Rudel,... oder was sonst?
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Wenn ich hier das Wort Rudel schreibe, kommt immer ganz eisiger Gegenwind auf, daher frage ich in die Runde, wie man das sonst nennen soll.
Was sind meine Aufgaben in unserem Konglomerat aus Menschen und Hunden?
Ich sorge für Ruhe in der eigenen Gruppe
Ich sorge dafür, dass alle satt werden und sich gegenseitig in Ruhe speisen lassen, und bei unterschiedlichem Futter (ist nötig, denn der Rüde bekommt Nierendiät) nicht einfach mal tauschen.
Ich leite die Tiere meiner Gruppe durch unübersichtliche oder gefährliche Situationen.
Ich bestimme, wann wir wohin gehen, und wann und wo wir jagen.
Ich kümmere mich um die Verletzten und die Kranken, entferne Plagegeister wie Zecken und Getier.
Ich bewache tagsüber ihren Schlaf.
Ich übernehme Begegnungen mit anderen Gruppen und kläre, ob Kontakt unter den Tieren möglich und erwünscht ist.
Ich stelle mich zwischen meine Tiere und lästige oder aggressive Fremdtiere.
Ich lasse meine Gruppe ansonsten machen was sie will und greife nur ein, wenn Gefahr besteht, dass sie oder andere Tiere zu Schaden kommen können. (Ausgenommen Mäuse, ich habe Jagdhunde und ein Ventil brauchen sie meiner Meinung nach für den Drang.)
Mit dem Erfolg, dass meine Hunde sich stark an mir orientieren und meinen Entscheidungen vertrauen. Sie gelten allgemein als gut erzogen, sozial und gehorsam. Ohne, dass ich mehr mache, als diese Aufgaben wahrnehmen und dabei konsequent und vorhersehbar zu sein.
Es sind ausnahmslos Hunde aus dem spanischen Tierschutz, also Podi und Galgo, und wir erleben zum Teil erstaunliche Dinge miteinander.
Das Highlight war sicherlich die letzte Galga. Sie kam als Angsthund, der TSV war mehrere mal bei uns, unsere Eignung prüfen und sicherstellen, dass die Umstände das Halten eines Angsthunds erlauben. Ich bin mit ihr am dritten Tag bereits zur Mittagszeit durch den Hautbahnhof gelaufen, ohne dass sie auch nur Anzeichen von Panik gezeigt hätte. Selbst auf dem Rückweg hat sie nur kurz gestutzt, als sie gemerkt hat, dass es wieder durch das Gedrängel geht - ich bin dann vorausgegangen ohne mich umzudrehen und habe die zwei Schlaufen aus der Hand gleiten lassen, die ich bei kurzer Leine habe. Sie ist mir hinterher gekommen, noch bevor die Leine sich gestrafft hat. Mit viel Respekt vor den fremden Beinen, und ganz nah bei mir, aber sie ist durch und der Stert war nicht eingezogen.
Drei Tage zuvor war sie noch ein jämmerlich fiepender Haufen Hund, der schon in Panik kam und genässt hat, als er begriff, dass er mit ins Haus muss. Ich musste sie tragen, mit ihr reden, dass ich sie überhaupt in die Wohnung kriege. Danach hat es die halbe Nacht gedauert, bis ich sie berühren durfte.
Benny, der Podi, den wir zu der Zeit hatten, war nicht übermäßig begeistert von der stinkenden "Dame", die sie in den ersten Tagen war. Er hat sich auch immer in solch einem Abstand gehalten, dass eventuelles Viehzeug nicht auf ihn überspringen kann. Trotzdem hat er sich an ihrer Eingliederung beteiligt. Nachdem sie uns nach der ersten und zweiten Nacht morgens mit einem Häufchen und einer Pfütze überrascht hatte, hat er sich eingemischt und wollte vormittags in den Garten.
Das wollte er vorher nie, da ist eine Treppe die er nicht mag, und wir gehen genug vor die Tür, dass der Garten nicht unbedingt nötig ist. Wir haben es wegen der für Podis unzureichenden Zaunhöhe von zwei Metern auch nicht gefördert, - er wollte nicht, hurra. An diesem Tag wollte er. Ich habe noch zwei mal überrascht nachgefragt, aber er wollte tatsächlich raus. Habe ich also die Tür geöffnet. Kaum war er draußen, kam sie hinterher, ein paar Sprünge hin und her, und dann erst mal Wasser Marsch. Eine dicke Stange bis zum Boden, goldgelb und ohne Unterbrechung zwei ganze Minuten lang. Er ganz stolz wieder rein: Siehst Du, so tickt die Galga...
Hm, na klar, ehemaliger Zwingerhund, an der Leine nur zum Training, der pinkelt nicht an der Leine weil es sonst Tritte hagelt. Ist klar, danke Benny, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.
Aber Benny hat noch mehr in Petto gehabt. Der Plan, der nun geschmiedet wurde, war: Wir machen nach dem Mittagessen einen langen Spaziergang durch die Felder, und wenn sie sich nicht traut, dann gehe ich mit ihr durch in den Garten an die Stelle, wo sie eben gemacht hat. Vielleicht traut sie sich dann ja, wenn ich sie ermuntere. An der Stelle, wo sie schon mal keinen Ärger gekriegt hat...
