Arbeit mit der Schleppleine

  • Schleppleine Ally:

    Grund: Hohe Impulsivität, Reagieren statt Denken, Direkte Nähe zu Bahngleisen und Schnellstraße - demnach Absicherung, größere Chance einzugreifen, SL verschafft Zeit.


    Gleich vorweg: Der Hund hat Gehorsam, ist abrufbar, verlässt die Wege nicht bzw. lässt sich wieder rausrufen ohne Probleme, lässt sich auf große Distanz ablegen.


    In übersichtlichem Gebiet schleppt die SL und sie darf auch mehr Radius nutzen als die 10m der SL, solange sie gut ansprechbar ist. Merken wir, dass sie sich wegschießt wegen vieler Fährten, reduzieren wir den Radius. Ist sie ganz aufgekratzt, ist die SL in der Hand.

    In manchen Gebieten ist die SL denke ich aus Gewohnheit drauf und zu unserer Pseudo-Nervenberuhigung. Klar, wenn sie 20m vorne ist und etwas hoch geht dann muss ich sie abrufen können denn die SL hilft mir null. Das ist mir klar, das wurde auch zigfach trainiert. Im Ernstfall bremst die SL alleine durchs Schleifen kurz genug um sie schneller abrufen zu können (schwer zu erklären).


    Raven Schleppleine:

    Raven war an der Schleppi bis er ca. 8/9 Monate alt war. Ich vertraue Junghunden nicht genug um sie ganz frei laufen zu lassen, so ruckizucki sitzt dann doch nicht alles an Regeln.

    Aber seither ist die Schleppleine weg, außer ich mache bewusstes Freilauftraining zu sehr belebten Zeiten und übe hinter Hunden herzugehen im Freilauf, Begegnungen im Freilauf usw.


    Meine Grundregeln:

    - an der SL ziehe ich nie nen Hund wo raus, zurück oder nutze sie als megalange Leine

    - 1:1 die selben Regeln wie im Freilauf

    - Aufmerksamkeit des Hundes ist immer mit einem Ohr bei mir, sonst gibts keine Freiheiten

    - wenn ich 'zu weit' sage, ists zu weit. Dann möchte ich dass der Hund mit seiner Aufmerksamkeit so bei mir ist, dass er den Radius neu mit mir 'vereinbart'. Ich markere dann 2, 3 Mal den Radius den ich gerade okay finde. Leg ich das zB auf 15m fest möchte ich dass der Hund dort stoppt/langsamer wird und seine Ohren bei mir hat, lasse ich den Hund wieder weiter kriegt er dann ein 'ok', sage ich nix hat er in dem Radius zu bleiben.

    - wer hirnlos rennt muss bei mir oder hinter mir gehen bis er sich wieder abgekühlt hat, diese Impulsivität finde ich kontraproduktiv

  • Nilo, Podenco-Mischling:


    Er kam mit etwa drei Jahren zu mir und kannte wenig bis nichts. Also Schleppleine, bis er umweltsicher war, wir eine Bindung und Grundgehorsam aufgebaut hatten.


    Danach lief er etwa ein Jahr frei, bis zur ersten echten Wildbegegnung: ein Reh stand 5m vor uns auf dem Weg, starrte ihn an und setzte dann zur Flucht an, Nilo hinterher.


    Anschließend folgten 2 Jahre Antijagdtraining und sichere Signalerarbeitung an der Schlepp, genauso wie für den Freilauf gedacht: Rückruf, Stopp, Schau, Raus da mit abwechslungsreicher und der Anstrengung angepasster Belohnung. Gleichzeitig intensives Dummytraining.


    1,5 Jahre kürzte ich die Schlepp nach jedem erfolgreichen Spaziergang um wenige Zentimeter, so dass am Ende nur noch der klimpernde Karabiner am Hund war. Da die Schlepp meist schleppte in der Zeit, habe ich darüber nicht korrigiert, sondern im Zweifel nur gesichert.



    _______________


    Pelle, 4,5jähriger DSH/Kritikos Lagonikos-Mix läuft sein Leben lang an der Leine. Drei Jahre lang davon an der Flexi-Leine bei den Vorbesitzern.


    Pelle jagt und er würde andere Hunde stellen, weshalb er immer angeleint bleibt zur Sicherung. Zuletzt gab es erste zaghafte und erfolgreiche Versuche des Freilaufs und der schleppenden Schlepp, das aber nur an völlig einsamen Orten.


