Medical- und Kooperations-Training: Allgemeiner Austausch

  • Welche Erfahrung habt ihr eigentlich mit den Krallenschleifern gemacht?

    Mein Hund hat nie schlechte Erfahrungen mit Krallen schneiden und schleifen gemacht, trotzdem hat er so eine Panik davor. Er ist ein extrem sensibler Hund. Selbst die Treppe, die er jeden Tag gehen muss und mit viel Geduld aufgebaut wurde (und Leckerlis), findet er nach wie vor Horror. Augen eintropfen übte ich mal 2 Wochen intensiv, nur um mir es nach 2 mal „echten“ eintropfen komplett wieder zu zerstören.


    Krallenschere kann ich vergessen. Habs ewig probiert anzutrainieren. Keine Chance.

    Krallenschleifer geht besser. Sitze aber schon seit Dezember fast jeden Tag am Abend und übe das. Mittlerweile darf ihn das ausgeschaltete Gerät 2sec berühren.

    Ist das normal? Wenn das so weiter geht, komm ich nie zum schleifen 🙈 Wie war das bei euren?

  • Der junge Mann ist 05.22 geboren ja?

    10/11.22 hattest du schon ein Problem mit Kooperation, damals ging es um Augentropfen.

    Seid ihr seither gar kein Stück weiter gekommen? Keine Fortschritte?

    Er muss es ja nicht lieben, aber geht jegliches Handling nicht?


    "Normal" finde ich es nicht, nein.


    flying-paws hatte dir folgendes geraten

    Zitat

    Moderation

    Ich würde auch zweigleisig trainieren. Einmal über das Kooperationssignal und dann aber auch fixieren. Hier mal ein paar Ideen, was man da alles üben kann. Wichtig ist, dass man mit etwas, was dem Hund leichter fällt mit dem Grundprinzip anfängt: "Still halten führt dazu, dass ich Dich loslasse." Bei den meisten Hunde ist Vorderpfote kurz fixieren ein guter Einstieg. Da ist es dann sogar egal, ob der Hund die angebotene Belohnung danach (!!!) annimmt. Das punktgenaue Loslassen ist der Schlüssel.

    • Kopf fixieren
    • Hund fixieren
    • Pfoten, Krallen kontrollieren und schneiden
    • Ohren
    • Chip ablesen/mit Gerät über den Hund gehen
    • Maul aufmachen
    • Hochheben, Tragen, auf Tisch setzen
    • Fremde Person untersucht Hund auf Tisch
    • Bürsten mit Popo fixieren
    • Zuppeln, zwicken, pieken
    • Fremde Person untersucht Hund
    • Hund auf Seite legen
    • Hund auf Rücken legen (auf dem Arm, auf dem Boden, auf einem Tisch)
    • Puls/Atmung/Herz/Schleimhäute kontrollieren
    • Fieber messen
    • Zecken suchen/abtasten
    • Tabletten geben
    • Hund abhören
    • Zähne putzen
    • Einsprühen
    • Hund auf Arm an andere übergeben
    • Hund (ab)waschen
    • Mantel, Halsband, Geschirr anziehen
    • Halskragen anziehen und tragen
    • Fremde Person führt Hund an Leine weg
    • Mit Gegenstand Hund abklopfen
  • Mrs Barnaby Augen eintropfen habe ich damals 2 Wochen intensiv mit Kooperationssignal geübt. Am Ende dieser 2 Wochen ließ er sich die Augen paarmal eintropfen. Wurde aber auch dann trotz Geduld nie problemlos und fand er durchgehend furchtbar. Musste es nach jedem Tropfen quasi einen Tag neu aufbauen. Als er einmal wirklich ein fett entzündetes Auge hatte und ich ihn eintropfen MUSSTE, zerstörte ich mir die Arbeit wieder.

    Ich übte dann trotzdem weiter immer wieder mal auch andere Sachen wie Zähne kontrollieren, Ohren untersuchen, Pfoten halten…aber findet er alles nicht schön. Dreht den Kopf weg, ist angespannt. Krallenschere ging gar nicht…deswegen Schleifer, aber auch den findet er doof. Zuckt die Pfote ständig weg, wenn das Teil ihn nur berührt (abgedreht).


    Grundsätzlich mach ich es so, dass er sich seitlich hinlegen soll. Dann nehm ich sanft eine Pfote und belohn ihn, dann taste ich die Krallen ab und belohne ihn und das steiger ich langsam von Tag zu Tag. Zuckt er mit der Pfote weg, lass ich sie los und leg sie zurück am Boden. Ist das falsch?

