Wo fängt Vermenschlichung an, bzw. Was ist Vermenschlichung?

  • Also ich empfinde es immer als sehr vermenschlichend wenn Menschen glauben sie könnten mit ihren Hunden eine sinnvolle Konversation führen. Damit meine ich insbesondere die Art der sprachlichen ( nicht körpersprachlich, sondern im Sinne von eine Unterhaltung führen) Konversation, die den Zweck beinhaltet der Hund könne daraus irgendetwas lernen.


    Bspw erlebe ich es öfter vor allem bei älteren Haltern kleiner Hunde, dass sie wenn sie einen anderen Hund sehen im Vorfeld schon anfangen ihren Hund anzuquatschen sobald ein Fremdhund im Blickfeld ist :

    ,, Nein, Nein! Lieb sein! Sei jetzt bitte lieb Schatz! "

    ,, Ach Mann - guck dir den da hinten an, der ist so lieb und wieso kannst du das nicht? Benehm dich doch bitte mal"

    Ich quassel auch immer wieder mal mit meinem Hund. Ich öffne sogar manchmal die Tür des Kauartikel Schrank, und frag sie was sie denn gerne hätte, bzw ermuntere sie dazu sich etwas auszusuchen tears-of-joy-dog-face

    Könnte man als Vermenschlichend Werten, vielleicht, aber daran is ja auch nix schlechtes.

    Manchmal fluche ich auch über das Tier und Wunder mich wie viele Menschen vollkommen empört drüber sind, wenn ich sowas sage wie ,, Heute war sie wieder voll die Arschkuh/Kröte" oder ,, Die blöde Nuss hat heut wieder irgendeinen Mist gefressen der draußen rum liegt". Ich mein das ja nicht ernst, und dem Hund geht die Wortwahl ohnehin vollkommen am Allerwertesten vorbei :ka:

    Aber von manchen kommt dann sowas wie,, :shocked:Du kannst doch deinen Hund nicht so nennen! " oder,, Ochjö du arme, hat die dich wieder.... genannt :no:"( zB von meiner Mutter)


    Auch irritiert es mich etwas wie schnell das ganze Weltbild einiger Menschen oder Hundehalter zusammen bricht, wenn man selbst auf die Idee kommt mit dem Hund zu arbeiten, und ein "Nein" bspw auch wirklich heißt,, Du lässt das jetzt gefälligst" als nur,, Nein, lass das bitte sein Fiffi".

    Wenn der Hund gleich arm dran ist weil man es wagt die Leine einzuküren, wärend Fiffi sich an der ausgefahrenen Flexi dauernd fast in Gefahren stürzt. Nur, damit das süße Fiffilein keinen Schaden erleidet wenn man seinen Radius begrenzen würde.


    Oder wenn man Hunden abspricht was sie sind. Darunter fallen für mich auch Sätze wie,, Der kann nicht beißen" oder,, Der is total lieb und wird niemals nie aggressiv". Das würde implizieren dass es sich um ein Plüschtier handelt, welchem einige Verhaltensweisen schlichtweg fehlen, wie so ein Gefühls-amputiertem Individuum.

    Wenn es natürlich stimmt und es bisher nie vorgekommen ist, is es natürlich was Anderes. Aber ein Hund der kein, wirklich kein einziges Mal im Leben in irgendeiner Form irgendeinem Lebewesen droht oder drohen kann? Halte ich für ein Fabelwesen ^^



    Und wo ich oben kurz bei meiner Mutter war : Sie ist bspw der Ansicht das arme Tier braucht ein Stück Käse wenn sie grade Käse isst, weil sie sonst total traurig und vollends deprimiert ist :pfeif:

    Jawoll, mein Hund gibt sich die Kugel oder stürzt sich von der nächsten Brücke weil sie keinen Gouda/Cheddar/Brie abhaben darf :ugly:

    ( ihr glaubt garnicht wie schnell aus einem Hund nach "einem Stückchen Käse" zur Kugel mutiert :lepra:)

  • Unter Vermenschlichung gehört mMn auch, wenn Jemand seinen Hund zu sehr liebt und ihn komplett für seine menschlichen Gefühlswelt vereinahmt, im Gegenzug dazu aber die zwischenhündische Welt gar nicht mehr oder komplett falsch wahr nimmt.

