Hund wurde gebissen - Ein Austauschthread

  • Silberhauch387


    Ich kann terriers4me nur beipflichten: bitte mach dich nicht verrückt. Ja, es passieren unangenehme Dinge, gerade in Gebieten mit einer hohen Hundedichte. Ja, es gibt genug Idioten da draußen, aber in aller Regel kommunizieren und verhalten sich Hunde nicht angriffsfreudig. Jeder Hund der einen anderen angreift, muß damit rechnen selbst verletzt zu werden.
    Oft gibt es eine kurze Auseinandersetzung und niemand ist verletzt. Ein bisschen Sabber hier, ein bisschen Fell das fliegt, aber nix was der Rede wert wäre.

    Die richtig heftigen Attacken sind selten. Auch wenn jeder Angriff einer zu viel ist und meistens nicht sein muss.

    Selbst mein Kleiner kann sehr gut deeskalieren und regelt viele unschöne Szenen allein und das obwohl er gerne mal den Macker raushängen läßt. Natürlich hab ich immer ein Auge drauf. Das ist mit einem Hund viel einfacher.


    Bleib entspannt, beobachte und gönn deinem Hund die Kontakte. Wenn du arge bedenken hast, dann kommt dieser eine Kontakt halt nicht zustande. Dein Hund muss lernen wie man mit Konflikten umgeht, nur so wird er sich später selber angepaßt verhalten können.
    Laß dir generell nicht die Freude am Hund nehmen.

  • Weil hier wirklich ein paar sehr harte Geschichten dabei sind (da krieg ich schon beim Mitlesen Angst!), als Kontrast hier noch die Story vom beißwütigsten Hund im ganzen Revier: das war die berüchtigte Pekinesin Ida, steinalt, total zahnlos und geradezu besessen davon, ihre nicht mehr vorhandenen Zähne in jeden Hund zu hacken, der des Weges kam. Gelegenheit dazu hatte sie reichlich, denn Herrchen war ebenfalls schon sehr, sehr alt, mehr mit seinem Gehwagen beschäftigt, und Halsband oder gar Leine trug sie nicht.


    Das lief dann so: Angeleinter Terrier (ersetze durch x-beliebigen anderen Hund) auf einer Straßenseite, Ida auf der anderen. Ida sieht Hund, rast bellend los, notfalls auch auf fünfzig Meter Entfernung, kommt quer über die Straße und packt ohne Vorverhandlungen den Gegner am Hinterbein. Kurzes Getümmel, Ida auf Rücken geschmissen, losgelassen und läuft dann wieder zu Herrchen zurück.


    Der hat erst "IdAAAAA!!!" über die Straße gebrüllt, dann kommt, noch lauter, "Wenn Ihrer auch immer Streit anfängt!!!!", und dann tüdeln sie weiter. Keine Ahnung, was Ida davon hatte, da sie natürlich nie gewann und ständig der Bürgersteig mit ihr gefegt wurde - aber beim nächsten Zusammentreffen lief es genauso. Allein wir hatten die mehr als ein Dutzendmal buchstäblich am Bein.


    Erstaunlicherweise ist ihr nie was passiert dabei, die anderen Hunde haben sie wohl einfach nicht ernstgenommen. Das war sicher mal ein Vorteil der Kleinheit - aber man mußte schon an das Sprichwort denken: "Pekinesen können uralt werden - wenn nicht vorher einem anderen Hund die Geduld reißt."

  • Ich denke, wenn der Hund es überlebt, ist es leichter.


