Knurren - hilfreiches Kommunikationsmittel oder ein No-Go beim eigenen Hund?
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Ich finde den Thread auch spannend, auch wenn ich immer noch nicht so ganz genau weiß, worauf Du hinauswillst Aber das ist nicht schlimm, auch das ist ja Bestandteil sozialer Beziehungen.
Ich bin ein wink was älter und kenne diesen Glaubenssatz: „Mein Hund darf mich nicht anknurren“ von früher. Das kam damals noch aus einer Haltung heraus, dass bei Hunden, gerade triebigen Hunden, Hierarchie, Rudelführerschaft, Dominanz ... schlagmichtot unbedingt so früh wie möglich aber auch sowas von schlussendlich geklärt sein muss (wodurch auch immer), dass der Hund diese Führerschaft nie niemals nicht in Frage stellt. Dieses Bild von früher prägt natürlich meine Antworten. Und das geht vermutlich nicht nur mir so. Schief gegangen ist das damals schon öfter. Dann war der Hund halt weg, deshalb war es auch kein Thema.
Heute gibts da vielfältigere Ansätze. Und Knurren wird gängigerweise einfach als Bestandteil der Kommunikation gewertet. Natürlich kann das Knurren auf ein ernsthaftes Problem in der Beziehung hindeuten, da muss man gucken, warum es passiert. Und die Mehrzahl aller von Welpen an gehaltenen Familienhunden wird ihren Halter auch niemals anknurren. Aber auch da gibts - sowohl individuell wie auch rassebedingt - Unterschiede und Hunde, die es auch mal damit probieren. Ist ein Teil der Bandbreite an Kompetenzen, die sie haben. Deshalb lässt sich das halt nicht pauschal werten.
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Hi
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Wenn ich so drüber nachdenke, hat Spuk sogar Picard als Nervwelpen so gut wie nie angeknurrt. Er hat es nicht nötig, kommuniziert auch nonverbal sehr deutlich und Picard konnte das früh gut lesen.
Ich denke, je besser man sich kennt und vertraut und je inniger die Beziehung ist, desto weniger muss es zum Knurren kommen.
Picard hat neulich zum ersten Mal überhaupt geknurrt, um einen unverschämten, ihn belästigenden Hund abzuwehren. Ein winziges, niedliches "Grrr". Er übt noch. Zeigt mir aber, dass auch er ziemlich gut kommunizieren kann und alle Nuancen beherrscht.
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Je nach Situation darf mein Hund knurren oder halt nicht.
Mich selber hat er bis jetzt zwei Mal wirklich böse angeknurrt. Das erste Mal wollte der damalige Jungspund nicht von meinem Platz weichen als ich mich setzen wollte. Das gab ein Donnerwetter und einen Freiflug von der Couch aber nicht wegen dem Knurren sondern wegen der Weigerung zu gehen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es gar kein Thema, dass er auf meinem Platz liegt und weicht wenn er das Signal dazu bekommt. Danach im übrigen auch nicht mehr. Wenn ich jetzt aufstehe um aufs Klo zu gehen, liegt sofort der Hund hier. Und weicht auch ganz selbstverständlich wenn ich wieder komme.
Beim zweiten Mal musste ich eine Wunde von einer Glasscherbe anschauen, das hat weh getan. Da habe ich kurz aufgehört und dann vorsichtiger weiter gemacht. Da gab es kein Knurren mehr, war wohl einfach zu grob.
Wo ich Knurren verbiete, ist, wenn er sich an der Leine aufspielt und einen anderen Hund anknurrt weil der ihn anstarrt/bellt/atmet/ .... An der Leine hat er schlicht und einfach die Backen zu halten, da kommt kein Hund zu ihm hin und da muss er dem Anderen auch nicht mitteilen, was er über ihn denkt. Da hat er vernünftig vorbei zu gehen und ruhig zu sein.
Wenn ihm ein Hund im Freilauf blöd kommt, darf er knurren aber das dauert sehr lange bis der Geduldsfaden so weit gedünnt worden ist. Vorher weicht er aus, geht dem Anderen aus dem Weg, zeigt mal ein Zähnchen, kräuselt mal die Nase aber bis der wirklich knurrt, muss schon viel passieren.
