Verzweifelt
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Du hast eingangs geschrieben, meine ich, dass Deine Hündin im Shelter aufgewachsen ist und daher Menschen kennt.
Nun heißt „Aufwachsen im Shelter“ aber meistens eine reizarme Umgebung mit sehr wenig Möglichkeit, neue Eindrücke zu sortieren und zu verarbeiten. Und viel Zeit für Kontakt zu einzelnen Hunden und Training gibts auch nicht. Shelterhunde kommen daher sehr oft mit einem Lerndefizit hier an und erleben eine Umgebung, die ihnen völlig fremd ist. Und meistens gute Anleitung mit festen Abläufen und Routinen, einen behutsamen Aufbau von Verständigung und die Gelegenheit für viel Ruhe und Schlaf.
Nach Deiner eigenen Beschreibung ist da in den ersten Monaten viel schief gelaufen. Und aus Deinen Beiträgen habe ich den Eindruck, dass Du manchmal das Gefühl hast, dass Ihr Eich nicht versteht (damit meine ich von der Kommunikation her, nicht emotional). Es tut mir leid, dass es für Dich gerade so schwierig ist.
Man könnte sicher das Ruder noch herumreißen. Aber aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das nur funktionieren kann, wenn der Hund zu Hause Ruhe, ungestörte Auszeiten und viel Schlaf hat, sowie erstmal verlässliche Routine mit gleichförmigen Abläufen. Wenn er dadurch Sicherheit hat, was passiert bzw. das nichts passiert, dann braucht er auch nicht dauernd gucken. Und unter Strom stehen, wenn Du Dich weg bewegst. Heißt nicht, dass jeder Tag absolut gleich sein muss. Aber eine gewisse Grundroutine sollte einfach schon da sein, bis der Hund wirklich entspannen kann. Mit zwei Kindern auch noch mit dieser Altersspanne stelle ich mir das echt schwierig vor.
Über den Passus mit den Autos bin ich auch gestolpert, aber dazu ist ja schon genug gesagt. Nur eins noch: Ist es so, dass der Hund dann besonders entspannt sein und fest schlafen kann, wenn er seine „Schäfchen“ alle beisammen hat? Könntest Du mal aufschreiben, wie so ein Tag bei Euch in etwa aussieht, wie viel Bewegung und Leben da insgesamt im Wohnraum ist, wie oft sie mit anderen Menschen konfrontiert ist und wie Ihr wohnt?
Wir haben hier eine kleine bulgarische Angsthündin, die sich in den letzten 4 Jahren toll gemacht hat. Hier sind aber auch recht optimale Bedingungen, Wohnen am Dorfrand, souveräner Ersthund, viel Freilauf möglich ... Vor 12 Tagen hat mein Mann sich den Fuß gebrochen. Seine Mutter ist öfter da, wir bekommen mehr Lieferungen, er poltert mit Krücken durch die Wohnung, Gassi gehts nur noch mit mir. Es ist also Schlag auf Fall ganz viel anders. Und das merkt man dem Nervenkostüm der Kleinen deutlich an, die ist wieder viel lauter, wenn sich im/ums Haus was bewegt, schreckhafter bei Geräuschen, zeigt wieder öfter Unsicherheiten. An so etwas zeigt sich, wie wichtig Routine für sie ist, wie sehr sie Verlässlichkeiten braucht. So als Ferndiagnose wäre mein Gedanke, dass es daran bei Euch etwas fehlt.
Ich schreib einfach mal einen Standarttag
Um 06.00 Uhr steht sie mit meinem Mann auf (sie schläft neben unserem Bett). Dann gehen die beiden ca eine 30 minütige Runde. Danach geht der Alltag los. Kinder frühstücken, der große geht ins Homeshooling, ich erledige den Haushalt und der Mann ist im DG im Büro. Dabei liegt Lina meistens in ihrem Kennel und schläft, mal beobachtet sie uns (liegend, entspannt). Manchmal geht sie auch hoch ins Schlafzimmer und schläft da für eine halbe Stunde. Wenn das Kleinkind Vormittagsschlaf macht, nehn ich mir Lina meistens für 10-15 Minuten. Da machen wir Maulkorbtraining, Aportieren im Garten, Blickkontaktübungen o.ä. Je nachdem.
