Hund in einem Zimmer halten

  • Zur Rassewahl: Golden und Labrador Retriever haben sich vielfach als Assistenzhunde bewährt. Sie bringen in der Regel, sofern sie vom seriösen Züchter kommen, ein gutes Nervenkostüm und die nötige Belastbarkeit mit.

    Hauptsächlich soll der Hund Abstand zwischen mir und anderen Menschen schaffen und mich "warnen" wenn jemand hinter mir läuft. Außerdem flashbacks und Panikattacken erkennen und mich beruhigen. Mich zurück zum Auto führen wenn ich vor Panik total durchdrehe.

    Den Shetland Sheepdog sehe ich für diesen Aufgabenbereich absolut gar nicht und rate davon dringend ab. Ja, du hast von einem Assistenzhund dieser Rasse gehört, aber von den rassetypischen Eigenschaften her handelt es sich da um eine ganz große Ausnahme.


    Was sind die rassetypischen Eigenschaften der Shelties?


    Da wäre vor allem die große Sensibilität zu nennen. Ein Sheltie läßt sich schon durch eine gehobene Augenbraue nachhaltig beeindrucken. Das ist schön, wenn man diese Sensibilität mag. Der Übergang von Sensibilität über Unsicherheit bis hin zur Ängstlichkeit ist dabei jedoch fließend. Die laute Sprechstimme eines Mitbewohners kann schon ausreichen, damit sich der Hund dauerhaft nicht mehr an dessen Türe vorbeitraut.


    Es sind wirklich sehr zarte Seelchen. Heißt zB: Wenn es dir mental schlecht geht, dann bricht für den Sheltie die Welt zusammen. Du mußt ihn beruhigen, er kann das nicht bei dir leisten.

    Ich kenne einige Shelties, die im Hundesport-Training gut und freudig dabei sind, aber nie auf Prüfungen geführt werden können, weil sie dann schon aufgrund der Anspannung ihrer HundeführeriInnen mental zusammenbrechen.


    Ein Sheltie wird keinen Abstand zwischen dir und anderen Menschen schaffen, er ist vielmehr stark darauf angewiesen, daß du Abstand zwischen ihm und anderen Menschen schaffst. Dazu kommt sein sehr hübsches und niedliches Aussehen. Man wird viel auf den Hund hin angesprochen. Menschen nähern sich dir und suchen den Kontakt.

    Daß kleine, süße Hunde ungefragt - auch gerne hinter deinem Rücken - angefasst werden oder daß es zumindest versucht wird, ist leider keine Ausnahme. Da muß man selber die Mauer der Abwehr bilden und kann dies nicht vom Hund erwarten.


    Shelties sind aufmerksam, binden sich eng an ihren Halter und lernen gern. Sie haben viele tolle Eigenschaften. Aber ein belastbares Nervenkostüm gehört leider nicht dazu. Jede auch nur mäßig unangenehme Erfahrung prägt sich sehr nachhaltig ein. Ausweichen und Flucht ist dabei die Strategie, die der Sheltie wählt. Angstbeißer sind nicht typisch für Shelties, sie wählen den Weg nach hinten.


    Dagmar & Cara

  • Ich mach mal nen anderen Vorschlag:


    Wie wäre ein älterer, gefestigter, schon ruhiger Hund aus dem Tierschutz, den du vorher ganz genau kennenlernen kannst?


    Ich wollte meinen Pudel ja eigentlich zum Besuchshund fürs Altenheim ausbilden, leider ist er aber chronisch krank und überhaupt nicht dafür geeignet, da dadurch sehr nervenschwach. Ich wollte einen Überall-mit-hin-Hund, aber das wurde nichts; er verbellt Hunde und traut Fremden nicht. Das ist im Alltag schwierig zu händeln, ich habe 3 Jahre gebraucht, um einigermaßen souverän damit umgehen zu können und trotzdem nagt noch an vielen Tagen die eine oder andere blöde Begegnung/Begebenheit an mir, egal, wie lange sie her ist. Als Ersthundehalter macht man einfach Fehler oder kann nicht alle Situationen sofort einschätzen.


    Mein Opi hat sich eher zufällig ergeben, aber er ist nun meine emotionale Stütze, ohne auch nur irgendwas spezielles dafür zu tun. Er ist einfach da, freut sich über unsere Gassigänge, hoppelt mit mir durch die Gegend und genießt seine Streicheleinheiten. Er ist mein Urlaub für die Psyche. Im Alter von 14 habe ich ihn aufgenommen, er ist jetzt 15. Es muss ja kein ganz so alter Hund sein, aber vielleicht etwas kleineres um die 10, 11? So kannst du mit einem souveränen Hund in die Hundehaltung einsteigen und erstmal "die Lage checken" und die "menschliche Seite" üben. Und die eine oder andere erzieherische Herausforderung am Hund bewältigt man eben mal so mit.