Wenn wir zergeln, knurrt der Kerl im übrigen ständig. So richtig tief und böse. Oder wenn man körperlich rangelt, wird auch geknurrt, darf er, soll er.
Mir ist ein Hund, der knurrt zum Warnen wesentlich lieber als ein Hund, der nicht knurrt und gleich abschnappt oder gezielt beißt. Ich kannte mal so einen Hund, Knurren "abtrainiert" und das Resultat war ein gebissenes Kind. Die HH damals waren extrem überrascht weil "der war doch immer lieb".
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Wann und wodurch ist denn eine soziale Beziehung geklärt? Die Beziehungen zu meinen Hunden entwickeln sich. Wachsen. Leben verändert sich. Und da gibts Umbauphasen, aus verschiedensten Gründen. Bei Second Hand Hunden (ggf. mit Verhaltensauffälligkeiten) macht sich das vielleicht öfter bemerkbar, aber es kann doch auch bei anderen Hunden vorkommen. Interessenskonflikte gibts halt mal - in allen sozialen Beziehungen. Und das ist keine Beleidigung, keine Zumutung und kein Armutssignal.
Wichtig ist, wie es gelöst wird.
Aber da widersprechen wir uns doch nicht. Eine soziale Beziehung wächst und man lässt Konflikte tunlichst nicht so eskalieren, dass es in Knurren und Beissen enden muss.
Auch haben viele HH hier geschrieben, dass ihr eigener Hund sie noch nie angeknurrt hat oder dass es in 30 Jahren Hundehaltung vier Mal passiert ist. Das bedeutet doch im Umkehrschluss, Knurren ist keine gängige und normale Kommunikation in einer funktionierenden Hund- Halter Beziehung. Aber warum knurrt die überwiegende Mehrheit der Hunde ihre Halter nicht an? Doch nicht, weil der Hund nie genervt ist oder überfordert oder auf irgendwas keine Lust hat. Auch wird nicht jeder Halter hier seinen Hund in jeder Situation perfekt lesen und immer angemessen reagieren.
Meine These ist, dass die Hunde den höheren Status ihres Halters akzeptieren und deshalb deeskalierend kommunizieren. Und natürlich piesacken die meisten Halter hier ihre Hunde ja nicht, sondern verhalten sich ihnen gegenüber fair und angemessen.
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Eben. Aber das muss halt aus Sicht von Hund und Halter so sein. Und wenn der Hund den Eindruck hat, gepiesackt zu werden muss er das sagen dürfen, dann kann ich mich ihm fairerweise anpassen (angenehmer für den Halter ist natürlich fiddle oder freeze).
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Knurren ist eine Warnung. Braucht der Hund nicht warnen, weil alles paletti ist, braucht er auch nicht knurren.
Es kommt aber auch immer auf den Hund an, jede Rasse und jeder Hund individuell ist anders, es gibt eher stille Typen und auch solche, die schnell an die Decke gehen. Solche, die sich eher zurückziehen und solche, die nach vorn gehen, welche, die schnell abstrafen, und solche, die einen langen Geduldsfaden haben oder eher deeskalieren.
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Das hat sich überschnitten.
Mein halber Terrier und viertel Aussie würde meinem Status jetzt freudig lachend den Stinkefinger zeigen und erklären, dass ich doch lieber mal zeigen soll, was ich zu bieten habe Unsere Beziehung funktioniert ohne Knurren, weil es sich für alle Beteiligten lohnt. Und weil wir höllisch viel Spaß beim Miteinander haben. Kleine Piesackereien inbegriffen.
Und bei der Angsthundine, die unglaublich an uns hängt, das Hiersein mit allen Fasern genießt und richtig Will to Please hat, kann Stress trotzdem recht schnell die Nerven anfressen und den Hormonspiegel hochjagen - und das kanalisiert sich unter Anderem halt auch mal in Knurren. Das ist zum größten Teil Physiologisch und teils auch ein wenig generalisiertes (Zwangs-)Verhalten aus früheren Erfahrungen. Hat mit der Beziehung nicht wirklich was zu tun.
