Medical- und Kooperations-Training: Allgemeiner Austausch

  • "lass es über dich ergehen"

    Ich denke, dass es was vollkommen anderes ist, bzw. sein sollte als ein über sich ergehen lassen.

    Beim IBB-Training darf das Tier die Kontrolle über die Situation behalten. Und das macht einen riesigen Unterschied zu dem, was man bei vielen "Heim-Behandlungen" und auch bei TA-Behandlungen sieht. Viele ähneln dem Angriff eines Überfallkommandos mit Verletzungsabsicht. |)

    Ich bin der Meinung, dass ich ganz gravierend die Emotionen bei einem Tier ändern kann, wenn ich mit dem IBB-Training arbeite.

    Ganz besonders bei denen, die mit dem Kontrollverlust ein Problem haben, aber auch bei bis dato unproblematischen Tieren, die über eine gehörige Portion Urvertrauen in den Halter verfügen, macht das was mit ihnen.



    Ich hätte eigentlich gerne, dass sie da noch entspannter mit macht. Ein großer Fortschritt ist aber, dass sie nicht mehr zittern weg läuft, sobald sie die Krallenzange sieht, sondern zu mir kommt und mir ihre Pfote gibt.

    Da geht noch was, wenn Du auf noch feinere Signale achtest.

    Das Video zeigt gleich am Anfang einen prima Moment - als sie nämlich die Pfote doch nicht so recht hergibt, sondern zurückgezogen angewinkelt in die Luft hält. Da ist sie noch etwas überfordert und ich bin sicher, Du könntest da tatsächlich noch ein weit entspannteres Verhalten rausholen, indem Du darauf eingehst und nochmal ein paar Übungsschritte zurückgehst.

    Denn grundsätzlich hat sie das Prinzip ja verinnerlicht, Euch fehlen "nur" noch die geänderten Emotionen dabei.

  • Super Thread!


    Das Buch von Cadmos hab ich mir auch vor kurzem bestellt, bin aber noch nicht so richtig dazu gekommen.

    Beim Krallenschneiden arbeiten wir auch mit IBB Signal, das hat auch echt super schnell schon mega die Veränderung gebracht, wie sehr sie sich drauf einlässt.

    Ich muss da nur ein bisschen selber noch drauf achten, dass ich nicht "vergesse" (in einem, ich will das jetzt aber schnell hinter uns bringen) feine Signale zu übergehen, da hab ich definitv noch Übungsbedarf... :gott:


    Wie macht ihr das mit Sachen, wo die Kooperation noch nicht funktioniert, weil es im Aufbau einfach noch nicht so weit ist, die aber trotzdem ja zwischendurch schon gemacht werden müssen?

  • McChris Ich bin schon so oft immer und immer wieder Schritte zurück gegangen, sobald ich dann wieder an dem Schritt ankomme, die Krallen tatsächlich zu schneiden, kommt sie wieder in Konflikt und findet das gruselig. Ich habe schon vor 3 oder 4 Jahren angefangen das Krallen schneiden so aufzubauen, aber wir kommen nie an den Schritt, dass sie das Krallen schneiden entspannt mit macht. Solange ich nur die Schere an die Krallen halte ohne zu schneiden macht sie freudig mit, aber immer wenn ich dann tatsächlich schneide, fängt sie an sich unwohl zu fühlen und wieder zu zögern. Eventuell fehlt mir da der passende Zwischenschritt, ich persönlich komme da jedenfalls an meine Grenzen.

  • Danke für dieses Thema, die Links, Infos :gut: und den kleine Arschtritt... ich wollte das Thema immer angehen und habs dann doch nicht gemacht


    Das Buch habe ich mir direkt bestellt, die Videos sind gespeichert.


    Ich habe da zwei ganz unterschiedliche Exemplare, die Große ist total gechillt und verteilt während der Behandlung noch Küsschen und Ohrschlecker, die Kleine schreit und beißt um sich, steigert sich da richtig rein... selbst wenn eigentlich nichts schlimmes passiert.


    In Anbetracht dessen, dass bald ein Herzultraschall beim Zwergentier ansteht, werde ich wohl mit dem seitlich liegen anfangen :denker:


    Wie klappt das denn bei Euch jetzt in Corona-Zeiten, wo der Besitzer oft nicht mit an den Behandlungstisch darf?

