Tierschutzhund fühlt sich bei uns in der Wohnung nicht wohl, in meinem Elternhaus mit Artgenossin allerdings schon.

  • Hallo,

    seit ca. einem Monat haben wir eine Hündin aus dem Tierschutz aus Rumänien.
    Sie wird auf 6 - 7 Jahre geschätzt, hat demnach vermutlich 4 Jahre auf der Straße und dann weitere 2 Jahre in zwei verschiedenen Tierheimen verbracht, bis wir sie dort raus geholt haben.


    Sie ist eine sehr ruhige, zurückhaltende, liebevolle, ängstliche Hundedame namens Mila.

    Sie war für ca. 2 Wochen bei meiner Freundin und mir in unserer Wohnung. Es ist eine Maisonette-Wohnung und auch nicht gerade klein.
    Zur Weihnachtszeit bin ich dann mit ihr für 2 Wochen in mein Elternhaus zu meiner Familie gefahren. Nach dem Jahreswechsel, bin ich wieder in meine Wohnung zurück, wo wir jetzt eine Woche waren.


    Mila war anfangs sehr verstört und hat ein paar Tage gebraucht, bis sie sich überhaupt aus ihrem Körbchen heraus getraut hat und etwas vertrauen gefasst hat. Von dort an haben wir jeden Tag fortschritte gemacht. An der Leine laufen, Treppen steigen und und und.


    Als ich dann an Weihnachten mit ihr bei meiner Familie angekommen sind, ist sie richtig aufgeblüht. Meine Familie hat noch eine 10 jährige Golden Retriever-Labrador Dame (Namens Luna) mit im Haus.

    Mila hat gleich das ganze Haus erkundigt, hat sich gut mit meinen Familienmitgliedern angefreundet und kommt auch mit unserer alten Hundedame gut zurecht.

    Sie ist Tag für Tag aufgetaut und ihre Persönlichkeit kam Stück für Stück durch. Im Garten hat sie angefangen zu rennen und etwas mit Luna zu spielen, auch beim Spazieren gehen ist sie auch mal voraus oder auf der Wiese gelaufen, anstatt immer nur hinter einem her zu trotten.


    So weit so gut. Als ich dann nach dem Jahreswechsel mit ihr wieder zurück in ihr eigentliches zu Hause gefahren bin, gingen die Probleme gleich los.

    Wir haben das Gefühl, dass sie sich dort überhaupt nicht wohl fühlt.

    Sie ist ständig gestresst, hechelt, hat keine Ruhe, läuft uns ständig hinterher und fiept uns an. Sie ist in diesen Momenten nicht ängstlich, der Schwanz ist oben und wedelt etwas. Sie macht auch keine Anzeichen, dass sie vor etwas in der Wohnung angst hätte. Sie kommt erst zur Ruhe, wenn wir uns hin setzen und "auch ruhe geben". Sobald wir allerdings aufstehen, springt sie gleich auf, läuft uns hinterher und fiept uns auffordernd an (vor allem, wenn wir Richtung Wohnungstür laufen).

    Sie möchte ständig aus der Wohnung raus, geht immer zur Tür und möchte "flüchten". Wenn wir die Fenster öffnen zum Lüften, würde sie am Liebsten dort raus springen, Hauptsache raus aus der Wohnung.

    Dazu kommt, dass sie sehr schlecht frisst, ich habe fast schon den Eindruck, dass sie das Fressen verweigert. Gestern Abend wollte sie ihr fressen wieder nicht, da ich wieder über das Wochenende zu meiner Familie gefahren bin, habe ich das Fressen eingepackt und es ihr später in meinem Elternhaus nochmal gegeben und dort hat sie es sofort gefressen. Es liegt also nicht am Fressen.


    Sie ist abhängig vom Ort ein komplett unterschiedlicher Hund.

    Wir sind leider etwas ratlos, da dies auf Dauer weder für uns, noch für Mila ein Zustand sein kann. Vermutlich werden wir auch auf professionelle Hilfe zurückgreifen müssen allerdings würden mich eure Meinung und Gedanken dazu interessieren.


    Liebe Grüße

    Luisa

  • Möglichkeit eins, die Umgebungsgeräusche sind in der Wohnung anders. Vielleicht liegt das Haus ruhiger, ländlicher, abgelegener von Verkehr und Co und sie kann deshalb besser damit umgehen.

    Möglichkeit zwei, das Selbstbewusstsein der alten Hündin stützt sie und gibt ihr Sicherheit, um sich unbefangen zu bewegen.


    Ohne Trainer wird man da nicht weiter kommen. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass gerade ehemalige Straßenhunde aus dem Auslandstierschutz nicht selten ein Leben lang massive Probleme haben, sich an das Umfeld hier zu gewöhnen.