    Ja, die Selbstvorwürfe... Wir leben hier mit eher geringer Hundedichte und die meisten Hunde, denen wir so begegnen, kennen wir. Ich war damals (haha, vor knapp einem Jahr) meist mit allen Vieren unterwegs. Grisu eh angeleint, Joey souverän, die Shelties im Zweifelsfall von selbst bei/hinter mir. Und dann der plötzliche Angriff von hinten auf Grisu. Ich hab es gar nicht kommen sehen, es gab kein Bellen, nur den Angriff. Ich habe die Schäfer-Mixe weggebrüllt, ich kann das eigentlich. Ich bin gar nicht schlecht darin. Ich hätte nie gedacht, dass passiert mir gerade mit diesen meinen Hunden. Die Schäfer-Mixe ließen sich wirklich erst mal vertreiben von mir. Und ja, ich bekomme nicht aus dem Kopf, dass Joey so +- 15 Meter hinterher gelaufen ist, sie prügelt sich nicht, sie kann an sich gut Distanz rein bringen, kein Opfertyp, kein Angreifer. Ich war nur froh, da kommt Distanz zwischen die Schäfer-Mixe und Grisu/Smilla. An Faye hab ich nicht mal gedacht. Dann drehte Joey zu uns um und Faye rannte ihr entgegen. Für mich war die Situation vorbei. Der eine Schäfer-Mix war dann schneller umgedreht und bei Faye als ich überhaupt noch reagieren und denken konnte. Und dann war auch schon alles zu spät :(. Ich hab ungefähr eine Million mal gedacht, hätte ich Joey nur bei mir gehalten, sie wär nicht hinterher gerannt, ich hätt nur was sagen müssen. Oder Faye stattdessen stoppen. Ich hätte es doch verhindern können. Es ging alles so furchtbar schnell.


    Für mich ging damit alle Berechenbarkeit, jeder Glaube, dass Situationen gut ausgehen oder ich etwas bewirken kann kaputt. Das war wohl das schlimmste, neben Fayes Verlust. Ich halte mich nicht für unfähig, fremde Hunde einzuschätzen oder für unfähig, diese zu blocken oder für unfähig, meine Hunde bei mir zu behalten. Und dennoch ist das schlimmste passiert :(


    Dazu die Lügen der "Zeugin" und die Aussagen der Besitzerin, was mein Weltbild ein Stück zusätzlich zerstört hat. (so die Richtung: "das passiert halt mal, wenn alle Hunde frei laufen", "das sind ehemalige Straßenhunde, kann nicht sein, die sind eh super sozialisiert", "kommt nicht mehr vor, sie hätte ja dolle geschimpft", "die Hündin ist ein Angsthund und hat sich halt bedroht gefühlt, müssen wir Schuld gewesen sein"). Die Aussagen hat sie gegenüber der Tierärztin gemacht, die sie daraufhin angezeigt hat. Ich war dazu gar nicht in der Lage. Es gab letztlich einen Wesenstest und Auflagen. Ich hätte gedacht, das freut mich, aber emotional habe ich darauf irgendwie gar nicht reagiert. Ich kann nur hoffen, es hilft, dass anderen dieses Schicksal erspart bleibt.


    Ich habe wahnsinnig viel an Vertrauen in vielerlei Hinsicht verloren und eine Grundangst bei großen, unangeleinten Hunden ist immer da. Auch Joey hatte sehr lange damit zu kämpfen, sie stand ja daneben (ohne sich einzumischen, sie kann das gar nicht, die gute Seele). Aber einige Monate lang wurde sie richtig hysterisch bei großen, sich schnell nähernden Hunden. Ohne anzugreifen, einfach nur völlig... ja, an sich, wie ich mich gefühlt habe. Hilflosigkeit, Angst (in ihrem Fall gar nicht mal um sich selbst, denke ich), hysterisch bellend.


    Es verging noch kein einziger Tag, an dem ich nicht um Faye geweint habe. Sie war mein Herzenshund, mehr als jeder andere Hund hier. Ich weigere mich auch, dass als "Unfall" zu sehen, das hätte ganz klar verhindert werden können. Und es gibt leider noch mehr dieser Halter und in deren Händen solche Hunde in der Welt. Und es kann einen jederzeit wieder treffen. Ich hatte vor ein paar Jahren mal ein Plakat irgendwo bei Köln-Dünnwald auf einem Ausflug gesehen, da wurden 2 Hunde bzw. deren Halter gesucht, vom Besitzer eines totgebissenen Hundes. Und ich dachte, das ist mein schlimmster Alptraum, aber ich hab es ja gut im Griff. Das ist zerstört und potentiell sehr viel tödlich plötzlich.


