„Welpen“beissen - wir kriegen‘s einfach nicht in den Griff

  • Kann es sein, dass der Hund seeehr gestresst/überfordert ist? Und/oder keine so klare Linie hat im Alltag?

    Wir versuchen natürlich, ihn so wenig wie möglich zu stressen und unseren Alltag so ruhig wie möglich zu gestalten. Wie der etwa aussieht, kannst du oben nachlesen.


    Wegen der klaren Linie… Es ist so, das mein Vater ihm gerne mal etwas mehr erlaubt als wir anderen. Beim ihm im Büro darf er z. B. hochspringen und er toleriert es auch mal, wenn er ihn zwickt.

    Das stellt definitiv ein Problem dar und wir arbeiten daran.

  • Gut, dann lassen wir die vielen Trainingseinheiten.


    Du schreibst „teotz klarem Verbot“. Wie habt Ihr ihm das Verbot erklärt?


    Woher kommt der Kleine denn und wie ist er aufgewachsen, bevor er zu Euch kam? Wie wohnt Ihr und was macht Ihr täglich so miteinander? Ist der Puli-Anteil sicher oder eine Schätzung?

    Das Verbot sieht so aus, das ich einen Schritt auf ihn zugehe und klar „Nein“ sage. Hört er dann nicht auf, dann bin ich ehrlich gesagt immer etwas unschlüssig, was ich tun soll. Ich denke, das merkt er auch, was die Situation nicht einfacher macht. Wie reagiere ich dann am besten?


    Wie haben ihn aus einem Tierheim in Ungarn. Mit ca. 1 Monat ist er mit seinen Geschwistern auf der Strasse gefunden und aufgenommen. Mit 3,5 Monaten ist er durch eine seriöse Tierschutzorganisation mit dem Transporter zu uns gekommen.


    Wir wohnen ländlich in einem grossen Haus mit grossem Garten. Täglich zusammen machen wir: Gassigehen, Training (was jetzt natürlich weniger wird), im Garten miteinander spielen und sonst ist er halt mittendrin, bekommt hin und wieder Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten. Dazu muss ich noch sagen, das er nicht jedes einzelne Mal beisst - manchmal kann man ihn auch ganz entspannt streicheln.


    Der Puli-Anteil ist nur geschätzt, da sein Fell die Form der typischen Zotten hat und der Puli halt auch eine Ungarische Hunderasse ist. Ausserdem haben wir uns einige Bilder von Puli-Mischlingen angeschaut, die ganz genau aussehen wie er.

    Aber ganz genau wissen wir es nicht.


    Er kommt übrigens sehr gut zur Ruhe, auch an Fremden Orten, im Bus/Zug etc.

  • Das Verbot sieht so aus, das ich einen Schritt auf ihn zugehe und klar „Nein“ sage. Hört er dann nicht auf, dann bin ich ehrlich gesagt immer etwas unschlüssig, was ich tun soll.

    Mhm also nimm es mir nicht übel, aber das klingt irgendwie nicht nach klarem Verbot. Wenn man bedenkt dass Hunde nichg verstehen, was "Nein" bedeutet, dann gehst Du ja einfach nur einen Schritt auf ihn zu und sagst etwas.


    Wie habt ihr das "Nein" denn aufgebaut?

  • wenn er so deutlich zur Ruhe kommen kann (was genial ist und gefördert werden sollte), zu Hause aber immer wieder die Zähne benutzt - würde ich mal behaupten ihr dreht ihn in dem Moment hoch.


    Zu viel "gemeinsam rumrennen". Zu viel "immer wieder streicheln und knuddeln". Zu viel "üben".


    Natürlich soll man mal gemeinsam im Garten spielen. Aber nicht zu oft. Natürlich darf man den Hund knuddeln und streicheln, aber nicht zu oft. etc. etc.

    Vielleicht müsst ihr den Hund eher mal in Ruhe lassen, als dass ihr mehr mit ihm macht. Und wenn er wieder zwickt und beisst, überlegen ob das jetzt wohl wieder zu viel war. Er eine Pause benötigt. Hunde müssen nicht dauernd bespannst werden. Das ,macht die Gaga.

  • Ich vermute, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Es wird davon ausgegangen, dass der Hund das Anfassen schön findet. Wenn dem so wäre, dann würde es tatsächlich zum Erfolg führen, wenn man die Finger bei unerwünschtem Verhalten vom Hund nimmt. (Das wäre dann "Belohnung wegnehmen" , wenn der Hund nicht gewünschtes Verhalten zeigt.)


    Das Verhalten und der "Trainingserfolg" sprechen hier aber eher für genau das Gegenteil:

    Der Hund empfindet das Anfassen als negativ, er möchte den störenden Reiz loswerden, was durch schnappen erreicht wird. Also macht er das immer so.


    Wie wäre es, wenn Ihr das Streicheln weglasst und Anfassen mit noch als strukturierte Handlingübung mittels Belohnung aufbaut?

  • Der Hund versteht „Nein“ nur dann, wenn es mit einem für ihn klaren Abbruch verknüpft ist. Und dann muss er auch noch darauf reagieren wollen :smile: also die Erfahrung gemacht haben, dass es für ihn gut und sinnvoll ist, auf diesen Abbruch zu reagieren. Da habt Ihr verschärfte Herausforderungen bei einem Hund, der nicht von ganz früh an auf Kooperation mit dem Menschen sozialisiert ist. Aktuell versteht er den Abbruch vermutlich einfach nicht als solchen.


