Eigene Unsicherheit steht im Weg
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Hallo Leute,
Ich lese hier ja schon mit seit Oskar ein Welpe war. Ich habe viele wertvolle Tipps erhalten die mir durchaus im Alltag mit dem Hund geholfen haben. Nun gibt es aber ein Problem was sehr unkonkret ist und was absolut nicht am Hund liegt. Es klingt vielleicht ein wenig dumm aber: Woher habt ihr das Selbstbewusstsein bei der Erziehung?
Klar also Oskar hat einen gewissen Grundgehorsam jedoch gibt es viele kleine Baustellen die nicht massiv sind aber eben doch Baustellen. An denen muss natürlich gearbeitet werden und ich bin natürlich bereit dazu. Jedoch fehlt mir seit geraumer Zeit das Selbstbewusstsein. An sich bin ich kein stark schüchterner Mensch aber in den letzten Jahren bin ich im Thema Hund wohl sehr unsicher geworden. Konkret bedeutet es, dass ich irgendwann aufgehört habe eine schlepp zu benutzen, weil das bei uns keiner tut und ich das Gefühl habe ich sei störend. Wenn Besuch da ist oder ich jemanden mit dem Hund besuche, dann traue ich mich nicht Oskar zu korrigieren bzw auch mal ne Ansage zu machen. Oskar springt an jemandem hoch und natürlich stört es mich und natürlich lässt es sich leicht unterbinden aber ich traue mich einfach nicht etwas zu sagen oder gar zu tun. Ich gehe mit ihm in der Stadt? Ich traue mich nicht mit ihm IRGENDWAS zu üben, obwohl das notwendig wäre weil er dort noch sehr gestresst ist weil ich im Dorf wohne. Das kann man eben auf alles beziehen. Es ist mittlerweile so weit, dass ich mich nicht mal traue ihn zurückzurufen (wenn andere Menschen in Hörweite sind) aus der Angst heraus, dass er nicht kommt.
Bin ich allein mit ihm im Feld dann kann ich wunderbar mit ihm im Freilauf sein und kann sofort loben oder auch mal korrigieren. Sobald ein anderer Mensch dabei ist, vor allem mit Hund mache ich dicht. Im Garten können wir auch mal den Dummy suchen und ähnliches.
Das war nicht immer so aber ich denke ich schäme mich irgendwo, dass mein Hund nicht so „perfekt“ wie die anderen Hunde ist. Auf der anderen Seite will ich nicht wie ein „Tierquäler“ wirken, wenn ich ihn korrigiere oder eine Ansage mache. Ich habe halt einen Beaglemix wo nicht immer alles über Liebe und Lob funktioniert.
Daraus resultiert, dass vorhandene Probleme größer werden oder sich gar verfestigen können und auch, dass ich mich immer mehr abkapsle. Früher bin ich auf Leute zugegangen und wollte gemeinsame Spaziergänge unternehmen und jetzt scheint mir das ein Alptraum zu sein.
Mein Hund ist auf jeden Fall kein Problemfall, er benötigt nur mein Durchhalte und Durchsetzungsvermögen. Ich wüsste aber absolut nicht wie man seine Unsicherheit dahingehend stärkt, denn „einfach machen“ geht absolut nicht. Raus in die Pampa fahren ist eher weniger möglich, um zu üben.
Mich würde interessieren, ob jemand auch mal ähnliche Gedanken hatte und wie man damit umgehen könnte? Gibt es irgendwelche Denkfehler die ich grundsätzlich habe? Wie geht ihr mit Situationen um wo der Hund mal nicht so macht wie ihr wollt? Oder gar wo der Hund fremde Menschen anspringt oder ähnliches? Oder ist meine Art der Erziehung so falsch, dass es wirklich Grund zur Scham gibt? Natürlich ist es eher ein mentales Problem aber evtl hat jemand ja schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht.
