„Problemhunde“ - Regel oder Ausnahme?

  • Wer drückt den Hunden denn den Stempel "Problemhund" auf?

    Der Mensch


    Und warum?

    Weil er keine Lösung findet/finden möchte das "Problem" anzugehen oder zu managen.


    Guinness wird 12 und kann bis heute nicht ohne mich sein. Mein Mann ist daheim und trotzdem dreht er ohne mich durch.

    Ist er deswegen ein Problemhund? Nein, für mich nicht. Wir managen unseren Alltag und haben damit kein Problem.


    Loony hat keinen Bock auf andere Hunde. Ist sie deswegen ein Problemhund? Nein. Ich manage die Spaziergänge, rufe frühzeitig und laut genug, wenn die Leute nicht anleinen und habe damit kein Problem.


    Die meisten haben einfach Schwierigkeiten, ein "Problem" zu managen oder wollen es weg haben und wissen nicht wie.


    Unerzogen kann man den Hund nicht nennen, das würde ja bedeuten man ist gescheitert. Also ist der Hund das Problem


    Auf die Rasseeigenschaften gehe ich mal nicht ein... Wer sich Rasse X kauft, kauft bewusst... und sollte damit umgehen/leben können

  • Wenn man es so hindreht, kommt es also nur auf die Leidensfähigkeit des Menschen an.


    Natürlich ist des einen Problem, des anderen Vorzug. Aber genau deshalb sage ich, Augen auf bei der Hundewahl.

    Für mich ist ganz vieles ein Problem, nicht weil es wirklich ein Problem ist oder ich es nicht managen könnte, sondern weil ich nicht will. Solange mir das bewusst ist, macht mich das auch nicht zum schlechten Hundehalter.

    Auch meine Hunde hatten und haben Charakter, Ecken und Kanten oder eine liebenswerte Marotte. Aber ganz prinzipiell passen sie einfach zu mir und meinem Leben.


    Und wenn ich den Maßstab anwende, gibt es einfach verdammt viele Problempaare. Da wird gemanagt, arrangiert und ertragen. Das hat auch erstmal nichts mit Erziehung oder Training zu tun. Ich finde so Sätze, wie, ich würde ja so gerne, aber geht nicht, weil einfach schade.

  • Ich stelle mal ketzerisch eine These zur Diskussion in den Raum:


    Hunde ohne „Baustelle“ gibt es nicht.


    So und jetzt kann jeder für sich selbst entscheiden, was das bei dem eigenen Hund sein könnte - Gesundheit, Verhalten, Körperbau... Es gibt Hunde mit Futtermittelallergien, Hunde mit HD, Hunde mit Qualzuchtmerkmalen, Hunde mit Verhaltensauffälligkeiten und all das sind Baustellen.

    Zu Problemen werden sie dann, wenn sie den Halter massiv in seiner Lebensweise einschränken. Beispiel: Mailo hasst Rolltreppen. Ok, ist für mich aber kein Problem, weil wir darauf verzichten können. Er mag keine anderen Hunde dicht. Ok, immer noch kein Problem, ich mag auch nur sehr sehr wenige Sozialkontakte, wir können gut auf Gassigruppen verzichten, für den Freilauf suchen wir leere Gebiete und ich laufe halt nicht wie ein Smombie durch die Gegend.

    Problem wäre, wenn er übermäßig Wachtrieb hätte, der durch Erziehung nicht oder nur aufwändig zu managen wäre, eine Ressourcenproblematik Menschen gegenüber wäre hier auch ein Problem, halt alles das, wo 24/7 Management nötig wäre statt situationsbedingt einzelne Themen


    Ich denke persönlich, dass man als Problem Dinge empfindet, mit denen man nicht rechnet. Hole ich mir einen Jagdhund, wird Jagdtrieb wohl eher kein Problem für mich darstellen.

    Hole ich mir einen Gebrauchshund wird es mit dem Wachtrieb sehr wahrscheinlich genauso sein.

    Natürlich nur, wenn ich mich darüber informiere, WAS ich mir da hole und was die charakteristischen Baustellen sein könnten.

