Was genau ist beim Thema Schulhund zu beachten

  • Der Einsatz eines Besuchshundes ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, die nicht ermöglicht, die Prüfung über den Besuchshundedienst auch in der Arbeit geltend zu machen.

    Hatte genau das nachgefragt, da ich ja mit den Hunden sowohl im Besuchshundedienst bin als auch zeitweise in verschiedenen Schulen war. Das setzt voraus, dass die Vereine eine Art Garantie oder Haftung eingehen und das wollen und können die einfach nicht machen.

    Darüber als "Zertifizierung" kommt man also nicht an irgendeine Berechtigung. Außerdem ist das nicht gerade schön, wenn ehrenamtliche Vereine so abgegrast werden, damit man selbst sich sein berufliches Profil schärfen kann.


    Für eine anständige Zertifizierung würde ich über eine isaat oder esaat ausgewiesene Ausbildung für Pädagogik-Begleithunde gehen. Außerdem über rechtliche Vorgaben und Erlaubnis mit der Schulleitung austauschen und sich da schriftlich absichern lassen.


    Eine Hundehalterhaftpflicht reicht ebenso nicht aus, wenn du den Hund als "Arbeitsmittel" benutzt und ihn im Arbeitskontext einsetzt.


    Das Thema gab es hier aber schon x-mal, einfach mal die Suchfunktion benutzen und die Threads dazu durchlesen. Da steht schon viel drin an Infos.

  • Ich hab mal damit geliebäugelt. (Auch Bayern.)

    Voraussetzung war bei uns (vor einigen Jahren, ich weiß nicht, ob sich da was geändert hat) die Einverständnis von Schulleiter und Schulamt, eine Haftpflichtversicherung über eine gewisse Mindest-Summe, Impfungen und regelmäßige Entwurmung. Das war‘s. Zur charakterlichen Eignung gab‘s damals keine Vorschriften. BH oder Wesenstest war „gern gesehen“.

    Hatte ich aber auch nicht, weil meine Hunde etwa ein dreiviertel Jahr waren, als ich begonnen habe, sie mitzunehmen.

    Ich hatte diverse Fortbildungen besucht, die von Kolleginnen angeboten wurden, die schon länger Schulhunde einsetzen.

    Meine Hündin hatte ich genau einmal dabei. Sie fand‘s einfach nur schrecklich.

    Mein Rüde fand‘s gut, darum hab ich ihn eine Zeitlang einmal wöchentlich nachmittags für eine Doppelstunde mitgenommen.

    Die Schüler fanden‘s bombe.

    Ich fand‘s wahnsinnig anstrengend.

    Nach den ersten 45 Minuten war der Bär meistens endplatt, obwohl er ja in dem Sinn nichts machen musste, außer halt rumzuliegen. Dann wollte er heim.

    (Dummerweise macht er halt dann einfach die Tür auf und geht... Tschüß dann, bemüh dich nicht, ich weiß, wo‘s rausgeht.:pfeif:) Also musste ich dann auch noch die Tür überwachen.

    Zum Halbjahr kam dann eine Schülerin in meine Klasse, die hochgradig allergisch reagierte, und zwar auch dann, wenn der Hund nicht mit ihr, sondern nur vorher im Zimmer war. Bärchen und ich (und die Maus, die derweil alleine daheim warten musste, wahrscheinlich auch) waren erleichtert, als wir das Experiment dadurch beenden mussten/konnten.

    Mein Chef und die Klasse waren ziemlich traurig.


    Ich hab außerdem vier Schulhunde an meinen Schulen erlebt.

    Einen Pudel, der nur sehr sporadisch dabei war, wenn es um schwierige Einzelgespräche mit Schülern ging, einen Dalmatiner, der als „Lesehund“ gearbeitet hat, einen Goldie, dessen Besitzerin allerdings nur ein halbes Jahr an unserer Schule war, und einen Labbi-Mix.

    Der Labbi-Mix ist darin wirklich total aufgegangen, wurde aber dann Scheidungsopfer und ist mit Herrchen weggezogen.


    Ich persönlich möchte das (auch mit einem Hund, der besser geeignet wäre) nicht mehr machen.

  • Hm. Ich höre da jetzt allgemein einen eher kritischen Tenor raus.