    Durch seine Flexi-Leinen-Karriere fiel ihm das Laufen an der Schlepp sehr schwer. Er rannte immer bis ans Ende der Leine und zog wie ein Ochse, weil er erstens den Widerstand in der Leine gewohnt war und keine Ahnung hatte, wie es sonst gehen sollte.


    Wir üben immer noch das Einhalten des Radiusses und haben gerade zu Beginn oft einfach in der Gegend herumgestanden, weil Wald und Feld ihn überforderten und Reize ihn überschwemmt haben. Auch heute stehen wir noch rum, wenn er sich nicht sortiert kriegt. Oder überbrücken eine aufregende Wegstrecke im Fuß, wo er Reize besser ausblenden kann.


    Ich korrigiere auch ihn nicht willentlich über die Leine, sondern wir arbeiten an Signalen. Aber dass er an der Schlepp läuft wie im Freilauf, davon sind wir noch ein Stück entfernt. Manchmal hängt er sich noch rein, dass ich denke, er sucht auch den starken Reiz am Brustgeschirr um sich zu spüren in überfordernden Situationen. Dann hole ich ihn ins Fuß, da erdet ihn die direkte Rückmeldung und physische Nähe zu mir. Oder wir stehen eben einfach erstmal herum. Manchmal reicht das aber auch nicht.


    Im Freilauf verhält er sich übrigens WIRKLICH komplett anders, als an der Schlepp. Er läuft viel freier, federnder, beschwingter. Sucht von sich aus ständig Kontakt und Bestätigung. Er schafft es die Konzentration etwa 20min zu halten, dann sind die Löffel aufgebraucht. Ich finde das ist aber eine große Leistung dafür, dass wir vor einem Jahr bei 30min Spaziergängen an der Schlepp angefangen haben.


    Insgesamt läuft er an guten Tagen 45min entspannt an der Schlepp. An sehr guten auch mal 60min. An schlechten Tagen ist selbst die Löserunde eigentlich zu viel.

  • Mein Rüde (2 Jahre, griechischer HSH/Jagdhundmix, starker, eigenständiger Jagdtrieb) trägt die Schlepp auch großteils zur Absicherung. Sie schleift zu 95% am Boden und bei Hundesichtung (oder Wildsichtung) nehme ich sie auf, rufe ihn ran und nehme ihn ins Gehorsam. Im Wald üben wir RR und ruhiges Schlendern, ich versuche das „nach vorne“ zu unterbinden bzw. Geschwindigkeit raus zu nehmen.


    Nur beim Ausreiten läuft er frei mit. Dafür aber mit Maulkorb gesichert. Bei Fremdhunde-Sichtung springe ich ab und leine an.

    Da er gelernt hat, auf der Forststraße zu bleiben, klappt das gut und er geht größtenteils ganz knapp hinter/neben meinem Pferd und ist ansprechbar und folgsam.

    Wenn er aus irgendwelchen Gründen zu hochgefahren ist und mich zu wenig beachtet oder den Radius nicht einhält, wird abgestiegen und angeleint.

    Ich will mir das Schlepp-Training einfach nicht versauen.

    Auf unserer Hausstrecke klappt ruhig mitlaufen wunderbar, auf anderen Reitwegen trau ich mich noch nicht ihn frei mit zu nehmen.


    Für uns ist es eine Hassliebe mit der Schlepp: Einerseits will man sie loswerden auf lange Sicht, andererseits nimmt sie dem Hund die Möglichkeit, RR zu ignorieren, Jagderfolg zu haben,....


    Unser Fazit: nach einem Jahr Schlepp ist zwar schon einiges verbessert worden, Level 2 ist jetzt Gehorsam bei Wildsichtung das wird sicher mindestens das doppelte an Jährchen und Training in Anspruch nehmen :lepra:


    Ein Hund ohne Jagdtrieb wäre ja wünschenswert, aber langweilig. Das red ich mir zumindest immer ein um mich zu motivieren xD


    Was allerdings unbedingt noch ergänzt werden muss, über Training, Konditionierung allein ist wirklich starker Jagdtrieb schwer bis kaum zu kontrollieren, der Grundstein dafür ist die Führung des Hundes. Und die beginnt bei Konsequenz und Respekt in den eigenen 4 Wänden zuhause.... (kleiner Reminder, auch für mich selbst)