    Hole ich mir aber einen Hund nach dem Aussehen, investiere keine/kaum Zeit in Erziehung, habe ich ruckzuck einen Sack voll Probleme gratis bekommen

  • Daher würde mich einfach mal interessieren, ob der „typische Alltagshund“, also dieses Idealbild, das wir aus Filmen wie Lassie etc. kennen, eher die Ausnahme statt die Regel ist?


    Übrigens hatte ich mal so einen braven Hund, wie Du ihn hast, und Du empfindest das ja als angenehm. Ich fand diesen Hund für mich unglaublich anstrengend und ich möchte sowas ehrlich gesagt nicht nochmal haben. Der Hund war nur brav, ich brauchte nie eine Leine usw. Ne, das ist nicht wirklich meins (auch wenn ich sie dennoch sehr geliebt habe)

    Hier muss ich mit einer Verständnisfrage einhaken.


    Dass einem ein solcher „braver Hund“ nicht liegt / zu langweilig ist, kann ich in der Theorie verstehen.

    Warum man den „braven Hund“ aber als anstrengend empfindet, schnalle ich total nicht. Kannst du das mal näher erläutern? Wie kann der Mangel an Problemen oder an erfordertem Management einen anstrengen?

  • Ich denke das kommt auf viel mehr an, als auf den Individualcharakter oder Vorgeschichten etc.

    Ich habe mich z.B. bewusst für eine Rasse entschieden, die eben nicht einfach mal so nebenher läuft sondern eine, die gearbeitet werden möchte, die sehr reaktionsschnell ist, aufmerksam usw. Aber die Rasse ist eben auch wachsam, sie hat in Spanien Haus und Hof des Bauern und nachts das Boot des Fischers bewacht. Dazu ist sie noch zurückhaltend bis manchmal sogar misstrauisch Fremden gegenüber. Das sind eben über zig Jahrhunderte angezüchtete Merkmale und da muss man eben dran arbeiten - trotzdem bleibt ein wachsam gezüchteter Hund auch wachsam.

    Und da ich 3 davon habe, kann ich eben nicht so spazieren latschen, sondern muss vorausschauend spazieren gehen.

    Hundebegegnungen sind durchaus manchmal ein Spießrutenlauf, weil sie eine sehr starke Rudeldynamik besitzen - alles an fremden Vierbeinern was nicht zur Familie gehört, wird laut verwarnt (wobei sie kein Problem haben, nach ein paar gemeinsamen Metern abgeleint zusammen zu laufen).

    Es gibt gewisse Regeln die man einfach einhalten muss, z.B. lasse ich meine nicht mit zur Tür gehen, wenn es klingelt. Sie dürfen erst zum fremden Besuch, wenn dieser richtig angekommen ist. Meine haben aber gelernt, dass Besuch von mir auch gern Streicheleinheiten verteilt und nach einer Kennenlernphase holen sie sich das sehr gern ab oder legen sich etwas abseits hin.

    Ob meine Hunde jetzt Problemhunde sind, weil sie fremde Vierbeiner im Rudel nicht so gern haben, Fremde Menschen melden, ihre Rudeldynamik nicht zu unterschätzen ist und sich nicht von jedem Fremden anfassen lassen wollen?

    Ich würde das mit "nein" beantworten, denn meine Hunde sind eben alle recht ursprünglich gezüchtet und genau das habe ich mir ja bewusst ausgesucht.

    Denn neben allem Management habe ich noch nie eine Rasse kennengelernt, die so eine enge Symbiose mit "ihrem" Menschen eingeht, die so auffassungsschnell und arbeitsfreudig ist, die so viel kann und trotzdem immer noch was neues in nullkommanichts lernt, so liebevoll und verschmust ist - einfach halt meine Rasse, mit allen Ecken und Kanten.

  • Aus meinem Berufsalltag kann ich sagen, dass es eigentlich wenige Hunde gibt, die wirklich "ein Problem" sind. Was aber immer wieder vorkommt: Die Menschen haben sich die Rasseeigenschaften nicht richtig angeschaut bzw. sich schön geredet und genau die gefallen ihnen ganz und gar nicht ...

