Knurren - hilfreiches Kommunikationsmittel oder ein No-Go beim eigenen Hund?

  • Aber wenn sie mich anknurren würde, würden bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen

    Ich glaube das ist hier allgemein ein Verständnisfehler. An sich ist ja das Knurren eine gute Sache, die Aktion weswegen der Hund knurrt kann ja aber trotzdem daneben sein...


    Als Beispiel:

    Mein Hund mag es generell nicht, wenn man sich über ihn beugt (und kann es nicht ausstehen wenn sich jemand über mich und ihn beugt). Es kam schon häufiger zu Situationen, in denen ich mit ihm auf dem Sofa lag und mein Freund sich über uns gebeugt hat um mich zu küssen zum Beispiel. Da hat er dann auch geknurrt, was ich gut finde. Natürlich finde ich nicht gut, dass er meinen Freund anknurrt um 'seine Ressource' zu verteidigen. Aber ich finde es gut, dass er knurrt um zu kommunizieren was ihm nicht passt. (Solche Situationen lösen wir ruhig, indem wir den Hund vom Sofa schicken, oder sie eben garnicht erst entstehen lassen).


    Ich denke also wirklich, dass hier irgendwie alle das Gleiche meinen und es am Verständnis liegt?:denker:

    Vorstellen, dass jemand wirklich nur das Knurren an sich nicht gut findet und nicht den Grund dahinter meint, kann ich mir irgendwie nicht :???:

  • Aber wenn sie mich anknurren würde, würden bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen (also ernsthaft drohend).

    Ja sollten sie auch. Auch wenn die frueher schrillen sollten, denn vor dem knurren (als Drohung!) kommt noch anderes. Wie flying-paws geschrieben hat...

    Schrillende Alarmglocken sollten aber kein Verbot vom knurren bedeuten! Man sollte dann mal suchen/ueberlegen, wieso der Hund es gerade noetig hat einem zu drohen und wie man das aendern kann (nein, nicht mittels Verbot).



    Ich hab auch mit einem Hund gelebt, dem knurren 'aberzogen' wurde (nennen wir es mal aberzogen). Schoen ist anders..fuer alle Beteiligten!

  • Knurren an sich - ja .

    Heißt aber nicht immer das er mit dem Knurren das bekommt was er möchte. Es kommt eben auf den Grund des Knurren an.

    Knurrt er, weil er sich bedrängt/ unwohl fühlt? Ok, nehme ich zur Kenntnis und folge dem Wunsch nach Abstand, oder was auch immer.

    Das ist des Hundes Recht.

    Knurrt er weil ich ihm die geile Beute aus der Schnüss holen will, die für ihn gefährlich ist ? Muss ich ignorieren und trotzdem durchsetzten. Das ist meine Pflicht.

    Knurrt er weil er meint das Bett gehört jetzt ihm alleine ? Dann ist nicht das Knurren das Problem , sondern der Gedanke des eigenen Bettes. Dann muss ich DIESES Problem angehen.

  • Ja, so weit entfernt sind wir wahrscheinlich gar nicht. Natürlich würden die Alarmglocken nicht schrillen, weil ich mir denke: "Knurren geht gar nicht, muss ihr das Knurren verbieten" , sondern mein Gedanke wäre: "Was stimmt in unserer Beziehung und Kommunikation nicht, dass sie meint, mich anknurren zu müssen (aber auch zu dürfen)." Vielleicht kann ich das am Beispiel Bürsten verdeutlichen. Fand sie von Anfang an echt doof. Hat man auch an ihrer Körpersprache gemerkt. Schönfüttern hilft so semi. Ihr Weg mir zu zeigen, dass es ihr reicht ist weggehen/ sich entziehen. Wenn ich das nicht akzeptiere, dann folgt Hand mit der Bürste lecken, hör ich auch dann nicht auf, folgt als letzte Eskalationsstufe in die Bürste beissen. Da weiß ich, jetzt reichts ihr wirklich. Da kommuniziert sie mir ja auch, was sie will und findet Gehör. Aber der Unterschied ist doch, dass sie meiner Ansicht nach sagt: "Hör bitte auf. Ich finde es jetzt echt blöd." und nicht "Hör auf oder es folgen Konsequenzen", was sie mit einem Drohknurren sagen würde.