    Auch wir haben ja bereits einen Schulhund. Einen Golden, der jetzt so zweieinhalb sein dürfte. Den Hund halte ich für hochgradig phlegmatisch, was aber vielleicht gut passt. Vorteil der Kollegin, die auch eine unserer zwei gebundenen Ganztagesklassen (5. und 6.) betreut und diese koordiniert, ist, dass sie deshalb ein Büro hat, wo der Hund Liegeplätze und Wasser zur Verfügung hat. Sie kann ihn da "parken". Ist ihr Ersthund und sie könnte sich keinen Hund halten, wenn sie ihn nicht in die Schule mitnehmen könnte, da Vollzeit, alleinstehend und 40 km zum Pendeln. Sie hat auch eine Schulhundausbildung mit ihm gemacht, aber von dem, was sie da erzählt hat, hab ich das Konzept nicht kapiert. Weiß auch nicht mehr, welche Orga das angeboten hat. Kann sie auch momentan nicht fragen, weil man sieht sich ja nicht und schulisch hab ich sonst mit ihr kaum Berührungspunkte.

    Bei der Webung um Schüler kommt der Schulhund aber total gut an.

  • Für eine anständige Zertifizierung würde ich über eine isaat oder esaat ausgewiesene Ausbildung für Pädagogik-Begleithunde gehen. Außerdem über rechtliche Vorgaben und Erlaubnis mit der Schulleitung austauschen und sich da schriftlich absichern lassen.


    Eine Hundehalterhaftpflicht reicht ebenso nicht aus, wenn du den Hund als "Arbeitsmittel" benutzt und ihn im Arbeitskontext einsetzt.


    Das Thema gab es hier aber schon x-mal, einfach mal die Suchfunktion benutzen und die Threads dazu durchlesen. Da steht schon viel drin an Infos.

    Ich bin da voll bei Czarek

  • Hab mal ein bisschen gegoogelt. Es gibt in Bayern einen eingetragenen Verein namens "Schulhunde Bayern". Auf der Homepage sind etliche Infos eingestellt (vor allem Webung für die Schulhundausbildung bei dem Verein), aber auch die Richtlinien vom KuMi zu Schulhunden von 2019.

    Leider bin ich zu blöd, die Seite hier zu verlinken.

    Hat mit dem schon jemand zu tun gehabt? Könnte evtl. sogar sein, dass meine Kollegin über den Verein die Ausbildung gemacht hat.

  • Hm. Ich höre da jetzt allgemein einen eher kritischen Tenor raus.

    Auch wir haben ja bereits einen Schulhund. Einen Golden, der jetzt so zweieinhalb sein dürfte. Den Hund halte ich für hochgradig phlegmatisch, was aber vielleicht gut passt. Vorteil der Kollegin, die auch eine unserer zwei gebundenen Ganztagesklassen (5. und 6.) betreut und diese koordiniert, ist, dass sie deshalb ein Büro hat, wo der Hund Liegeplätze und Wasser zur Verfügung hat. Sie kann ihn da "parken". Ist ihr Ersthund und sie könnte sich keinen Hund halten, wenn sie ihn nicht in die Schule mitnehmen könnte, da Vollzeit, alleinstehend und 40 km zum Pendeln. Sie hat auch eine Schulhundausbildung mit ihm gemacht, aber von dem, was sie da erzählt hat, hab ich das Konzept nicht kapiert. Weiß auch nicht mehr, welche Orga das angeboten hat. Kann sie auch momentan nicht fragen, weil man sieht sich ja nicht und schulisch hab ich sonst mit ihr kaum Berührungspunkte.

    Bei der Webung um Schüler kommt der Schulhund aber total gut an.

    Du wolltest Eindrücke, die hast du bekommen.

    Jeder Hund geht halt anders mit der Situation um (was soll er auch anderes machen, als es hinzunehmen?), finde die Vorstellung dennoch etwas traurig, wenn Schule alternativlos für den Hund ist, weil man ihn sonst nicht halten könnte.

    Dass Schüler das erstmal toll finden, ist ja klar! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es aber auch für die Kinder schnell anstrengend wird, weil die Anwesenheit des Hundes eben schon an sehr viele Regeln etc. geknüpft ist, wenn man es für den Hund auch angemessen gestalten will. Auch in den Pausen! Daher eben gezielter Einsatz und nicht pauschales Mitbringen.

    Naja, deine Kollegin hat doch sicherlich eine Mailadresse oder Handynummer, da fand ich erstmal naheliegend, sich mit ihr über dein Vorhaben auszutauschen, da ihr an der gleichen Schule seid und der bürokratische Weg für dich wohl gleich sein würde. Denn 2 Schulhunde, die sich ja auch mal begegnen, sind schon nochmal eine andere Nummer als der eine Hund.

  • Wie gesagt, war nur so eine Idee. Da ich einen Tag frei habe wegen TZ und ansonsten Kaya höchstens einmal die Woche sechs Stunden alleine bleiben muss und sie das gut wegpackt, muss der Hund keinesfalls mit in die Schule.

