Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil 11

  • Na ja, bisschen dran arbeiten muss man schon. Hier gab es jedes einzelne Mal einen Abbruch. Klar ist er auch mal durchgestartet, wurde aber seltener. Meist hat ein Räuspern meinerseits gereicht.

  • Ich belohne das anfangs wirklich immer.

    Auch, wenn der Hund angeleint ist. Sieht dann je nach Frequenz der Begegnungen bisschen nach Leckerliautomat aus.

    Genau das haben wir von Anfang an mit dem Rückruf gemacht: Sie guckt, ich rufe, ich belohne immer, immer, immer (ich habe in allen Taschen trockene Leckerli). Bei jeder Gelegenheit, Spaziergang oder Spiel, sie guckt - auch zufällig! - zu mir, ich rufe - sehr oft auch ohne Grund - und belohne, schicke sie wieder los. Garantiert spielt mir hierfür der Dauerhunger des halben Labis in die Hände, an meinen erzieherischen Kniffen liegt es bestimmt nicht, der Hund frisst halt gerne, also belohne ich halt immer mit Fressi.

    Wenn du schon davon ausgehst, du hast keinen Einfluss und der Hund macht eh was er will, wird sich das vermutlich auch erfüllen.

    Das kann ich bzw mein Mann leider bestätigen: Er befürchtet, dass sie nicht hört - und sie hört nicht (nicht nie, aber sie ist halt weitaus "tauber" als bei mir). Wenn der Hund meint, ein paar hundert Meter durchstarten zu müssen, würde ich einfach losspurten mit Hund und Party machen, selbst einen Haken schlagen und gucken, dass wir zusammen in die richtige Richtung laufen, also ggf weg von Hunden oder anderen Reizen.


    Nicht funktioniert hat bei uns bisher leider das dauerhaft ordentliche Gehen an der Leine, da warte ich noch auf einen Heureka-Moment (und freue mich über Tauwetter, weil das sonst echt halsbrecherische Aktionen mit Emmi sind).

  • Ja, da hast Du Recht. Ich bleibe da dran. Aber es ist mühselig und anstrengend, ich habe hier einen sehr selbstbewussten sturen Hund mit eigenen Ideen sitzen, no will to please.


    Beim 2. Spaziergang überhaupt mit ihr (sie ein 11-wöchiger Welpe, ich der unbekümmerte Hundehalter) hat sie sich umgedreht und ist heimgelaufen, hat vor der Haustür auf mich gewartet mit dem Gesicht "Den Scheiss macht ich nicht mit".


    Da wusste ich wo der Hase lang läuft und lernte mich darauf einzustellen.


    Du merkst dass diese Rasse auch gezüchtet wurde um selbstständig zu handeln, eigene Entscheidungen zu treffen und sich möglichst gut durchzusetzen. Das Ganze kombiniert mit Kraft und der Idee eine Mission zu haben und diese unter allen Umständen durchzuziehen.


    Ich glaube man stört als Mensch da immer wieder rein und die Hunde tun uns letztendlich den Gefallen. Sie haben gewisse Merkmale in sich und werden dauernd gezwungen diese zu unterdrücken. Sie sollen nicht jagen, sie sollen sich Reizen gegenüber uninteressiert zeigen, sie sollen nicht an der Leine zerren, sie sollen verbindlich auf Rückruf reagieren. Sie sollen nicht bellen, sie sollen keine territorialen Ansprüche stellen, sie sollen ihrem Schutzinstinkt nicht nachgehen. Sie sollen im Haus möglichst ruhig agieren und keinen Stress veranstalten. Sie sollen sich auch in fremder häuslicher Umgebung auf ihre Decke begeben und dort bleiben. Sie sollen Fremden gegenüber neutral agieren, sie sollen ruhig bleiben auch wenn Menschen denen sie begegnen sie unbewusst provozieren. In einer Tour sollen sie all das nicht tun was sie eigentlich gern tun möchten.


    Ein Hundeleben.