Gegen 12 Uhr nehme ich den Kleinen und den Hund und wir gehen ne kurze Runde (20-30 Minuten ca).
Dann wird es meistens wilder bei uns. Weil der große dann auch fertig ist und spielt usw. Dabei liegt sie aber auch oft einfach nur im Kennel. Ausser die Kinder haben Essbares. Dann geht sie auf Krümelsuche? da schicke ich sie aber zurück. Das ist aber oft eine Situation wo sie echt immer wieder raus kommt.
Wenn der Mann mittags fertig ist geht er entweder mit ihr joggen (10km) oder ich mit ihr ne große Runde durch den Wald (eine Stunde ca).
Bis abends passiert nicht mehr viel. Nach dem Abendessen bekommt sie ihr Futter und wenn die kids endlich im Bett sind und wir auf dem Sofa, darf sie auch zu uns auf die Couch zum kuscheln.
Wir wohnen am Rand einer Kleinstadt. 10 Minuten bis in den Wald. In die andere richtung liegen Felder.
Besuch bekommen wir gerade quasi garnicht. Mal von meiner Mama. Aber die wird von Lina geliebt!!
Post kommt häufiger. Aber das hat sie gelernt. Also das der Postmann wieder geht. Da bleibt sie recht entspannt. Sie läuft lediglich beim klingeln in den Kennel (so geübt).
Richtig jagen tut sie nicht. Vögel läuft sie mal hinterher. Unsere Trainerin hat sich das angesehen und meinte es wäre nicht klassisches jagen. Es wäre eher ein Spiel. Sie gibt da auch schnell auf.
Manchmal hat sie Tage, an denen sie häufiger aus dem Kennel kommt. Da hilft es auch nicht, nochmal mit ihr zu spielen/arbeiten. An den Tagen schicke ich sie einfach immer wieder auf den Platz. Zwinge sie quasi zur Ruhe. Oft schafft sie es dann auch irgendwann runter zu fahren.
Ihr Platz (Kennel) ist im Wohnzimmer. Die Spielecke im anliegenden Esszimmer (dort halten wir uns auch am meisten auf).
Im EG können wir uns auch bewegen ohne das sie nach läuft. Aber sobald alle oben sind, kommt sie nach. Und manchmal ist man ja nur oben 2as holen. Ich möchte nicht, dass sie so viel Treppe läuft. Ein Türgitter kann unten nicht angebracht werden. Nur oben ist eins. Das mache ich dann auch zu. Aber sie steht dann auf der Treppe und junkt. Ich muss sie dann sicher 5 bis 10 mal auf den Platz schicken bis sie wirklich geht.
Aber dann liegt sie nicht entspannt auf dem Platz. Dann geht sie immer wieder an den Fuß der Treppe gucken. Nur wenn es ganz lange dauert bis wir runter kommen, geht sie.
Ich finde, er Tagesablauf klingt gar nicht so übel. Wobei ich vom Gefühl her die kleine Runde mit Kind und Hund einfach streichen würde und sie nur zum Pipimachen rauslassen würde.
Was mir bei den anderen Ausführungen auffällt:
Du musst wahnsinnig viel reagieren. Gibt es vielleicht die Möglichkeit, den Wohn-Essbereich durch ein Türgitter vom Rest des Hauses abzutrennen?
Dann läuft sie auch nicht hinterher, wenn ihr hoch geht usw. Ich habe hier auch eine Hündin, die mir hinterherläuft und immer da liegen will, wo ich bin. Ich habe öfter mal ein mobiles Türgitter in der Wohnzimmertür, wenn ich viel durch‘s Haus turne und sie bleibt dann auch auf dem Sofa liegen, wenn ich nach oben gehe usw. Vielleicht wär das ja auch was für euch, um noch etwas mehr Ruhe reinzukriegen?
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Das mit den Autos hat sie erst später geschrieben. Finde ich auch nicht gut.
Die TE macht aber nicht den Eindruck als würde sie nicht lernen wollen. Ich glaube, dass sie sich das mit den Autos durch den Kopf gehen lässt und so nicht mehr zulassen wird.
