Erfahrungen mit unsicheren, schlecht sozialisierten Hunden?

  • @vienna159


    Eine Nebenbeiüberlegung, nebenbei getippt.


    Ihr investiert viel Herzblut in diesen Hund, organisiert sehr viel, damit es klappt, nehmt einiges auf Euch. Aber wie sieht es mit Grenzen setzen aus?


    Ganz eventuell spielt Euch zb beim Alleine bleiben ein Kontrollthema auch rein.

    Bzw mit anderen Hunden oder Menschen Maßregelung.


    Sie ist klein, wirklich niedlich, hat ne traurige Vorgeschichte, vielleicht hat ihr manche Dinge und dass die so nicht erwünscjt sind, aber auch noch nie wer gesagt.

  • Mein Gedanke war, dass ich dem Hund draußen Beschäftigungen anbieten muss, damit ich für sie interessant bleibe und sie sich an mir orientiert.

    ich habe jetzt seit einem Jahr eine stressanfällige Hündin hier, aus dritter Hand, ursprünglich Rumänien, wird nächsten Monat 4.


    Ich habe noch nie mit ihr irgendwas geübt, außer einem Warte-Kommando. Leine dran oder ab (fern von Straßen) und laufen, schnüffeln, rumgucken. Wenn wir zuhause sind, pennt sie.


    Wenn wir mal einen besonderen Spaziergang machen (extralang, oder ne spannendere Gegend, oder in Begleitung) ist sie danach platt. Geistig.


    Wir haben zwei Hundekumpels, mit denen sie ab und zu gemeinsam schnüffeln geht, aber wenn sie dann mal ins Rennen fällt, dann ist das kein Spiel, sondern sie ist dann kurz drüber und muss Energie loswerden. Sie spielt generell nicht.


    Dein Hund ist ein anderer Typ als unserer, der vermutlich mehr Beschäftigung braucht, aber wenn sie so aufgedreht ist, wäre Extra-Ruhe vielleicht hilfreich.

  • @pinkelpinscher Good point, den Gedanken hatte ich auch schon. Beim Alleine bleiben wird es eher weniger ein Kontrollthema sein, aber auf draußen kann das schon zutreffen. Wir haben eh mal eine Trainingsstunde mit der Therapeutin geplant in der wir mit ihr gemeinsam spazieren gehen wollen. Mal sehen was sie dazu sagt.

    Ich will dich übrigens die längste Zeit schon fragen, ob du und dein Rüde mit uns wieder mal eine Runde drehen möchtest?

  • @pinkelpinscher Good point, den Gedanken hatte ich auch schon. Beim Alleine bleiben wird es eher weniger ein Kontrollthema sein, aber auf draußen kann das schon zutreffen. Wir haben eh mal eine Trainingsstunde mit der Therapeutin geplant in der wir mit ihr gemeinsam spazieren gehen wollen. Mal sehen was sie dazu sagt.

    Ich will dich übrigens die längste Zeit schon fragen, ob du und dein Rüde mit uns wieder mal eine Runde drehen möchtest?

    Sehr gerne.

    Auch wenn die angstaggressive Nummer 2 wieder daheim bleibt. (Dem is übrigens nach 3x AW Park in 2 Tagen das Hirn zu voll, dass der einen Tag Pause braucht, sonst reagiert er wieder stärker auf Hunde und Menschhe abgesehen von: Wenn mitnehmen, dann dient er hauptsächlich immer als unfreundliches Anschauungsobjekt in Sachen schlecht sozialisierter Hund in herausforderndem Umfeld gelandet.)

  • @pinkelpinscher Good point, den Gedanken hatte ich auch schon. Beim Alleine bleiben wird es eher weniger ein Kontrollthema sein, aber auf draußen kann das schon zutreffen. Wir haben eh mal eine Trainingsstunde mit der Therapeutin geplant in der wir mit ihr gemeinsam spazieren gehen wollen. Mal sehen was sie dazu sagt.

    Ich will dich übrigens die längste Zeit schon fragen, ob du und dein Rüde mit uns wieder mal eine Runde drehen möchtest?

    Sehr gerne.

    Auch wenn die angstaggressive Nummer 2 wieder daheim bleibt. (Dem is übrigens nach 3x AW Park in 2 Tagen das Hirn zu voll, dass der einen Tag Pause braucht, sonst reagiert er wieder stärker auf Hunde und Menschhe abgesehen von: Wenn mitnehmen, dann dient er hauptsächlich immer als unfreundliches Anschauungsobjekt in Sachen schlecht sozialisierter Hund in herausforderndem Umfeld gelandet.)

