Führung vs. Selbstbestimmung
-
-
Selbstbestimmend ist ein Hund wohl eher nicht. Wie soll das auch funktionieren in den meisten Bereichen? Er kann ja schlecht alleine zur Tür raus spazieren auf die Art "Ich bin dann mal kurz weg!" oder sich seinen Mitternachtssnack aus dem Kühlschrank holen, wenn er noch mal Hunger hätte. (Können würden das vermutlich schon ein paar, das wäre dann wohl selbstbestimmend )
All diese Dinge entscheiden letztendlich wir für den Hund. Fressen, wann gehen wir raus, darf gebuddelt werden oder nicht, aufs Sofa oder nicht, darf er den Hasen jagen, den Hundekumpel begrüßen oder treffen, usw.
Aber innerhalb dieser Regeln, die wir für die Hunde aufstellen, kann man ihnen gewisse Freiheiten bieten. Man kann auch ein bisserl aufeinander zugehen. Heisst: Ich stehe tatsächlich auch mit dem Hund an einer Wegkreuzung und frage, welchen Weg sie gehen möchte. Darf sie dann frei entscheiden. Tut mir ja nichts und ist durchaus spannend. Allerdings habe ich davor entschieden dass sie das entscheiden darf. Selbst wenn ich nicht frage, entscheide letzendlich. Latsche ich dem Hund einfach hinterher, war das auch meine Entscheidung, nicht die des Hundes.
Mein Hund darf zB wachen. Das entscheidet sie selbstständig, wann das nötig ist. Wanns genug ist, entscheide wiederrum ich.
Letztendlich entscheiden wir alles. Ob wir ihnen aber die Möglichkeit geben, sich frei zu fühlen liegt immer an uns.
Ich halte es in der Hundeerziehung gerne wie in der Kindererziehung hier. Es gibt Regeln, an die sich gehalten werden muss. Werden diese eingehalten, gibt es im Gegenzug ziemlich viele Freiheiten. Ziemlich ziemlich viele. Wird sich nicht an bestimmte Dinge gehalten, werden die Zügel straffer gehalten.
Regeln einhalten -> Privileg gefühlte Freiheit
Regeln nicht einhalten -> Abgabe bestimmter Privilegien
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
und ich drück da rum und frag mich, warum da nix passiert
Funktioniert es immer noch nicht?
hm, nein... Zumindest weiß ich nicht wo ich da hin clicken kann:
-
Für meine Hunde eine interessante Fragestellung - macht der HSH im Herdenschutz doch gefühlt, was er will.
Die Freiheiten sind da in gewisser Weise schon SEHR gross - aber dennoch bewegen sich die Hunde in einem vorgegebenen Rahmen, handeln nach z. T. mit mir zusammen erarbeiteten Erfahrungswerten (was Aussenreize angeht) und werden bei Bedarf auch korrigiert.
"Ich führe gar nicht" passt überhaupt gar nicht - im Gegenteil. Ich bin nur nicht immer dabei.
Aber die "Selbstbestimmung" ist im Herdenschutz auch nicht wirklich gegeben, weil die Aktivitäten der Hunde davon abhängig sind, was im Umfeld los ist oder was ihre Rinder grad so treiben.
Ich muss da mal noch drüber nachdenken.
-
Dein Beispiel McChris scheint mir aber doch das zu einer Selbstbestimmung passendste Beispiel. Auch wenn HSH für ihre Aufgabe gezüchtet werden.
Ich kenn mich mich Herdenschutzhunden gar nicht aus, gibt es denn auch Exemplare die nix taugen? Sprich sich nicht in der vom Mensch gedachten Aufgabe zurecht finden (wollen)?
Insgesamt trotzdem schwierig, da Selbstbestimmung für mich schon beinhaltet, aktiv zwischen Varianten zu wählen mit den entsprechenden Konsequenzen.
-
Aber die "Selbstbestimmung" ist im Herdenschutz auch nicht wirklich gegeben, weil die Aktivitäten der Hunde davon abhängig sind, was im Umfeld los ist oder was ihre Rinder grad so treiben.
Selbstbestimmend könnten sie auch einfach liegen bleiben. Liegt nur nicht in ihrer Natur.
Da es aber in ihrem Wesen verankert ist, ist es auf gewisse Weise dann doch wieder selbstbestimmend. Ausgelöst durch äußere Umstände folgen sie ihrer Bestimmung.
-
-
Interessanter Thread.
Ich stufe mich da mal bei 9 ein.
