Mein Border-Collie und Ich...

  • Guten Tag,


    meine Name ist Florian - ich bin neu hier und seit ein paar Wochen nun Hundebesitzer. Nach jahrelangem Überlegen war es für mich soweit: Ich wollte mir einen Hund anschaffen. Ich stehe gerade mit einem (halbwegs stabilen) Bein in der Selbstständigkeit und bin im tätig. Die Finanzen ließen es zu. Mit einer Zwei-Zimmer-Wohnung mit großen, grünen Innenhof in Parknähe in Berlin waren auch diese Umstände gut... Anfangs tendierte ich zu einem Labrador (Mischling) - was sich jedoch nach einigem Überlegen als unpraktisch herausstellte. Ich wohne im 4. Stock, leider ohne Fahrstuhl und somit war klar, dass ich den Hund mind. 7 Monate tragen würde und auch planen muss, dass ich den eventuell mal tragen muss, wenn er verletzt ist oder er älter wird (wobei ich plane, bis dahin umgezogen zu sein...) - schließlich fiel meine Wahl - nach reichlich Recherche und Überlegungen auf einen Border Collie.


    Also habe ich mir im November 2020 einen Wurf Border-Collies (*17. Oktober) angeschaut und es war geplant, dass Mitte Januar ein kleiner Rüde zu mir nach Berlin kommen wird. Tatsächlich kam es aufgrund des zweiten Lockdowns etwas früher dazu: Die Besitzer hatten in Rücksprache mit dem Tierarzt geschaut, ob man schon ab Woche 8 die Welpen in das neue Zuhause umsiedeln kann ... so kam mein blonder Border-Collie Oskar schon am 17. Dezember zu mir - mit knapp 9 Wochen Alter. Mein Partner hat eine Jack-Russel-Terrier Dame (14 Monate), der offiziell nicht bei mir wohnt, aber doch derzeit jeden Tag hier ist und auch hier schläft. Die beiden haben sich sehr gut verstanden, spielen gut und lassen sich aber auch in Ruhe, wenn einer Müde ist.


    Schon nach einer Woche fuhr ich mit Oskar zu meiner Familie über Weihnachten, wo er den Trubel mit Kindern extrem gut weggesteckt hat und seinen ersten Schnee kennenlernte. Ergebnis: Durchfalls, weil er natürlich viel gefressen hat. Im neuen Jahr lief es dann eigentlich auch alles gut ... Wir fuhren auch das erste Mal in den Hundeauslauf, wo er nach anfänglichem Zögern auch mit anderen Hunden spielte - wenn es ihm zu stressig / wild wird - kommt er zurück und setzt sich an meine Beine (oder an die Beine von einem anderen Herrchen / Frauchen, wenn er meine nicht schnell genug identifizieren kann).


    In meinen Augen haben wir eine gute Bindung inzwischen aufgebaut: Er hört auf "Nein", macht Sitz und Platz und reagiert auf seinen Namen. Er schläft oft (tagsüber) auf dem Boden (vor der Tür auf dem Flur, in der Küche oder neben meinem Schreibtisch) und holt sich dann und wann Streichel- und Kuscheleinheiten ab. Tagsüber - während der Arbeit - schläft er viel, bzw. entspannt viel. Ich gehe alle 2-3 Stunden runter mit ihm, damit er sich lösen kann und in der Mittagspause wird auch mal gespielt, damit er etwas Beschäftigung bekommt. Ich schaue derzeit, dass er nicht zu stark ausgelastet wird im jungen Alter, dass ich mir keinen Beschäftigungsjunkie erziehe hier ...


    Stubenrein ist er leider noch nicht ganz, aber glaube das wird langsam. Er signalisiert inzwischen immer gut, wenn er muss. Nachts ist in der Hundebox und hat von Tag 1 an 7 Stunden durchgehalten. Inzwischen sind es auch mal 8-10 Stunden, je nachdem, wann wir ins Bett gehen. Vor 8 Uhr macht er sich häufig nicht bemerkbar.


    Das Alleinsein wird auch geübt - im Schnitt beruhigt er sich nach 3 Minuten Jaulen und legt sich meist irgendwo hin. Wenn der Jack Russel von meinem Freund da ist, wird natürlich etwas gespielt - muss man ja Ausnutzen, wenn niemand das unterbindet in der Wohnung...


    Manchmal habe ich die Befürchtung, dass ich irgendwas falsch mache. Bin ich zu streng? Bin ich zu lieb? Sollte ich konsequenter sein? Sollte ich weniger streng sein? Gerade wenn man draußen ist, kriegt man schnell verurteilende Blicke ab, weil man etwas energischer (nicht schreiend) "Nein" sagt oder seinen Hund zurecht weist. Tatsächlich habe ich aber den Anspruch, dass der mir nicht in ein paar Jahren auf der Nase rumtanzen soll ...