    Fein, dann melden wir uns bei dir :)

    ja, den AW Park besuchen auch wir nur selten, der ist auch für Kiwi herausfordernd. wir gehen in letzter Zeit gerne unten bei den Gleisen vom Westbahnhof die Felberstraße entlang. Kaum Menschen, Hunde, Tauben oder Futter am Boden ... ideale Voraussetzungen :)

  • Es klingt als wäre der Aufbau des Trainings bei euch ähnlich gewesen wie bei uns. Zu Beginn haben bei jeder Person, die uns entgegen gekommen ist markiert und belohnt. Nachdem sie das intus hatte haben wir das langsam wieder abgebaut und ich markiere jetzt eher nur noch, wenn ich das Gefühl habe, dass sie auf die Person reagieren könnte. Wenn sie sich dann mir zuwendet bekommt sie ein Leckerli. Meinem Verständnis nach sollte ich dann ja eher nicht die Aufmerksamkeit auf die negativen Reize lenken oder? Ihre Aufmerksamkeit ist ja dann schon dort und ich lenke sie wieder auf mich. Was unser Training nämlich schon bewirkt hat ist, dass sie mich schon von sich aus öfters anschaut, wenn uns wer entgegen kommt. Ich werte das als Erfolg.


    Arbeitsbedingt schiebt Kiwi die meisten Werktage eine ruhige Kugel. Da gibt es außer den normalen Gassirunden und Suchspielen kurzen Trainingseinheiten zuhause kein zusätzliches Programm.

  • Wenn sie sich dann mir zuwendet bekommt sie ein Leckerli. Meinem Verständnis nach sollte ich dann ja eher nicht die Aufmerksamkeit auf die negativen Reize lenken oder?

    Außer du hast einen cleveren, arbeitswilligen Hund, der sich dann auf der Suche nach Reizen macht, um sich Abwenden zu können. dog-face-w-sunglasses

    Ich konnte irgendwann richtig sehen wie enttäuscht der Hund war, wenn nichts passiert ist. Ihre Anspannung wuchs mit jeder Minute, irgendwo musste doch was sein. Da hat es bei mir mal wieder click gemacht. Jetzt haben wir langsam ein Gefühl füreinander. Ich kann ihr Grenzen setzen. Es gab z.B. noch nie Ausraster beim Straßenüberqueren oder Leinenwechseln. Einfach weil ich da immer super sicher war, was ich wollte, und da wirklich nichts geduldet hätte. Heute ist ein Hund in 5m Abstand vorbei als ich die Leinen gewechselt habe, Betti hat zwar geschnaupt, aber sie hätte sich nicht gewagt zu bewegen. Das bei einem Hund der in so einer Situation sonst wirklich jegliche Hirnfunktion verlieren kann.


    Wir mussten zu Beginn sehr lange Schönfüttern, also Dauerbeschmatzung. Betti ist sofort explodiert und ist bellend und beißend nach vorn und zu Boden gestürzt. Dann kam Click for Blick mit verschiedenen Abwendungsoptionen. Zu dem Zeitpunkt bin ich allerdings oft 3 Uhr nachts Gassi gegangen oder zu anderen unmenschlichen Uhr/Wetterzeiten.


    Irgendwann wurde aus Sofortexplosion dann 5 Sekunden Bedenkzeit usw. da habe ich dann auch Suchspiele gemacht beim Gassi, oder wollte Joggen (schätze das ist ungefähr euer aktueller Stand)

    Nach heutiger Erkenntnis hätte ich dann schon anders angefangen zu führen und mich nicht mehr "nur" auf die Reize und positiven Stress konzentriert, sondern die guten entspannten Sachen. Ich hätte auch kürzere Runden gewählt, gleiche Rückwege genommen, Gassiwege neu aufgebaut, mehr Rausfahren, mehr Nichts verlangen usw.


    Aber das kann bei euch ja ganz anders aussehen. Hunde und Frauchen sind ja sehr verschieden. Es klingt doch super, wenn ihr da bald eure Gassirunde mit Spezialisten macht. Da kommt bestimmt etwas Gutes bei raus.


    Zudem mache auch ich da stetig neue Lernerfahrungen. Nicht nur mit dem Hund, auch mit meinen Ansprüchen oder die der Mitmenschen. Bei uns kann ein Wetterwechsel oder eine Plastetüte vieles ins Ungleichgewicht bringen. Mittlerweile habe ich da viel Verständnis auch für mich gelernt. Ja, auch ich kann mal enttäuscht sein oder im Sommer entspannt raus wollen. Aber ist eben nicht. Vielleicht noch nicht. Nach zwei Jahren haben wir eine gute Basis zueinander gefunden. Ich glaube wir fangen gerade erst richtig an gemeinsam durchs Leben zu gehen. Und ich kapiere langsam welche Führung mein Hund braucht. Vom alles richtig machen wollen hab ich Perfektionistin mich jedenfalls verabschiedet. Und dafür bin ich meinem Schnappi dankbar.


