Führung vs. Selbstbestimmung

  • Also bewertet Ihr Selbstbestimmung danach, ob der Hund frei laufen kann und Ihr nicht regulierend eingreifen müsst?
    Wie sieht das dann beim Spaziergang aus? Einen gewisser Radius muss ja wohl eingehalten werden? Oder darf der Hund genau immer da lang wo er möchte und Ihr lauft hinterher? Oder ist nicht einfach Eure Kommunikation so konfliktfrei, dass der Hund eh da lang läuft wo Ihr lauft?


    Mir erschließt sich die Definition Selbstbestimmung nicht wirklich. Ich behaupte mal von mir, dass ich immer und alles reguliere. Ob nun aufgrund langem, kurzem oder überhaupt nicht benötigtem Training. Aber die Regeln bestimme IMMER ich - engmaschig führe ich einen Hund, der diese Regeln entweder noch nicht beherrscht oder gerne andere als meine Intentionen hat (jagen, angreifen, belästigen ..... ) Und ehrlich gesagt, ob ich bei einem Spaziergang nun den Hund 'entscheiden' lasse, ob wir rechts rum oder links rum laufen, ist nicht wirklich eine. Schon vorher habe ich bestimmt, wo wir laufen, wann wir laufen, im Prinzip auch schon projektiert wie lange wir laufen - wo ist da die Selbstbestimmung des Hundes?


    Der Hund kann also das tun was er möchte? Schnüffeln (erlaubt), rumkugeln (erlaubt) mäuseln (erlaubt?) Karnickel jagen ??? Wir definieren doch IMMER was erlaubt ist und was nicht, oder?


    Eure etwas mit Kopfzerbrechen beschäftigte

    Ludmilla :

  • Ist ein Hund dann streng geführt, wenn er Hundetikette einhält, weil er es als Junghund so gelernt hat? Oder genauso frei wie ich, wenn ich nicht lüge weil mir beigebracht wurde es gehört sich nicht?

    Im Gegenteil, gerade ein gut erzogener Hund, der Regeln einhält und auf den ich mich verlassen kann, bekommt deutlich mehr Freiheiten. Der darf weiter von mir weg laufen, auch bei Wildspuren frei laufen, solange die Rübe an bleibt, darf andere Hunde im Freilauf begrüßen, wenn er sich an die Etikette hält, darf viel mehr bei Situationen dabei sein, wo nicht hörende Hunde weggepackt oder zuhause gelassen werden usw usf. Auch schlicht, weil der Hund selbstständig das richtige Gelernte macht und ich nicht ewig volle Konzentration auf den Hund verwenden muss.

    Aber die Frage war meiner Ansicht nach nicht Freiheit sondern Selbstbestimmung oder rede ich am Thema vorbei ? |)

  • Selbstbestimmung wäre für mich ein bewusstes entscheiden für etwas ohne das eine dritte Person in den Entscheidungsprozess eingreift.


    Die Beweggründe zur Entscheidung selbst kann aber vorher klar durch Verstärker (positiv oder negativ) geformt werden.

  • Ludmilla hm ist das nicht sehr ähnlich?

    Je mehr Freiheiten ein Hund hat, desto mehr Raum geb ich ihm, zu tun, worauf er Bock hat. Weil ich weiß, dass ich mich im Zweifel auf den Hund verlassen kann. Je weniger er das kann, desto enger muss ich ihn führen, desto weniger Freiheiten hat er zu machen, worauf er Lust hat.

    Ich nehm einen Hund zb ab und zu mal mit, weil er mitkommen will, obwohl nicht das geplant war. Da ich mich aber den Hund verlassen kann und der eh nix anstellt, geh ich auf den Hundewunsch auch ein.


    Oder die normalen Gassigänge ab der Haustür dürfen hier die Hunde bestimmen. Ich frag "wo wollen wir lang gehen" und dann latsche ich hinterher. Ich brauche die Hunde nicht eng zu führen, wir können überall spazieren gehen, weil ich nichts meiden muss oder wir einen Trainingsrückschritt erleiden.