  • McChris Ich bin schon so oft immer und immer wieder Schritte zurück gegangen, sobald ich dann wieder an dem Schritt ankomme, die Krallen tatsächlich zu schneiden, kommt sie wieder in Konflikt und findet das gruselig. Ich habe schon vor 3 oder 4 Jahren angefangen das Krallen schneiden so aufzubauen, aber wir kommen nie an den Schritt, dass sie das Krallen schneiden entspannt mit macht. Solange ich nur die Schere an die Krallen halte ohne zu schneiden macht sie freudig mit, aber immer wenn ich dann tatsächlich schneide, fängt sie an sich unwohl zu fühlen und wieder zu zögern. Eventuell fehlt mir da der passende Zwischenschritt, ich persönlich komme da jedenfalls an meine Grenzen.

    Ah, ok.

    Variante 1 wäre: man nimmt das so hin. Es klappt jetzt weit besser als früher und das ist schon viel wert.

    Variante 2 wäre: man sucht nach weiteren Zwischenschritten. Hast Du "geöffnete Zange um die Kralle" und "Zange um die Kralle mit leichtem Druck auf Kralle ohne zu schneiden" und "Druck durch Zange auf Kralle und leichtes Bewegen der Kralle mit der Zange" schon versucht? Wahlweise gäbe es noch die Möglichkeit einer super-duper-Spezial-Belohnung, die es wirklich nur beim Krallenschneiden gibt und die nach dem Knips (=Unbehagen) noch mal absolut positive Emotionen auslöst?



    Wie macht ihr das mit Sachen, wo die Kooperation noch nicht funktioniert, weil es im Aufbau einfach noch nicht so weit ist, die aber trotzdem ja zwischendurch schon gemacht werden müssen?

    Was wirklich akut ist, muss halt einfach sein. Das macht man dann ruhig und besonnen und lobt alles wie verrückt, was der Hund gut macht.

    Wir waren neulich mit McYassi auch zum Bauchultraschall - der Termin notfallmäßig dazwischengequetscht, also auch absolut ohne die Zeit, die man benötigt hätte, um das in der Praxis zu erarbeiten. Da ist das dann mal einfach so.

    Wenn die Tiere das Prinzip verstanden haben, kann man aber meist auch Neues sehr schnell erarbeiten.

    Also z. B. - mein Hund kennt Ohrensuspension und Krallenschneiden mit IBB-Signal, dann kann ich mit ihm auch am Tag, an dem die Behandlung anfangen muss, die Sache mit Augentropfen erarbeiten.


    Hier ist noch ein wunderbares Beispiel mit Orang Utans, die Insulin-Spritzen benötigen:

  • McChris Variante 1 habe ich bis jetzt die ganze Zeit praktiziert, aber ich bin mir sicher, man könnte es noch konfliktfreier für sie gestalten, wenn ich den richtigen Weg finde.

    Ansonsten zu Variante 2: ja das hatte ich mir so in der Art auch wieder vorgenommen, vorallem mit Sulerbelohnung für das eigentliche Schneiden. Und ich dachte mir, ich lockere die Stimmung zwischendurch immer mal wieder mit Lieblingsübungen auf. Und kleinschrittiger Druck auf die Krallenzange aufbauen ist vielleicht auch eine gute Idee. Danke für deinen Input!

  • Lagurus - ich hab auch so eine "Problemzone", wo ich lange Zeit nicht weitergekommen bin. Mit 2 der Ochsen, die die Hinterbeine für die Klauenpflege einfach nicht lang genug hergeben, sondern mich dann quasi abschütteln. Ich hab lange so wie beim Pferd gearbeitet - mir also aktiv das Bein genommen und dann - weil es nun mal einfach auch sein muss - ziemlich kamikazemäßig mit dem Klauenmesser gearbeitet. In einem Gespräch mit der "Kuh-Lehrerin" Anne Wiltafski hat sie was gesagt, was mich zum Nachdenken gebracht hat: dass nämlich Rinder als potentielle Beutetiere den festen Griff ums Hinterbein als überaus bedrohliche Geste empfinden, weil es z. B. zu den Jagdtechniken von Wölfen gehört, in die Hinterbeine zu packen und das Rind so zu Fall zu bringen und dass Rinder untereinander sich nie, wie Pferde es z. B. beim Rumkabbeln tun, an die Beine gehen. Für Rinder sind also grad die Hinterbeine emotional völlig anders belegt, als bei anderen Tierarten.

    Ich üb da jetzt anders - das freiwillige Herhalten des Beines, ohne dass ich es festhalte oder vorher greife und entweder das Ablegen des Beines auf meinen Oberschenkel oder aber auf eine Art Podest.

  • Interessantes Thema! Habt ihr Empfehlungen für Artikel/Videos/Bücher um sich einzulesen?

    Unsere größten Probleme sind Geschirr Anziehen und Krallen schleifen.

    lg

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