    Also ich meine, dass im Drohknurren ja auch ein bisschen der Aspekt mit reinspielt, dass der Hund denkt, es wäre sein Recht und würde etwas bringen auf der Eskalationsleiter weiter zu gehen. (Und ich rede weiterhin nur von Hunden, die gegenüber ihrem Halter Drohknurren).

    Auch meine Dsh hat nicht geknurrt, wenn ich ihr (aus Versehen) wehgetan habe oder sie Schmerzen hatte. Sie hat gewinselt, um zu zeigen, dass es wehtut.

    Findet ihr diesen Aspekt der Drohung so normal. Also ist es echt normal, wenn mein Hund mir mit Konsequenzen droht?

  • Ich finde, auch die Frage kann man mit "je nach Situation" beantworten. Wenn mein Hund mir mit Konsequenzen droht, weil ich mich frei bewege, dann ist das natürlich für Alltag und Zusammenleben nicht gut und man sollte sich anschauen, was da insgesamt falsch läuft - also warum Hund denkt, dass er das darf (oder sogar muss). Wenn mein Hund mir mit Konsequenzen droht, weil ich ihn bedränge und alle anderen Signale davor ignoriere, dann finde ich sein Verhalten völlig normal und in Ordnung.

    "Normal" aus Hundesicht ist wohl beides. Und hündische Sozialpartner werden ja durchaus auch mal angeknurrt. Vielleicht finden Hunde das auch einfach nicht so schlimm wie wir :D?


    Edit: Achso, und die Konsequenzen bei nem fair kommunizierenden Hund nach Knurren sind ja auch keine Bisse mit Beschädigungsabsicht, sondern Abschnappen, oder? (natürlich ist Abschnappen für Menschen auch gefährlich) aber ich will damit sagen, es ist ja nicht direkt/immer ein Drohen à la: "Wenn du das nicht lässt, mach ich dich platt und geh dir an die Gurgel"

  • Ja, so weit entfernt sind wir wahrscheinlich gar nicht. Natürlich würden die Alarmglocken nicht schrillen, weil ich mir denke: "Knurren geht gar nicht, muss ihr das Knurren verbieten" , sondern mein Gedanke wäre: "Was stimmt in unserer Beziehung und Kommunikation nicht, dass sie meint, mich anknurren zu müssen (aber auch zu dürfen)." Vielleicht kann ich das am Beispiel Bürsten verdeutlichen. Fand sie von Anfang an echt doof. Hat man auch an ihrer Körpersprache gemerkt. Schönfüttern hilft so semi. Ihr Weg mir zu zeigen, dass es ihr reicht ist weggehen/ sich entziehen. Wenn ich das nicht akzeptiere, dann folgt Hand mit der Bürste lecken, hör ich auch dann nicht auf, folgt als letzte Eskalationsstufe in die Bürste beissen. Da weiß ich, jetzt reichts ihr wirklich. Da kommuniziert sie mir ja auch, was sie will und findet Gehör. Aber der Unterschied ist doch, dass sie meiner Ansicht nach sagt: "Hör bitte auf. Ich finde es jetzt echt blöd." und nicht "Hör auf oder es folgen Konsequenzen", was sie mit einem Drohknurren sagen würde.

    Also ich meine, dass im Drohknurren ja auch ein bisschen der Aspekt mit reinspielt, dass der Hund denkt, es wäre sein Recht und würde etwas bringen auf der Eskalationsleiter weiter zu gehen. (Und ich rede weiterhin nur von Hunden, die gegenüber ihrem Halter Drohknurren).

    Auch meine Dsh hat nicht geknurrt, wenn ich ihr (aus Versehen) wehgetan habe oder sie Schmerzen hatte. Sie hat gewinselt, um zu zeigen, dass es wehtut.

    Findet ihr diesen Aspekt der Drohung so normal. Also ist es echt normal, wenn mein Hund mir mit Konsequenzen droht?

    Ich raff nicht worum es Dir genau geht, ehrlich gesagt.

  • Naja, auch Hunde gehen stufenweise vor.