  • Ihr habt den Hund seit einem Monat - Mila ist noch sehr weit davon entfernt "angekommen" zu sein.


    Sie fing gerade an sich an euren Alltag, euer Leben zu gewöhnen (du schreibst sie wurde nach und nach sicherer), da verändert sich für sie wieder alles.

    Dann fängt sie gerade an sich an den Alltag bei deinen Eltern zu gewöhnen (das fällt ihr deutlich leichter weil ein zweiter Hund ihr Sicherheit gibt)

    und dann verändertt sich schon wieder alles.


    Mila versteht nicht wo ihr Zuhause ist, wer ihre Bezugsperson ist, wo sie für wie lange bleibt.

    Ob sie morgen wieder deine Wohnung, dich oder deine Freundin verliert, ob sie übermorgen wieder ihr Zuhause wechselt, ob sie den Hund, zu dem sie gerade Vertrauen gefasst hat, wieder sehen wird.


    Sie ist gerade total durcheinander weil sich immerzu alles ändert und jetzt, im nachhinein gibt es (außer ihr Zeit zu geben) nichts was du für sie tun kannst.

    Es war subotimal gleich nach 2 Wochen, für weitere 2 Wochen weg zu fahren. Für einen unsicheren Straßenhund - aber das kannst du jetzt nicht rückgängig machen.


    Ihr braucht (noch) keinen Trainer.

    Gebt ihr Zeit, Zeit, Zeit - immer gleiche Tagesabläufe, Strukturen, Rituale, Ruhe.

    Kurze, gleichbleibende Pipirunden, verhaltet euch berechenbar, fahrt eure eigenen Aktivitäten erstmal etwas runter.

    Fahrt vor allem eure Ansprüche runter.

    Kein Training mit ihr - kein "Wir müssen jetzt Treppen steigen üben, ins Restaurant gehen üben, Alleine bleiben üben, Leinenführigkeit üben" usw.

    Lasst sie eure Alltagsregeln und eure Kommunikation lernen (Erziehung ist wichtig - hat aber wenig mit Training zu tun).


    Ich würde die nächsten Wochen auf besuche bei meinen Eltern verzichten.

    Wenn ich den Hund behalten möchte muss er Zeit bekommen zu begreifen, wo sein Zuhause ist. Alles andere stresst ihn nur (wie du ja selber merkst)

    Und bei einem Straßenhund - der oft weniger Bezug zum Menschen hat - dauert das oft einfach deutlich länger.


    Mal als Vergleich:
    Mein völlig unkomplizierter, alltagssicherer, souveräner Hund aus dem polnischen Tierheim hat auch ca. 3-6 Monate gebraucht um "angekommen" zu sein.

  • Da hast du natürlich vollkommen Recht, das ist auch alles logisch und nachzuvollziehen, was du gesagt hast.


    Ich dachte, ich tu ihr damit etwas gutes, wenn sie in meinem Elternhaus etwas zu Ruhe kommt und sich wieder entfalten kann, ohne ständig aus dem Haus flüchten zu wollen.


    Es hat mich auch einfach sehr stutzig gemacht, dass sie sich hier im Haus so wohl fühlt und nichts ein Problem ist und dann plötzlich, bei uns in der Wohnung, die selben Angelegenheiten so ein großes Problem sind.

  • Wäre es denn möglich, daß sie zu deinen Eltern zieht?Kann euch der Hund deiner Eltern bei euch besuchen?


    Mich macht es auch stutzig, daß die Umgewöhnung das Problem sein soll, dann wäre sie doch eher in dem Haus deiner Eltern schwer zur Ruhe gekommen, nachdem sie sich schon an eure Wohnung gewöhnt hätte. Meine junge Hündin ist eher überall anders als zuhause ruhelos.

  • Wäre es denn möglich, daß sie zu deinen Eltern zieht?Kann euch der Hund deiner Eltern bei euch besuchen?


    Mich macht es auch stutzig, daß die Umgewöhnung das Problem sein soll, dann wäre sie doch eher in dem Haus deiner Eltern schwer zur Ruhe gekommen, nachdem sie sich schon an eure Wohnung gewöhnt hätte. Meine junge Hündin ist eher überall anders als zuhause ruhelos.

    Naja, eigentlich war es so ja nicht geplant, dass plötzlich die ganze Arbeit bei meiner Familie hängen bleibt.

    Das wäre wirklich der äußerste Notfallplan, wenn alles Andere nicht funktioniert.

  • Wäre es denn möglich, daß sie zu deinen Eltern zieht?Kann euch der Hund deiner Eltern bei euch besuchen?


    Mich macht es auch stutzig, daß die Umgewöhnung das Problem sein soll, dann wäre sie doch eher in dem Haus deiner Eltern schwer zur Ruhe gekommen, nachdem sie sich schon an eure Wohnung gewöhnt hätte. Meine junge Hündin ist eher überall anders als zuhause ruhelos.