Aber in keinem ihrer Beiträge hat sie gewirkt als würde ihr das Wohl des Hundes egal sein.
Im Gegenteil, sie hat so viel tolle Sachen aufgezählt die sie tut, auch das sie Besuch nicht an den Hund lässt, der Hund nicht lernen muss Berührungen von Fremden aus zu halten etc.
Sie klingt sehr empathisch.
Ja, das anstarren der Kinder ist ungut und da muss man gegensteuern bzw aufklären was das bedeutet, wie man das unterbrechen /verhindern kann.
Da könnten sicher auch noch Tipps kommen.
Ich möchte mich nicht anmaßen Tipps zu geben.
Was ich aber anmerken möchte (ev hab ich den Hinweis darauf überlesen) , Lina kontrolliert gerne. Das dazu legen zu den Kindern könnte auch Kontrolle sein und nicht einfach nur dabei sein.
Das würde ich eine Zeit lang unterbinden.
Danke.
Natürlich denke ich darüber nach. Und dass es eine Form der Kontrolle sein könnte ist mir schlicht nicht in den Sinn gekommen, weil es sehr harmonische und entspannte Momente sind. Die auch nicht täglich vorkommen. Nicht mal wöchentlich. Ich wollte damit lediglich aufzeigen das Lina mitnichten ein grundsätzliches Problem mit unseren Kindern hat! Das hat sie nicht. Ich hatte zu keiner Situation das Gefühl unsere Kinder seien in Gefahr. Auch die Trainerin und mein Mann haben dieses Gefühl nicht.
Ja, ich bin gerade einfach müde und es strengt an. Denn genau das was mir hier zum Teil "vorgeworfen" wird, mache ich den ganzen Tag. Ich unterbinden ihre Kontrolle, ich schicke sie auf den Platz wenn die Kinder zu wild sind usw. Ich bin also wirklich den ganzen Tag aufmerksam. Spiele / arbeite mit ihr.
Auf den Spieleteppich selbst darf sie nicht! Weiß sie auch. Die Grenze testet sie dennoch immer wieder. Wie sie alle Grenzen testet. (muss ich wirklich auf den Platz wenn du das sagst? Muss ich wirklich Fuß gehen? Muss ich wirklich sitz machen? Usw)
Und ich halte die Regeln ein. Konsequent. Es gibt keine Ausnahmen.
ich sehe mich plötzlich wieder, mit Ramse.
Ihr macht das Super, einfach Klasse.
Natürlich werde ich meinen DSH nie mit meinen Enkelkindern alleine lassen.
§Er hat nun mal "Schutztrieb", will alles "geordnet, ruhig" wissen.
Und vielleicht sieht er auch gerne seinen "Spieltrieb" von hüpfenden, krakelenden, rum wuselnden Kindern.
Kenne ich von all meinen Hüterhunden.
Gestern sauste meine kleine Enkeltochter mit Roller die Ebene bei uns runter.
Oh je, Hund musste so im Platz bleiben, der Arme.
Er wollte hinterher, Jacke fassen....
Aber es ist wirklich anstrengend, dieses "sich durchsetzten".
Immer Hund im Blick haben.
Und es hört nie auf, wird nur etwas gewöhnter, nicht leichter.
Mein DSH ist jetzt fast 6 Jahre alt, lebt seit fastdrei Jahren bei mir.
Aber Sitz, Platz, gib Ball her,,,, ich muss es jedesmal durch setzten.
Nur den Abruf "Hier", "lass das"" da diskutiere ich nicht, nie.
Dazu ist mir der Hund zu "angriffslustig".
Übrigens, Kinder schaukeln draußen im Garten, da musste ich immer meine DSH ins "Bleib" bringen.
Oder ich habe so Zäune im Garten, da kann ich Hunde abtrennen.
Als meine Kinder noch nicht erwachsen waren, Kinderbesuch da war.
Da wollte ich einfach sicher sein, Kinder konnten im Garten rumwuseln, Hunde blieben im Vorgarten.Konnten aber zu sehen.
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Das heißt nicht, daß du nicht hilfreiche Tipps auch gibst, oder das du keine Ahnung von Hunden hast, oder ein schlechter Mensch bist etc.