    Lg von mir und dem schlimmsten aller Bären

  • Ich arbeite an sich sehr gerne mit der schlepp, habe das schleppleinen Training mit Strolch schon angefangen lange (ca 3 Monate) bevor ich ihn adoptiert habe. Seit dem hatte er wahnsinnige fortschritte gemacht. Er ist sehr stark auf aussenreize fixiert damals war der Mensch am anderen Ende der Leine, egal ob schlepp oder führleine, nur so ein lästiges etwas ohne das er eben nicht raus kommt. Er ist seine Wege gegangen und hat wie es so sein Ding war selbstständig entschieden wos langgeht. Inzwischen fragt er ganz brav ab wo wir langgehen wollen und wartet an einer feldwegkreuzung bis ich da bin und ihn wieder freigebe und die Richtung vorgebe. Vor kurzen sind wir von einer 10 m schlepp auf eine 20m umgestiegen (mehr Freiraum für ihn). Es klappt eigentlich alles sehr toll die einzige Dauer Problematik sind andere Hunde sobald er die sieht will er einfach da hin, wenn ich ihn rann hole, selten klappt da schon auch mal der Rückruf, im Fuß dann da bei bekannten Hunden, mit ihm hinschlendere und die Hunde und HH zuerst begrüße, scheint ihm die Hunde plötzlich egal zu sein. Mir kommt das dann immer so vor als ob er da einfach vorher nur abchecken wollte wer hier auf der Wiese unterwegs ist, hatt da vielleicht wer nen tip wie ich damit richtig umgehen soll?

  • Oh, unser Thema :pfeif: Ich habe eine NSDTR Hündin, die bereits mit gut 4 Monaten einen sehr ausgeprägten Jagdtrieb zeigte (auf Sicht und Spur) und trotz des großen Will to Please und grundsätzlich mittlerweile guten Grundgehorsams eine sehr passionierte Jägerin ist, die sich (noch?) nicht sicher abrufen lässt. Daher habe ich im Laufe der Zeit mehr und mehr akzeptieren müssen, dass die Schleppleine in Gebieten, in denen ich mir unsicher mit Wild(spuren) bin, die Schleppleine größtenteils dran ist.
    Grundsätzlich arbeite ich sehr regelmäßig mit ihr (Dummytraining und Mantrailing) und ermögliche ihr Freilauf, wann immer es möglich ist und ich das Restrisiko vertretbar finde. Zudem arbeite ich recht intensiv am Antijagdtraining.

    Unsere Schleppleine ist 15m, Biothane mit Handschlaufe und letztere halte ich in der Hand (einmal erlebt, wie es endet wenn ein Hund damit jagen geht - nie wieder! Zudem wäre ich niemals schnell genug, wenn sie eine frische Spur in der Nase hat oder Wild sieht, das ist ein Bruchteil einer Sekunde und der Hund ist weg). Ich nutze die Leine nicht für Korrekturen, sondern verhalte mich wie im Freilauf und arbeite mit körpersprachlichen und Verbalen Kommandos und Signalen. Meine Hündin bewegt sich daran auch sehr entspannt und "frei", die Schleppleine ist nie auf Spannung (wenn sie doch mal das Ende erreicht ohne zu stoppen oder langsamer zu werden, bleibe ich einfach stehen). Sie liebt es, flott zu traben und zwischendurch immer wieder zu schnüffeln - das funktioniert an der 15m Schleppleine bei uns hervorragend, daher fühlt sie sich auch nicht sichtlich eingeschränkt. Im Freilauf ist ihr Radius allerdings größer und dann wird natürlich auch mal richtig gefetzt oder mit anderen Hunden getobt. Generell gelten bei uns an der Schleppleine die gleichen Regeln wie im Freilauf.

    Mir gibt die Schleppleine viel Sicherheit, ich bin das Handling mittlerweile sehr gewöhnt und ich brauche mir damit in der Natur keine Sorgen machen, dass mein Hund jagt. Zudem gibt sie uns einen sicheren Rahmen, in dem wir an verschiedenen Themen trainieren können (auf dem Weg bleiben, von Spuren abwenden oder abrufen lassen, Wildsichtung ruhig aushalten können, locker an anderen Hunden vorbei gehen etc.). Vielleicht kommen wir irgendwann mit viel Training dahin, dass Freilauf noch öfter möglich oder die Schleppleine nicht mehr notwendig ist :ka::smile:

  • Pepe, Kleinpudel, 4 Jahre alt, läuft an der Schleppleine und ich gehe davon aus, dass wir aufgrund des doch sehr deutlich ausgeprägten Jagdtriebs dauerhaft nicht ohne Schleppleine auskommen werden. Freilauf gibt es bei ihm nur, wenn er gerade arbeitet (z.B. Dummytraining), da er dann so auf die Arbeit fokussiert ist, dass er Jagdreize nahezu komplett ausblendet.


