdem greift, statt dessen mit einem "Aus" kommentieren. Ein "Nein" (zumindest nach meinem Verständnis) soll ja eigentlich vorgreifen, also wenn sich die "dumme" Idee noch gar nicht umgesetzt hat. Während ein "Aus" wesentlich besser geeignet ist, wenn es schon passiert ist. Das würde ich trennen, weil es einfacher für den Hund zu begreifen und zu unterscheiden ist (also dieses: "Ich solls erst gar nicht tun, statt ich solls dann ausgeben, wenn ich es schon getan habe").

  • Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll - einerseits ist Lucy total sensibel und sehr darauf bedacht, uns zu gefallen - und andererseits ist sie in Situationen, in denen sie sich in etwas hineinsteigert so unglaublich stur, dass ich sie überhaupt nicht mehr erreichen kann.

    Kein Widerspruch bei einem Arbeitshund. Und genau das ist ja auch das Thema. Kind, Spielzeug...ich würde vermuten, dass Lucy das Kind sehr genau beobachtet und evt, schlimmstenfalls Erziehungsversuche startet.

    Das Hochheben sah ich eigentlich überhaupt nicht als Problem an sich, weil sie das kennt und dabei absolut keine Probleme hat.

    Wenn es kein Problem ist, hast du dem Hund weh getan, oder der Hund wollte es nicht. Und dann ist es dein Problem.

    Ich glaube, dass das Knurren eher der Korrektur gegolten hat. Also dass es ihr einfach nicht gepasst hat, dass ich eingegriffen habe.

    Das wäre wieder der Punkt, wo ich mich frage, warum knurrt der Hund, wenn du sie in Kindnähe korrigierst.

    Ich bin mir auch recht sicher, dass Lucy kein Ressourcen-Problem mit dem Spielzeug hat.

    Muss ja nicht. Jeder handliche Erzieher, erklärt so, „das ist meins“ ...Gefährlich wird es, wenn der Hund das durchsetzen wollen würde beim Kind.

  • Jeder wie er mag, aber ich würde da ja nicht so lange rumdoktern.

    Der Hund hätte bei mir am Kinderspielzeug absolut nichts verloren und wenn er meint ein bereits erlerntes "Nein" zu ignorieren, dann fliegt das nächste Mal entweder die Leine oder sonst was beeindruckendes in Richtung Hund. Was glaubst du, wie schnell der wieder kapiert, was "Nein" heisst?

  • Ich muss überhaupt nicht immer recht haben, es sind also nur Theorien, keine absoluten Wahrheiten, auf mich macht das aber keinen positiven Eindruck, sondern wirkt nach nem Ressourcenthema.


    So ungefähr: Hund hatte immer Spielzeug zur Verfügung, war und ist ihr wichtig, jetzt ist da auch immer Spielzeug zur Verfügung. Ich vermute stark, dass Hunde nicht unterscheiden zwischen "Meins" und "Das gehört dem Baby", also is alles ihrs.


    Persönlich halte ich nichts vom Spiel zwischen Baby und Hund. Bringt keiner Seite was. Dass sie da Spielzeug nicht weg nimmt, muss aber nicht heißen, dass alles in Butter ist. Hunde nehmen sich untereinander meist auch Dinge nicht einfach so weg. Wenn, dann wird eher getrickst.


    Die "Spielzeugkonkurrenz" ist nun plötzlich deutlich mobiler, nimmt mehr Raum ein, bewegt sich seltsam.


    Womöglich erhöht das Lucys Basisstress. Und nun wird "getrickst" um an die Ressource zu kommen und sie zu sichern.


    Hier hat der Stress eines dritten Hundes zb ein Ressourcenthema, das vorher schon da war, aber nicht ausgelebt werden musste, hochgespült. Das nicht auf "Nein" reagieren erinnert an "Sich in Rekordzeit ein Kauteil reinhauen, obwohl vorher immer gesittet gefressen wurde und es sich nicht weg nehmen lassen, obwohl man vorher alles weg nehmen konnte".

    Muss keine Parallele sein, aber aus meinem Bauch raus, liest es sich nach Spielzeugproblem und Knurren war womöglich auch verteidigen. Oder doch nicht. Wär halt mein Ansatz.

  • Ich hoffe, ich bin jetzt auf alle Punkte eingegangen und habe niemanden vergessen. :smile:



    Vielen lieben Dank für eure Hilfe!

    Schon das Aufschreiben alleine hat mir sehr geholfen - direkt nach meinem ersten Beitrag habe ich nochmal ganz ausführlich mit meinem Mann gesprochen - und da sind uns nach und nach dann schon ein paar Dinge aufgefallen (z.B. der zeitliche Zusammenhang mit dem Urlaub usw.)


    Außerdem ist uns noch aufgefallen, dass Lucy seit ungefähr dieser Zeit abends ein anderes Futter bekommt als vorher.