Das heißt nur, daß diese eine Aussage nicht nett (und meiner Meinung nach unfair, um beim gleichen Wort zu bleiben) war.
Nicht mehr und nicht weniger.
Im Sinne der positiven Verstärkung ist es aber auch nicht, sich einen vermeintlichen Fehler aus dem Kontext gerissen rauszusuchen, dass um was geht, die Sicherheit des Kindes, links liegen zu lassen.
Mein Satz:
"Du kannst den Hund nicht lesen. und leider anscheinend auch nicht interessiert, das zu ändern.
Hundeerziehung geht nicht über "Ich wünsch mir aber"
Ich hatte das Gefühl, dass die rosa Ponyhofvariante nicht ankommt und ich sehe hier den Zeiger auf 12 Uhr. Die TE mag nett sein, der Hund auch. Aber die Schilderung ist: "Ich habe alles getan, mehr geht nicht und ob der Hund bleiben kann, weiss ich auch nicht."
Ich bin gegen schnell Abschaffung und Weitergabe von Tieren, die unüberlegt angeschafft wurden.
Verantwortungsübernahme ist es nicht, wenn man einfach stumpf behauptet: Der Hund ist lieb.
Und wenn der Hund dann "plötzlioch" nicht mehr lieb ist? Wer hat das Nachsehen?
Unbeteiligte
Kinder
Gebissene.
Es ist prinzipiell eh wichtig, Dinge beim Namen zu nennen und auch mal schärfer zu werden. In letzter Zeit tummeln sich einige Hundehalter herum, die sehr... unbedarft... wirken.
Habt ihr schon versucht Lina deinem Mann mit ins "Büro" zu geben.
Ev nachmittags. Vormittags dürfte eh gut strukturiert sein.
Dann könntest du dich auf die Kinder konzentrieren, die Kinder könnten auch mal laut und wilder sein ohne das du regeln musst, Lina hat Ruhe. Und du bist auch nicht immer auf Hab-Acht.
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Deine Wachsamkeit in allen Ehren, aber die TE hat doch eine Hundetrainerin vor Ort, die die Situationen bereits live erleben konnte. Selbst wenn du die TE für ahnungslos und naiv hältst, so sollte doch eine Trainerin die Anzeichen lesen können. Oder denkst du, dass du das über die Beiträge hier sicherer beurteilen kannst?
Nebenbei bemerkt kenne ich keine extremen Kontroletti-Hunde, die sich zwischendurch ins Obergeschoss zum Schlafen verziehen. Aber dazu können gerne auch die Profis etwas sagen, es fiel mir nur auf.
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ich habe seit Jahren Hunde, die mir ständig folgen in der Wohnung.
Da wird gewacht, wann ich so wach bin, um auf zu stehen, .....
Ich glaube, ich habe mir den letzen DSH geholt, weil mir dieses Nachfolgen irgend wie fehlte.
Lucie weis, wenn es sich lohnt, vom Sofa zu hopsen, nie, wirklich nie, wenn ich nur auf die Toilette gehe, wieso auch.
Aber meine Enkelkinder habe ich vom Hund getrennt durch ein Babygitter, zu spannen in die Tür.
Selbst in die ersten zwei Sommerurlaube habe ich die Gitter mit geschleppt.
So konnten Kinder hüpfen, auf dem Boden krabbeln..., Hund war dabei, sah alles, aber war trotzdem gesichert.
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Mal ganz ab vom Hundethema: Kann es sein dass du gerade ohnehin arg im Stress und schlecht bei Nerv bist? Als meine Tochter ein Baby war, fühlte ich mich Ende des ersten Lebensjahres derartig ausgelaugt, wie nie wieder danach in meinem Leben. Die ständige Verantwortung, dieses ewige Verfügbarseinmüssen, der gut eingespielte, aber langweilige Tagesablauf usw. hatten mich ein bissl mürbe gemacht. Und du hast ja nun noch deinen Großen und zusätzlich auch den Hund zu managen. Da wäre bei mir wirklich die Belastungsgrenze erreicht gewesen. So ein Hund ist ja in der ersten Zeit eigentlich wie ein zusätzliches Kind. So vieles muss bedacht, geleistet und gemanaged werden. Vielleicht ist dein derzeitiges "Tief" gar nicht in erster Linie im Hund begründet, sondern eher ein allgemeines Problem?