  • Meine Mädels sind keine Problemhunde, weder für mich, noch für meine Familie, Freunde, Bekannte. Für einige wenige, exklusive Nachbarn aber schon. Wenn der eigene Hund kläfft ist das natürlich was komplett Anderes, als wenn die Nachbarhunde melden. Wenn das Kind zum x-ten Mal mit dem scheppernden Roller und laut kreischend an der Gartenhecke vorbeidonnert und die Hunde entnervt Alarm machen, mutieren sie natürlich auch direkt zu kinderfressenden Monstern.:doh:

    Wie Sunti schon schreibt....Hunde sollen am besten nicht auffallen, unsichtbar sein.

    Und wenn ich keinen Kontakt zu Fremdhunden haben möchte, die mit aufgestellter Bürste, Zähne zeigend und wild keifend auf uns zurennen, dann hat das nix mit Problemen bei meinen Hunden zu tun, wie dann gern vom Gegenüber behauptet wird....ich will das einfach nicht.

    Problemhund wäre beispielsweise hier im Dorf der Schäfi, dessen Besitzer den Hund nur ausführen kann, indem er sich nen Feuerwehrgürtel umbindet und die Leine mit nem Karabiner da dran festmacht, weil er ihn sonst nicht halten könnte, der Schäfi, der im Freilauf jedem Auto in deutlicher Beschädigungsabsicht hinterherjagt. Besitzer völlig verzweifelt, hilflos und überfordert.

  • Mir gefällt der Begriff "Problemmensch" besser :D


    Einen Hund als "Problemhund" zu deklarieren, dient mMn in erster Linie als Entschuldigung für den Halter, das nicht dessen Erziehung, Training, etc. das Problem darstellt, sondern schiebt dem Hund die Schuld am scheitern zu.

  • Ich finde immer wieder erstaunlich, wie leidensfähig Menschen in Bezug auf ihren Hund sind und Sachen hinnehmen oder tausend Jahre "managen". Managen ist eh das Unwort des Hundeforums für mich.

    Wenn mich wirklich etwas im Zusammenleben mit meinen Tieren so stört, dass es mein Leben so einschränkt, dass ich mich unwohl fühle, dann "manage" ich nicht mehr.


    Ich kenne aber durchaus Menschen, die seit 10 Jahren nach der Nase des Hundes tanzen. Nicht wegfahren, weil der Hund es angeblich nicht kann. Sich nicht mit bestimmten Menschen treffen, weil der Hund das nicht mag. Nicht in den Urlaub fahren, weil man den Hund nicht in Betreuung lassen möchte oder es nicht zumutbar ist, ihn in ein Hotel oder eine Ferienwohnung mitzunehmen usw. usf.


    Da muss halt jeder selbst wissen, wie lange man sich das antun will.


    Ich denke, im Forum melden sich vor allem Leute an, die Probleme mit ihren Hunden haben und erste Hilfe suchen.


    Ich habe keinen Fotothread für meine Hunde und wüsste auch gar nicht, was ich da großartig berichten sollte. Ich habe keine Probleme mit ihnen, sie sind für mich ziemlich perfekte Begleithunde und ich kann so ziemlich alles mit ihnen machen, worauf ich Lust habe (gut, unsere alte Hündin wird eben alt und schafft manches nicht mehr, aber das ist ja normal). Das waren sie aber auch nicht von Beginn an, sei es der starke Dickkopf und die Manipulationsversuche meiner Terrierhündin oder die ersten 2 Jahre Erziehung meines Pudels, der Ruhe und Frustrationstoleranz lernen musste und wo das Antijagdtraining obenauf kam.

    Jeden Hund muss man erziehen und ich bin auch ein ganz großer Fan davon, zu wissen, was man will und welches die richtige Rasse für einen sein soll.

  • kommt meiner Meinung nach auf die Definition von Problemhund an.

    Problemhund ist für mich da, wo der Mensch ein Problem im Alltag mit dem Hund sieht, das eben in der Erwartung der Umwelt zu einem "Problem" wird.

    Problem bedeutet ja nicht gleich "Monster". Für mich ist das gar nicht erst mal gross negativ behaftet :ka:.

    Am Ende ist jedes Problem nur so "klein" oder "gross", was man daraus macht oder wie sehr es einen persönlich stört.

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