Was genau ist beim Thema Schulhund zu beachten

  • Meine Hunde waren für ein Projekt 1,5 Jahre 2x die Woche Lesehunde in der Schule (Einzelförderung), fanden den Job richtig toll, die Schülerschaft war sehr heterogen, mit jedem einzelnen musste das abgesprochen und vertraglich geregelt werden. Ich bin da jedem Zettel ewig hinterher gelaufen (wie man das halt so macht), viele Elterngespräche geführt. Einige wollten es partout nicht, die Kinder sind in meine Vergleichsgruppe gekommen.

    Mehr als 2-3 Kinder haben sie nicht geschafft, deswegen habe ich beide Hunde hintereinander eingesetzt.


    Die Schulen waren recht schnell begeistert, bis ich ankam mit Haftung und Versicherung und wer zahlt die Unkosten.


    Beim Besuchshundedienst sind wir ja über den Träger versichert und haben Verträge mit jeder Einrichtung. Da ist auch die Haftung explizit erwähnt, weil einige von uns auch in Einrichtungen gehen, wo beispielsweise auch mal eine Tablette runterfallen kann oder Leute mit Spastiken den Hund verletzen könnten. Im Prinzip muss sowas alles auch über die Schule geregelt sein, sei es eine gequetscht Pfote, weil jemand aus Versehen den Stuhl im Klassenraum zurück schiebt und die Pfote einklemmt, oder weil der Hund ggf. etwas aufnimmt, was ihn krank macht. Oder er kommt in einen getrennten Raum und macht was kaputt. Oder schnappt doch mal, auch wenn das nie passieren darf (Hund muss in diesem Bereich immer absolut defensiv sein), muss man darüber sprechen.


    Rückzugsraum muss geklärt werden, weil der Hund ja nicht 6h am Stück mit durch alle Räume rennen kann. Da macht man sich auch nicht nur Freunde, wenn man als einziger ein Einzelbüro kriegt (wenn es sowas in Schulen überhaupt gibt) und alle anderen stehen zusammen im Lehrerzimmer.

  • Die BH dient einzig und allein dafür, festzustellen, dass sich der Hund prinzipiell für den Job eignet.

    Nein, dazu dient sie ganz und gar nicht. Die BH ist lediglich ein Nachweis dafür, daß man ein gewisses Maß an SitzPlatzFuß Training mit dem Hund erarbeitet hat.

    Klar, ein gewisser Grundgehorsam gehört auch zum Job, aber die eigentlichen Voraussetzungen wie Nervenstärke, Gutmütigkeit auch bei Bedrängung, Freude am Menschenkontakt sind nicht Thema der BH.

    Man kann sehr vielen Hunden eine BH ablegen, die nicht im mindesten als Schulhund geeignet sind.

    (Alle unsere Rettungshunde sind Besuchshunde, zum Beispiel. Und ich wage zu behaupten, dass Rettungshundearbeit für den Hund wesentlich fordernder ist als die Tätigkeit als Schulhund.)

    Ja klar, da ist eben der Ausgleich gegeben. Zwei grundverschiedene Arten der Auslastung, die sich daher gut ergänzen.

    Die Arbeit eines Besuchshundes ist übrigens auf ihre Art auch fordernd und mehr, als nur sonntags ein bißchen streicheln lassen. Mal abgesehen davon, daß der Sonntag der Tag der Privatbesuche ist und die Hundebesuche schon aus organisatorischen Gründen an Wochentagen stattfinden.


    Dagmar & Cara

  • Wobei ich schon sehe, wie potentiell stressig der Job als Schulhund ist. Viele Personen in einem Raum, die einen Focus auf den Hund haben. Eine Geräuschpegel, der sicher anstrengend ist und viele Geruchspuren von Lebewesen, ihren Ausdünstungen und Pausenbroten. Dann die Frage, was soll der Hund da leisten: einzelne Kinder emotional stabilisieren, durch Anwesenheit das Klassenklima verbessern oder was weiß ich.

    Ich halte das für eine sehr fordernde Tätigkeit für den Hund.

    Und eine BH laufen können sagt nicht einmal viel über den Alltagsgehorsam aus. Ich kenne einige Hunde mit BH, die beim Gassi immer an der Schlepp gehen.

    Für die Eignung ist sicher das Wesen am wichtigsten. Nervenstärke und ein gewisses in sich ruhen und dabei auch bei Konflikten nicht gegen den Menschen gehen. Deshalb ist ein guter Wesenstest sicher sinnvoll.

    Dieser Pädagogik- Begleithunde- Ausbildung, die ja auch ne Stange kostet, stehe ich eher kritisch gegenüber.

    Denke nicht, dass ich das Projekt Schulhund demnächst mit Verve betreiben werde.

  • Eine Stunde mit Hund in der Schule, so wie ich sie in Erinnerung habe...


    Es wurde im Laufe der Zeit besser, muss ich dazu sagen.

    Aber es hat Nerven gekostet...

  • Mal von Kollegin zu Kollegin: Willst du das wirklich so öffentlich im Internet stehen lassen? Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen... Das wirft ein denkbar schlechtes Bild auf dich...


    Wenn das wirklich so ablief... Dann ist das sicher nicht der Anwesenheit des Hundes geschuldet! Das ist schlicht und ergreifend fehlendes Classroom Management, wie man es Neudeutsch nennt.


    Bei mir lief keine einzige Stunde so ab. Keine einzige. Im Gegenteil. Die Kids haben sich immer vorbildlich verhalten und die Anwesenheit von Newton hat stark zu einer konzentrierteren und ruhigeren Arbeitsatmosphäre beigetragen. Disziplinprobleme gab es in den Schulhundklassen keine (und das an einer BBS!) und die Schüler pflegten ein deutlich freundlicheren und wertschätzenden Umgang untereinander als in Nicht-Schulhundklassen.

