Bissiger Hund, wie soll es nur weitergehen?

  • Sorry, dich komplett überlesen!


    Sie läuft mir heute noch permanent und penetrant hinterher. Ich muss sie ständig anleinen um das zu unterbinden, weil der Trainer meinte, dass sie mich kontrolliert.


    Es gab hier nicht viele Regeln. Sofa und Bett waren tabu, das habe ich durchgesetzt indem ich sie an einer Hausleine immer wieder runtergeführt habe und das Kommando "runter" eingeführt habe. Sie muss auch an ihrem Napf warten, bevor sie frisst.


    Ich habe das Gefühl, dass die Kastra es noch schlimmer gemacht hat, statt besser. Davor wollte sie eher auf "ausgewählte Feinde" losgehen, danach wollte sie sich auf alles stürzen was sich bewegt, inkl. mir.

  • Wir machen keinen Hundesport. Ich wollte nach Corona gerne etwas anfangen, aber das ist jetzt ja leider unmöglich bei ihren Aggressionen. Ich glaube nicht das mich irgendeine Hundeschule nehmen würde.


    Ich beschäftige sie zugegebenermaßen wenig, weil ich keinen richtigen Zugang und Draht zu ihr finde. Wir gehen eben Gassi und manchmal bekommt sie ihren Schnüffelteppich oder ich verstecke ihr ein Spielzeug, dass sie suchen muss.

    Ich kann dir wirklich nur ans Herz legen, dich mehr mit ihr zu beschäftigen. Nicht weil es all eure Probleme lösen wird, aber weil ihr dadurch zusammen wachst. Aussies sind so arbeitsfreudige, motivierte Hunde, denen man jeden Blödsinn beibringen kann.


    Du musst natürlich nicht sofort in einen Verein rennen. Es gibt auch Möglichkeiten einen Hund ohne Verein zu beschäftigen. Ich empfehle sehr gerne ZOS (Zielobjektsuche). Das kann man wunderbar alleine machen und lernen. Da gibt es tolle Bücher zu und es ist wirklich Spaß für dich und den Hund.


    Außerdem würde ich dir UO empfehlen. Das stärkt auch die Bindung und das Vertrauen und die Freude am gemeinsamen Arbeiten.


    Wenn Kira merkt, dass es Spaß macht mit dir zu arbeiten und dass Frauchen cool und spannend ist, wird das auch mit dem Orientieren an dir leichter für sie sein.

  • Ah okay.


    Ich hab jetzt nicht viel Zeit zum schreiben, aber mir fallen ein paar Ringe auf :


    - Wie kommt von einem Verehrer. Also ist es gut möglich dass sie genetisch schon eine Macke hat, oder beschissen sozialisiert ist ( zB wesensschwache Eltern, auf die Sozialisation keinen Wert gelegt, nur einen Bauernhof kennen gelernt zu ihrer Wichtigsten Zeit, ect... Damals zu wenig oder zu blöde Erfahrungen gemacht,...)


    - Geistige Auslastung ist ein Punkt bei dem du sofort anfangen kannst. Schnüffelspielchen und so können ganz nett sein, aber es ist für manche Hunde nicht genug Arbeit. Bei der Nase Arbeit würde ich bleiben, weil sich der Hund hier konzentrieren muss und nicht überdrehen kann ( was bei einem Hüti schnell passieren kann). ZOS, Fährte oder Dummy Arbeit wären Dinge die prima auslasten und man auch ohne Hundeschule machen kann. Wobei ich hier die größten Vorteile im ZOS sehe ( @Nothingheretosee macht das bspw auch mit ihrer Hündin).

  • und weiß, dass der Aussie Schutz- und Wachtrieb hat, aber doch nicht in diesem Ausmaß?

    Doch, leider doch!

    aber das ist jetzt ja leider unmöglich bei ihren Aggressionen. Ich glaube nicht das mich irgendeine Hundeschule nehmen würde.

    Hm, ich glaube eher, daß sie eine Beschäftigung braucht!

    Das würde auch die "Bereitschaft" erklären, Autos und Jogger zu jagen. :ka:

    Ich beschäftige sie zugegebenermaßen wenig, weil ich keinen richtigen Zugang und Draht zu ihr finde.

    Eigentlich muß man sich mit ihr beschäftigen. Ihr eine Aufgabe geben, wo sie kopfmäßig ausgelastet wird.


    Klar, es ist leichter gesagt, weil sie so agiert und es dann wie ein negativer Faktor anfühlt.