    Wir haben im Moment eine 10 Meter lange Schleppleine aus Biothane im Einsatz, die ich an der Handschlaufe halte und sonst weitestgehend schleifen lasse. Sie dient vor allem als Sicherung, aber auch zwischendurch mal als Begrenzung, wenn er z.B. aufs Feld laufen will und nicht direkt hört. Außerdem haben wir antrainiert, nicht ziehend in den Schleppleine zu hängen, sondern es geht nur weiter, wenn die Spannung runter ist. Bei der Flexi klappt das leider bei ihm nicht wirklich, da scheint die Unterscheidung für ihn nicht so deutlich zu sein. Außerdem ist Pepe an der Flexi hier nerviger für die anderen beiden Hunde. Daher kommt hier überwiegend die Schleppleine zum Einsatz, obwohl ich die Flexi eigentlich praktischer finde.


    Die anderen Beiden sowie die Familiengroßpudeldame hingen wenn überhaupt nur kurze Zeit an der Schleppleine, um bestimmte Baustellen zu trainieren. Früher habe ich die Schlepp auch noch komplett ohne Festhalten schleifen lassen, das wäre mir heute viel zu gefährlich.

  • Hatte mir anfangs mal eine robuste 10m flexi geholt die Inst allerdings komplett verbannt da mein lieber Strolch es damit wunderbar gelernt hat wie ein irrer zu ziehen :doh:. Hatt mir dann gleich wieder neues training für alt bekanntes wissen gebracht, Fazit nie niiiiemals wieder flex. Schleifen lassen hab ich ne zeitlang probiert, mein kleiner Schlaumeier hats schnell begriffen: gehe ich ne zeitlang brav 5m neben Frauchen kann ich ordentlich durchstarten dann kommt se garnicht so fix ans Ende der Leine. Bin dann immer mal zuck zack mit ihm übers Feld damit das Ende der schlepp immer vor mir ist, war mir auf Dauer aber doch etwas nervig, also Schlaufe in der Hand. Jetzt mit der 20m kommt geht die Leine auch nur selten auf Spannung und wenn dann bleib ich stehen wenn er dann nicht zu mir kommt brauch ich idr nur andeuten das ich mich umdrehe (es sei denn ein wirklich interessanter hund ist in Sicht) dann kommt er schon zurück geflitzt. Mir ist das wichtig leine auf Spannung er kommt zurück und wartet neben mir bis er wieder frei kriegt und weiter schnüffeln darf. Das schnüffeln dürfen ist da die beste Belohnung für ihn.

    Jagdtrieb ist tatsächlich eher gering beziehungsweise kann ich ihn da echt gut abrufen. Hüte trieb ist bei ihm schon eher da im Herbst hat mein kleiner Held mich vor den ganz gefährlichen Rehen beschützt und hat die ganz gezielt von mir weg getrieben :headbash:. Auch da kann man ihn ganz gut ab rufen mal sehen wies im Frühjahr wird wenn die Rehe wieder da stehen.

  • Kann jemand eine biothane-Leine 15m oder 10m empfehlen? Mich nervt bei der leichten Nylon so, dass sie bei Regen trotzdem schwerer wird.


    Eine andere Frage: habt ihr irgendwelche Ideen, Tipps, wie man am Wild trainiert, Wildpark oder so? Hat das jemand schon mal gemacht? Eventuell desensibilisiert das ja den Geruch bzw. lernt der Hund auch mit Wildfährte in der Nase zu gehorchen und man hat evtl mehr Sichtungen an denen man üben kann.


    Wir gehen oft extra fürs Training in den tiefsten Wald und haben nicht eine Wildsichtung (oder ich bin einfach zu blind)

  • Also mein Hund (und auch ein anderer, den ich manchmal zur Pflege hatte mit extremem Jagdtrieb) interessiert sich nicht für Wild im Gehege. Die beiden können da deutlich unterscheiden ob das freilaufendes Wild ist oder eingesperrtes hinter Zaun. Habe aber das Glück, dass ich immer wenn ich will, abends eine Runde gehen kann an der wir auf Rehe auf der Wiese treffen (100m hinterm Haus) und ich dort üben kann.

  • Ich hab auch das Glück das bei uns (ausser jetzt im Winter) immer mindestens eine Gruppe von 4-6 Rehen auf dem hunde Feld rumstehen die sind teils so abgehärtet das die erst ab 20m Distanz überhaupt ne Reaktion zeigen. Unser rekord waren 14 Rehe auf 2 Gruppen verteilt, da kann man großartig üben.

    Mit biothane Empfehlungen kann ich leider nicht dienen ich mag die nicht weil sobald die Teile feucht werden viel zu rutschig sind.

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