Bellen bei bekannten Personen

  • Hallo,


    ich wohne mit meinem Hund (Rüde, kastriert, 7 Jahre, Mischling) in einer WG mit 3 weiteren Personen schon seit mehr als zwei Jahren und trotzdem meldet mein Hund alle Geräusche, die in der Wohnung passieren, d.h. wenn ein Mitbewohner durch den Flur läuft oder die Badtür aufmacht oder wenn im Gang geredet wird oder ganz besonders schlimm, wenn jemand nach Hause kommt oder an meiner Zimmertür geklopft wird. Leider ich weiß einfach nicht, wie ich ihm das abgewöhnen soll und bin am verzweifeln, das ist wirklich unglaublich belastend.


    Mehr Detaills zu seinem Verhalten:

    - Ich unterscheide mal zwei Situationen: 1) Bewegung in der Wohnung, d.h. Mitbewohner laufen rum, gehen ins Bad, unterhalten sich und 2) Reinkomm-Momenten, d.h. Mitbewohner betreten die Wohnung oder klopen an meinem Zimmer. Bei Situationen der ersten Sorte, wird nur angeschlagen, dann ist er ruhig, sobald das nächste Geräusch kommt, schlägt er wieder einmal an. Bei den zweiten Situationen bellt er viel mehr und länger am Stück.

    - Bei den ersteren Situationen bellt er nicht immer, sondern nur wenn er "in Stimmung" ist, also z.B. nie nachts, wenn er schlafen will oder auch tagsüber, wenn er halt keine Lust hat, bellt er es nicht. Deshalb vermute ich ein bisschen, dass es an Langeweile liegen könnte? Wir gehen täglich drei Mal spazieren, so ca. 1-1,5 Stunden insgesamt, die er auch immer frei läuft, manchmal spielen wir oder er apportieren den Futterdummy oder sucht Leckerchen im Gras/Sand/Schnee oder selten tricksen wir oder machen kleine "Obedience"-Einheiten, wobei das eher so hobbymäßiges-Beifuß gehen üben ist, also nicht mit Fokus auf sehr korrekte Ausführung oder so. Diese Zusatzbeschäfigunge beim Gassi machen wir so ca. 30min-1Stunde / pro Woche, also vielleicht zu wenig?

    - Wenn er im Flur ist und Mitbewohner kommen nach Hause, dann springt er auf rennt knurrend hin, schnuppert und ist dann still, dabei ist er auf einem super hohen Erregungslevel. Wenn er in meinem Zimmer ist und die Tür ist zu, dann bellt er und springt entweder auf, bleibt liegen oder geht auf seinen Platz und bellt dann je nach Situation noch so 4-5mal immer mit Pausen dawischen, also kein kläffen, aber bis halt wieder nichts mehr los ist.

    - Wenn es am Zimmer klopft, dann schicke ich ihn (fast) immer auf seinem Platz und dort sitzt er dann wild jauelnd/johlend hoch gefrustet, weil er nicht Hallo sagen darf und quengelt. Wenn ich ihn nicht auf den Platz schicke, dann springt er wie verrückt vor Freude um die Leute. (Was er nie macht, wenn er sie einfach in der Küche trifft??)


    Wenn ich mit ihm schimpfe, dann bellt er weniger/ hört schneller auf, als wenn ich nicht im Raum bin, dann bellt er viel mehr bzw. ausdauernder. Ich habe über die zwei Jahre verschiedenes versucht: schimpfen (macht es kurzfristig besser, ändert aber nichts an seinem Verhalten insgesammt), ganz leise mit ihm reden, wenn er bellt (macht es auch kurzfristig bisschen besser, zwar weniger als das schimpfen, aber trotzdem besser wie nichts machen) und ihn, wenn er nicht bellt und Geräusche im Gang sind mit Leckerchen belohnen (bringt überhaupt nichts, wenn er wieder in Bellstimmung ist, bellt er unverändert) -> hab das mit einem Clicker und auch mit "gestellten" Situationen, d.h. ich produziere die Geräusche die ihn triggern und gebe ihm direkt ein Leckerchen versucht. Alle Versionen habe ich über mehrere Woche / Monate erfolglos versucht. Ebenso habe ich versucht einen Ruheplatz aufzubauen, auf dem er entspannen soll, was aber nicht klappt, weil er immer sofort auf 180 ist, er entspannt wirklich nie. Entweder er ist im action-und-sofort-auf-180-Modus oder im Tiefschlaf.