Nun ist eure Lina ja ein junger Hund mit viel Energie. Mir erscheint sie eigentlich als ganz normal, erinnert mich an eine unserer Bobtail-Hündinnen. Dazu kommen Läufigkeit und eventuell Scheinträchtigkeit. Das wirft alles nochmal wieder durcheinander. Auch wenn sie ein Hund vom Züchter wäre, würde sie vermutlich noch ein, zwei Jahre brauchen, bis sie ein gefestigter Hund wäre und gute Chancen bestünden, dass sie auch etwas ruhiger wird. Für junge Familien mit kleineren Kindern finde ich genau aus diesem Grund eigentlich einen erwachsenen, ruhigen Hund geeigneter als einen Welpen. Die gibts auch aus dem Tierschutz, aber das nur nebenbei.
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Dachte er wüsste sicher was er tut. Aber eigentlich hab ich unserer Maus nur gezeigt, dass ich sie nicht beschützen kann dann kam er mit Retrieverhalsbändern (ohne Stopper) und stübern auf die Flanken, die immer heftiger wurden.
Phu! Heftig!
Ich kann zum Rest leider nicht so viel sagen. Ich würde allerdings nie die Leine meines Hundes in die Hände einer anderen "fremden" Person geben und ihn dann auch alleine mit der Person gehen lassen. Familienmitglieder die den Hund kennen mal ausgenommen, aber sie sind ja auch nicht fremd...
Ich wünsche euch beiden viel viel Erfolg und Glück auf eurem Weg!
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ich habe zu diesem "Gewaltzwang" mit der Retrieverleine auch so meine negativen Erfahrungen.
Danke Trainer......
je mehr Gewalt auf den Hund, um so mehr Verweigerung bei einem Hund.
(oder ins Angstverhalten gehend...)
Mein Hund ging auch immer mehr nach vorne.
War mir fast klar. ich erzeuge Druck, habe selber Angst und Zeifel und kann den Hund durch eigenes Selbstbewußtsein, Ruhe, Vertrauen, Bestimmtheit nicht überzeugen. ich erzeuge nur Schmerzen.
Inzwischen habe ich Hund an Leine und weis ihn zu Überzeugen bei mir zu bleiben. (bei mir zu bleiben, mit seiner Aufmerksamkeit....)
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Du hast eingangs geschrieben, meine ich, dass Deine Hündin im Shelter aufgewachsen ist und daher Menschen kennt.
Nun heißt „Aufwachsen im Shelter“ aber meistens eine reizarme Umgebung mit sehr wenig Möglichkeit, neue Eindrücke zu sortieren und zu verarbeiten. Und viel Zeit für Kontakt zu einzelnen Hunden und Training gibts auch nicht. Shelterhunde kommen daher sehr oft mit einem Lerndefizit hier an und erleben eine Umgebung, die ihnen völlig fremd ist. Und meistens gute Anleitung mit festen Abläufen und Routinen, einen behutsamen Aufbau von Verständigung und die Gelegenheit für viel Ruhe und Schlaf.
Nach Deiner eigenen Beschreibung ist da in den ersten Monaten viel schief gelaufen. Und aus Deinen Beiträgen habe ich den Eindruck, dass Du manchmal das Gefühl hast, dass Ihr Eich nicht versteht (damit meine ich von der Kommunikation her, nicht emotional). Es tut mir leid, dass es für Dich gerade so schwierig ist.
Man könnte sicher das Ruder noch herumreißen. Aber aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das nur funktionieren kann, wenn der Hund zu Hause Ruhe, ungestörte Auszeiten und viel Schlaf hat, sowie erstmal verlässliche Routine mit gleichförmigen Abläufen. Wenn er dadurch Sicherheit hat, was passiert bzw. das nichts passiert, dann braucht er auch nicht dauernd gucken. Und unter Strom stehen, wenn Du Dich weg bewegst. Heißt nicht, dass jeder Tag absolut gleich sein muss. Aber eine gewisse Grundroutine sollte einfach schon da sein, bis der Hund wirklich entspannen kann. Mit zwei Kindern auch noch mit dieser Altersspanne stelle ich mir das echt schwierig vor.