    Seit ein paar Tagen scheint er wieder etwas trotzig zu sein. Gestern beim Gassigehen (eine Tour von ca. 15-20 Minuten) fängt er plötzlich an ALLE vorbeigehenden Menschen anzubellen, will sie anspringen und lässt sich auch erst Beruhigen, wenn man vorbei ist. Im Innenhof hat er gestern eine Nachbarin fast angriffslustig angebellt, als diese Ihren Müll rausbrachte.


    Heute war es wieder etwas besser ... Er lies sich zurückrufen, als Nachbarn im Innenhof waren und hat heute mal nicht gebellt. Trotzdem funktioniert das "Hier" gerade nicht so gut, er kommt meist erst, wenn sich der Ton etwas strenger gestaltet.


    Haben andere Border-Collie-Besitzer vielleicht Tipps? Bin ich zu streng oder zu lasch? Wie sind eure Erfahrungen?


    So... halbes Tagebuch hier niedergeschrieben, das ich gar nicht führe. Aber irgendwie war ich gerade so drin ... tears-of-joy-dog-face

  • Also zum Thema "zu streng/zu lieb" hörst Du am besten auf Dein Bauchgefühl und läßt Dich nicht von anderen irritieren. Jeder Hund ist anders, es gibt kein Patentrezept, was für alle Hunde richtig ist. Wo beim einen ein strenger Blick genügt, braucht der andere eine klare Ansage.

    Ansonsten suchst Du Dir am besten einen guten Hundeverein, wo Du das "Hunde-Einmaleins" lernst und auch Tipps bekommst, wie Du den Burschen rassegerecht auslasten kannst. Border Collies sind ja eher anspruchsvoll, was die Auslastung angeht.


    LG,Gisela

  • Also zum Thema "zu streng/zu lieb" hörst Du am besten auf Dein Bauchgefühl und läßt Dich nicht von anderen irritieren. Jeder Hund ist anders, es gibt kein Patentrezept, was für alle Hunde richtig ist. Wo beim einen ein strenger Blick genügt, braucht der andere eine klare Ansage.

    Ansonsten suchst Du Dir am besten einen guten Hundeverein, wo Du das "Hunde-Einmaleins" lernst und auch Tipps bekommst, wie Du den Burschen rassegerecht auslasten kannst. Border Collies sind ja eher anspruchsvoll, was die Auslastung angeht.

    Ich habe auch bisher die Erfahrung gemacht, dass es zumindest in 90% der Fälle funktioniert - und wenn nicht, ist es Tagesform abhängig - mit dem Kleinen und mir. Gestern hat er z.B. das "hier" versucht zu ignorieren, am Ende ist er dann doch gekommen, wenn ich etwas ungehaltener klang... er scheint bisschen die Grenzen auszutesten.


    Im Hundeauslauf, wo er sich gut auspowert, hört auf "hier" wiederum ziemlich gut - sofern er nicht gerade im einen Tobanfall ist und durch die Gegend sprintet. Sobald aber abgebremst wird, reagiert er meist sofort ...

  • Was macht ihr täglich so? Wenn er nicht hört würde ich eine schleppleine zur Absicherung dran machen. Kommt er von einem VDH Züchter?

  • Gestern hat er z.B. das "hier" versucht zu ignorieren, am Ende ist er dann doch gekommen, wenn ich etwas ungehaltener klang...

    Da würde ich persönlich nicht drauf setzen. Der Hund braucht ja einen Grund, zu dir zu kommen. Frauchen klingt ungehalten, ist gerade wenn das Kommando nicht wirklich verinnerlicht ist, kein guter Grund. Von einem ungehalten (schlecht gelaunten) Sozialpartner hält man sich allgemein lieber fern, kennst du sicher selber :smile:. Noch ist es ein Welpe, der sucht eh Nähe und neigt eher zum beschwichtigen, aber aufbauen besser über hohen Anreiz + Absicherung (z.B. Schleppleine am Geschirr).


    Wie belohnst du denn? Muss er sich mit den Reizen auseinandersetzen, also nehmen Nachbarn und Co dann auch mal Kontakt zum Zwergi auf? Dann denkt er halt, er muss sich im Zweifelsfall eh damit auseinandersetzen.