    Und natürlich dürfen die Hunde nicht selbstbestimmt einem Hasen hinterher, aber sie sind teilweise so gut im Training, dass sie es schaffen das auftrainierte Verhalten (umdrehen und bei Frauli Leckerchen abholen) selbstständig abzurufen und durchzuführen. Und deswegen kriegen die die Freiheit auch im Feld frei zu laufen. Eben weil sie gewolltes auftrainiertes Verhalten nach einer gewissen Zeit selbstständig durchführen.

  • Definition in Spektrum:

    Selbstbestimmung, Gegensatz von Fremdbestimmung (Autonomie, Empowerment). 1) in der Erziehung: die Leitidee des Unterstützens und Wachsenlassens zu Eigenständigkeit, Selbstaktivität und Selbstgestaltung als zentraler Dimension menschlicher Wirklichkeit.

    (Quelle: https://www.spektrum.de/lexiko…ie/selbstbestimmung/13876)

    bei Wikipedia wird man bei der Eingabe von Selbstbestimmung automatisch zu Autonomie (sehr ausführlich) weitergeleitet

    und zu Freiheit (lateinisch libertas) wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auszuwählen und entscheiden zu können. Der Begriff benennt in Philosophie, Theologie und Recht der Moderne allgemein einen Zustand der Autonomie eines Subjekts. siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheit

    Sehr sehr ausführlich


    Insgesamt eine schier unerschöpfliche Diskussion, aber deckungsgleich scheinen mir die Begriffe nicht zu sein - wird aber langsam offtopic, bleibe aber bei meiner grundsätzlichen Haltung, Selbstbestimmung des Hundes eher nein, Freiheiten des Hundes je nach seinen Möglichkeiten, sich regelkonform zu verhalten.


    Liebe Grüße

  • Da kommt's dann sicher auf den Hundetyp an.


    Es darf eben solange geschnüffelt werden wie man will, wenn sie 5min die Landschaft anglotzen will, darf sie das auch mal und ich mach derweil was anderes. Wenn sie den Maulwürfen lauscht, nur zu, dann guck ich ihr zu oder schau auch mal, was sie da so interessantes entdeckt hat, ob ich auch was sehe. Ich weiß aber das sie keine Mäuse fängt, sie steht halt da und horcht und löst sich dann auch selber wieder.


    Wenn sie sich gern noch das 6. Mal in die mumifizierte Maus oder den zergammelten Regenwurm werfen will, bitte und ich freu mich dann über der fröhliche Tierchen.


    Im Titel steht natürlich Selbstbestimmung, aber es ging ja auch um Freiheiten, so im Text (wieviele Freiheiten haben eure Hunde).


    Aber selbst das ist natürlich je nach Situation sehr unterschiedlich. Selbstbestimmung sehe ich da auch sehr schwierig, da bin ich bei dir Ludmilla, aber laut Text ging es auch um Freiheiten die Hund eben hat oder auch nicht hat.


    Aber bezüglich der Freiheiten ist das eben je nach Hund, Situation, Umfeld, Trainingsstand,... sehr unterschiedlich.

  • Bei diesem Aufbau hättest Du sogar eine richtige Umfrage machen können.

    und ich drück da rum und frag mich, warum da nix passiert :pfeif::lol::ops:


    Aber an sich hätte ich bloß irgendwas in der Mitte angeclickt und dann eh erläutert xD. Also an sich entscheide ich ja eh fast alles. Wann es raus geht und wohin, wann wir üben, größtenteils auch, wann wir spielen (spätestens seit Enya, aber auch durch Smilla), wann es Futter gibt und welches Futter und klar strukturiert mein Zeitplan (auch durch die Arbeit) den Tag. Also an sich ist da nicht viel zu entscheiden für die Hunde letztlich. Daneben gibt es ja noch genug Alltagsregeln, wie keine fremden Spaziergänger begrüßen, Wild jagen, quer durch den Wald rennen, das Stuhlbein als Kauknochen nutzen, von der Anrichte klauen oder auch nur irgendwas draußen vom Boden fressen.