    So dass er nicht mehr erkennt, das der Hund neben den menschlichen Beziehungen auch einen ganz großen Anteil hündische Beziehungen/Nichtbeziehungen und Kommunikation pflegt.

    Wenn der Mensch dann zb aus allen Wolken fällt, wenn sein geliebter Freund eine anderen Hund beisst, weil das überhaupt nicht in sein Weltbild von seinem Familienhund passt.

  • Eine gewisse Vermenschlichung ist, denke ich, normal, wenn man mit einem Tier den Haushalt teilt. Das fängt ja schon an, wenn man sich manchmal fragt, was der Hund, die Katze, das Meerschweinchen wohl gerade denkt. Das finde ich sehr vermenschlichend - aber nicht problematisch, sondern irgendwie normal.

    Bei uns ist es so, dass mein Mann es vermenschlichend findet, dass Sasa, wenn sie will, nachts ins Bett darf. Ich finde es irgendwie nur fair, denn wenn sie nachts Nähe möchte, warum sollte ich ihr das nehmen? Sie kommt abends entweder aus freien Stücken hoch oder lässt es bleiben.


    Schlimm finde ich es dann, wenn man das Tier nicht mehr Tier sein lässt. Das ist ja gerade bei den ganz kleinen Hunden verbreitet. Man sieht das teilweise in den Kleinanzeigen, dass Hündchen rosa Rüschenkleidchen tragen, Zuhause wohlgemerkt. Das finde ich persönlich zu viel, da merkt man, dass das Tier kein Tier mehr ist oder sein darf, sondern am liebsten ein Kuscheltier sein soll. Wenn ich dann bedenke, wie beliebt Chihuahuas oder Pomeranians sind, und wie selten man sie auf der Straße sieht, und wie viel seltener im Wald oder auf dem Feld, zerstört das Kuscheltierimage ihnen halt auch einen Teil der Lebensqualität. Hier im Viertel habe ich mich mit einer Frau unterhalten, die geht einmal am Tag raus mit ihrem Kleinen (sehr kleiner Mischling), ansonsten geht der aufs Hundeklo in der Wohnung und kläfft halt vom Balkon runter.

    Das Tier zu vermenschlichen bedeutet für mich auch, ihm die natürliche Freude an Bewegung abzusprechen. Klar schläft und döst ein Hund viel. Aber die wollen halt auch raus und was erleben. Ich wurde mittlerweile schon mehrfach von Menschen angesprochen, die meinten, dass mein armes kleines Hündchen ja auch nicht so fürs Laufen gemacht ist. Und das ohne Grund, denn wir sind jeden Tag, je nach Wetter, zwei Stunden draußen, am Wochenende geht es wandern, wenn das Wetter es einigermaßen zulässt.


    Ich würde, selbst wenn es bei Sasa ginge, nie auf die Idee kommen, ihr die Haare zu färben. Ich finde das auch unnötig, auch wenn ich das irgendwie schon niedlich finde, ich gebe es zu. Zu mir würde das aber eh nicht passen. Vermenschlichend? Ja, vielleicht.


    Solange Vermenschlichung dem Tier nicht schadet, sehe ich dabei aber kein Problem. Genauso schlimm ist es, wenn man ein Tier nur als Gegenstand wahrnimmt, der zu funktionieren hat. Die meisten werden aber eh von sich aus einen Mittelweg zwischen den beiden Extremen wählen. Und da kommt es ja auf das ganz individuelle Gespann aus Hund und Halter an, was gut funktioniert und sich gut anfühlt und was eben nicht.

  • Aber genau das beschreibt meinen Punkt ganz gut. Du nennst es "unfassbar arrogant", wie Menschen damals waren.