    Zum anbellen: Border Collies sind sehr reizoffen und reagieren sehr schnell. Da kommt es darauf an, ihnen beizubringen, da kümmer ich mich drum, bzw. ihnen alternatives Verhalten aufzutrainieren. Aufgaben nehmen sie ja gerne an. Ich habe gute Erfahrungen mit (automatischer) Umorienterung ab Welpenalter gemact. Also zu Reiz xy geht es eh nicht, aber bei mir ist es richtig gut! Anreize und Absicherung schaffen, aber dem Hund schon früh eine gewisse Entscheidung überlassen, so dass er denkt, das wächst auf seinem Mist, dass er sich so verhalten will :lol:. Bei meinen Hütis gehe ich kaum über Abruf (Aussies, Border und Shelties), sondern trainiere lieber auf, dass sie sich passend entscheiden :smile:. Dazu gehört aber ganz klar auch, dass dein Hund sich bei Begegnungen auf dich verlassen kann und eben genau nicht selbst gezwungen ist, sich auseinander zu setzen. Und ganz ehrlich, das stelle ich mir in Berlin eher schwer vor. Daher nur my 2 Cents

  • Seit ein paar Tagen scheint er wieder etwas trotzig zu sein. Gestern beim Gassigehen (eine Tour von ca. 15-20 Minuten) fängt er plötzlich an ALLE vorbeigehenden Menschen anzubellen, will sie anspringen und lässt sich auch erst Beruhigen, wenn man vorbei ist. Im Innenhof hat er gestern eine Nachbarin fast angriffslustig angebellt, als diese Ihren Müll rausbrachte.

    Das ist nicht Trotz, das ist Unsicherheit/Ängstlichkeit. Entweder ist er durch zuviel Reize in rascher Folge überlastet, oder er gruselt sich. Es gibt durchaus verschiedene Phasen in der Welpen- und Jugendzeit, wo eigentlich schon vertraute Dinge erneut gruselig erscheinen können. Ganz zu schweigen von solchen, die man noch nicht kennt. Eine Nachbarin mit Tüten ist in Welpenaugen etwas ganz anders als dieselbe Nachbarin ohne Tüten.


    Gestern hat er z.B. das "hier" versucht zu ignorieren, am Ende ist er dann doch gekommen, wenn ich etwas ungehaltener klang... er scheint bisschen die Grenzen auszutesten.

    Vermutlich war er einfach abgelenkt. In dem Alter sollte man Kommandos immer nur geben, wenn man 50 Euro darauf verwetten würde, daß der Hund das Kommando in diesem Moment auch wirklich befolgen wird.

    Auch wenn es ohne oder mit geringer Ablenkung schon gut klappt, der junge Hund ist noch mitten in der Lernphase. Wenn er ein Kommando nicht befolgt, dann nicht, um Grenzen auszutesten, sondern weil er es schlicht noch nicht gut genug beherrscht bzw abgelenkt ist.

    Das vergißt man gerade bei schnell lernenden Rassen wie Border Collies nur zu leicht.


    Wenn du diese Faustregel befolgst, dann brauchst du nie lauter und strenger werden.


    Dagmar & Cara

  • Hallo,

    Deine Erwartungen an den kleinen Kerl sind ja sehr hoch und ich habe das Gefühl, Du vergisst, dass er noch ein Baby ist. Barsche oder strenge Töne sind bei einem BC in der Regel nicht nötig, da die Hunde so viel "will to please" haben, dass sie auf die leisesten Worte reagieren

    Ansonsten suchst Du Dir am besten einen guten Hundeverein, wo Du das "Hunde-Einmaleins" lernst und auch Tipps bekommst, wie Du den Burschen rassegerecht auslasten kannst. Border Collies sind ja eher anspruchsvoll, was die Auslastung angeht.

    Gut, da liegt ja derzeit der Hase im Pfeffer, denn die Vereine und Schulen sind geschlossen. Mit Hundeverein habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht, da die wenigsten Trainer sich mit Border Collies auskennen und da kann der Schuss gewaltig nach hinten losgehen

    Gute Hundeschule wäre da eher mein Ding, aber das ist nur meine Meinung und Erfahrung

    Im Hundeauslauf, wo er sich gut auspowert, hört auf "hier" wiederum ziemlich gut - sofern er nicht gerade im einen Tobanfall ist und durch die Gegend sprintet. Sobald aber abgebremst wird, reagiert er meist sofort ...

    Hundeausläufe würde ich generell mit einem Welpen nicht besuchen, da die Hundehalter oft herumstehen und die Hunde ihr Ding machen lassen, ohne darauf zu achten, was ihr Hund tut. Es kann, gerade für Hundeanfänger Situatioinen geben, die für den Welpen nicht positiv sind, die aber vom Menschen falsch eingeschätzt werden.

    Suche Dir lieber ein paar nette Hunde, mit denen Du regelmäßig spazieren gehst


    Was macht ihr täglich so?