    Warum versteht er nicht, dass diese Leute hier wohnen und das es oke ist, wenn sie hier rumlaufen bzw. in unser Zimmer kommen würden?? Er erkennt sich auch auf jeden Fall, denn bei fremden Besuch verhält er sich ganz anders. Von seinem Wesen her ist er eher unsicher und extrem unentspannt, aber auch ein sehr sturer Terrier, er neigt dazu mich zu kontrollieren (läuft mir immer hinterher, was ich natürlich unterbinde) und er ist sehr klug und weiß das auch einzusetzen (Stichwort Verhaltensketten). Leider versteht er null, dass es oke ist, dass unsere Mitbewohner hier sind. Eine Bekannte von mir hat einen Hund der hat nach 3 Wochen verstanden wer zur WG gehört und dann passt es auch, wenn die Leute nach Hause kommen.


    Er ist insgesammt ein sehr aktiver / hyperaktiver Hund, mit sehr niedriger Reizschwelle, der auch stark an mir orientiert ist, aber ich denke nicht, dass es eine gute Bindung mit Vertrauen ist, sondern eher eine unsichere Abhängigkeit (aber vielleicht vermenschliche ich hier), aber draußen z.B. orientiert er sich stark an mit, sucht bei mir Schutz, wenn er sich fürchtet, also er ist kein bisschen unabhängig/selbstständig. Er hatte früher auch extrem viel Angst vor allem, was viel besser geworden ist, da habt er quasi mit mir/ durch mich gelernt, dass das alles gar nicht so schlimm ist und da denke ich auch viel Vertrauen zu mir aufgebaut. Draußen ist er auch ein echt toller Hund, der immer frei laufen kann, der sich immer abrufen lässt, usw.


    Aktuell sehe ich leider kaum Möglichkeiten und deswegen bringe ich ihn meistens in ein anderes Zimmer, wenn zuhause was "los" ist, d.h. Mitbewohner hier und wach sind, weil es nicht auszuhalten ist, aber das is ja kein Zustand. Sonst würde ich sehen, dass ich ihn mehr auslaste, wobei er wirklich nicht "tot" zu kriegen ist, Ziel wäre hier eher, dass er - falls er es auch langeweile tut - ausgelastet ist, wobei wenn er überforder ist, es auch schlimmer wird, weshalb ich mir schwer tue ihn im richten Maß zu beschäftigen. Aber am ehesten müsste er wohl begreifen, dass es oke ist, dass die Leute hier sind, aber keine Ahnung wie ich das anstellen soll. Ich überlege, dass er jetzt immer im Gang ist und alles mitbekommt, bis es ihm zu blöd wird?



    Liebe Grüße,

    Steffi

  • Du brauchst einen Trainer vor Ort, der sich die Situation direkt anschaut.

    Deine Erklärung ist so nicht hilfreich um die Lage wirklich einzuschätzen und auf Entfernung kann niemand beurteilen, was da bei euch läuft.

  • Ich weiß nicht ob es dir hilft, aber wir haben hier in der WG genau die selbe Situation (allerdings ist unser Hund erst seit ein paar Monaten bei uns). Die Situation hat sie bei uns nicht wirklich gebessert, allerdings habe ich das Gefühl, wenn unsere Hündin nicht genug schlaf bekommen hat, ist es schlimmer. Im Endeffekt ziehe ich aus verschiedenen Gründen sowieso aus, dann wird bei uns auch wieder mehr Ruhe einkehren. Ich hab nur das Gefühl wenn unser Hund die ganze zeit aufpasst und aus dem Schlaf aufschreckt ist sie dauergestresst.

    Also ich weiß nicht ob es euch nicht auch helfen würde mal über einen Umzug alleine (nur du und hund) nachzudenken, du wirst ja vermutlich sowieso nicht für immer in einer WG wohnen oder?

  • Ich picke mir jetzt mal etwas aus dem Text heraus:


    "- Wenn es am Zimmer klopft, dann schicke ich ihn (fast) immer auf seinem Platz und dort sitzt er dann wild jauelnd/johlend hoch gefrustet, weil er nicht Hallo sagen darf und quengelt. Wenn ich ihn nicht auf den Platz schicke, dann springt er wie verrückt vor Freude um die Leute. (Was er nie macht, wenn er sie einfach in der Küche trifft??)"


    Das klingt weniger nach Freude, als viel mehr nach Kontrolle. Er korrigiert den Eindringling mit dem Anspringen und fordert eigentlich, dass er nicht weiter rein kommt. Küche ist weniger relevant als dein Raum, was Kontrolle angeht.


    Meine Büro Hündin mag alle Kollegen, aber meine Ecke, in der sie mit mir sitzt, ist sichere Zone. Hier würde sie auch jeden anspringen, damit er bitte Abstand hält und nicht in diese Zone Eintritt. Ihr wird das zu eng.



    Euer Problem ist schon viel zu lange gefestigt. Da muss ein guter Trainer ran. Das wird eine längere Aufgabe.


    PS: Manche Hunde sind nicht für das WG Leben gemacht. Das sollte man immer bedenken, dass solche Hunde dann da reingepress werden.

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