Über den Passus mit den Autos bin ich auch gestolpert, aber dazu ist ja schon genug gesagt. Nur eins noch: Ist es so, dass der Hund dann besonders entspannt sein und fest schlafen kann, wenn er seine „Schäfchen“ alle beisammen hat? Könntest Du mal aufschreiben, wie so ein Tag bei Euch in etwa aussieht, wie viel Bewegung und Leben da insgesamt im Wohnraum ist, wie oft sie mit anderen Menschen konfrontiert ist und wie Ihr wohnt?
Wir haben hier eine kleine bulgarische Angsthündin, die sich in den letzten 4 Jahren toll gemacht hat. Hier sind aber auch recht optimale Bedingungen, Wohnen am Dorfrand, souveräner Ersthund, viel Freilauf möglich ... Vor 12 Tagen hat mein Mann sich den Fuß gebrochen. Seine Mutter ist öfter da, wir bekommen mehr Lieferungen, er poltert mit Krücken durch die Wohnung, Gassi gehts nur noch mit mir. Es ist also Schlag auf Fall ganz viel anders. Und das merkt man dem Nervenkostüm der Kleinen deutlich an, die ist wieder viel lauter, wenn sich im/ums Haus was bewegt, schreckhafter bei Geräuschen, zeigt wieder öfter Unsicherheiten. An so etwas zeigt sich, wie wichtig Routine für sie ist, wie sehr sie Verlässlichkeiten braucht. So als Ferndiagnose wäre mein Gedanke, dass es daran bei Euch etwas fehlt.
Ich schreib einfach mal einen Standarttag
Um 06.00 Uhr steht sie mit meinem Mann auf (sie schläft neben unserem Bett). Dann gehen die beiden ca eine 30 minütige Runde. Danach geht der Alltag los. Kinder frühstücken, der große geht ins Homeshooling, ich erledige den Haushalt und der Mann ist im DG im Büro. Dabei liegt Lina meistens in ihrem Kennel und schläft, mal beobachtet sie uns (liegend, entspannt). Manchmal geht sie auch hoch ins Schlafzimmer und schläft da für eine halbe Stunde. Wenn das Kleinkind Vormittagsschlaf macht, nehn ich mir Lina meistens für 10-15 Minuten. Da machen wir Maulkorbtraining, Aportieren im Garten, Blickkontaktübungen o.ä. Je nachdem.
Gegen 12 Uhr nehme ich den Kleinen und den Hund und wir gehen ne kurze Runde (20-30 Minuten ca).
Dann wird es meistens wilder bei uns. Weil der große dann auch fertig ist und spielt usw. Dabei liegt sie aber auch oft einfach nur im Kennel. Ausser die Kinder haben Essbares. Dann geht sie auf Krümelsuche? da schicke ich sie aber zurück. Das ist aber oft eine Situation wo sie echt immer wieder raus kommt.
Wenn der Mann mittags fertig ist geht er entweder mit ihr joggen (10km) oder ich mit ihr ne große Runde durch den Wald (eine Stunde ca).
Bis abends passiert nicht mehr viel. Nach dem Abendessen bekommt sie ihr Futter und wenn die kids endlich im Bett sind und wir auf dem Sofa, darf sie auch zu uns auf die Couch zum kuscheln.
Wir wohnen am Rand einer Kleinstadt. 10 Minuten bis in den Wald. In die andere richtung liegen Felder.
Besuch bekommen wir gerade quasi garnicht. Mal von meiner Mama. Aber die wird von Lina geliebt!!
Post kommt häufiger. Aber das hat sie gelernt. Also das der Postmann wieder geht. Da bleibt sie recht entspannt. Sie läuft lediglich beim klingeln in den Kennel (so geübt).
Richtig jagen tut sie nicht. Vögel läuft sie mal hinterher. Unsere Trainerin hat sich das angesehen und meinte es wäre nicht klassisches jagen. Es wäre eher ein Spiel. Sie gibt da auch schnell auf.