    Ich finde es nicht unfassbar arrogant wie Menschen "damals" waren, ich finde es unfassbar arrogant sich selbst zur Krone der Schöpfung zu ernennen und alles was man nicht versteht/verstehen will als dumm und minderwertig, komplett unabhängig vom Zeitalter. Kleiner, aber bedeutsamer Unterschied.

    Aber das hat nichts mehr mit dem Thema zu tun.


    Es kann aber natürlich auch einfach sein, dass wir etwas aneinander vorbei reden. Das ist halt immer das Problem bei rein schriftlicher Kommunikation mit Fremden.

  • Vermenschlichung ist für mich wenn man der Meinung ist einen Hund wie einen Menschen behandeln zu müssen, sprich welpe mit Baby gleich setzt und sich eunredet das man es mit der Erziehung nicht so genau nehmen muss.


    Hunde sehen in Menschen ein Rudelmitglied und wir Mensch sollten uns dem Hund gegenüber auch so verhalten wie es ein Leittier eines Rudels tun würde.


    Da sind viele Dinge anders als bei uns Menschen.

  • Hunde sehen in Menschen ein Rudelmitglied und wir Mensch sollten uns dem Hund gegenüber auch so verhalten wie es ein Leittier eines Rudels tun würde.

    DAS ist für mich Vermenschlichung - oder Mensch-verhundlichung, besser formuliert.

  • Ich denke, wir alle vermenschlichen unsere Haustiere. Das ist normal und per se auch nichts schlimmes.

    Es wird erst zum Problem, wenn vom Tier menschliche Emotionen, Verhaltensweisen und Einsichten erwartet und vorausgesetzt werden, die es nicht erbringen kann.

  • Ich schreibe es gerne in Disskussionen wo dieses Schlagwort fällt. Meist von Menschen die noch nie näher darüber nachgedacht haben, es schon mal im Zusammenhang mit Mantel, Baden und Couch gehört haben und dann einfach auch benutzen.

    Das Problem ist so gut wie nie die Vermenschlichung, sondern die Enthundlichung des Hundes (Verschläge für nen besseren Begriff?) wenn Hunde in ihren Bedürfnissen nicht ernst genommen werden oder ihnen sehr viel mehr Kompetenz zugesprochen wird als sie kognitiv haben können. Wenn komplett vergessen wird das man im Grunde mit einem Raubtier mit Zähnen zusammen lebt, das wenn es wollte uns wirklich verletzen könnte. Das ist ein Problem.

  • meiner Meinung nach wirds Problematisch wenn dem Tier (jetzt egal ob ein Hund, ne Katze oder ein Hamster) kognitive Vorgänge zugesagt werden zu denen sie nicht imstande sind.


    Und da ist es egal ob es nun anerzogene Vorgänge sind (z.b Moral) oder natürliche.


    So Späße wie "der deckt doch niemals seine Tochter, das ist doch inzest!". Oder "der wird dem Kaninchen nix tun, das gehört doch zur Familie".


    Das Entsetzen ist groß wenn sich dann Nachwuchs einstellt und das Kaninchen im Magen ist. Und man ist außer stande dies nachzuvollziehen denn ins EIGENE Moralbild passt das Verhalten nicht.

  • Das Problem ist so gut wie nie die Vermenschlichung, sondern die Enthundlichung des Hundes (Verschläge für nen besseren Begriff?) wenn Hunde in ihren Bedürfnissen nicht ernst genommen werden oder ihnen sehr viel mehr Kompetenz zugesprochen wird als sie kognitiv haben können. Wenn komplett vergessen wird das man im Grunde mit einem Raubtier mit Zähnen zusammen lebt, das wenn es wollte uns wirklich verletzen könnte. Das ist ein Problem.


    Das finde ich einen sinnvollen Zugang. Weil bei Enthundlichung mE klarer wird, dass vom Hund aus gedacht eine Beurteilung im graduellen Verlauf zwischen "jo, geht noch so" ... "ne, ist zuviel" - wie wir uns das bei Vermenschlichung eines Hundes mittlerweile lässig angewöhnt haben, keinen Sinn ergibt.

    "Ein bisschen Enthundlichung" gibt die Schräglage sofort preis.

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