  • Natürlich ist das mit ehrenamtlichen Engagement verbunden. Aber da hat man lediglich einmal die Woche Dienstabend/Training und geht einmal im Monat am Sonntag in ein Seniorenstift und lässt den Hund streicheln. Das kombiniert sich super mit der Tätigkeit als Schulhund. Über die Aussage, dass Beides für den Hund zu viel wäre, wundere ich mich doch stark... (Alle unsere Rettungshunde sind Besuchshunde, zum Beispiel. Und ich wage zu behaupten, dass Rettungshundearbeit für den Hund wesentlich fordernder ist als die Tätigkeit als Schulhund.

    Besuchshundedienst ist nicht mal eben wo hingehen und den Hund streicheln lassen. Genau das ist ja das gängige Klischee.

    Abgesehen davon, dass Besuche nicht nur im Seniorenheim stattfinden (und selbst da: Bettlägerige Patienten? Gruppenspielstunde? Einzelbesuche? Bei den fitten Senioren oder in der Gerontopsychiatrie oder Demenzstation? Zusammen aktiv sein und singen oder immobile Menschen besuchen?).


    Auch nicht alle Rettungshunde sind gute Besuchshunde. Wir haben auch diese 2 Staffeln und genauso wenig, wie es mein Hund schafft jahrelanges Training aufzuholen und über Verbellen einen Menschen zu finden, genauso schafft es ein aktiv arbeitender Hund mit gewissem Drive nicht, sich ganz plötzlich absolut ruhig und defensiv zu verhalten.

    Gibt so ein paar Hunde, die beides machen (auftrainiert) oder die dann im Rentenalter "umschulen". Hat aber nix miteinander zu tun. Es sei denn, bisschen streicheln lassen wird als Besuchsdienst abgestempelt.


    Genauso braucht man ja ein Konzept in der Schule. Da sitzt der Hund ja auch nur auf seiner Decke rum. Von außen betrachtet: was ist denn daran jetzt so toll:ka:

    Wie Pinky4 schreibt, ist es auch für die Lehrkraft ziemlich fordernd, ihren Job auszuüben (was bei 25 quirligen Kindern eh schon eine Herausforderung ist) und dann noch parallel dazu einen Hund zu koordinieren, der sehr gut mitarbeiten muss.

    Die Schule ist ja kein Verwahrungsort für den Hund einer Lehrkraft, weil diese sonst keinen Hund halten könnte :ka: Da muss ja ein Konzept dahinter stehen...

    Wann nehme ich den Hund mit.

    Was bringt der Hund in diesem Moment der Klasse oder dem einzelnen Schüler.

    Was mache ich, wenn der Hund Pause braucht.

    Wo ist der Hund, wenn er nicht eingesetzt wird.

    Was ist, wenn Eltern das verweigern oder wenn SchülerInnen allergisch sind.

    Wo ist der Hund an den Tagen, an denen er nicht mitkommt.

    Was ist, wenn wir den Raum wechseln müssen.

    Usw usf.

  • Der Besitzer unseres „Sitterhunds“ ist auch Lehrer an einer BBS und hat den Hund öfter dabei, nicht offiziell als Schulhund. Uns ist der Erste, der einräumt, dass er das nicht mit jüngeren Schülern machen wollte - zwecks Nervenschonung.


    RafiLe1985


    Nein, der humorvolle Bericht hat kein schlechtes Licht auf Pinky4 geworfen. Deine Reaktion hingegen finde ich nicht nachvollziehbar.

  • Ich verneige mich vor dir, große Meisterin!:gott:


    Weißt du, als Lehrerin solltest du durchaus mit gewissen Stilmitteln vertraut sein und auch erkennen, wann ein Text bewusst überspitzt dargestellt ist.

    Und ab und an über sich selbst zu lachen, schadet auch nicht.


    Und ja, ich will ihn stehen lassen.

    Mag ja nicht dein Humor sein.

    Ich find ihn witzig - und zwar ohne jemanden zu kränken oder bloßzustellen, weil alle Namen frei erfunden sind.

  • bei 25 quirligen Kindern

    Biete oft über 30.

    Pubertät volles Rohr, teilweise kleiner und quirlig kreischlustig. :D

    (Als Digitalschulhunde sind meine aber im Onlineunterricht wirklich super.) :respekt::bindafür:

    L. G.

  • Wobei ich zur Ehrenrettung meiner besagten Kollegin einwerfen muss, dass die gebundenen Ganztagsklassen eher klein sind (meist 14 - 20 Kinder) und der Hund durch ihr Büro einen ruhigen Rückzugsraum hat, wo ihn keiner stört.

    Eine Freundin von mir an der Mittelschule hat ihren Ridgi auch als Schulhund mitgenommen. Allerdings höchstens 1 bis 2 Mal die Woche und auch das nicht jede Woche. Sie sagt, dass die Kinder viel leiser und konzentrierter waren, wenn der Hund da war. Aber der Hund ist jetzt 10 und als Senior in Rente. Er kommt nur noch ausnahmsweise mal mit.

    Ein bisschen hat sie mich auf den Gedanke mit dem Schulhund gebracht, weil sie auch fand, dass Kaya gut geeignet wäre.

    Aber, ehrlich gesagt, mir scheint der Aufwand zu groß für den Mehrwert. Außerdem ist Gymnasium auch noch mal völlig anders.

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