Manchmal hat sie Tage, an denen sie häufiger aus dem Kennel kommt. Da hilft es auch nicht, nochmal mit ihr zu spielen/arbeiten. An den Tagen schicke ich sie einfach immer wieder auf den Platz. Zwinge sie quasi zur Ruhe. Oft schafft sie es dann auch irgendwann runter zu fahren.
Ihr Platz (Kennel) ist im Wohnzimmer. Die Spielecke im anliegenden Esszimmer (dort halten wir uns auch am meisten auf).
Im EG können wir uns auch bewegen ohne das sie nach läuft. Aber sobald alle oben sind, kommt sie nach. Und manchmal ist man ja nur oben 2as holen. Ich möchte nicht, dass sie so viel Treppe läuft. Ein Türgitter kann unten nicht angebracht werden. Nur oben ist eins. Das mache ich dann auch zu. Aber sie steht dann auf der Treppe und junkt. Ich muss sie dann sicher 5 bis 10 mal auf den Platz schicken bis sie wirklich geht.
Aber dann liegt sie nicht entspannt auf dem Platz. Dann geht sie immer wieder an den Fuß der Treppe gucken. Nur wenn es ganz lange dauert bis wir runter kommen, geht sie.
Das Verhalten, das du beschreibst, klingt für mich weniger nach Kontrolle als nach Wunsch, bei der sozialen Gruppe zu sein. Sowohl Schäferhunde als auch Huskies finden es eigentlich so gar nicht super, ganz allein irgendwo zu sein. Sie sind verhaltenstechnisch noch recht nah am Wolf und nicht dazu gezüchtet worden, im Alleingang irgendwas zu bewachen oder allein auf die Jagd zu gehen. Schäferhunde sind im Grunde Hütis, sie wollen mit ihrem Menschen zusammen arbeiten, und Huskies leben in ihrer ursprünglichen Umgebung immer mit anderen Huskies zusammen. Möglicherweise fühlt sie sich einfach nur einsam. Dafür spricht auch die Tatsache, dass sie sich auch mal woanders zum Schlafen legt. Ein Kontrolletti würde das wahrscheinlich nicht so oft machen.
Hättet ihr die Möglichkeit, ihr mehrere Ruheplätze zur Verfügung zu stellen, damit sie euch folgen kann und dann dort schlafen kann, ohne dass sie dir immer dazwischenfunkt? Ich fand die Idee mit den Gittern nicht verkehrt, durch die der Hund zusehen kann.
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Ich kann völlig verstehen ,dass du mit den Nerven am Ende bist. Das wär ich auch, wenn ich meinen Hund im Haus rund um die Uhr kontrollieren müßte. Wozu soll das eigentlich gut sein? Ich meine: Kontrolliert sie dich denn wirklich? Versucht sie also, dir z.B. den Weg abzuschneiden oder zu verstellen, dich wegzudrücken, oder jankt sie dich dauernd an, weil sie was durchsetzen will?
Oder ist das nur ein unsicherer junger Hund, der einfach seinem völlig normalen Bedürfnis nachgibt, sozialen Anschluß zu halten? Was ist daran so schlimm, wenn sie dich erstmal im Haus begleitet?
Das hat .z.B mein Terrier zuerst auch getan,und dabei gleich einiges gelernt. Vor allem das eine: Es lohnt sich nicht. Die Badezimmertür geht eh vor der Nase zu, dauernd die Treppe rauf und runter, weil die Alte so schusselig ist, ist auch nicht so der Bringer, der Waschkeller ist verdammt langweilig - und generell kommt sie ohnehin regelmäßig an gewisse Ausgangspunkte zurück.
Ergebnis: Der kleine Hund suchte sich einen zentral gelegenen Ruheplatz und behielt die Dinge lieber von da aus ganz entspannt im Auge - und das ganz ohne, dass ich dauernd Kommandos geben oder ihn "zur Ruhe zwingen" mußte. Er hatte einfach beobachtet, gelernt und seine Konsequenzen gezogen.
Was ich eigentlich sagen will: Ist diese Kontrolle beinahe jeder Bewegung, das Unterbinden eines ganz normalen Bedürfnisses, denn wirklich nötig - oder reibt ihr auch da vielleicht an einem Nebenschauplatz unnütz auf, wenn du deine Nerven doch eigentlich für die größeren Baustellen viel besser gebrauchen könntest?
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