Machen Grundkommandos bei einem Angsthund Sinn?

  • Grundkommandos sind ja im Prinzip nur Tricks und wenn der Hund Spaß dran hat, dann mach es :)

    Meine Devise bei all meinen Angsthunden, die ich bisher hatte: Konzentriere Dich darauf, was dem Hund Spaß macht und nicht auf die Angst. Damit bin ich immer sehr gut gefahren. Das Schlimmste, das man dem Hund antun kann ist, ihn über die Angst zu definieren. Dein Hund ist soviel mehr. Es ist ein Hund, der leben möchte, die Welt entdecken möchte, ernst genommen werden möchte.

    Wichtig ist natürlich, den Hund nicht zu überfordern und die Grenzen zu erkennen. Streß mit der Umwelt äußert sich häufig sehr subtil.

    Sie wird das gelernte schon umsetzen - und zwar dann, wenn sie dazu in der Lage ist. Mach keinen Druck, verlange das nicht in unmöglichen Situationen.


    Also finde raus, was Euch zusammen Spaß macht und mach das, nicht, was unbedingt sinnvoll ist.

    Für Bonnie war zb ein großer Schritt, daß ich eine Huschu gefunden hatte, wo ich bei "sinnlosem" Tricksen mitmachen durfte. Am Anfang locker 20 Meter entfernt und es war schon ein Erfolg, daß sie da überhaupt ein Leckerchen gefressen hat. Inzwischen ist das ihr absolutes Highlight gewesen vor Corona, und die Leute dort haben sie auch nicht mehr gestört :)

  • Schade das ich @Cindychill Beitrag nicht 20 x liken kann. Genauso haben wir es auch gemacht und aus diesem schreienden panischen Felltier ist ein toller Hund geworden.

  • Ich habe ja schon einige Jahre lang ängstliche und/oder wesensschwache Hunde und hier hat jegliches Lernen immer sehr geholfen (vorausgesetzt Hund ist überhaupt ansprechbar). Es macht Ihnen Freude, die Bindung wird gestärkt und etwas geschafft zu haben stärkt das Selbstvertrauen

  • Meine Angsthundine hat zu Hause alle möglichen Tricks gelernt, auch "Sitz", Pfötchen geben konnte sie direkt dank meiner Freundin, die hat da so ne kleine Macke. :lol:

    Trotzdem bin ich draußen immer doof angesprochen worden, weil Frau Hund in der Öffentlichkeit kein "Platz" und "Fuß" konnte. Fuß konnte sie wirklich nicht, fand ich sinnfrei, und "Platz" konnte sie zu Hause, bei der Arbeit und auf einsamen Waldlichtungen ohne fremde Bedrohungen hervorragend, aber auf keinen Fall dann, wenn fremde Menschen und Hunde in der Nähe waren.

    Tricks lernen stärkt das Selbstbewusstsein und die Bindung, von daher bring ihm bei, was er kann und was euch beiden Spaß macht, egal, ob er das später draußen umsetzen kann oder nicht.

    Meine Senta war stolz wie sonst was, wenn sie was Neues gelernt hatte, auch wenn sie's selten mal anderen Leuten als meiner Freundin und mir gezeigt hat.

    "Sitz" ist z.B. bei mir gar kein wichtiges Kommando, sondern gerade bei den Angst- und unsicheren Hunden, mit denen ich im Tierschutz zu tun habe, ein Versprechen. Sie können sich darauf verlassen, dass ich mich IMMER, egal was gerade passiert und was davor gewesen ist, in jeder Situation, ausnahmslos über "Sitz" freue. So haben sie die Möglichkeit, meine Laune aktiv zu beeinflussen, was ihnen extrem gut tut. Sitz ist der Garant für ne Party, für Keksregen, für gute Laune und ein Strahlen von mir für den Hund. So haben die meisten Hunde, mit denen ich im Tierheim zu tun habe, die eine oder andere Situation schon mit "Sitz" aufgelöst, in der sie sonst ggf. noch eskaliert wären, sei es in Panik oder in Wut.

    Man könnte dafür natürlich auch jeden anderen Trick nutzen, aber "Sitz" ist einfach beizubringen, die meisten Hunde zeigen es von sich aus und es ist immer "dabei", der Hund muss dazu nicht zu nah zum Menschen, es braucht keine Hilfsmittel.

    Und es hat was, wenn der Hund, der sonst gern in engen Räumen den Tierarzt fressen würde, sich dann auf einmal besinnt, dass sich die doofe Kuh, die ihn zum TA geschafft hat, ja immer freut und Kekse rausrückt, wenn man sich hinsetzt, und dann pflanzt sich das dicke, blonde Tier halt mit Anlauf auf den Boden im Behandlungszimmer, statt zu versuchen, den TA durch seinen Maulkorb zu saugen. ;)

  • Also erstmal vielen Dank für die vielen Antworten. Da ihr euch so einig seid werde ich auch in Zukunft weiter mit ihm trainieren!

    Trotzdem bin ich draußen immer doof angesprochen worden, weil Frau Hund in der Öffentlichkeit kein "Platz" und "Fuß" konnte.

    Das meinte ich auch mit den Fremden. Beziehungsweise nicht nur Fremde, sondern auch meine Eltern und sämtliche Leute drum herum (wie die Familie von meinem Freund). Warum kann der Hund dies nicht und das nicht. Das hat mich tatsächlich so geknickt, dass ich diesen Beitrag überhaupt geschrieben habe.


