Meine Hündin war schwerkrank und ich bin traumatisiert
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Hallo liebe Foris,
ich melde mich hier, weil ich das, was passiert ist, irgendwie verarbeiten muss, auch wenn meine geliebte Hündin den Kampf bereits verloren hat.
Ich weiß nicht recht mit der Situation umzugehen. Schlimmer noch, glaube ich, erst nach ihrem Tod überhaupt zu realisieren, was uns passiert ist und wie grausam es war.
Meine Hündin war ein vierzehnjähriger Mischling und hatte keine nennenswerten Probleme, nicht einmal Alterswehwehchen, bis sie in der letzten Novemberwoche 2020 krank wurde. Der Tierarzt diagnostizierte eine Bronchitis und behandelte entsprechend. Am 04.12 war es sehr viel besser, nur ein leichter Husten blieb - ich habe Protokoll geführt 3-5 trockene Huster pro Tag. Laut Tierarzt absolut vernachlässigbar.
Doch dieses Husten heilte auch wenig später nicht aus, es folgte ein Nasen- und Rachenabstrich mit angepasster Antibiose. Doch der Husten blieb.
Ich hatte ein schlechtes Bauchgefühl und drängte darauf, dass man uns in eine TK überweisen soll. Der Tierarzt nannte mich durch die Blume hysterisch, gab aber nach.
So saßen wir, zwei Tage später, an einem Donnerstag in einer renommierten Tierklinik.
Zuerst tippte eine befreundete Tierschützerin auf einen Trachealkollaps und ich war absolut bereit, der Hündin einen Stent setzen zu lassen und unser bis dato glückliches Leben weiterzuführen.
Drei Röntgenbilder später war klar, dass die Trachea, Lunge und auch die Bronchien tipptopp waren. Wir haben uns beraten und überlegt, was jetzt an Diagnostik sinnvoll wäre.
Weiter ging es mit einem umfassenden Blutbild. Ihre Werte waren "erstaunlich gut für einen Hund in diesem Alter", sagte die Ärztin und hat mich vorsichtig beruhigt, es wäre allem Anschein nach etwas Banales.
Fast wollte man uns wieder nach Hause schicken, obwohl nichts feststand, sondern nur einiges ausgeschlossen werden konnte. Doch ich kannte meinen Hund und wollte sie so nicht mit nach Hause nehmen.
Also einigten wir uns auf ein CT, um auch eventuelle Tumore auszuschließen.
Und dann kam das große schwarze Loch.
Mein kleines Hundebaby hatte einen Tumor im Kleinhirn, der auf das Atemzentrum gedrückt hat.
Ich weiß noch, dass ich irgendwie abgeschaltet habe, als die Diagnose kam. Als hätte ein Klon meinen Körper übernommen. Erst bekam ich keine Silbe raus, dachte, jemand hätte die Diagnosebögen vertauscht...
Mein Ex war mit uns in der TK, wir haben den Hund damals gemeinsam adoptiert und er hat sie trotz Trennung regelmäßig gesehen. Erst als ich zu ihm rüber sah, sah, wie er Rotz und Wasser heulte, ahnte ich, dass weder eine Verwechslung vorliegt, noch das ich mich verhört hatte.
Ich brachte genau zwei Worte raus: "und jetzt?"
Man riet uns, den Hund gar nicht erst aus der Narkose aufwachen zu lassen. Die Prognose lag bei "Tagen bis wenigen Wochen" mit Bestrahlung "eventuell einen Monat" und das Risiko, dass sie eine erneute Narkose nicht überlebe, war "enorm hoch".
Letztendlich nahmen wir die Hündin am Donnerstag Abend mit einer Tüte Palliativmedizin nach Hause und genossen jeden Moment in dem Wissen, dass wir bestenfalls auf Tage spielen und schlimmstenfalls auf Stunden.
Donnerstag Abend und auch der Freitag verlief so gut, dass mein Ex die Diagnose anzuzweifeln begann und eine zweite Chance einholen wollte.