    Aber gerade die richtige Beschäftigung kann das aufbrechen, und sie zu einem "guten Hund" mit eben den typischen Aussie-Macken machen, mit denen der Halter auch umzugehen lernen soll.

    Er meinte, dass es von der Läufigkeit kommt, dass sie deshalb so aggressiv reagiert

    Ähm, ja, also, es ist schon so, daß natürlich die hormonellen Abläufe im Körper dafür sorgen, daß die Hündin mal zickiger, mal aggressiver (Welpen sind da, brauchen Schutz) und mal wieder "lieber" wirken. Das ist ein natürlicher Prozeß. Stimmungsschwankungen gehören zum Leben dazu.


    Nur mal so zur Erklärung.


    und das es besser ist, sobald sie kastriert ist und sie dadurch auch "formbarer" und leichter zu trainieren wird.

    :verzweifelt:



    Was sagt der Trainer denn jetzt?

    Empfindet er Deinen Hund nun als "formbarer", nun, daß sie auf seine Empfehlung her kastriert worden ist? Damit sollte er doch nun besser klar kommen, Dir und somit auch Deinem Hund helfen zu können!

  • Du solltest dir zuerst überlegen, in welchem Umfang du mit deiner Hündin arbeiten kannst und willst.


    Die Energie und Kraft sind endlich.


    Mein Rat ist, einer Trainerempfehlung hier von den Hütererfahrenen zu folgen und dir eine realistische Einschätzung von euch als Team, deinen individuellen Möglichkeiten und des Hundes zu holen.


    Danach steht für dich die Entscheidung an, ob du den Weg mit deiner Hündin gehen kannst und willst.



    Mein erster Hund überschritt meine Fähigkeiten um Längen, meine Kompetenzen und Fähigkeiten, was verlässliche Führung anbelangt.

    Der Prozess, um in diese Aufgabe hineinzuwachsen erforderte nicht nur Wachstum im Wissen darum, was dieser spezielle Hund brauchte, sondern auch meine persönliche Entwicklung.

    Das dauerte letztlich Jahre und diese Jahre waren - rein auf die Lebensdauer meines Männleins - sehr sehr lange.

    Bei anderen Menschen, in anderer Umgebung, hätte es diese Jahre nicht gebraucht.

    Es war seine Lebenszeit, die eben viel kürzer ist, als die des Menschen.


    Deswegen solltest du dir dringend überlegen, was du kannst und hinter welchem Umfang an Training, Arbeit an dir selbst und auch, mit welchen Alltagseinschränkungen du dauerhaft oder vorübergehend, umgehen kannst und willst.

  • Ok, du hast eine arbeitshunderasse, mit der du nichts machst, außer angeleint gassi zu gehen. Dass der Hund anfängt sich selber Jobs zu suchen, wundert mich jetzt mal gar nicht.

    Darf die Hündin wenigstens irgendwo mal frei gesichert laufen? Auf einem umzäunten Grundstück?

    Das wird natürlich nicht alle eure Probleme lösen, aber vielleicht schon etwas Spannung bei dem Hund abbauen.


    Ansonsten hoffe ich, dass du gute trainertipps bekommst, denn beide Trainer bis jetzt, lesen sich nicht ideal.

    Du wirst dich auf viel Arbeit und wahrscheinlich dauerhaftes Management mit dem Hund einstellen müssen, oder du gibst sie in fähige Hände ab.

    Das kein Züchter im Hintergrund steht, ist leider mal wieder typisch.


    Ich werfe noch mal Gabi von den black birch Aussies ein. Vielleicht kann die helfen. Sie hat ein recht großes Netzwerk noch heute, obwohl es Notaussies schon etliche Jahre nicht mehr gibt.


    Lg

  • Liest sich für mich, als wäre diese Rasse nicht für dich geeignet, aber nicht, weil der Hund "böse" ist, sondern weil er rassetypische Dinge auslebt, die du nicht in den Griff bekommst weil dir das Wissen und anscheinend auch die Anleitung dazu fehlt.

    Nicht jeder Mensch ist von seinem eigenen Charakter her für jede Rasse geeignet. Manches kann man sich aneignen, manches nicht und das macht dann ein Zusammenleben mit einer ungeeigneten Rasse schwierig.

  • Ich werf mal meine Erfahrungen mit ein, da ich mit einem Aussie-Border-Mix quasi ne Bombe an der kurzen Zündschnur habe.


    Er wird im Mai fünf, und bedarf permanentes (!) Management. Außer meinen Freund in zwei Extremsituationen hat er noch keinen Menschen gebissen (und beides nenn ich auch eher "Tackern" als "Biss"), aber das Tackern macht er immer noch, wenn er zu überdreht ist und ich nicht den richtigen Moment abpasse, um ihn da rauszuholen.