    Da Lucy auf Mais ganz deutlich mit Hibbeligkeit reagiert und mit Mais insgesamt viel gestresster wirkt, könnte es ja vielleicht sein, dass sie auf anderes Getreide ähnlich reagiert :???:

    Ich habe bisher nur auf Mais geachtet...


    Ach ja - auch das Thema hochheben habe ich nach euren Beiträgen noch mit meinem Mann besprochen.

    Wir sind zwar beide der Meinung, dass Lucy damit kein Problem hat - aber vielleicht sind wir hier einfach im "das haben wir schon immer so gemacht"-Tunnel und sehen da den Wald vor lauter Bäumen nicht :ops:

    Ich wollte heute einfach nur die Diskussion mit Lucy beenden, ohne uns noch weiter "zu reiben" - aber das mache ich dann in Zukunft einfach nicht mehr bzw. nicht durch hochheben.

    Falls nötig, haben wir dazu dann das Thema Hausleine im Hinterkopf.



    Unser Plan ist aktuell wie folgt:


    • mehr Auszeiten für Lucy
      (kommt automatisch, weil mein Mann ab morgen wieder arbeitet und der nächste Urlaub wohl erst in ein paar Monaten sein wird)
    • Wieder mehr Dummytraining und Suchtraining
      (darin geht Lucy richtig auf - vielleicht hilft ihr das als "Ventil")
    • Trockenfutter abends gegen Nassfutter (wie tagsüber auch) ersetzen
    • Das "nein" nochmal neu aufbauen (Umorientieren belohnen, genaues Timing beachten usw.)
      + neues Wort dafür verwenden (ich glaube, das "nein" ist abgenutzt...)
    • Ich werde auch wieder Unterordnung und Tricks mit Lucy mache.
      Nicht mit tieferen Sinn - sondern nur, weil das vielleicht die Motivation zur Zusammenarbeit stärken würde. Und weil ich das - im Unterschied zur Freiflächensuche - auch wenn es abends 21 Uhr ist und es draußen minus 10 Grad hat, noch problemlos in der warmen Stube machen kann. (ich achte dabei natürlich darauf, dass es nicht zu viel Beschäftigung wird - das wäre dann auch kontraproduktiv)
    • Ich werde Lucy in solchen Situationen nicht mehr hochheben. Vielen Dank für euren Input hierzu!
    • Ich besorgen Halsband (haben wir nicht :ops:) und Hausleine - dann habe ich die Sachen griffbereit, falls ich sie vielleicht noch brauche.
  • Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll - einerseits ist Lucy total sensibel und sehr darauf bedacht, uns zu gefallen - und andererseits ist sie in Situationen, in denen sie sich in etwas hineinsteigert so unglaublich stur, dass ich sie überhaupt nicht mehr erreichen kann.

    Kein Widerspruch bei einem Arbeitshund. Und genau das ist ja auch das Thema. Kind, Spielzeug...ich würde vermuten, dass Lucy das Kind sehr genau beobachtet und evt, schlimmstenfalls Erziehungsversuche startet.

    Das denke ich absolut nicht.

    Lucy ignoriert mein "nein" beim Spielzeug.

    Es hat aber nichts damit zu tun, dass sie ein Problem mit unserem Baby hat.

    Es könnte auch mein Spielzeug sein - und es könnten auch Pferdeäpfel sein - also einfach etwas, das für sie seeehr interessant ist.

    Aber da ich glücklicherweise keine Pferdeäpfel im Wohnzimmer liegen habe, ... ;);)




    Das Hochheben sah ich eigentlich überhaupt nicht als Problem an sich, weil sie das kennt und dabei absolut keine Probleme hat.

    Wenn es kein Problem ist, hast du dem Hund weh getan, oder der Hund wollte es nicht. Und dann ist es dein Problem.

    Nein - ich habe ihr definitiv auch nicht weh getan.

    Wie gesagt - ich werde es nicht mehr machen, weil ich ja jetzt weiß, dass es vielleicht ein Problem sein könnte, sie es plötzlich nicht mehr mag usw.


    Ich habe in diesem Moment das Knurren aber deutlich auf die Korrektur bezogen (was nun auch nicht ganz untypisch für Terrier wäre. Ich persönlich kenne/kannte das aber bislang noch nicht)


    Ich glaube, dass das Knurren eher der Korrektur gegolten hat. Also dass es ihr einfach nicht gepasst hat, dass ich eingegriffen habe.

    Das wäre wieder der Punkt, wo ich mich frage, warum knurrt der Hund, wenn du sie in Kindnähe korrigierst.

    Wie kommst Du darauf? :???:


    Unser Baby war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht in der Nähe.

  • Und vll. doch ein bisserl mehr aufräumen, auch mal Trennen, damit nicht so viele Begehrlichkeiten geweckt werden (schon die Qual der Wahl kann Konflikte auslösen, wie auch ein immer dabei). Das würde es einfacher machen, für Lucy, Ihre Grenzen zu erkennen (im Moment klingt es halt mehr danach, als gäbe es für sie keine bzw. wenn, dann nur über ein Nein, aber nicht als Gegebenheit).

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