Samstag Morgen um sechs Uhrhatte die Hündin einen Erstickungsanfall, von dem sie sich aber erholte.
Statt einer Zweitmeinung vereinbarten wir einen Termin zur Einschläferung am kommenden Montag.
Zwei Stunden später wollte die Hündin nicht mehr laufen, fiepte mich an und Rang sichtbar nach Luft.
Ich ging mit dem Hund zum Lösen auf die Wiese, sah zu meinem Ex und als sie dann absolut atypisch reagierte, entschieden wir, sie gehen zu lassen.
Ich trug sie zum Tierarzt, über drei Kilometer, damit sie all ihre Lieblingsplätze nochmal sehen konnte, ohne sich mit der Atemnot zu quälen.
Sie genoss es, getragen zu werden, war ohnehin schon seit dem ersten Tag extrem auf mich fixiert.
Als wir beim Tierarzt angekommen sind, mit Hund auf dem Arm und meinem Ex im Schlepptau, wusste die Helferin schon was los war und wir wurden Durchgebeten.
Ihren letzten Atemzug tat mein Schatz in meinen Armen. Ich habe in der gesamten Zeit nicht eine Träne vergossen, auch wenn ich innerlich mit jedem Blick auf die Maus am liebsten gestorben wäre.
Erst als ich sie ablegte, damit der Tierarzt den Tod feststellen konnte, sprach dieser mich auf meine Handgelenke an. Ich hatte sie offenbar beim Tragen meines Hundes gebrochen und Nichts davon gemerkt.
Mein Schatz starb am Samstag Morgen um 9:28 Uhr.
Später am Tag habe ich ihre Einäscherung eingeleitet und dem Tierschutzverein bescheid gegeben.
Und dann habe ich endlich weinen können. Seitdem plagt mich eine Mischung aus Wut und Schuldgefühlen. Hätte ich es früher bemerken können? Wäre eine Bestrahlung doch sinnvoll gewesen?
Ich kann damit nicht abschließen und je mehr Zeit vergeht, desto schlimmer Kreisen die Gedanken.
Ich fühle mich schrecklich, kann weder essen noch schlafen. Jeder Tag ist wie in Trance.
Ich melde mich hier, um unsere Geschichte zu erzählen. Mein Tierarzt sagte, der Verlauf wäre atypisch für einen Tumor... Und vielleicht erkennt sich hier eines Tages jemand mit seinem Tier wieder... Was ich nicht hoffe...
Andererseits möchte ich wissen, was ihr getan hättet. Hättet ihr sie bestrahlt?
Liebe Grüße
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Mein Beileid zu Deinem Verlust !
Zu Deiner Frage im letzten Satz :
einen Hund mit 14 Jahren, der ein schönes Leben hatte, hätte ich nach der CT-Diagnose nicht mehr aufwachen lassen....
ich glaube nicht, dass man mit einer solchen Behandlung in diesem Alter noch eine gute Lebensqualität erreicht, Nebenwirkungen etc. kann man vorher nicht absehen - warum also evtl den Hund quälen, nur weil man selbst nicht loslassen möchte ?
Ich bin sehr froh über die Möglichkeit, einem mir anvertrauten Tier Leiden ersparen zu können.
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Mein Beileid. Ja, es ist sehr schwer ein Tier gehen zu lassen.
Mein Kiro wurde 15 1/2 und hungerte ständig vor sich hin. Er lungerte aber fraß nicht.
Diagnose: er hatte kein Hungergefühl mehr.
Sehr starke Vermutung: Hirntumor.
CT haben wir abgelehnt, denn auch die Bestätigung hätte weder dem Zwerg, noch uns, geholfen.
Dann wurde er taub und blind. Als er sich auch Zuhause nicht mehr orientieren konnte, haben wir ihn gehen lassen.
Man muß für sein Tier entscheiden und das hast Du getan.
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Ich trug sie zum Tierarzt, über drei Kilometer, damit sie all ihre Lieblingsplätze nochmal sehen konnte, ohne sich mit der Atemnot zu quälen.