    Denn mir macht das Training mit ihm super viel Spaß und ihm auch, er blüht da immer richtig auf. Allerdings kann er das wirklich nur bei mir, sobald mein Freund dabei ist, dauert es auch da. Obwohl mein Freund da auch selbst schuld ist, aber das steht auf einem anderen Blatt. Das ist ja auch prinzipiell okay, ich kam mir nur doof vor zu sagen: "Ja, aber eigentlich kann er und will er das."

    Ich werde also weitermachen und versuchen, solche Sprüche in Zukunft zu überhören. Das "draußen" Training habe ich tatsächlich auch nur einmal versucht und nie wieder, in der Großstadt geht es einfach nicht. Wir ziehen zum Glück im Herbst zurück ins Dorf, da gestalten sich auch die Spaziergänge mit ihm einfacher.

  • Hi,


    :streichel: sowas kenne ich auch. Lass Dich davon einfach nicht erschüttern. Den Hund ist toll, so wie er ist. Und wenns für Euch passt und Du siehst, wie er sich entwickelt, dann braucht es Euch nicht zu interessieren, was andere Leuts dazu meinen. Viele Menschen haben halt feste Erwartungen und ein Schema und reagieren irritiert, wenn da was nicht reinpasst. Aber das ist ihr Problem, das können sie auch gerne bei sich behalten :smile:


    Lilly hier braucht immer noch nur ganz wenig andere Menschen und wird nervös und unruhig, wenn die Reizlage zu hoch ist. Das merken die Leute und kommentieren es. Dass sie uns gegenüber einfach nur ein zauberhafter, charmanter, übermütiger, liebevoller kleiner Kobold ist, das sehen wir. Und nur das ist wichtig :smile:

  • Mir hat es geholfen immer daran zu denken

    "was hat der Hund davon wenn er das kann"

    (Das heißt jetzt nicht der muss nichts können)

    Sicherheit, Spaß, lernen lernen, Vertrauen

    Körpergefühl, Handlungsfähigkeit (alternativverhalten)....


    Aber andere Menschen beeindrucken oder zu "unterhalten" gehört nicht dazu ;)


    Wenn dein Hund "etwas weiter" ist wird er das was er drinnen kann

    auch draußen zeigen im Rahmen seiner Möglichkeiten

  • Also als auch Angsthündinhalter kann ich nur sagen, das Grundkommandos auch bei einem Angsthund Sinn macht.

    Der Unterschied zu einem vermeintlich normalen Hund ist die Art und Weise wie man dem Hund das beibringt.

    Geduld, Liebe und Verständnis für das Tier und niemals aufgeben sind meiner Meinung nach die wichtigsten Dinge mit

    denen man mit einen Angsthund gut zusammenleben kann.

    Also ich lerne heute nach 3 Jahren mit meiner Ming immer noch Ihre Sprache und vertue mich auch immer noch bei manchen Gesten

    von Ihr. Allerdings immer seltener. Man sollte einen Angsthund mit sehr viel mehr Aufmerksamkeit begegnen als einem normal

    aufgewachsenem Hund. Und dann dauert es halt ein bißchen länger bis so ein Grundkommando funktioniert. Und vor allen

    Dingen muss man auch lernen zu sehen wenn solch ein Hund einen schlechten Tag hat oder nicht aufnahmefähig ist.

    Dann geht man halt entspannt Gassi und lässt den Hund einfach mal Hund sein. Dann klappt das auch.

    OT

    Ich bin erstaunt das hier doch ne Menge Leute unterwegs sind die auch einem Angsthund ein schönes zuhause geben

    und auch auf manches verzichten für Ihren Hund. Aber wer einem Angsthund ein zuhause gibt der weis ja auch was man

    zurückbekommt für all seine Mühe und Geduld. Ich würde meine Kleine, auch wenn es immer mal wieder richtige Angstschübe

    gibt um nichts in der welt wieder hergeben und vielleicht spürt das ja auch ein Hund.


    Viele Grüße Gerd

  • Sorry was ich ganz vergessen hatte zu erwähnen. Mit einem wirklich guten Hundetrainer der nicht nur 0815 trainiert

    hat man es gerade am Anfang viel einfacher. Man weiß ja am Anfang echt wenig von solch einem Angshund und dem

    richtigen Handling.


    Gruß

  • Sorry was ich ganz vergessen hatte zu erwähnen. Mit einem wirklich guten Hundetrainer der nicht nur 0815 trainiert

    hat man es gerade am Anfang viel einfacher. Man weiß ja am Anfang echt wenig von solch einem Angshund und dem

    richtigen Handling.


    Gruß

    Ja, Hundetrainer wollte ich auch. Denn ich bin zwar mit Hunden aufgewachsen, aber gerade bei einem Angsthund wollte ich mich absichern und nichts falsch machen. Ist ja mein erster "eigener Hund" ohne Eltern, die sich kümmern. Konnte meinen Freund auch überzeugen, dass das bestimmt nicht schaden kann.


    Der Trainer war aber auch nur einmal hier, meinte, dass wir alles richtig machen und das war es dann. Wirklich gebracht hat es irgendwie nichts. Deshalb bin auch hier auf das Forum gestoßen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!