    Interessanterweise „freut“ er sich, wenn er den Schleifer sieht und trabt mit zum Teppich. Also das Üben mag er scheinbar 🙃

  • Wenn er die Pfote zurück zieht und du los lässt lernt er ja dass er dem entgehen kann wenn er einfach nur die Pfote zurück zieht. Besser wäre los lassen, wenn er die Pfote grad vernünftig bei dir behält. Das loben, ruhig bekeksen, und quasi immer weiter raus zögern.


    Er sollte lernen dass nur Kooperation ihm hilft aus der Situation wieder raus zu kommen.

  • Ich übte dann trotzdem weiter immer wieder mal auch andere Sachen wie Zähne kontrollieren, Ohren untersuchen, Pfoten halten…aber findet er alles nicht schön. Dreht den Kopf weg, ist angespannt. Krallenschere ging gar nicht…deswegen Schleifer, aber auch den findet er doof. Zuckt die Pfote ständig weg, wenn das Teil ihn nur berührt (abgedreht).

    Deine Umschreibungen waren "Panik", "extrem sensibel" und "Horror". Er ist ja nun als Welpe vom Züchter zu dir gekommen, ist kein Angsthund aus dem Tierschutz, wo ich andere Maßstäbe ansetzen würde..

    Er ist ja nun bald 2 Jahre alt und entsprechend lang bei euch.


    Heißt das, all das ganz normale Alltagshandling ist ein Geeiere?

    Ihr könnt nicht Zähne putzen, Ohren sauber machen oder nasse Pfoten abtrocknen, ohne, dass er sich anstellt?


    Das finde ich dann wirklich nicht gewöhnlich.


    Wie trittst du denn auf? Bist du selber ängstlich und suggerierst ihm körpersprachlich und stimmlich schon, dass jetzt gleich was furchtbares passiert?

    Grundsätzlich mach ich es so, dass er sich seitlich hinlegen soll. Dann nehm ich sanft eine Pfote und belohn ihn, dann taste ich die Krallen ab und belohne ihn und das steiger ich langsam von Tag zu Tag. Zuckt er mit der Pfote weg, lass ich sie los und leg sie zurück am Boden. Ist das falsch?

    Auf diese Frage würde ich die selbe Antwort wie Terri-Lis-07 geben.

    Wenn er die Pfote zurück zieht und du los lässt lernt er ja dass er dem entgehen kann wenn er einfach nur die Pfote zurück zieht. Besser wäre los lassen, wenn er die Pfote grad vernünftig bei dir behält. Das loben, ruhig bekeksen, und quasi immer weiter raus zögern.


    Er sollte lernen dass nur Kooperation ihm hilft aus der Situation wieder raus zu kommen.

    Exakt, er sollte lernen (langsam schon gelernt haben), dass sich Kooperation lohnt.


    Interessanterweise „freut“ er sich, wenn er den Schleifer sieht und trabt mit zum Teppich. Also das Üben mag er scheinbar 🙃

    Wenn er grundsätzlich zu Beginn kooperativ ist, vielleicht ist es dann der Faktor, dass zu viel Gewese gemacht wird. Manchmal muss es auch ein bisschen sanfter Druck sein, Augen zu und durch, dann Party.

  • Für Lilli ist total wichtig, dass sie mitbestimmen darf, was ihr zuviel ist und dann z.B. die Pfote zurückzieht (oder auch den Kopf hebt, das ist eines ihrer Pause-Signale). Wenn ich das Pause-Signal von ihr bekomme, unterbreche ich mein Tun, sie muss nichts aushalten. "Aushalten" führt bei Lilli tendenziell zu Nervosität, denn dann ist sie in einem Konflikt zwischen "finde ich eigentlich doof" und "muss versuchen, durchzuhalten, weil Frauchen das so will". Den Konflikt und damit die Nervosität kann ich ihr nehmen, wenn ich auf ihre Signale achte und ggf. die Behandlung unterbreche. Wenn sie wieder bereit ist, zeigt sie mir das, das braucht bei ihr nie lange, und sie muss so in keinen inneren Konflikt rein während der Behandlung.


    Bbylabi könntest Du Dir vorstellen, mal eine Sequenz bei Euch zu filmen? Das wäre bestimmt leichter, dann dazu Ideen zu sammeln.

  • Naja, Pfote halten heißt ja nicht automatisch dass man gleich Krallen schneidet. Auch wenn man die Krallen Zange in der Hand hält, muss das nicht automatisch bedeuten dass man die Krallen schneidet.

    Bei manchen Hunden führt nur ein Weg drüber wenn man das viel viel übt, konsequent aber möglichst positiv, und immer wieder mal ein bisschen statt immer oder gleich alles.


