Medical- und Kooperations-Training: Allgemeiner Austausch

  • Erst jetzt habe ich den Thread entdeckt und muss noch alles nachlesen.


    Ich bin großer Fan von IBB Signalen und es macht Freude, sich damit das Vertrauen des Hundes zu erarbeiten. Ich habe von vorne an bei einigen Pflegeprozeduren so gearbeitet und erst im Nachhinein den Namen dafür herausgefunden. Wir weiten das ganze nun auf immer mehr Bereiche aus.


    Wir haben ein paar eher subtile Signale. Es gibt eine Stelle in der Küche, in der alles was mit Pflege zu tun hat passiert. Es wird von mir kommuniziert was dran ist und der Hund setzt sich auf diese Stelle.


    Unser Startwort ist immer „Darf ich?“ und er gibt mir entweder die Pfote für den Krallenschleifer oder hält z. B. den Kopf still, wenn ich ihm das Fell im Gesicht schneide.


    Wenn er die Stelle verlässt bekommt er auch fürs Verlassen ein Leckerchen, damit es für ihn wirklich eine freiwillige Mitarbeit bleibt. Die Entscheidung nicht zu kooperieren wird genauso entlohnt wie die Kooperation.


    Seit neuestem schere ich ihn auch nur noch mit IBB Signalen und obwohl ich dafür nicht mehr auf dem Tisch arbeiten kann, sondern etwas unbequem auf dem Boden hocke, sind wir viel schneller fertig als vorher und der Hund ist entspannt. Das macht Freude!

  • Es gibt eine Stelle in der Küche, in der alles was mit Pflege zu tun hat passiert. Es wird von mir kommuniziert was dran ist und der Hund setzt sich auf diese Stelle.

    so hat Meghan sich das selber etabliert. Bei unangenehmen Dingen (das waren zuerst Augentropfen) ist sie anfangs solange geflüchtet (das hatte sie schon als einziger Welpe bei der Züchterin etabliert zu flüchten und das ist sicherlich aufgrund unangenehmer/schmerzvoller Erfahrungen passiert), bis sie bereit war und sich dann an eine Stelle gesetzt hat, an der sie sich sehr aufgehoben fühlt und dann konnte ich die Tropfen geben. Das machen wir jetzt immer so, ich komme mit der Zeckenzange oder was auch immer und wenn sie bereit ist, setzt sie sich da hin. Sie braucht es auch, daß sie vorher ein paar Mal wegrennen darf, damit hat sie die Kontrolle über die Situation.

    Inzwischen machen wir alle Dinge an dieser Stelle. Mit gut aufgebauten Kooperationssignalen wird das in Zukunft sicherlich nochmal schöner gehen, wobei ich ihr auch so immer die Gelegenheit gebe, wegzugehen und wir machen es später nochmal, wenn es gerade nicht für sie geht

  • Bei uns schärft sich so langsam das Verständnis für die Arbeitsweise und auch für uns ist es praktikabler nicht über direkte Signale zu arbeiten. Für die meisten Dinge nutze ich eine vollständige Seitenlage- also inkl. Kopf ablegen. So komme ich gut überall ran. Eine leichte Anspannung nehme ich bereits als "Abbruch" wahr - der Hund muss nicht erst aufstehen.


    Diese Woche haben wir das Duschen neu erarbeitet. Das war ne Sauerei - aber sie hat das Prinzip toll verstanden. Ein Signal per Hocker erwies sich als unpraktisch. Ich sitze nun auf dem Hocker in der Dusche, wenn sie in die Dusche kommt zeigt sie, das sie bereit ist. Gehen darf sie jederzeit - was grade anfangs für ein halb überschwemmtes Badezimmer gesorgt hatte xD


    Wir haben zwei Ankündigungen. Mit "Bist du bereit?" frage ich sie, ob es losgehen darf. "Achtung" kündigt etwas unangenehmes an.


    Das hat sich für uns als gut umsetzbar gezeigt :bindafür:

  • Toller Thread! :bindafür:

    Wir haben auch ein paar Themen, die ich nun über IBB üben möchte, unter anderem die Pflegemaßnahmen. Ist halt blöd, wenn es gemacht werden muss, weil man halt ein Pudel geworden ist. :rollsmile:


    Andere Baustelle: Bobby mag die Höhe nicht. Nicht getragen werden, nicht auf dem Tisch oder der Waschmaschine stehen, nicht auf dem Steg beim Agi oder einem Baumstumpf für ein Foto. Dummerweise haben wir in der Wohnung eine Treppe - und die muss ich ihn runtertragen, weil er sich auch nicht traut, alleine runtergehen. Ich habe von klein auf ein Signalwort dafür und dann hüpft er auch schon etwas hoch :herzen1:, aber die Tendenz ist immer erst mal abzuhauen. Wir haben das sehr lange probiert über Gewöhnung, Schönfüttern oder auch Abbruch, aber der Hund hat halt wirklich Schiss. Nimmt auch kein Leckerli, wenn er auf dem Arm ist. Deswegen bin ich dabei, das über IBB neu aufzubauen. Ich setze mich nun an die Treppe und das IBB-Signal ist, dass er mit den Vorderpfoten auf mein Bein klettert. Klappt auch ganz gut, der Hund flüchtet schon nicht mehr, aber es ist noch sehr zäh. Klar, hinter uns liegen ein paar Monate, die wie erst mal wieder aufholen müssen.