    Und obwohl ich weiß, kleine Hunde sterben schneller, mag ich nicht auf Shelties verzichten und warte fast darauf, dafür abgestraft zu werden und der nächste Sheltie überlebt es nicht.

  • Das ist einfach so entsetzlich, aber bitte, bitte mach dir wenigstens keine Vorwürfe! Mit der Reaktionsgeschwindigkeit von Hunden KANNST du als beteiligter Mensch manchmal einfach nicht mithalten. No way. Da gibt es schlicht kein Eingreifen mehr. Das macht diese eigene Hilflosigkeit ja so schrecklich - aber ein Grund für Selbstvorwürfe ist es nicht auch noch. Du konntest einfach nichts tun.

  • Es ist so entsetzlich, wenn ein Angriff tödlich endet. Dass die anderen Besitzer wie die Geschichten hier ja eindrücklich zeigen, meist noch nicht mal einsehen, was da passiert ist, macht mich fassungslos.


    Jedes Mal, wenn ein kleiner Hund zu uns kommt, habe ich auch um den kleinen Hund Angst. Balou würde nie von sich aus anfangen, aber wie schnell kann es gehen?

    Ein Biss in die Nase und den Bauch (da beißen die Kleinen hier am liebsten hin) und Balou muss sich ja nur leicht wehren, um so einen Kleinen schwer zu verletzen. Dass die anderen da keine Angst um ihre Hunde haben...


    Balou ist hier als bissig bekannt, obwohl er nie einen Hund verletzt hat (bis auf das gequetschte Auge des Airedales). Er hat in Wirklichkeit nur Angst und droht, wenn ein Hund wirklich herkommt. Und wehrt sich natürlich, wenn er angefallen wird!

    Und mir ist es ehrlich gesagt ganz recht, dass wir so verschrien sind. Viele halten Abstand und haben das P in den Augen, seit ich mit zwei großen Hunden unterwegs bin.

    Dass meine immer unter Kontrolle und bei Sichtung sofort an der Leine sind, interessiert hier keinen.

    Schade, dass die zwei Rüdenbesitzerinnen, vor denen wir Reißaus nehmen, sich davon keine Scheibe abschneiden.

    Na ja die mit dem Hovi hat zwei weitere große Hunde und die mit dem Schäfer meint wohl, wir ziehen im Falle des Falles eh den Kürzeren :dead:

  • Silberhauch387

    Möchte dich auch nochmal darin bestärken keine Angst zu haben.

    Klar weiche ich aus wenn ich Schäferhunde ohne Leine sehe, nehme meine Hunde auch ran damit keine Dynamik durch Bewegung entsteht. Ansonsten aber lassen wir mit jedem Hund der möchte Kontakt zu und fragen oft auch aktiv nach wenn uns wer sympathisch erscheint.

    Teddy ist jetzt 5 1/2 Jahre alt und es gab nur einen Schäferhund der über den Zaun sprang und Teddy auf den Rücken warf und dann halt den Idioten der mich belästigt hat.

    Situationen in denen wer knurrt oder mal abschnappt laufen für mich unter Kommunikation. :)

  • Ich habe einen großen Hund und nichtsdestotrotz hat er schon einige Bisse kassiert.


    Der erste Biss war bei der BH - idiotischer Besitzer wirft einen Stock vom Platz in Richtung Mailo, zwei Hunde wollen den Stock haben, Konsequenz war eine Beißerei. Mailos Ohr war zerbissen, der Knorpel schaute raus.

    Getrennt hat mein Trainer die beiden Hunde, der Besitzer war überfordert.

    Dieser Hund ist übrigens öfter auffällig geworden.


    Der zweite Biss war ein Rottweiler, der erstaunlicherweise durchs offene Gartentor gelaufen ist und sich Mailo gekrallt hat. Zum Glück nur gerupftes Fell.

    Besitzer wurde frech, warum wir vor seinem Gartenzaun angeleint auf dem Fußweg gelaufen seien.