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Ja, das ist wohl tatsächlich ein mentales Problem. Kann es sein, dass du allgemein ein Problem mit Scham bzw. sozialen Ängsten hast? Du sagst zwar, du bist kein schüchterner Mensch, aber war da vielleicht etwas, das jetzt erst rausbricht durch den Hund? Oder gab es sonstige Lebensereignisse, die dich aktuell verunsichert haben? Wenn ja, ist das wahrscheinlich in einem Hundeforum nicht so einfach aufzuarbeiten, aber vielleicht bringt es dich etwas weiter, wenn du mal den Faden aufnimmst und der Scham/Angst nachspürst. Wofür schämst du dich genau bzw. wovor hast du Angst? Was sollte passieren, wenn...? Vielleicht kommst du so zu dem Schluss worum es genau geht und kannst dann besser damit arbeiten, evtl. mit Hilfe.
Ich kenne übrigens kaum oder gar keine perfekten Hunde. Meiner schonmal gar nicht.
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Hallo,
erstmal hört sich doch alles ganz gut an Grundgehorsam ist vorhanden und der Hund ist im Großen und Ganzen nett.
Wie du zu mehr Selbstbewusstsein kommst, da gibt es wohl leider kein Patentrezept.
Aber das Gefühl in der Hundeschule mit einem Beagle so eine Art Alien zu sein, das kenne ich nur zu gut.
Da musst du dir auch ganz klar darüber sein, was du für einen Hund hast. Einen Profi- Jäger, der nicht erst das Ok vom Jäger abwartet, bis er die Spur aufnimmt, sondern die Spur sofort verfolgt, der Jäger/ Halter wird schon noch kommen.....
Unser Beagle stand gut im Grundgehorsam aber Freilauf war nicht möglich bzw nur am Strand, da fand er keine Spur spannend.
Dann lief er eben an der Schlepp, auch wenn die Hüti- und Labbi-Halter mich schräg angeschaut haben.
Anspringen war leider auch ein Thema, konnten wir unserem Zeit seines Lebens nicht abgewöhnen, kenne das auch vom Beagle meines Kollegen, der war 14, fast blind und tatterig aber Anspringen war seine Form der Begrüßung.
Beagle sind anders - aber toll. Meistens sehr verträglich mit Artgenossen und freundlich zu allen Mitmenschen.
Gute Erfahrung beim Trainieren haben wir immer mit "Super- Leckerchen" gemacht. Es gab unterwegs z. B. Käse oder Leberwursttube, dann war seine Reaktion deutlich besser als wenn es nur Trockenfutter gab.
Versuche wieder mit anderen Menschen und Hunden zusammen zu laufen und lass ihn an der Schlepp, du bist mit Sicherheit deutlich entspannter, wenn du nicht befürchten musst, dass er gleich alleine jagen geht.
Schau dir mal ein paar Rasseportraits vom Beagle an, es wird immer auf die ausgesprochene Jagdaffinität und eine gewisse Sturheit hingewiesen, aber auch darauf, dass es ein sehr freundlicher Hund ist und über Futter gut zu erziehen.
Liebe Grüße
Chrissi mit Speedy (und in Gedanken gerade bei Gerry, dem dickköpfigsten und verfressensten Beagle aller Zeiten )
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Hallo,
ich möchte mal den Punkt "Korrigieren bei Anspringen" rauspicken.
Wenn dein Hund unterwegs Passanten anspringt, sind die doch bestimmt nicht sonderlich erfreut da drüber? Da würde dich bestimmt keiner als Tierquäler betiteln, wenn du da mal den Hund energisch ranrufst. Im Gegenteil, dann sehen die Leute doch, dass du daran arbeitest und verzeihen es eher, als wenn der Hundehalter ohne eine Mine zu verziehen weitergeht.