    Wenn das " hör auf ich mag das nicht " keinen Erfolg erzielt, geht es eben weiter auf der Leiter oder Hund lässt es über sich ergehen.


    Zudem es auf die Situation ankommt. Je dynamischer die Situation, umso schneller eskaliert es bis zum Drohknurren.

    Auch umso weniger Handlungsfähigkeit der Hund hat.


    Sich entziehen können, Zeit haben für "bitte nicht " bis " wirklich nicht " ist beim Bsp Bürsten, Krallenschneiden etc. Vielleicht gegeben, beim in die Ecke gedrängt um die tolle Beute / Ressource "kämpfen " müssen ( aus Hunde Sicht ) eben nicht. Dann läuft das in Sekunden Bruchteilen ab, von körperspannung, Blick, Ohren bis Zähne zeigen und Knurren.

    Und ja, dann simmer schon bei " es klatscht gleich Freund" ( aus Hundesicht) .

    Im besten Falle sollte es natürlich nie eine Situation geben wo das notwendig ist, aber wenn es passiert , dann ist das eben so und ich finde es im Grunde normal.


    Apropos, bei auf die Füße treten hat hier auch noch keiner geknurrt. Es war ja kein Angriff, aus Hundesicht, also gibt es keinen Anlass zu Knurren.

  • Also ich meine, dass im Drohknurren ja auch ein bisschen der Aspekt mit reinspielt, dass der Hund denkt, es wäre sein Recht und würde etwas bringen auf der Eskalationsleiter weiter zu gehen. (Und ich rede weiterhin nur von Hunden, die gegenüber ihrem Halter Drohknurren).

    Hier finde ich allerdings, dass es im Gegenteil total wichtig ist, dass der Hund weiß, dass es was bringt, zu knurren. Das bedeutet doch nix anderes als dass ich auf seine Kommunikation eingehe und das hat ja am Ende auch was mit Vertrauen zu tun. Ich mag meinem Hund nicht beibringen, dass es eh nix bringt, mir rückzumelden, dass er was doof findet.

  • dass der Hund denkt, es wäre sein Recht

    Für mich ist es das auch. Jedes Tier hier hat ein Recht darauf, dahingehend zu kommunizieren, dass gerade etwas nicht passt.


    Wie man dann damit umgeht, hängt halt von der Situation ab.


    Dein Beispiel mit der Bürste ist ganz interessant - die Abläufe sind kaum unterschiedlich zu den Abläufen, die da wären, wenn Dein Hund Knurren als Kommunikation wählen würde (was seiner Art einfach entspricht). Der Unterschied liegt hauptsächlich in Deiner eigenen Wertung des Kommunikationsmittels.

  • Ich äußere auch manchmal meinen Unmut, also darf Hund das auch.


    Aber mal ernsthaft - mit knurren will der Hund uns ja etwas sagen und es ist meine Aufgabe hinzuhören und zu schauen warum er das tut. Und dann verändere ich die Situation das der Hund es nicht mehr nötig hat zu knurren. Mein Hund knurrt und geht dabei rückwärts - er sagt mir also das ist mir zu nah, ich möchte Distanz und weiss nicht was ich tun soll. Das nächste Mal helfe ich dem Hund schon vorher, ich verbiete nicht, sondern schaue das der Hund sich wohler fühlt und nicht mehr knurren muss.

    Der Hund droht mir oder anderen ja nicht mit Konsequenzen, sondern er ist in Not und weiss sich nicht zu helfen, fühlt sich unverstanden und er braucht Unterstützung. Wenn er dann weiter geht und beisst heißt das nur das sein knurren nicht verstanden wurde bzw seine Signale vorher übersehen wurden. Es kann mir auch passieren das mein Hund lernt knurren und rückwärts gehen funktioniert nicht, dann geht er nach vorne und schon heisst es der Hund bedroht mich. Dabei hat er nur gelernt rückwärts gehen funktioniert nicht. Und das habe ich ihm dann beigebracht .


    Auch bei anderen Hunden darf er knurren, im optimalen Fall versteht der andere Hund das auch. Unter gut sozialisierten Hunden ist das meist auch kein Problem. Versteht der andere das nicht, unterstütze ich meinen Hund.

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