Es geht einfach nicht lockerer und das ist selbsterklärend:
Rüde, 2jährig, HSH-Windhund-Mix - hohes Maß an Eigenständigkeit, Tendenz nach vorne -
Ich bin mal gespannt wie das in ein paar Jahren aussieht, wie sich mein Hund entwickelt, weit runter auf der Skala wird es mit ihm sicher nicht gehen, da mach ich mir mal keine Hoffnungen - oft beneide ich die Menschen, die tagträumend mit ihrem Tutnix umherspazieren können bei uns sieht es nach außen hin manchmal zwar so aus, aber innerlich scanne ich die Umgebung nach Reizen, eine lebende Wärmebildkamera sozusagen...
Das positive: es wird uns niemals langweilig
-
Hmh. Selbstbestimmung ist für mich so was wie die Frage nach der oder der Wunsch nach der körperlichen und geistigen Autonomie. Quasi - hochgestochen gesagt - das (nie erreichte) Ziel der „individualistischen Menschwerdung“ .
Ich glaube (und hoffe), dass unsere Hunde sich mit solchen Konzepten gar nicht groß rumschlagen. Ihre Fähigkeit, sich an ihre jeweilige Situation anzupassen und im Rahmen der inneren wie äußeren Möglichkeiten und ihrer Wünsche (seien diese nun genetisch vorgegeben oder sozialisiert) das Beste für sich rauszuholen - das ist es, was ich an meinen Hunden richtig bewundere. Hätte ich auch gerne. Ein bisschen mehr davon zumindest.
-
Dein Beispiel McChris scheint mir aber doch das zu einer Selbstbestimmung passendste Beispiel.
Da es aber in ihrem Wesen verankert ist, ist es auf gewisse Weise dann doch wieder selbstbestimmend.
Ja, irgendwie so passt das schon ganz gut.
Letzten Endes macht Genetik ja auch aus, was man grad tun WILL.
-
Richtig klasse, wie hier philosophiert wird, so habe ich mir das vorgestellt.
Ich glaube, dass die Qualität der Führung für den Hund einen großen Unterschied macht, wie sehr ihn diese einschränkt, im Sinne von frustriert. Ja, der Mensch presst den Hund in sein Leben und in seine Gesellschaft - je nach Kontext widerspricht das schon im Grundsatz hündischen Bedürfnissen stark oder eben nicht. Wohnort, Aktivitäten, Gesellschaft, Rasse... Deshalb ist das Maß an Fremdbestimmung vermutlich für alle Hunde hoch.
Aber die Frage war ja auch - hat die Balance zwischen Fremd- und Selbstbestimmung Einfluss auf seine Lebensqualität? Gar nicht unbedingt in menschlicher Qualität gedacht, sondern einfach in Form von Bedürfnisbefriedigung und Zufriedenenheit.
Ja, Hunde sind (zum Teil) sehr anpassungsfähig. Aber gute Führung bedeutet für mich, dass sie dem Hund Leid erspart und zu seiner Zufriedenheit beiträgt und nicht nur Schadensbegrenzung für die menschliche Umwelt darstellt. Deshalb denke ich, dass Führung bedeutet den Hund zu befähigen eine Wahl zu treffen zwischen dem, was er gern tun würde, aber Schaden verursacht und dem, was willkommener wäre und sich letztlich auch für ihn lohnt. Bedeutet: Ich kann den Hund immer und immer wieder in eine Situation laufen lassen und ihn abstrafen dafür. Konsequenz ist entweder, dass er immer wieder Frust erlebt oder aus Angst vor der Konsequenz gar nicht mehr handelt. Ich könnte ihn mit guter Führung und Training, aber auch zeigen: "Hey, mach doch mal das und das, das fühlt sich für Dich viel besser an!" und der Hund kann einr Alternative lernen und letztlich selbstbestimmt zwischen erster und zweiter Variante wählen.
Das ist Führung mit dem Ergebnis der erlangten Selbstbestimmung und Freiheit zu wählen - aus meiner Sicht. Hundeführung hat für mich also das Ziel Frust aus meinen Erwartungen an den Hund zu nehmen und ihn anzuleiten Alternativen wählen zu können, die für die menschliche und hündische Welt jetzt vielleicht nichz die automatische Reaktion wären, aber eine ziemlich gute Alternative. Als guter Hundeführer verhelfe ich dem Hund zur Erfüllung der meisten seiner Bedürfnisse, ohne ihn dauerhaftem Frust auszusetzen. Demnach muss sich viel Führung nicht automatisch schlecht anfühlen für den Hund. Schlechte Führung, die zur Gängelung wird, hingegen schon.
-
Funktioniert es immer noch nicht?
hm, nein... Zumindest weiß ich nicht wo ich da hin clicken kann:
Hm,
komisch!
Ich habe es jetzt mal getestet, indem ich einfach mal irgendwo eine Stimme abgegeben habe.
(Hoffentlich kann ich diese auch wieder zurück nehmen)
Mir wird sofort mein Ergebnis angezeigt.
So, wie es aussieht, war ich bisher wohl auch die einzige, die abgestimmt hat
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!