Statusfragen halte ich persönlich für irrelevant.
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Ja, Status, Rang, Hierarchie (Rudelgedöns) gilt in weiten Kreisen der HH als überholt. Die neuere Forschung, nicht an Gehegewölfen sondern Hunden selbst, sieht bei Hunden ein klares Hierarchiedenken. Heisst ja nicht, dass man nicht nett sein darf zu seinem Hund und die Hundeplatzmethoden von anno dunnemal durchziehen muss.
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Aber warum knurrt die überwiegende Mehrheit der Hunde ihre Halter nicht an? Doch nicht, weil der Hund nie genervt ist oder überfordert oder auf irgendwas keine Lust hat. Auch wird nicht jeder Halter hier seinen Hund in jeder Situation perfekt lesen und immer angemessen reagieren.
Für mich hat das nichts mit höherem Status zu tun, zumal auch unter Hunden der Rangniedrige den Ranghöheren anknurren darf, z.B. um sein Futter zu verteidigen. Ginge es um Status, hätte Spuk Picard sehr oft anknurren müssen, denn der Welpe war ihm meilenweit unterlegen. Hat er aber nicht, und ebenso knurrt Picard Spuk nicht an, außer sie spielen, dann knurren und brummen beide wie ein Rudel Bären.
Meine These ist eher, dass die meisten Hunde von Natur aus lieber deeskalieren, weil man in einem ausgetragenen Konflikt ja selbst verletzt werden könnte und das kein Hund gern riskiert. Dieselbe Einstellung haben sie dann eben auch Menschen gegenüber.
Wir Menschen sind ja meistens auch nicht auf Krawall unterwegs, mal abgesehen von den üblichen "Ey, was guggst du, willst du aufs Maul oder was?!", das man in einer gewissen Altersgruppe schon mal zu hören bekommt. Soziale Lebewesen möchten keinen Konflikt, daher bauen sie sich Beziehungen auf, die auf Respekt und Kompromissenberuhen. Das gilt für Menschen und auch Hunde, und das finde ich schön und besonders.
Dass nicht dauernd geknurrt wird, resultiert daraus, dass man sich gemeinsam an eine Sprache rantastet, die für beide Beteiligten passt und mit der man einander versteht. Dann hat man es auch nicht nötig, viel rumzuwarnen.
Ich hab eben übrigens Picard "angeknurrt": Mein Butterbrot lag schon auf dem Laptopkissen, da ich mich direkt danach auf die Couch setzen und essen wollte. Picard sprang hoch, mir auf den Schoß und hat mit mir rumgealbert, irgendwann wurde die Nase immer länger und wanderte gefährlich nah zum Teller. Da er mich nicht ansah, hätte meine erhobene Braue ihn nicht mehr erreicht und ich hab mich geräuspert. Haben wir nie geübt, hat er aber wie immer verstanden, Nase vom Brot weg, weiteralbern. Wenn man das ganz streng betrachtet, habe ich also eben meinen Hund angeknurrt.
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Nun - damit erklären sich auch die Verständnisprobleme. Das ist auch völlig ok. Forschung an Hunden ist Forschung, die in menschlichen Begriffs- und Denkwelten stattfindet und in menschlichen Kategorien und Wertungen. Und findet üblicherweise im „Hund zu Hund“-Kontakt statt. Und da gibts sehr viele Richtungen.
Mit solchen Konstrukten kann man arbeiten, natürlich. Jedes Mensch-Hund-Team funktioniert anders. Und jeder erklärt sich seine Beziehungen auf seine eigene Weise. Mein Ding ists nicht.
Aber wenn man daraus pauschale Glaubenssätzen oder Dogmen zieht - wie z. B., dass der eigene Hund seinen Besitzer niemals drohend anknurren darf - dann verengt man sich das Blickfeld, denke ich.
Was wären denn Beispiele für das klare Hierarchiedenken bei Hunden?
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