    Aber abseits von mir könnte der Thread ja auch für andere LehrerInnen interessant sein, die mit dem Gedanken spielen, einen Schulhund zu haben.

    Übrigens habe ich keinen aktuelleren Schulhund- Thread hier gefunden, auch wenn ich sicher bin, dass es bereits mehrere geben müsste. Aber ich bin relativ neu und komme mit der Suchfunktion noch nicht so klar.

  • Hallo zusammen,


    ich melde mich auch nochmals zu Wort. Ich wundere mich doch etwas über den arg kritischen Tenor hier und kann das auch nur bedingt nachvollziehen... Aber der Reihe nach:

    Eine bestandene BH ist sicher ein argumentativer Pluspunkt, aber es ist keine Vorbereitung oder Überprüfung für das, was der Hund im Schulalltag leisten muß.

    Die BH soll ja auch nicht auf die Aufgabe als Schulhund vorbereiten. Die BH dient einzig und allein dafür, festzustellen, dass sich der Hund prinzipiell für den Job eignet. Die Ausbildung als Schulhund erfolgt dann im Anschluss. Mit einem Flat (sofern er im DRC gezogen wurde) würde ich aber auf jeden Fall den vom DRC angebotenen Wesenstest vorziehen!

    Eine Besuchshundeausbildung setzt voraus, daß man sich für den Besuchshundedienst fest verpflichtet. Die Ausbildung kostet Geld, und man möchte mit gutem Grund verhindern, daß Leute sich das für private Zwecke abgreifen und anschließend doch nicht zur Verfügung stehen.

    Schulhund + Besuchshund wäre aber zuviel für den Hund, weil es doch sehr in dieselbe Richtung geht. Dann lieber ein aktiver Ausgleichssport zusätzlich zum "Lieb&Brav sein".

    Dazu hat hier auch keiner geraten, diese Ausbildung für seine privaten Zwecke abzugreifen. Natürlich ist das mit ehrenamtlichen Engagement verbunden. Aber da hat man lediglich einmal die Woche Dienstabend/Training und geht einmal im Monat am Sonntag in ein Seniorenstift und lässt den Hund streicheln. Das kombiniert sich super mit der Tätigkeit als Schulhund. Über die Aussage, dass Beides für den Hund zu viel wäre, wundere ich mich doch stark... (Alle unsere Rettungshunde sind Besuchshunde, zum Beispiel. Und ich wage zu behaupten, dass Rettungshundearbeit für den Hund wesentlich fordernder ist als die Tätigkeit als Schulhund.)

    Ist ein Wesenstest denn gesetzlich vorgeschrieben?

    Nein, ist er nicht. Aber schon allein für den Züchter zur Nachzuchtkontrolle würde ich den Wesenstest ablegen.

    Würde meine Tiere wirklich nur gezielt einsetzen und nicht pauschal mitbringen.

    Das möchte ich nochmals betonen. Gezielt in einer, maximal zwei Klassen. Newton hatte ein Jahr lang mal drei Klassen. Das war zu viel.

    Aber, wie hier schon angeklungen ist, was hat der Hund vom Job?

    Das kommt doch sehr auf den Hund an. Newton ist bis er ca. 5 Jahre alt war in seinem Job voll aufgegangen. Er ging super gern in die Schule und war immer freudig dabei. Das verändert sich dann aber zunehmend, so dass ich ihn dann immer seltener mitgenommen und schließlich auch ganz rausgenommen habe. Da muss man halt seinen Hund gut im Blick haben und immer wieder hinterfragen, wo der Mehrwert für den Hund ist.


    Bei Newton hing es sehr stark mit dem Einzug von Hunter zusammen. Ab diesem Zeitpunkt war in seinem Alltag einfach mehr Action. (Obwohl ich schon vor Hunter mit ihm sehr aktiv war.) Damit war er dann glaube ich einfach so "bedient", dass er keine Kapazitäten mehr für seine Tätigkeit als Schulhund hatte.

    Für eine anständige Zertifizierung würde ich über eine isaat oder esaat ausgewiesene Ausbildung für Pädagogik-Begleithunde gehen.

    Ich hatte auch mal eine solche zertifizierte Ausbildung angefangen und kann nur abraten. Es steht im Endeffekt immer eine Hundeschule dahinter, die auch (wenn nicht vor allem) ein finanzielles Interesse hat. Das zweiwöchige Seminar hat eine ganze Stange Geld gekostet (1.400€, heute deutlich mehr) und ließ teilweise echt zu wünschen übrig. Der theoretische Input war in der Regel gut und interessant, aber ging nur wenig in Richtung Schule. Die Praxisteile... Naja... Da reden wir mal lieber nicht drüber.