    Das Problem: Mindestens dreimal am Tag muss ich ja mit ihm raus, das heißt, ich muss immer noch etwas übergriffiger sein, als ich es gern wollte. :fear: Aber ich hoffe, es funktioniert trotzdem, mal sehen.

  • Sagt mal, Thema Zähneputzen: auch hier arbeiten wir mit IBB Signal. Das ist einmal der selbstgewählte Ort und auch ein eher schwammiges Kinntarget. Aufgelöst werden kann schon durch weggucken.


    Ich hätte aber am liebsten einen Hund, der den Mund offen lässt. Ich arbeite noch mit Fingerling, möchte aber auf die Zahnbürste umsteigen.


    Habt ihr eine Idee, wie ich „Maul offen“ erarbeiten könnte?

  • Sagt mal, Thema Zähneputzen: auch hier arbeiten wir mit IBB Signal. Das ist einmal der selbstgewählte Ort und auch ein eher schwammiges Kinntarget. Aufgelöst werden kann schon durch weggucken.


    Ich hätte aber am liebsten einen Hund, der den Mund offen lässt. Ich arbeite noch mit Fingerling, möchte aber auf die Zahnbürste umsteigen.


    Habt ihr eine Idee, wie ich „Maul offen“ erarbeiten könnte?

    Ist aktuell auch unser Thema. Meine Idee ist, im Zoogeschäft ein Oliven- oder Kaffeeholz in passender Größe zu kaufen und den Hund einfach draufbeißen zu lassen.Ist glaube ich einfacher als zu üben, dass der Mund offen bleibt. Das draufbeißen ginge mEn auch gut als IBB-Signal.

  • Von IBB-Signalen habe ich tatsächlich gerade zum ersten Mal gelesen, da muss ich mich mal genauer mit befassen, dass klingt wahnsinnig interessant.
    Ich arbeite tatsächlich auch mit, von mir liebevoll Info-Kommandos genannten, Hilfestellungen in Form von Wörtern.
    Möchte ich meiner Hündin ins Maul schauen, erfolgt zBsp die Aussage "Zähne", so dass sie weiß, dass ich ihr daraufhin ins Maul schauen werde. Beim Krallen drehmeln möchte ich das ähnlich aufbauen, bislang zähle ich aber nur immer von 1-5, damit sie weiß, wann ich bei den jeweiligen Pfoten fertig bin, weil sie die Vibration zeitweise noch gewöhnungsbedürftig findet.


    Nun lese ich parallel gerade, IBB Signale geben dem Hund die Möglichkeit, Nein zu sagen. Finde ich ein unfassbar spannendes Konzept, stelle es mir zeitweise aber auch schwierig vor. Was ist denn, wenn wirklich dringend etwas gemacht werden muss, zum Beispiel Zähne angucken, weil es damit Probleme gibt?
    Nutzt man dann das IBB-Signal nicht, um zu vermeiden, dass der Hund, weil er sich in dem Moment unwohl fühlt, verweigert und man nicht dran kommt?
    Nutzt man das Signal, lässt den Hund aber dann doch nicht weg?

    Oder dient das Signal nur dem Aufbau, zum Medical Training, und wird danach in der Form nicht mehr verwendet?
    Fragen über Fragen :D

  • Habt ihr eine Idee, wie ich „Maul offen“ erarbeiten könnte?

    Bei Lilli hab ichs so begonnen: ich halte Daumen und Zeigefinger einer Hand flach zusammen, die anderen Finger zeigen bei mir nach oben. Warte mal, Stift+Zettel mangels Hund, der schläft gerade...



    dann haben wir uns allmählich vorangeklickert:

    - Hund berührt (Zeigefinger/Daumen-)Fingerspitzen

    - Hund nimmt Fingerspitzen in die Schnute

    - ich darf Fingerspitzen einen Millimeter öffnen ohne "Gegendruck"

    - der Millimeter wird erweitert

    - die Haltedauer wird verlängert


    wir sind noch nicht soweit, dass sie die Schnute auf Zeichen einfach aufhält, aber sie kann sie schon weit öffnen und auf den Fingern ganz locker so offen halten

  • Was ist denn, wenn wirklich dringend etwas gemacht werden muss, zum Beispiel Zähne angucken, weil es damit Probleme gibt?

    Habe ich grad ein direktes Beispiel für Dich :smile:

    Weil Zähne ist so eine Sache.

    Mein Schneeflöckchen hackt unerbittlich zu wenn sie Schmerzen hat.

    Tatsächlich hatte sie einen Chip am Reisszahn, mit IBB konnte und kann ich sehr gut gucken, ich kann ihre Zähne anfassen, alles kein Problem.

    Wenn sie Schmerzen hat und nicht will, dass sie angefasst wird, wird sie nicht angefasst. Wie auch - Mauli geht ja nicht und für mich kommt's nicht in Frage, dass mein Hund ein Problem bekommt, weil sie zubeisst (ja mir ist der Hund tatsächlich wichtiger).

    Also habe ich dem Zahnarzt Fotos geschickt, so wie er es wollte und Tessi wurde dann direkt in Narkose gelegt.
    Chip repariert, alles gut.


    Was muss das muss.
    Da gibt's kein "bitte lass mich deinen offenen Bruch angucken" ;)

    Aber wenn ich meinen Hund um Erlaubnis frage, dann nehme ich ihn ernst. Immer. Ohne Ausnahme.

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