Was für ein unheimlich schöner Liebesbeweis. Sie hat das sicher sehr, sehr geschätzt, von dir getragen zu werden.
Andererseits möchte ich wissen, was ihr getan hättet. Hättet ihr sie bestrahlt?
Puh, schwer zu sagen. Wenn ich mit einem meiner Hunde gleiche Situation hätte und wir nur einen weiteren Monat herausschlagen können, vermutlich eher nicht. Wär eine der Omis betroffen gewesen, ich hätte sie wohl nicht mehr aus der CT-Narkose erwachen lassen. Beim Rüden, der mit seinen grob 5 Jahren ja im besten Alter ist ... weiß ich gerade gar nicht, ehrlich gesagt. Ein junger Hund hat natürlich oft bessere Genesungschancen, aber ob es das dann wert ist?
Zumal ja auch nicht immer zu hundert Prozent sicher ist, ob a) die Bestrahlung anschlägt und b) der Hund nach der Bestrahlung (möglichst) beschwerdefrei ist.
Ich glaube, ich hätte beim Rüden genauso entschieden wie du und die letzte gemeinsame Zeit noch möglichst tierarzt- und behandlungsfrei genossen, soweit das eben möglich ist... um dann, wenn der Hund auch signalisiert "Ich mag nicht mehr", den letzten Weg gemeinsam zu gehen.
Ich denke, eure Entscheidung war da schon ganz richtig, schließlich wolltet ihr nur das Beste für eure Hündin und habt in ihrem Sinne entschieden. Und genau das ist meiner Meinung nach das, was am meisten zählt.
Mit 14 Jahren hatte sie ganz sicher ein schönes, langes Leben. Auf einen Monat mehr oder weniger kommt es da nicht an, finde ich... Lebensqualität vor -quantität.
Ich wünsch dir, dass dir der Austausch hier im Thread ein bisschen bei der Heilung hilft. Fühl dich lieb gedrückt
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Ich finde,Du hast alles absolut richtig gemacht. Als Symptome aufgetreten sind, hast Du nicht locker gelassen, hast erst die Überweisung in die Tierklinik und dann das CT durchgesetzt. Auch den Hund zunächst wieder aufwachen zu lassen, war richtig - es hätte ja sein können, daß sie noch eine lebenswerte Zeit gehabt hätte. Als Du gemerkt hast, daß es nicht mehr geht, bist Du, ohne zu zögern, den letzten Weg gegangen.
In dem Alter hätte ich auch nicht mehr bestrahlen lassen.
Mach Dir keine Vorwürfe. Ich kann Deinen Schmerz so gut verstehen, ich mußte auch schon Einige gehen lassen. Fühl Dich ganz still gedrückt.
LG,Gisela
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Karpatenköter Danke für die lieben Worte! Es tröstet mich tatsächlich ein wenig.
Ihren letzten Spaziergang hat glücklicherweise genießen können. Ich glaube, dass hat uns allen gut getan. :)
Die Hündin war ein Angsthund und für sie war die Trennung von mir immer am schlimmsten. Sie konnte auch absolut nicht allein bleiben, was ziemlich viel logistischen Aufwand bedeutet hat. Dennoch liebe ich die kleine Maus unendlich.
Ich glaube, es war etwas vermenschlichtes, dass ich sie nicht an einem fremden Ort lassen konnte...
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Dein Hund ist 2 Tage nach der Diagnose gestorben, so schnell hätte keine Bestrahlung, Chemotherapie, Naturheilkunde oder sonst was wirken können.
Du hast alles richtig gemacht, und deinem Hund einen Erstickungstod erspart.
Liebe bedeutet auch sie gehen zu lassen, bevor das Leben zur Qual wird. -
PicoCooper deine Worte machen mir Mut nicht komplett versagt zu haben. Ich danke dir dafür von Herzen.
Mein Beileid auch zu deinen Verlusten!
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