    Außerdem über rechtliche Vorgaben und Erlaubnis mit der Schulleitung austauschen und sich da schriftlich absichern lassen.

    Absolut. Alles schriftlich absichern lassen. Es kann ja zum Beispiel nicht sein, dass du deinen Hund aufwändig ausbildest und dann reicht ein böser Brief eines Elternteils und die Schulleitung entzieht dir die Erlaubnis... Und aller Aufwand war umsonst.

    Eine Hundehalterhaftpflicht reicht ebenso nicht aus, wenn du den Hund als "Arbeitsmittel" benutzt und ihn im Arbeitskontext einsetzt.

    In der Regel ist der Schulhund über das Land abgesichert. Wenn der Hund also beispielsweise die Schultasche eines Schülers annagt, springt der Dienstherr ein. Denn wie du sagst, der Hund ist ja ein Arbeitsmittel. Und das ist übers Land versichert.

    Ist ihr Ersthund und sie könnte sich keinen Hund halten, wenn sie ihn nicht in die Schule mitnehmen könnte, da Vollzeit, alleinstehend und 40 km zum Pendeln.

    Naja, so sollte man es halt dann nicht machen... Den Hund immer und jeden Tag dabei zu haben, halte ich auch für zu viel des Guten.



    Zusammenfassend würde ich sagen, dass ein Schulhund schon eine tolle Sache ist, wenn der Hund Lust darauf hat, man überlegt ran geht und den Hund gezielt einsetzt. Ich könnte mir auch vorstellen, das wieder zu machen, wenn ich zufällig einen Hund habe, der das anbietet.


    Newton ist wie gesagt sporadisch (einmal in drei Monaten) dabei und hat dann auch Freude dran. Hunter war dieses Jahr auch schon ein paar Mal mit in der Schule. Seine "Einsätze" waren aber kurz, max. 15 Minuten. Das hat er sehr genossen. Für den Einsatz im Klassenzimmer wäre er aber zu reizoffen. Das ist nix für ihn.

  • Hallo!


    Ich beschäftige mich nun schon seit mehreren Jahren mit diesem Thema (und setze meinen Junghund noch nicht ein bzw. wird sich noch herausstellen, ob dies überhaupt stattfinden wird) und möchte jedem/jede*r, die diese Idee hat, ganz dringend ans Herz legen, sich SEHR GUT zu informieren, auszubilden und zu vernetzen! Denn so toll Schulhunde / hundegestütze Pädagogik etc. ist. so herausfordernd ist das! Und zwar vor allem für den Hund!


    Ich empfehle folgende Websites zur weiteren Information und Austausch: https://schulhundweb.de/ sowie Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde e. V.


    Dieses Wochenende findet auch wieder (die alle paar Jahre stattfindene) Schulhundkonferenz statt - aufgrund von Corona dieses Mal digital - und es ist wieder sehr interessant! Weitere Infos dazu: https://schulhundkonferenz.de/


    Ansonsten bin ich voll und ganz bei Czarek : unabdingbar ist eine fundierte Ausbildung derjenigen Person, die den Hund führt!


    Liebe Grüße!

  • Ich kenne 2 Schulhunde, allerdings nur flüchtig... Bin Lehrerin ohne Schulhund und würde es auch nicht tun.


    In meinem Bundesland ist eine geleitete Ausbildung an einem Institut mit Prüfung Pflicht, es gibt eine Liste mit erlaubten Ausbildungsstätten, mit dem Hund muss ohne aversive Mittel trainiert werden und der Hund muss beweisen, dass er auf Bedrängnis nur defensiv reagiert (auch in Situationen mit Futter/Spielzeug). Die Ausbildung bringt einen hohen Zeitaufwand mit sich und einen hohen Kostenaufwand (vierstellig), den die Lehrkraft zu tragen hat. In einem Fall, den ich kenne, hat entweder der Förderverein oder die Gemeinde die Kosten mitgetragen, ist ein paar Jahre her... Auch regelmäßige Fortbildungen sind Pflicht und du musst ein Konzept erarbeiten. Schule 1 war recht begeistert vom Schulhund, and Schule 2 war das Kollegium nicht erfreut, da waren mehrere Kolleginnen, die keine Hunde mögen und es gab dann Stunk und Lästereien.


    Hund 1 (bei dem es gut lief) war einmal pro Woche im Einsatz, trotz ruhiger Schule und Klasse war das das Maximum, was man ihm zumuten konnte. Und das war ein stoischer Retriever. Hund 2 wirkte auf mich überreizt, aber zu dem kann ich weniger sagen. Da kenne ich weniger den Hund und mehr die Kolleginnen, die so fröhlich gelästert haben.


    Generell erscheinen mir Schulhunde in meinem Bundesland sehr selten.

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