Ich hab selbst drei Hunde, aber wenn ich grade mal was Besseres anhabe (was selten vorkommt), dann finde ich es auch nicht lustig, wenn ich dann das eine Mal mit Pfotenabdrücken versehen werde. Und ich glaube, ich würde einen HH dann eher anpflaumen, ob er seinen Hund nicht bissel erziehen kann, wenn der nix macht, als wenn ich sehe, dass da aktiv dran gearbeitet wird.
Meine Sichtweise.
Und übrigens, meine Hunde sind auch nicht immer perfekt, die musste ich auch schon mal anmeckern, wenn Fremde dabei waren, und sie grade Unsinn gemacht haben. Ich denke, das "kommt in den besten Familien vor".
Ich wünsche dir, dass du die Kurve kriegst und wieder bissel mutiger wirst.
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Danke für eure Antowrten!
Zu @SanchoPanza : Ja tatsächlich habe ich eine Angststörung jedoch schon weitaus länger als ich Oskar besitze und anfangs hat er mir sogar geholfen und meine Ängste wurden weniger. Mittlerweile ist auch alles sehr stabil. Es hatte jedoch nie etwas mit Hunden zu tun gehabt. Vielleicht hatte ich Anfangs zu sehr geglaubt Hundehalter seien alle nett zu einander weil sie die Liebe zum Hund verbindet . Aber dann werde ich wohl oder übel auch mehr in diese Richtung nachdenken müssen.
Zu Chrissi193 : Du beschreibst meine Lage ausgesprochen gut, denn die meisten anderen Hundehalter besitzen hier auch nur Aussies, Labbis und kleine Wuschel. Zum Glück ist in Oskar das Jagen des Beagels nicht so ganz durchgeschossen, denn auf Spuren geht er hier in der Gegend gar nicht. Meist ist es eher, dass er verschnüffelt und dann eben auch dementsprechend langsam beim Rückruf kommt, was durchaus problematisch ist wenn Menschen mir ihren elektrischen Fahrrädern an uns vorbeihuschen.
Der Rückruf muss nur eben immer mal wieder bei seinem sturkopf aufgefrischt werden, wo ich dann häufig wieder zu unsicher bin.Durch meine Passivität habe ich Oskars sozialverhalten da leider auch verbaut. Er ist weitestgehend verträglich aber VIEL zu aufdringlich, da hätte bzw sollte ich mehr Grenzen setzen aber wie gesagt, ich traue mich einfach nicht.
Ich denke aber, dass ich deinen Tipp beherzigen werde und aktiv mal auf eine Bekannte von mir zugehen werde um zu fragen, ob wir mal zusammen mit den Hunden spazieren wollen. Vermeiden bringt da ja auch nichts.
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Mach einfach dein Ding, wie der Beagle-Mix es tun würde, würdest Du nicht gegensteuern
Ihr seid nicht auf der Welt, um es anderen recht zu machen oder jedermanns Wohlwollen zu erhalten.
Dein Hund ist nicht perfekt - wer ist das denn schon?
Du arbeitest an euren “Problemen“, wunderbar - nun gib euch einfach die Zeit dazu.
Es wird immer negative Anmerkungen geben, ganz egal ob du zb Anspringen unterbindest oder nicht. Der eine findet es drollig, empfindet deine Korrekturen daher unnötig und du bist die “Böse“. Der nächste findet es ätzend und ist dankbar für dein Einwirken.
Man muss den richtigen Weg für sich und seinen Hund finden - unabhängig von der Meinung anderer.
Ja, Beagle sind wunderbar im Hinterfragen, Austesten, Aussitzen - ich hab es sooo geliebt, mit diesem starken, unabhängigen Willen zu arbeiten.
Sie brauchen öfter Wiederholungen und Auffrischung des Gelernten. Es kann dir auch nach 3 Jahren mit schönstem Gehorsam noch passieren, dass der Beagle dich anschaut und “Nääää, also das hab ich noch nie gehört!!!“ in seinen Augen steht. Sie legen halt weniger Wert drauf, es uns recht zu machen - das war nie ihre Aufgabe. Trotzdem, auch ein Beagle muss und kann gehorsam sein, ich kenne selbst jagdlich geführte Beagle, die außerhalb der Arbeit problemlos und gehorsam frei laufen im Wald.