    Eigentlich dürfen die Hunde hier gefühlt eher viel, aber innerhalb eines doch recht strikten Rahmens, wenn ich so drüber nachdenke. Sie dürfen jederzeit miteinander spielen, auch in der Wohnung, sie dürfen auf die Couch und mit im Bett schlafen wenn sie wollen und dürfen gerne nach Spiel oder Streicheleinheiten "fragen", haben Kaukram frei rum liegen und kennen in der Wohnung keine Box und laufen draußen in aller Regel frei (außer Grisu). Also ich bin alles andere als jemand, der Hunde klein halten will oder irgendwelchem Dominanz-Gedöns anhängt.


    Aber selbst die Shelties, die easypeasy sind und gefühlt sehr viele Freiheiten haben, beim genauer drüber nachdenken, gibt es echte freie Entscheidung was Tagesablauf, Futter, wen begrüße ich etc angeht echt selten.

  • Wie sieht das dann beim Spaziergang aus? Einen gewisser Radius muss ja wohl eingehalten werden? Oder darf der Hund genau immer da lang wo er möchte und Ihr lauft hinterher? Oder ist nicht einfach Eure Kommunikation so konfliktfrei, dass der Hund eh da lang läuft wo Ihr lauft?

    Meine Smilla z.B. (Sheltie), da kannst du durch die Innenstadt latschen, an der Hundewiese lang, dann durchs Wildgehege, alles leinenlos. Und müsstest nur ab und an mal stehen bleiben, weil sie sich festschnüffelt und unsicher wird, wenn Mensch zu weit weg ist. Ansonsten bräuchtest du kein Kommando, nichts und sie würde niemanden belästigen. Wär mir auch wurscht, wenn sie den Weg wählt, wobei sie eh nicht vorne weg läuft. Das ist nicht auftrainiert, sie ist so. Also Smilla könnte ich prinzipiell auch auf Niveau 1 führen

    Grisu dagegen würde ich höchstens im Wildgehege (wenn wir alleine sind außer dem Wild) frei laufen lassen oder auch nur meine Aufmerksamkeit von ihm abschweifen lassen. Hat nichts mit Kontroll-Freak zu tun, sondern mit Schutz der Umwelt xD. Auch im Haus braucht er viel Führung, da ist unter einer 8-9 nichts zu wollen...

  • Ich denke auch, es kommt sehr stark auf den einzelnen Hund und die Situation an.


    Ich habe viel mit dem Hund von Freunden zu tun. Ein lieber und gut erzogener Rottweiler. Im Haus hat er zwar ein paar Regeln, an die er sich halten muss, wie beispielsweise, dass er nicht betteln darf und nicht zu hastig auf die Leute zugehen darf. Wenn er zu aufdringlich wird auch mal auf sein Hundebett geschickt, aber ansonsten kann er so ziemlich überall hin und alles mitmachen. Er ist aber auch einfach ein riesiger Kuschelbär. Um ihn soweit zu bekommen, war aber in jungen Jahren auch sehr viel Konsequenz und Erziehung notwendig, wobei er schon immer ein sehr lieber, gutherziger Hund war.


    Draußen wird er allerdings schon recht streng geführt. Er könnte zwar vielleicht mehr Freiheiten haben, denn er hört aufs Wort und andere Hunde oder Personen interessieren ihn nicht wirklich. Er schaut mal, wer kommt denn da, und wenn der andere Hund zum schnuppern kommt, schnuppert er zurück. Das wars auch schon. Und wenn auf weiter Flur niemand zu sehen ist bekommt er auch mehr Freiheiten. Aber er ist nunmal ein großer, kräftiger Rottweiler. Da reagieren Menschen, die ihm begnen oft ängstlich, weshalb er dann sobald Menschen und Hunde in Sicht kommen abgerufen, angeleint oder zumindest festgehalten wird. Einfach um den Leuten zu signalisieren, der Hund ist unter Kontrolle und ich kann gefahrlos vorbeigehen. Das sorgt einfach für ein angenehmeres Gefühl für die Leute, die dem Hund begegnen und somit zu einem angenehmeren Spaziergang für alle.

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