    Er versucht - je nach Gemüt - alles zu stellen. Menschen, Hunde, Fahrradfahrer, Jogger, Autos, Pferde - alles, was im Entferntesten eine potentielle Gefahr darstellt. Nicht immer (außer Hunde), aber das ist nichts, wo ich ihn frei laufen lassen oder "die Seele" baumeln lasse.


    Er nutzt jeden unserer Fehler und versucht immer und immer und immer wieder, Grenzen auszudiskutieren. Man muss immer wieder neu setzen, dass sie noch gelten, dass es keine Ausnahme gibt - und ja, auch wenn du lieb guckst und meckerst oder mich beschimpfst, die gelten immer noch.


    Wenn meine Eltern zu Besuch kommen, ist er immer angeleint bzw komplett unter unserer Kontrolle. Sie sind Hunden gegenüber gehemmt. Das spürt er, versteht es nicht und versucht entsprechend, dieses "Unverständliche" aggressiv los zu werden. Noch so eine Spezialität: Sachen, die ihn beunruhigen, werden mit nach vorne gehen vertrieben/gelöst.


    Meine Schwiegereltern haben zwei Rüden, einer davon ein 1jähriger. Wir mussten von Anfang an managen. Den Alten und Candie konnten wir irgendwann unbeobachtet lassen, aber in einigen Situationen (gerade, wenn wir frisch zu Besuch kommen), muss man ein genaues Auge drauf werfen - Candie überlegt da schon, ob er es nicht nochmal mit dem Unterbuttern versuchen soll. Bei dem Welpen können wir die jetzt noch nicht unbeobachtet lassen. Der "Kleine" ist zu wild, obwohl total lieb und freundlich, und Candie kann damit nicht umgehen.


    Aber - das große Aber - das sind alles aussietypische Verhaltensweisen. Vielleicht einen Ticken extremer als bei einem Aussie aus guter Zucht mit erfahrenem Hundehalter, aber trotzdem nichts ungewöhnliches. Und damit wirst du bei deiner Hündin auch rechnen können. Immer an die Regeln erinnern, immer ein Auge drauf haben, was jetzt vielleicht ein unerwarteter Auslöser sein könnte, immer gucken, ob vielleicht zu viel oder zu wenig Input war, immer auf die Tagesstimmung achten.


    Aber - und das ist das zweite große Aber - das Zusammenleben macht trotzdem unheimlich viel Spaß. Vorausgesetzt, du beschäftigst dich mit deinem Hund - und auch in Zeiten von Corona kann man sich beschäftigen. Ich gehe Joggen, mach Tricks, Zergelspiele, lange Wanderungen oder Spaziergänge, Lieblingsspielzeug verstecken etc Mantrailing kann man auch gut mit einem unverträglichen Hund machen, Dummyarbeit und Obedience kann man gut zu Hause machen, und je nach Hundeschulenkurs geht auch das Training an der Leine.


    Meine laienhafte Einschätzung ist einfach, dass deine Hündin gelernt hat, dass sie bei dir machen kann, was sie will - heißt, sie hat nicht ausreichend Führung bekommen. Das will ich dir auch gar nicht vorwerfen, denn so war ich zu Anfang auch und muss auch jetzt noch viel über Führung und Konsequenz lernen. Und das ist jetzt eben deine Aufgabe. Nicht aversiv reagieren - das hat mir eine Aussietrainierin damals sehr deutlich gemacht (kann sogar sein, dass war die, die hier empfohlen wurde): Je mehr du körperlich gegen den Hund gehst und je mehr du Druck ausübst, umso mehr kommt Druck auch zurück. Was du brauchst, ist viel Geduld, Konsequenz, Nervenstärke, Klarheit in deinen Anweisungen, Durchhaltevermögen - aber eben auch den Willen, das alles umzusetzen. Seele baumeln lassen ist nicht. Aber ein tolles Miteinander kann man immer noch hinkriegen.