    Toi Toi für euch!

  • Darf ich fragen mit welchem Trainer ihr arbeitet? (gern auch per PN)



    Um dich zu beruhigen - ich hab bei Finya im ersten Jahr SO viel falsch gemacht. Ich hab allein ein 3/4 Jahr gebraucht um eine fähige Trainerin zu finden. Die drei Versuche davor sind mir immer mit so einem Blödsinn wie Rasseldosen, "da muss sie durch" und ähnlichem Blödsinn gekommen.

    Also nehmt es euch nicht zu Herzen, wenn irgendwas was ihr tut oder getan habt, hier nicht auf Begeisterung stößt - man lernt dazu und macht es beim nächsten Mal besser.

    In ein paar Jahren werdet ihr euch fragen, warum das für euch damals so schwierig war. Man wächst halt an seinen Aufgaben =)

  • Außer du hast einen cleveren, arbeitswilligen Hund, der sich dann auf der Suche nach Reizen macht, um sich Abwenden zu können. dog-face-w-sunglasses

    Ich werde das auf jeden Fall im Blick behalten!

    Wir mussten zu Beginn sehr lange Schönfüttern, also Dauerbeschmatzung. Betti ist sofort explodiert und ist bellend und beißend nach vorn und zu Boden gestürzt. Dann kam Click for Blick mit verschiedenen Abwendungsoptionen. Zu dem Zeitpunkt bin ich allerdings oft 3 Uhr nachts Gassi gegangen oder zu anderen unmenschlichen Uhr/Wetterzeiten.

    So heftig ist es bei Kiwi nicht. Ich würde auch nicht sagen, dass sie ausrastet. Sie regt sich kurz auf, geht bellend nach vorn, aber sie beruhigt sich auch ganz schnell wieder und dann kann man mit ihr wieder weitergehen. Es ist auch nicht so, als könnte man mit ihr nicht entspannt spazieren gehen oder als wäre sie ständig drüber. Sie kann sich auch draußen gut konzentrieren und ist ansprechbar, aber eben auch leicht zu reizen.

    Zudem mache auch ich da stetig neue Lernerfahrungen. Nicht nur mit dem Hund, auch mit meinen Ansprüchen oder die der Mitmenschen. Bei uns kann ein Wetterwechsel oder eine Plastetüte vieles ins Ungleichgewicht bringen. Mittlerweile habe ich da viel Verständnis auch für mich gelernt. Ja, auch ich kann mal enttäuscht sein oder im Sommer entspannt raus wollen. Aber ist eben nicht. Vielleicht noch nicht. Nach zwei Jahren haben wir eine gute Basis zueinander gefunden. Ich glaube wir fangen gerade erst richtig an gemeinsam durchs Leben zu gehen. Und ich kapiere langsam welche Führung mein Hund braucht. Vom alles richtig machen wollen hab ich Perfektionistin mich jedenfalls verabschiedet. Und dafür bin ich meinem Schnappi dankbar.

    Das stimmt so! Es geht ganz viel um Akzeptanz und Verständnis und auch um das Loslassen von irgendwelchen Idealvorstellungen. Man hört ja oft, dass man den Hund kriegt, den man braucht. Ich bin mit meinen Gedanken ganz oft nicht im Moment sondern irgendwo anders. Mit meinem Hund geht das nicht, sie braucht meine Aufmerksamkeit hier und jetzt.


    Es klingt als wärt ihr zwei ein tolles Team! Alles Liebe für dich und die Fellnase!

  • Ich habe auch eine unsichere Hündin, ich hatte zu Anfangszeit leider auch viel falsch gemacht und falsche Trainer gehabt....erst die 4. war richtig für uns. Meine hat hauptsächlich Probleme mit Menschen, bellt, geht nach vorne und schnappt auch.

    Wir haben ca knapp 2 Jahre gebraucht bis wir so einigermaßen unseren Weg gefunden haben, mit dem meine Hündin klar kommt. Bei uns ist wichtig: immer genügend Abstand zu der "Gefahr" ( Menschen und Hunde) halten, ich muss immer ruhig reagieren wenn meine Hündin bellt etc. Ich darf nicht genervt, böse oder gestresst sein. Ruhiges verhalten loben, nie zu fremden Hunden Kontakt zu lassen, nur zu Hundefreunde, Stresssituationen ( Stadt, Besuch empfangen) vermeiden. Draußen bei uns eher ruhige Gassi Runden gehen.... also nicht irgendwas spielen wo meine dann schnell hoch fährt und Rituale einhalten so gut es geht.


    Ich wünsche euch einen gutes zusammen einleben und ihr werdet euren Weg finden.


    LG

    Juli und Tessi:winken:

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