  • Du merkst dass diese Rasse auch gezüchtet wurde um selbstständig zu handeln, eigene Entscheidungen zu treffen und sich möglichst gut durchzusetzen. Das Ganze kombiniert mit Kraft und der Idee eine Mission zu haben und diese unter allen Umständen durchzuziehen.


    Ich glaube man stört als Mensch da immer wieder rein und die Hunde tun uns letztendlich den Gefallen. Sie haben gewisse Merkmale in sich und werden dauernd gezwungen diese zu unterdrücken. Sie sollen nicht jagen, sie sollen sich Reizen gegenüber uninteressiert zeigen, sie sollen nicht an der Leine zerren, sie sollen verbindlich auf Rückruf reagieren. Sie sollen nicht bellen, sie sollen keine territorialen Ansprüche stellen, sie sollen ihrem Schutzinstinkt nicht nachgehen. Sie sollen im Haus möglichst ruhig agieren und keinen Stress veranstalten. Sie sollen sich auch in fremder häuslicher Umgebung auf ihre Decke begeben und dort bleiben. Sie sollen Fremden gegenüber neutral agieren, sie sollen ruhig bleiben auch wenn Menschen denen sie begegnen sie unbewusst provozieren. In einer Tour sollen sie all das nicht tun was sie eigentlich gern tun möchten.

    Hm.


    Ich weiß nicht.


    Man holt sich aber doch grade selbstständige Rassen eigentlich eher mit einer gewissen angepassten Erwartungshaltung. Ich möchte nicht, dass mein Hund mich als Störfaktor sieht, sondern als Beschützer, Kumpane, Erklärer. Ich möchte die Verhaltensweisen meines Hundes nicht unterdrücken, ich möchte sie in solche Bahnen lenken, dass er ein schönes Leben mit mir haben wird.


    Soll nicht jagen? Eher - soll ansprechbar bleiben, anzeigen ist supertoll und hinterher schauen wir uns die spannende Spur gemeinsam an.


    Sich gegen Reizen gegenüber uninteressiert zeigen? Nein! Soll seine Umwelt interessiert wahrnehmen und die Reize darin einordnen lernen, und wie man produktiv auf sie reagieren kann.


    Soll nicht an der Leine zerren? Fürs Ziehen gab es hier immer Ort und Zeit und ich hab sogar ein Signal dafür, dass es jetzt erlaubt ist. An der Leine "zerren" ist dann doch eher ein Zeichen der übermäßigen Aufregung, Überforderung, da sehe ich den Punkt oben.


    Sollen nicht bellen? Doch, dürfen und sollen sie, das ist Kommunikation.


    Keine territorialen Ansprüche stellen? Jeder von uns macht das. Sie sollen sich dabei nur bitte von mir leiten lassen.


    Schutzinstinkten nicht nachgehen? Meine Hunde sollen sich nicht dazu genötigt fühlen, zu schützen, indem sie erfahren, dass ICH der schützende Part bin.


    Im Haus möglichst ruhig agieren und keinen Stress veranstalten? Hier darf im Haus gespielt und gewacht werden. Gleichzeitig ist die Wohnung aber unser und ihr Ort der Ruhe, wo wir uns alle sicher und entspannt fühlen dürfen.


    Auch in fremder häuslicher Umgebung auf ihre Decke begeben und dort bleiben? Mir ist es egal, wo sie liegen, solange sie sich entspannen können, um sich von den neuen Eindrücken zu erholen.


    Fremden/Provozierenden Personen gegenüber neutral agieren? Siehe die obigen Punkte. Sie müssen nicht jeden mögen oder ignorieren, aber sie sollen lernen, dass ich die Sache übernehme. Auch wenn ihnen ein Mensch sehr unsympathisch ist oder ihnen Angst macht.


    Bei allen Trainern, bei denen ich mit dem Pü war, sollte der Pü vor allem dies nicht, jenes nicht. Der Pü sollte am besten gar nichts mehr.


    Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass das für uns unmöglich der Weg sein kann.


    Ein Sprüchlein dazu:


    Wenn ein Hund nur darf, wenn er soll,
    aber nie kann, wenn er will,
    dann mag er auch nicht, wenn er muss.

    Wenn er aber darf, wenn er will,
    dann mag er auch, wenn er soll
    und dann kann er auch, wenn er muss.

    Denn: Hunde die können sollen, müssen auch wollen dürfen!


    (Unbekannt)

  • Bei allen Trainern, bei denen ich mit dem Pü war, sollte der Pü vor allem dies nicht, jenes nicht. Der Pü sollte am besten gar nichts mehr.

    Das tut mir sehr leid dass Ihr diese Erfahrung machen musstet.


    Da bin ich glücklich dass ich da eher an eine Hundeflüsterin geraten bin.

  • Bei allen Trainern, bei denen ich mit dem Pü war, sollte der Pü vor allem dies nicht, jenes nicht. Der Pü sollte am besten gar nichts mehr.

    Das tut mir sehr leid dass Ihr diese Erfahrung machen musstet.


    Da bin ich glücklich dass ich da eher an eine Hundeflüsterin geraten bin.

    Also, um es zu betonen, ich will nicht belehrend rüberkommen oder so!


    Aber mit der Zeit fand ich diese Anschauung, was so ein Hund alles "muss" und "soll" eigentlich echt schwierig, auch wenn man es in einem anerkennenden Licht betrachtet. Ich fand eine erstaunliche Leichtigkeit darin, meinen Hund "dürfen" zu lassen. Mehr "Hundeführer" zu sein als "Hundebesitzer". Auch wenn mir klar ist, dass viele Hunde, wie mein Nudelpudel auch, eng gesteckte Grenzen brauchen, um sich wohl zu fühlen.

  • Ach schön, hier bleibe ich auch mal :smile:


    Wir hängen am Freilauf. Oder besser gesagt ich. Willy ist jagdmäßig mittelmäßig ambitioniert. Verlässt den Weg nie und lässt sich bei Wild, selbst wenn es direkt neben uns ist zu 95% stoppen. Meine Hündin hatte damals viel zu viele Abhauerfolge in der Junghundezeit.

    Umso mehr Panik habe ich, dass er Abhauen könnte. Oder am schlimmsten vor ein Auto rennen oder oder…

    Manchmal traue ich mich |) er ist ja brav und hört gut. Er hat nur so unglaublich viel Energie (klar!). Der letzte Junghund ist einfach schon so lang her…


    Mal sehen, wann ich so weit bin, dass er überwiegend frei laufen darf :pfeif:

  • Die Logische Konsequenz daraus ist dann eben auch, dass sie gar nicht weiß das ein Rückruf auch bedeuten kann "Wir verlassen die Situation".
    Und das finde ich auch an der Leine oder SL so gar nicht Trainierbar.

    Hm, ich denke schon :thinking_face:

    Lucifer ist ja an der SL. Und die war jetzt knapp ein Jahr in meiner Hand. Freilauf nur auf umzäunten Plätzen. Seit etwa einem Monat fällt die SL immer wieder und ich rufe ihn bewusst allmählich aus immer spannenderen Situationen ab. Erst nur einfach aus dem Lauf, dann, wenn er mit Emil rennt (was leicht ist, weil Emil eh kommt), gestern von einer Wildspur, die ich im Schnee gut sehen konnte. Und es gibt mega leckere Sachen dafür, daß er kommt.

    Aus dem Spiel mit einem Fremdhund, da weiß ich nicht ob es klappen würde. Probiere ich so schnell auch nicht. Ein Schritt nach dem anderen. Momentan macht er sich wirklich gut und ich will das nicht zu schnell aufs Spiel setzen.


    Lucifer will übrigens definitiv auch spielen mit fremden Hunden. Der ist ein unfassbarer Kindskopf. Abgecheckt hat der noch niemanden...

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