    Noch eine kleine Frage: Wurde er mit Elterntieren gefunden oder nur mit den Geschwistern?

  • Das Verbot sieht so aus, das ich einen Schritt auf ihn zugehe und klar „Nein“ sage. Hört er dann nicht auf, dann bin ich ehrlich gesagt immer etwas unschlüssig, was ich tun soll.

    Mhm also nimm es mir nicht übel, aber das klingt irgendwie nicht nach klarem Verbot. Wenn man bedenkt dass Hunde nichg verstehen, was "Nein" bedeutet, dann gehst Du ja einfach nur einen Schritt auf ihn zu und sagst etwas.


    Wie habt ihr das "Nein" denn aufgebaut?

    So gesehen ist wirklich nicht sehr gut… Danke fürs mitteilen.


    Wir haben am Anfang, wenn er etwas unerwünschtes getan hat „Nein“ gesagt und die Aktivität zeitgleich unterbrochen.


    wildsurf vielen Dank, wir werden uns deine Tipps zu Herzen nehmen und versuchen, den Hundealltag besser/ruhiger/ mit weniger Aufmerksamkeit zu gestalten.


    Mit Hundekumels ist das etwas schwierig, Akito wurde in den Freien 2 mal von einem Hund angegangen, seit da ist er sehr vorsichtig. Bald gehen wir aber in die Gruppenlektion der Hundeschule. Bis jetzt hatten wir Einzelunterricht.

  • Das tönt sehr Sinnvoll und den Tipp werden wir ab jetzt befolgen. Danke!


    Noch eine kleine Frage: Wurde er mit Elterntieren gefunden oder nur mit den Geschwistern?

    Leider nur mit den Geschwistern. Deshalb denke ich, das da die nötige Sozialisation und das, was die Mutter ihren Welpen noch beigebracht hätte fehlt.

    Kann es sein, das er davon Lebenslange „Schäden“ davonträgt?

  • Pfote ?


    Das kann man heute noch nicht sagen. Aber es ist schon wahrscheinlich, dass ihm ein paar übliche Bausteine in der frühen Sozialisation fehlen und er sich daher mit dem Erwerb einiger Lernerfahrungen schwerer tut als Andere. Sowas mach sich beim Welpen nicht gleich bemerkbar, aber im Junghundalter kann sich das ein oder andere Defizit zeigt. Was nicht heißt, dass nicht ein wunderbarer erwachsener Hund daraus wird (ich hab hier eine Hündin mit leichtem Deprivationsschaden und für mich ist sie ein Traumhund :smile:).


    Aber rein zu dem aktuellen Thema: Eine Art „Lass das“ lernen Welpen schon früh bei ihrer Mutter. Bei sorgfältiger Aufzucht dann auch vom Menschen. Das fließt beim noch sehr beeindruckbaren Welpen in den Alltag ein und da kann ein sorgfältig aufgebauter Abbruch gut andocken. Und hier ist eventuell ein Baustein, der Eurem Kleinen fehlt. Was hieße, dass Ihr Euch ein bisschen mehr anstrengen müsst als andere Halter eines vergleichbar alten Hunds.


    Wie flying-paws geschrieben hat, kann es gut sein, dass Berührungen für ihn keine Belohnung sind. Sondern ihn eher durcheinander bringen.


    Wie sehen Eure Spiele denn im Normalfall aus? Habt Ihr ein Muster, wann das ins Gebeiße geht?


    Den Tipp, erstmal viel weniger zu machen, finde ich genau richtig, übrigens.

  • Was hieße, dass Ihr Euch ein bisschen mehr anstrengen müsst als andere Halter eines vergleichbar alten Hunds.

    Wir werden uns grosse Mühe geben :smile:



    Wie sehen Eure Spiele denn im Normalfall aus? Habt Ihr ein Muster, wann das ins Gebeiße geht?

    Im Haus nehme ich oft seine Krake (Eine Art Ball mit 4 „Tentakeln“) und halte sie ihm hin. Wenn er Lust zu spielen hat, dann beisst er rein, ich lasse nach wenigen Sekunden los und dann darf er ein bisschen reinbeissen, etc. Meistens kommt er dann selber zu mir und legt sie erwartungsvoll ab. Dann schiesse ich sie, er holt sie und wenn er sie das nächste Mal fallenlässt, tue ich so, als ob die Krake weglaufen würde und solche Sachen. Ich schaue immer, das er die Krake am Schluss auch kriegt. Im Haus mache ich also recht viel mit Spielzeug.

    Das geht ein paar Minuten gut, bis die Krake uninteressant wird und er lieber in meine Hände beisst. Dann ist das Spiel sofort zu Ende.


    Draussen renne ich manchmal einfach los und er hinterher und dann wechseln auch mal die Rollen, also ich hinter ihm her. Wie gesagt geht das kurz (vielleicht so 1. Minute wenn’s gut geht) gut dann springt er schnappend hoch und auch hier wird das Spiel sofort beendet.

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