    Naja, eigentlich war es so ja nicht geplant, dass plötzlich die ganze Arbeit bei meiner Familie hängen bleibt.

    Das wäre wirklich der äußerste Notfallplan, wenn alles Andere nicht funktioniert.

    Ja, klar, als Notfallplan. Ich bin jetzt auch nicht davon ausgegangen, jemandem eine Arbeit aufzuhalsen, sondern ich hatte es so verstanden, daß sich da alle miteinander wohlfühlen und es gut klappt

  • Wäre es denn möglich, daß sie zu deinen Eltern zieht?Kann euch der Hund deiner Eltern bei euch besuchen?


    Mich macht es auch stutzig, daß die Umgewöhnung das Problem sein soll, dann wäre sie doch eher in dem Haus deiner Eltern schwer zur Ruhe gekommen, nachdem sie sich schon an eure Wohnung gewöhnt hätte. Meine junge Hündin ist eher überall anders als zuhause ruhelos.

    Naja, eigentlich war es so ja nicht geplant, dass plötzlich die ganze Arbeit bei meiner Familie hängen bleibt.

    Das wäre wirklich der äußerste Notfallplan, wenn alles Andere nicht funktioniert.

    Der Hund ist seit 4 Wochen bei euch. Sie ist deiner Aussage nach "ruhig, lieb und ängstlich". Ihr habt sie durch eure Besuchsaktivität ziemlich durcheinander gebracht. Lass sie Mal runterkommen und zwar richtig. Erstmal kein Training, das Hausleben mit euch kennenlernen ist für die kleine anstrengend genug.

    Mache dir eine Liste von Strukturen. Stimmt euch ab, wie ihr Dinge machen wollt. Macht diese Dinge die nächste Zeit immer auf die gleiche Weise, z.B. Aufstehen, Kaffee und die nächsten 2 Wochen um die gleiche Zeit morgens genau die gleiche Runde gehen. Keine Varianz, keine Touren. Alles bleibt gleich. Kein Training.

    Gut ist, wenn du mit Wörtern Alltäglichkeiten versiehst: "Abtrocknen", "Warten", "Gassi"... Damit sie weiß, was kommt. Lass Ruhe reinkommen. Seid vorhersehbar, ritualisiert Dinge, die ihr gefallen (Decke auf's Sofa, dann kuscheln).

    Wenn du merkst, dass sie durch Rituale und Strukturen Sicherheit gewonnen hat, kannst du dann beginnen, leichte Abweichungen einzubauen. Keine Besuche oder Ausflüge die nächste Zeit.

    Sie kommt von der Straße, hat nichts Gutes erlebt. Stell dich darauf ein, dass sie sich erstmal nicht "normal" verhalten wird und dein vollstes Verständnis und deine Rücksicht braucht.

  • Naja, eigentlich war es so ja nicht geplant, dass plötzlich die ganze Arbeit bei meiner Familie hängen bleibt.

    Das wäre wirklich der äußerste Notfallplan, wenn alles Andere nicht funktioniert.

    Der Hund ist seit 4 Wochen bei euch. Sie ist deiner Aussage nach "ruhig, lieb und ängstlich". Ihr habt sie durch eure Besuchsaktivität ziemlich durcheinander gebracht.

    Ich glaube halt wirklich nicht, daß es das ist, denn nachdem sie zu Hause so unruhig war, ist sie auch beim 2. Mal im Haus der Eltern runtergekommen. Ich denke eher auch, daß es dort ruhiger ist oder /und der Zweithund hilft. Könnte auch sein, daß sie dort keine Verlustängste haben muß, weil da ist ja Urlaub und die Menschen immer bei ihr. Alles Andere zum Ankommenlassen, klar

  • Der Hund ist seit 4 Wochen bei euch. Sie ist deiner Aussage nach "ruhig, lieb und ängstlich". Ihr habt sie durch eure Besuchsaktivität ziemlich durcheinander gebracht.

    Ich glaube halt wirklich nicht, daß es das ist, denn nachdem sie zu Hause so unruhig war, ist sie auch beim 2. Mal im Haus der Eltern runtergekommen. Ich denke eher auch, daß es dort ruhiger ist oder /und der Zweithund hilft. Könnte auch sein, daß sie dort keine Verlustängste haben muß, weil da ist ja Urlaub und die Menschen immer bei ihr. Alles Andere zum Ankommenlassen, klar

    Zweithund ist natürlich ein Bonus. Aber innerhalb von 4 Wochen so viel Aktion ist definitiv kritisch. Vor der Abgabe, die ja die TE auch nicht will, sollte man doch schauen, was sie daheim optimieren kann, bevor sie diesen Weg geht.

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