    Mein Rüde ist bspw super empfindlich, besonders am Popöchen und an den Ohren. Ersteres hat ne negative Vorgeschichte ( geplatzte Analdrüse die beim TA aufgeschnitten werden musste), zweiteres findet er einfach sau blöd.

    Da hilft nur immer wieder anfassen, Kooperation belohnen, dran bleiben wenn er weg zieht, und wissen lassen dass das nicht bedeutet dass man automatisch etwas blödes macht, sondern man dafür auch oft einfach nur was Gutes bekommt.

    Da wird dann mal betastet, mal geguckt ob man bisschen was zupfen kann, aber nicht immer, nie zu viel auf einmal, und auf jedes unangenehme Erlebnis das man aushalten konnte erfolgt direkt eine dicke Belohnung.



    Es gibt auch Hunde die kann man garnicht wirklich dran gewöhnen. Hatte ich schon, aber das is tatsächlich eher die Ausnahme als die Regel. Und bei meiner damaligen Hündin spielten zusätzlich bspw noch gesundheitliche Faktoren rein. Der konnte bspw wirklich nur der TA die Krallen schneiden. Ich selber? Keine Chance! Aber beim TA wars warum auch immer kein Problem.


    Die meisten Hunde bekommt man gut dran gewöhnt, manche brauchen länger, bei manchen isses einfacher.

  • Ich bin da ganz bei tassut .

    Für Carlo ist es auch ganz wichtig, dass er eben Nein sagen darf. Ein Erzwingen von Kooperation über Aushalten geht mMn auch an der Arbeit mit Kooperationssignalen vorbei.

    Ich sag nicht, dass es schlecht ist, das so zu machen, aber ist dann eine andere Arbeitsweise. Denn es ist ja gerade der Sinn dahinter, dass der Hund auch Nein sagen darf, Pausen kommunizieren kann und Mitspracherecht hat.


    Im Idealfall arbeite ich so, dass ich die Handlung beende, bevor der Hund Nein sagen muss, auch wenn das super kleinschrittig ist und man gefühlt erstmal nicht von der Stelle kommt. Bzw. wenn der Hund zu oft Nein sagt, dann sollte ich überlegen, ob ich nicht etwas am Setting für ihn ändern sollte.


    Bei uns war einer der Knackpunkte, dass ich die Pfote eben NICHT in die Hand nehme, sondern Carlo sie so hinlegt, dass ich an die Kralle ran komme. Inzwischen kann ich die Pfote auch anfassen, drehen, halten,... Aber für ihn war dieser Schritt viel schwieriger auszuhalten, als tatsächlich eine Kralle geknipst zu bekommen.



    Bbylabi von mir auch noch eine Stimme fürs filmen. In der Situation selbst sieht man so viele kleine Signale auch oft erstmal gar nicht, da ists super hilfreich, sich nachher nochmal ein Video ansehen zu können. Muss auch nicht hier gezeigt werden, vielleicht siehst du ja selbst schon, wie du es deinem Hund leichter machen kannst.

  • Pfoten abtrocknen geht mittlerweile. Das ist so Alltag geworden, dass er es akzeptiert.

    Gleiches probiere ich jetzt beim Zähne putzen, dass er einfach lernt „gehört dazu“.

    Beim Krallen schleifen/schneiden find ich das aber schwer. Möchte ihn nicht verletzen.


    Aber das ganze Pflegethema ist bei ihm echt nicht so leicht. Er ist da sehr skeptisch.


    Versuch das mal zu filmen :)

  • Ich find das Krallenschleifen ist aber viel einfacher und vielleicht auch angenehmer, wenn man beherzt zugreift. Bei uns gings relativ schnell mit dem Schleifer, weil auch unsere Methoden für die Schere sich etwas übertragen ließen.
    Meine ist durch das Gefühl an den Krallen irritiert + dem Geräusch. Und wenn ich die Kralle aber feste im Griff habe und auch etwas Druck mit bei ist auf dem Schleifer, dann wackelt die Kralle da nicht so stark mit und wahrscheinlich fühlt sich das ganze dann auch angenehmer an. Für meine funktionierts am besten, wenn ich die Kralle im Pinzettengriff an den Schleifer halte, das scheint sie am wenigstens unangenehm so zu finden.
    Bei meiner waren die Hinterpfoten anfangs weniger Problematisch, wie die heiligen Vorderkrallen :gott:. Da hab ich zügiger etwas mehr Kooperation aufbauen und Erwarten können.
    Auch wenn kleine Härchen an den Schleifer kommen, scheints zu ziepen. Da kommt dann eine Kindersocke mit kleinem Loch über die Pfote.
    Vielleicht machts das ganze auch einfacher, wenn man die Haare vorher etwas kürzt, damit es dadurch während des Aufbaus keine unangenehme Verknüpfung gibt.

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