    Ich rufe mal meinen Co-Seniorhunde-Fan Karpatenköter, der kann dir von Bonnie und Masha erzählen. :)


  • Habe zu dem Anfassen schon was geschrieben. Kurz gesagt ich bin es eigentlich gewohnt. Kann keine Maske tragen und Menschen meinen sie dürfen mich anschreien. Lange Haare und Menschen wollen sie ständig anfassen. Bin gerade selber stolz darauf, dass ich mit sowas so gut klarkomme.


    Selbst wenn der Hund nicht überall hin darf kann er mir auf viele Arten helfen. Panikattacken bekomme ich ja auch Zuhause und wenn der Hund mir dann meine Notfallbox bringen kann oder weiß wie er mich bei einem Flashback zurückholt rettet mich das vor so vielem.


    Das mit dem Feierabend verstehe ich. Den brauchen wir alle.

  • hasilein75 hat übrigens einen, so weit ich weiß selbst ausgebildeten, Assisstenzhund. Zwar ganz anderer Hintergrund, aber vielleicht mag sie was erzählen, wie das so rennt oder auch nicht.

    ich muss mich hier erst mal einlesen

  • Danke. Dann hat sich das ja entschieden. Wird also Labrador oder Retriever.

  • Einen Gedanken wäre es wert.

  • Ich sehe da ehrlich gesagt keinen Hund.

    Ich habe selber PTBS und mein Hund ist eine riesige Hilfe für mich - ganz ohne ein ausgebildeter Assistenzhund zu sein.

    Aber mit Belastungsstörung und einem Hundehassendem Vater einen Welpen "alleine" ausbilden zu wollen, finde ich unrealistisch. Klingt für mich zumindest nach großem Konfliktpotenzial in der eigenen Familie und für dich - die du ja eh schon vorbelastet bist - nach einer Menge Stress. Du könntest an dieser Aufgabe zerbrechen und das fände ich dem Hund gegenüber nicht fair.


    Den Hundewunsch würde ich mir erst erfüllen, wenn du in deinen eigenen 4 Wänden wohnst und dann würde ich mir auch gut überlegen, ob es wirklich ein Assistenzhund sein muss, oder ob ein ganz einfacher Hund nicht auch ausreichen würde. Wenn es doch unbedingt einer sein müsste, würde ich auch eher schauen, irgendwo einen "fertigen" zu bekommen.

    Wenn du dir mit einem Hund Menschen vom Leib halten möchtest, empfinde ich Shelties als ziemlich Kontraproduktiv. Die meisten Menschen springen auf die niedliche Optik an und werden dich belagern, wenn du nicht von dir aus den Mund aufbekommst. (Kenne ich aus eigener Erfahrung. Als der Rotti noch Welpe war, wollten alle mal streicheln und ich stand nur ängstlich daneben. Hat lange gedauert, bis ich mich gegen andere Menschen durchsetzen konnte)


    Ich habe meinen Hund jetzt 7 Jahre und ich bin ein viel selbstbewussterer, stärkerer und mMn auch (psychisch) gesünderer Mensch geworden. Durch das Leben als Hundehalter war ich gezwungen raus zu gehen, musste Verantwortung übernehmen, kam unweigerlich mit Menschen in Kontakt, mit denen ich niemals in Kontakt treten wollte. Ich musste lernen Menschen abzublocken und Menschen um Hilfe zu bitten. Es gab unheimlich viele Konflikte und Anfeindungen, die nicht nur einmal beinahe dazu geführt hätten, dass ich wieder in mein Loch falle.
    Bei mir hats geklappt, das hätte aber auch genauso gut richtig nach hinten losgehen können. Zudem hatte ich die ganze Familie hinter mir, die mich grade am Anfang sehr sehr viel unterstützt haben... mit einer Familie, die Hunde zum Teil sogar hasst, hätte ich das niemals gemacht/geschafft.

    Überleg es dir also wirklich gut.

  • Ich hab immer Bauchweh, wenn sich jemand einen Hund holt, DAMIT er seine Gewohnheiten ändert.

    Viel zu oft klappt das nämlich doch nicht auf Dauer mit „Dann MUSS ich rausgehen“ - und der Leidtragende ist der Hund.

    Ich bin der Meinung, dass man ZUERST seine Gewohnheiten ändern muss und erst dann, wenn die Voraussetzungen da sind, kann man sich einen Hund kaufen.

    Du hast ja trotzdem ein Ziel vor Augen:

    Ich muss mein Leben so umstellen und in den Griff kriegen, dass es für einen Hund passt.

    Alles andere finde ich extrem unfair dem Hund gegenüber, vor allem wenn deine Familie das nicht auffangen kann oder will.

  • Der Sinn dieses Hundes ist zum großen Teil das ich einen Grund habe rauszugehen. Wo wäre der Sinn wenn ich dann nur um den Block laufe? Ich habe den Führershein gemacht um wohin zu fahren wo ich keine Flashbacks vom dort sein bekomme. Also wäre ein im Ort mit Mutter laufen eher die Ausnahme.

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