    Ich hoffe, nicht zu viel, denn dazu ist der Hund noch zu jung. Macht man mit einem Border im jungen Alter zuviel, hat man später ev einen durchgeknallten Hund, der nicht zur Ruhe kommt

  • Ich hab eine 1.5 jährige Borderhündin und hatte auch vor ihr reichlich mit der Rasse zu tun. Meiner Meinung nach gibt es eine recht grosse Bandbreite, wie sensibel, eigenständig und entscheidungsfreudig so ein Bordertier ist. Finde es schwer zu pauschalisieren, aber auf das eigene Bauchgefühl ist in der Regel recht gut Verlass.

  • Da würde ich persönlich nicht drauf setzen. Der Hund braucht ja einen Grund, zu dir zu kommen. Frauchen klingt ungehalten, ist gerade wenn das Kommando nicht wirklich verinnerlicht ist, kein guter Grund. Von einem ungehalten (schlecht gelaunten) Sozialpartner hält man sich allgemein lieber fern, kennst du sicher selber :smile:. Noch ist es ein Welpe, der sucht eh Nähe und neigt eher zum beschwichtigen, aber aufbauen besser über hohen Anreiz + Absicherung (z.B. Schleppleine am Geschirr).

    Tatsächlich klappt es an der Schleppleine unfassbar gut, da hört er aufs Wort. :D Also im Großen und Ganzen läuft es wirklich gut ... ich klinge hier wohl echt verzweifelter, als ich bin.

    Wie belohnst du denn? Muss er sich mit den Reizen auseinandersetzen, also nehmen Nachbarn und Co dann auch mal Kontakt zum Zwergi auf? Dann denkt er halt, er muss sich im Zweifelsfall eh damit auseinandersetzen.

    Natürlich bekommt er ein Leckerli oder ich hol ein Spielzeug raus. Tatsächlich ignorieren die meisten Nachbarn ihn gekonnt und gehen wenig auf ihn ein.

    Zum anbellen: Border Collies sind sehr reizoffen und reagieren sehr schnell. Da kommt es darauf an, ihnen beizubringen, da kümmer ich mich drum, bzw. ihnen alternatives Verhalten aufzutrainieren. Aufgaben nehmen sie ja gerne an. Ich habe gute Erfahrungen mit (automatischer) Umorienterung ab Welpenalter gemact. Also zu Reiz xy geht es eh nicht, aber bei mir ist es richtig gut! Anreize und Absicherung schaffen, aber dem Hund schon früh eine gewisse Entscheidung überlassen, so dass er denkt, das wächst auf seinem Mist, dass er sich so verhalten will :lol:. Bei meinen Hütis gehe ich kaum über Abruf (Aussies, Border und Shelties), sondern trainiere lieber auf, dass sie sich passend entscheiden :smile:. Dazu gehört aber ganz klar auch, dass dein Hund sich bei Begegnungen auf dich verlassen kann und eben genau nicht selbst gezwungen ist, sich auseinander zu setzen. Und ganz ehrlich, das stelle ich mir in Berlin eher schwer vor. Daher nur my 2 Cents

    Das nehme ich mal mit ... ich arbeite da auch gerade wirklich dran. Heute z.B. hat er die Nachbarn im Innenhof angeguckt, und lies nach einem ruhigen Wort von mir sofort davon ab, dahin zu gehen. Das habe ich natürlich dann entsprechend belohnt. :-)


    Hallo,

    Deine Erwartungen an den kleinen Kerl sind ja sehr hoch und ich habe das Gefühl, Du vergisst, dass er noch ein Baby ist. Barsche oder strenge Töne sind bei einem BC in der Regel nicht nötig, da die Hunde so viel "will to please" haben, dass sie auf die leisesten Worte reagieren

    Eigentlich sind meine Erwartungen gar nicht so hoch ... ich weiß ja, dass er noch jung ist und Konsequenz schlichtweg notwendig ist. Bisher ist vieles eben tagesformabhängig, aber im Großen und Ganzen funktioniert es wirklich gut.

  • Also nachdem ich Montag bisschen gestresst war, weil Oskar plötzlich Spaziergänger anbellte und so gar nicht auf "hier" reagiert hat, wenn ein Nachbar auftauchte - läuft es seit Dienstag wieder einwandfrei. Es wird keiner angebellt, es wird zwar versucht hinzugehen, aber auf ein Nein und Saftes zurückziehen der Leine, reagiert er gut und geht (zwar stockend, aber) weiter ... ist halt wie es ist, ne? Tagesformabhängig und alles eine Frage der Zeit und Konsequenz...


    Gestern hat er schon 4 Stunden einhalten können, also Projekt Stubenrein läuft auch immer besser. Im Schnitt muss er alle 2-3 Stunden sich lösen; aber er macht sich bemerkbar und vermeidet bereits Unfälle in der Wohnung...

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