Konsequenz, Dickkopf und nötigen Gehorsam möglichst spaßig, actionreich und abwechslungsreich zu verpacken hilft weiter. Langeweile hassen sie, ewig gleiche Abläufe beim Training, immer gleiche Orte für Gassi und Arbeit ödet schnell an.
Schau gern in mein Fotobuch, mein verstorbener Beagle hat einiges erlebt, sämtlichen Unsinn mitgemacht und war (5 jährig übernommen, unerzogen, 2 Vorbesitzer, mein Ersthund) später so ein zuverlässig gehorsames Goldstück, dass er für Aussie, Boxer und Labrador im Bekanntenkreis als Vorbild galt.
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Ich finde es auch eine gute Idee, mal wieder mit anderen zusammen zu gehen. Vielleicht kannst du denen auch gleich am Anfang sagen, dass ihr gewisse Sachen grade (wieder) üben müsst. Dann sind sie darauf auch vorbereitet und du musst dir keine Sorgen machen, dass sie was komisches denken
Falls du in deiner Umgebung niemanden kennst, vielleicht findest du ja wen im Forum. Es gibt meine ich eine Ecke für Gassiverabredungen
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Positive Kontakte geben Sicherheit und bauen Ängste ab. Mach nicht den Fehler und igel dich ein. Das wird zum Selbstläufer und immer schwerer wieder rauszukommen. Jetzt kommt der Frühling und es macht doch so Spaß draußen andere Mensch-Hund-Teams kennenzulernen!
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Danke euch! Ihr habt mich wirklich sehr ermuntert ich bin wirklich zuversichtlich, dass das wieder wird. Ich darf auch nicht vergessen, dass jeder in seinem Tempo üben darf und keiner perfekt ist, da habt ihr vollkommen recht. Ich schnuppere mal in euren vorgeschlagenen Threads rein
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Ansonsten gibts da ein paar ganz einfache Sachen, mit denen man selbstbewusstes Auftreten üben kann:
- Atemübungen, Bauch raus
- Haltungsübungen (sicherer Stand, physiologische Haltung)
- Übungen fürs Entspannen und „Bei sich bleiben“ (je nach Vorliebe progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation ...)
Und mach Dir ein Stück weit bewusst, wo Deine Grenzen sind und wo Du ein Stoppzeichen setzen möchtest. Hilft im Umgang mit Mensch und Tier. Ich bin selbst nicht die Selbstbewussteste und ein äußerst höflicher Mensch, aber ich verbitte mir jede Form von uneingeladener Einmischung in meine Angelegenheiten. Meine Angelegenheiten=Kein anderer wird davon belästigt oder geschädigt. Jeder darf mir gerne was mitteilen, was ihn stört. Wenn etwas ihn aber nur stört, weil er der Meinung ist, es besser zu können oder zu wissen, dann darf er das gerne besser können, wissen und tun. Mit seinem eigenen Hund, nicht mit meinem.
Und sowas artikuliere ich gerne mal, dafür muss man nicht grob werden. Wichtig halt: Nicht diskutieren, nicht rechtfertigen. Einfach nur „Sehe ich anders“, „Möchte ich nicht“, „Passt so für uns“. Wenns gar penetrant wird, kommt der Satz „Vielen Dank für Ihre Meinung, aber ich hab schon eine Eigene.“
Und dann gehe ich auch. Ich werde den anderen mit einer festen vorgefassten Meinung eh nicht überzeugen können. Und warum sollte ich auch - sein Tanztee, nicht meiner.
Horch dazu einfach mal in Dich rein, wo Du sagst (oder sagen willst): Meine Sache. Und probiere es einfach mal aus
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