    Der dritte Biss waren zwei unangeleinte Hütehunde, einer davon (angeblich) taub, optisch garantiert doppelmerle. Zu zweit drauf auf den Hund, erst meine Schuhe mit Stahlkappe und meine dicke Lederleine haben den Angriff beendet. Besitzer macht genau gar nichts.

    Mailo hatte ein Loch in der Lefze, durch das man ins Maul schauen konnte.


    Es hat mich ewig gekostet, Mailo soweit zu trainieren, dass wir wieder ruhig an anderen Hunden vorbei kommen. Kontakt darf er nicht mehr haben, ICH werde da aggressiv. Ich kann aber sagen, dass mein doofes Butterblümchen nicht zurück schnappt. Der steht, kreischt und versucht zu flüchten.


    Und ja - man lernt managen, mal sieht Hunde kilometerweit im Vorraus, man wird vorsichtiger

  • Was mich immer besonders nervt ist halt das doch die meisten Leute nichtmal wissen wie man ein Halsband vernünftig anzieht.

    Neeeein, da müssen ja immer noch 5 Finger drunterpassen. Sonst ist das grausam.

    Da ist jeder Hund schneller raus als man gucken kann und zack, ist wieder was passiert. Aber mal endlich das Halsband vernünftig anziehen? Nein nein nein, das wäre ja grausam.

    Bei Geschirren das gleiche, der Hund wirft sich einfach nach hinten und steht nackig da, ab zum Angriff!

  • Ich bleibe bei Angriffen tatsächlich cool und gelassen, habe keinerlei Panik und breche auch nicht in Hektik aus.

    Ich kann klar denken und Entscheidungen treffen, die bisher immer Sinn gemacht haben.

    Dafür bin ich enorm dankbar.


    Mich erschreckt auch diese arschkalte Art von jenen Haltern, die wissen dass ihr Hund nicht ohne ist.

    Ja es kann immer was passieren.
    Ja es kann sogar zwei mal was passieren, da bin ich vielleicht bissel grossmütiger.

    Aber DANN weiss man es. Und man hat verdammt noch mal einfach mindestens eine Leine dabeizuhaben! Punkt.


    Ich kenn das auch, dass die Kleinen Freiwild sind - taucht dann der grosse Hund auf, ist ganz schnell fertig mit "ach hab dich mal nicht so!"

    Erlebe ich immer wieder.


    ich kann Naivität total verstehen, viele Menschen haben es einfach schlichtweg nicht auf dem Schirm, dass es auch unnette Hunde gibt.
    Der Schock sitzt da dann umso tiefer.

  • Was mich immer besonders nervt ist halt das doch die meisten Leute nichtmal wissen wie man ein Halsband vernünftig anzieht.

    Neeeein, da müssen ja immer noch 5 Finger drunterpassen. Sonst ist das grausam.

    Da ist jeder Hund schneller raus als man gucken kann und zack, ist wieder was passiert. Aber mal endlich das Halsband vernünftig anziehen? Nein nein nein, das wäre ja grausam.

    Bei Geschirren das gleiche, der Hund wirft sich einfach nach hinten und steht nackig da, ab zum Angriff!

    Ich bin auch so eine :smile:


    Aber da gibt's halt einen Trick und der heisst absichern mit zusätzlichem Zugstopphalsband.

    Habe ich immer an den nicht-ganz-ohne-Hunden. Tut nicht weh, stört nicht, ist nicht unangenehm solange alles läuft und easy ist.

    Und wenn's draufankommt ist es mir ehrlich scheissegal wenn der Hund, den ich an der Leine führe, würgt weil er festhängt.

    Aber das braucht enorm viel und bis auf ganz wenige Ausnahmen kann man es anders regeln. Wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen dass das Hundeli kein Harmlösilein ist.


    Eigentlich wäre es ganz einfach, gerade wenn man weiss, dass der Hund halt so seine ...Eigenheiten hat.

    Ich verstehe diese Leute echt nicht, die's immer wieder laufenlassen.

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