Auf dem Spaziergang hat der Podi drei mal direkt vor ihren Augen einen Haufen auf den Weg gelegt. In jeweils fünf Metern Abstand, sobald wir auf dem Feldweg waren. Als wollte er ihr zeigen, dass es völlig OK ist, so etwas auch angeleint zu tun. Wir haben ihn entsprechend gelobt, damit sie sieht, dass es gut ist, aber sie hat sich immer noch nicht getraut. Nach dem dritten mal war er leer, sonst hätter er es wohl noch öfter gemacht. Normal ist ein mal, auf halbem Weg durchs Feld...
Zurück im Garten habe ich sie dann zu der Stelle geführt, ihr vermittelt, was ich von ihr will, habe dann die Leine losgelassen und mich abgewendet. Sie hat dann noch einen Schritt von mir weg gemacht, - sicherheitshalber ;-) und hat dann angefangen. Während der Strahl stand, bin ich langsam im Bogen auf sie zu und habe mir die Leine wieder genommen. Dazu habe ich ihr dann einmal über das Gesicht gestreichelt und danach habe ich sie ganz doll gelobt. Abends hat sie auf dem Spaziergang dann an der Schnappleine alle Geschäfte erledigt, die man als Hund so macht, und wir haben sie dafür gelobt. Seit dem Abend war sie stubenrein.
Für mich war das eigentlich immer normal, und ich habe es für eine Sache gehalten, die sich in einem Rudel von allein ergibt, dass jeder für die anderen da ist und dass man nach außen geschlossen auftritt. Einer hat das Sagen, ich, und allen geht es gut. Jetzt habe ich mal in einem anderen Thread einen auf den Deckel gekriegt, weil ich von Rudel geschrieben habe.
Also vermeide ich das Wort in Zukunft und rede von...
... ja, von was soll ich denn reden? Welches Wort beschreibt unser Zusammenleben genau so gut? Eine Familie sind wir sicherlich nicht, denn Hunde sind keine Menschen und können sich auch schwer als Mensch verstellen. Andersrum ist es einfacher. Aber was ist es dann wenn man es nicht Rudel nennen darf?
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Also wir hier sind ein Team. Ein Mensch-Hund-Team. Indem ich kein Hund bin und auch mein Partner nicht, können wir gar kein Rudel sein.
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Rein von der Definition her betrachtet ist es falsch.
Hier im Forum kommt dazu, dass bei vielen bei dem Wort Rudel sofort die Alarmglocken klingeln, weil es mit Rudelführer, Unterordnung, Dominanz-Theorien, etc. verbunden wird.
Ich nutze das Wort gern. Ich empfinde es in vielen Punkten als passend.
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.. einer artengemischte Gruppe mit familienähnlicher Struktur?
Leider ist das handliche Wort "Rudel" zum einen durch eine bestimmte Richtung von Hundetrainern verbrannt, die sehr auf autoritäres Durchgreifen setzen. Zum anderen bezeichnet das Wort in der Verhaltensforschung korrekterweise eine Familiengruppe, die nicht zuletzt auch durch Fortpflanzung strukturiert wird und in der die Mitglieder durch Geburt oder freie Wahl zueinander gefunden haben.
Daher fehlt uns leider heute ein passender, unmißverständlicher Begriff, um unsere Beziehung zu in der Familie gehaltenen Hunden zu definieren.
Im täglichen Zusammenleben sehe ich trotzdem viele Parallelen zu einem echten Rudel, so wie du es ja auch schilderst. Manche schreiben das Wort ja in Anführungszeichen, um klarzustellen, daß es auf Mensch-Hundegruppen nur im übertragenen Sinne zutrifft. Aber eigentlich hätte ich schon gern einen einfachen und klaren neuen Begriff dafür.
Dagmar & Cara
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Ich nutze ganz gern "soziale Gemeinschaft", hänge mich aber an der Begrifflichkeit Rudel nicht wirklich auf.
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Ich mag den Begriff nicht, ich verbinde ihn auch direkt mit den Dominanztheorien rund um den "Rudelführer".
Aber wenn jemand den Begriff benutzt, dann würde ich nicht aus Prinzip eine Diskussion anfangen.
Wie ich es sonst nennen würde? Keine Ahnung, ehrlich gesagt
Ich hab mir die Frage irgendwie nie gestellt. Vielleicht eine rudelähnliche Gemeinschaft
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ich sag einfach mein Pudelrudel. Sie und ich wir sind kein Rudel im Sinne der Definition. Nicht mal die beiden alleine, denn die sind einfach nur entfernt miteinander verwandt. Wir sind eine Familie, die gut funktioniert. Da muss ich keinen extra Namen für finden
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Bande.
Wir sind ne Bande und ich bin der Bestimmer. Meistens.
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Mich stört der Begriff nicht, solange man nicht damit im Sinne einer Eines Erziehungskonzepts argumentiert, am besten noch "wie bei den Wölfen" etc.
Aber wenn jemand seine Hundegruppe Rudel nennt, stört das wohl kaum jemanden.
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Eine Familie sind wir sicherlich nicht, denn Hunde sind keine Menschen und können sich auch schwer als Mensch verstellen. Andersrum ist es einfacher.
Ist es andersrum einfacher? Ich kenne keinen Menschen der Mitmenschen oder Hunden erfolgreich weisgemacht hätte, er sei ein Hund. Ich finde Familie und Rudel exakt gleich unpassend, finde es aber auch bei beidem gleich egal-unaufregend, wenn andere ihre Hunde und sich gerne so bezeichnen.
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