  • Als ich anfing mit lesen musste ich sofort an die unzähligen Aussies denken, mit denen ich in all den Jahren in meiner Hundeschule zu tun hatte. Als der Aussie hier in Deutschland populär wurde, saß ich in einem Nest. Es wurde vermehrt, was greifbar war und dementsprechend viele Aussies, die vom Wesen wie Deine Hündin waren, kamen mir unter. Der Aussie-Boom ist etwas abgeebbt, es gibt zum Glück immer mehr Züchter, die einen alltagstauglichen Aussie versuchen hinzuzüchten, die dann auch die Finger von den Arbeitslinien lassen, damit ging es zum Glück etwas zurück. Ich habe irgendwann mal gezählt wie viele Aussies bei mir durch die Hundeschule gingen. Das ist schon ein paar Jahre her, da lag ich bei um die hundert Exemplare. Ich behaupte daher mal, ich habe eine Ahnung von dieser Rasse.


    Bei denen, die so eskalierten wie Deine Hündin, war der Verlauf auch genau in diesem Zeitrahmen. Ab dem zweiten Lebensjahr geht es richtig los. Alles vorher ist harmlos bzw. wird von den Besitzern nicht als Vorstufe erkannt. (Von mir schon, daher bekomme ich das bei denen, die ich vorher in den Fingern habe zumindest insofern abgefangen, dass es nicht vollends eskaliert und wir schon Sachen trainiert haben, auf die man dann zugreifen kann, wenn es soweit ist. Genetisch umbiegen kann ich diese Hunde ja auch nicht.)

    Wurde alles gecheckt.

    Das bezog sich auf die Schilddrüse. Ich möchte da auch noch mal einhaken. Zum einen wird Deine Hündin evtl. eine Schilddrüsenunterfunktion durch die Kastration entwickeln, die schleichend kommt. Es sind also ab sofort regelmäßige Kontrollen wichtig.

    Zudem wissen viele Tierärzte nicht wie die Werte bei diesem Hundetyp in diesem Alter sein sollten. Da kann es sein, dass die zwar in der Norm sind, aber trotzdem behandelt werden muss. Ich würde mich an einen Spezialisten wenden.

    Nein, das kam erst beim zweiten Trainer. Der erste Trainer hat es mit Kastration plus positivem Verstärken versucht. Das heißt, jedes ruhig bleiben wurde mit einen Klick und einem Leckerlie bestätigt. Das hat aber nur bis auf eine gewisse Entfernung geklappt. Sobald der Feind zu nahe kam, hat das null gebracht.


    Der zweite Trainer hat es dann ganz anders versucht, weil er meinte, dass solche Hunde nicht positiv trainiert werden können, da braucht es mehr "Wumms" dahinter.

    Traurig, dass Trainer immer nur eins können und keiner sich vernünftig in der Mitte bewegen kann. Hier braucht es beides in einem strukturierten und vernünftigen Aufbau.

    Ich beschäftige sie zugegebenermaßen wenig, weil ich keinen richtigen Zugang und Draht zu ihr finde. Wir gehen eben Gassi und manchmal bekommt sie ihren Schnüffelteppich oder ich verstecke ihr ein Spielzeug, dass sie suchen muss.

    Das spielt sicher mit eine Rolle. Mal richtig was zu tun haben ist Basis, damit man überhaupt ein Training für den Alltag aufbauen kann.

    Also in meinen Laienaugen hat sie vorher keine Tendenzen gezeigt. Aber sie hat definitiv alles genau beäugt, wurde dabei aber nnicht steif oder hat die Haare aufgestellt. Sie hat einfach alles und jeden angeguckt, der an uns vorbeiging.

    Ja, das übersieht man erst Mal. Vermutlich waren da schon ganz viele Anzeichen, die aber leider all zu oft übersehen werden.

    Sie läuft mir heute noch permanent und penetrant hinterher. Ich muss sie ständig anleinen um das zu unterbinden, weil der Trainer meinte, dass sie mich kontrolliert.

    Das muss sofort geändert werden, weil sie dadurch unter Schlafmangel kommt. Das ist krankmachend! Da wundert es nicht, dass kein Training fruchtet und sie draußen alles töten möchte!

  • Ich beschäftige sie zugegebenermaßen wenig, weil ich keinen richtigen Zugang und Draht zu ihr finde. Wir gehen eben Gassi und manchmal bekommt sie ihren Schnüffelteppich oder ich verstecke ihr ein Spielzeug, dass sie suchen muss.

    Der Zugang sollte mit gemeinsamer Beschäftigung kommen. Von nix kommt leider auch nix.

    Ich kann allerdings auch verstehen, dass du nach zwei Bissen inzwischen recht gehemmt bist.


    Ich drücke dir die Daumen, dass du endlich einen Trainer findest, der euch wirklich helfen kann. Aber auch da: schau dir seine Tipps und Ratschläge kritisch an, hinterfrage sie ruhig mal, lass ein wenig dein Bauchgefühl sprechen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!